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eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.06.2021 um 04.48

Anmerkung zu „woman“ aus „wifeman“ (eig. „Weibsmensch“).
Nach DWDS ist die Herkunft des Wortes „Weib“ ungeklärt:

„Zweifelhaft ist der Versuch, das Wort an got. biwaibjan ‘umwinden, umkleiden’, aengl. wǣfan ‘bekleiden, umwickeln’, anord. (vereinzelt poetisch) vīfa ‘umhüllen’ anzuschließen und Weib als die ‘mit einem Kopftuch umhüllte verheiratete Frau’ zu erklären.“
Das ist selbstverständlich unsinnig, aber dennoch ist eine Anbindung an „weben“ (germ. *weban) einsehbar. Seit der Steinzeit wird gewebt, wohl meist durch Frauen. „Weiber“ sind die Frauen, die im Hause weben und knüpfen. Auch der Ehebund könnte geknüpft gedacht sein. – Op platt werden „wiever“ und „wever“ mitunter verwechselt.

PS: n. Wiki evtl. außergerm.: toch. A kip, B kwípe‚ [weibl.] Scham, Schande.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2019 um 10.52

Zum erwähnten alemannischen Wort „Aue“ (Mutterschaf) und seiner indogermanischen Verwandtschaft mit dem lateinischen „ovis“ (Schaf) u.a. hat der deutsch-isländische Sprachwissenschaftler Daniel Scholten („Deutsch für Dichter und Denker“) in einem Video (dt. „Podcast“) die verschiedenen Versuche vorgeführt, die erschlossene indogermanische Ursprache in sinnvollen Sätzen zu rekonstruieren:

„Sprache Indogermanisch“ ab Min. 37:00:

https://www.belleslettres.eu/content/sprache/ursprung-sprache.php

Scholten beginnt in seinem Video allerdings mit dem Urknall.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.09.2017 um 13.40

Alle »Jubeljahre« ein Jobeljahr?
Wie aus dem hebräischstämmigen Begriff für Widderhörner
eine Floskel im Sinne von »selten« wurde


28.09.2017 – von Christoph Gutknecht

Was bedeutet es, dass man sich nur »alle Jubeljahre« einmal trifft? Im Sprachgebrauch herrscht eine gewisse Verwirrung. »Die Welt« schrieb Ende 2000: »Dank all jenen, die im ablaufenden Jubeljahr 2000 der deutschen Sprache, von rechthaberischer Rechtschreibreform und ansteckenden Anglizismen zuvor in ihrer Existenz bedroht, neuen, lebensrettenden Glanz verliehen haben.« *) Hier macht der Jubel zur Jahrtausendwende das gesamte Jahr zu einem »Jubeljahr«.

Hilfreich ist ein Blick in einige Bibel-Übersetzungen: Im 3. Buch Mose (Leviticus) 25, 10–11 heißt es im revidierten Text der Luther-Übersetzung (1964): »Und ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und sollt eine Freilassung ausrufen im Lande für alle, die darin wohnen; es soll ein Erlassjahr für euch sein.« [...]

Freiheit In der Version von H. Menge (1954) lesen wir: »… (sollt ihr…) so das fünfzigste Jahr heiligen und sollt im Lande Freiheit (oder: Befreiung) für alle seine Bewohner ausrufen: ein Halljahr (oder: Jobeljahr) soll es für euch sein.« Hier wird erstmals vom »Jobeljahr« gesprochen, so wie auch in der Übersetzung von Bruno E. Landthaler und Hanna Liss vom »Joweljahr« die Rede ist. In der Literatur erwähnt einzig Jean Paul im Roman Titan (1800–1803) und in der Schrift Museum (1813) die »Jobelperiode«.

Eine Erklärung von H. Menge zum Jobeljahr führt uns auf die sprachgeschichtliche Fährte: »So genannt vom Schall der Widderhörner (hebräisch jôbêl), die seinen Beginn ankündigten.« Heinrich Krauss’ Geflügelte Bibelworte (1993) sind etwas vorsichtiger bezüglich der Herleitung [...] Die katholische Kirche kennt vom Papst ausgerufene Jubeljahre als Anlass zu einer Pilgerfahrt nach Rom zwecks Ablassgewinnung, zum ersten Mal im Jahre 1300.«

Das hebräische Wort »jôbêl« (»Horn, mit dem zum Gnadenjahr geblasen wird«) und das lateinische Wort iubilum (»Aufjauchzen«) dürften im Mittelalter miteinander verschmolzen sein. [...]

Die dritte Interpretation, die »Jubeljahr« mit dem Wort »Jubiläum« gleichsetzt, findet sich zum Beispiel in dem bitterbösen Kommentar, den die Wochenzeitung »Die Zeit« 2005 im Vorgriff auf das Mozartjahr 2006 brachte: »Am Horizont dräut die rokokorote Mozart-Flut. Sie wird uns im Jubeljahr eine Ohrwurmplage bringen, gegen die man sich impfen sollte, ehe die Gehörgänge verkleben. Vor allem Mozarts Kleine Nachtmusik KV 525 kann gefährlich werden.«

Vollständig in:
juedische-allgemeine.de 28.9.2017

*) Peter Dausend meinte vor allem die FAZ mit ihrer Rückkehr zur deutschen Schreibtradition. Die WELT durfte erst vier Jahre später folgen. Sie mußte aber auf Geheiß von Merkel-Freundin Friede Springer nach zwei Jahren wieder zum modifizierten Dass-Deutsch zurückkehren, das der Reformblindgänger Zehetmair mit dem Schavan-witzigen Rat für Rechtschreibung ausgekungelt hatte.(erg. 30.9.17)


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