Forum (http://Rechtschreibung.com/Forum/index.php)
- Beispielsammlung über Sinn und Unsinn (http://Rechtschreibung.com/Forum/forumdisplay.php?forumid=7)
-- GKS (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=270)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.06.2008 um 16.49

OPTISCHE TÄUSCHUNGEN
Blick in die Zukunft trickst das Auge aus
Von Heike Le Ker
Der Mensch kann in die Zukunft blicken - wenn auch nur eine Zehntelsekunde. Doch wie sich nun herausstellt, ist genau diese Fähigkeit des Gehirns Schuld daran, dass wir immer wieder auf optische Täuschungen hereinfallen …
Spiegel online 11.06.2008
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,559033,00.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.06.2008 um 05.24

Im Scutum-Centaurus- und dem Perseus-Arm hingegen ist die Sterndichte sehr hoch, dort stehen Populationen junger und alter Sterne – Letztere sind die sogenannten Roten Riesen – nebeneinander.

Focus.de 04.06.2008
focus.de/wissen

… unnötige, störende Großschreibung. Das alberne „so genannt“ wird dagegen immer weniger befolgt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.05.2008 um 09.48

NEID-DEBATTE BEI MAYBRIT ILLNER
Die Armut der Anderen
Von Henryk M. Broder
Das alte Märchen von der gerechten Umverteilung: "Denken die da oben nur an sich?" fragte Maybrit Illner ihre Talkgäste - es ging um die Erhöhung der Abgeordneten-Diäten und die gefühlte Armut des Volkes. Banale Erkenntnis am Ende: Gier ist ganz normal, und Gauner gibt es viele.
Kennen Sie den? Ein Mann kommt zum Rabbi und jammert: Seine Frau sei eine Schlampe, sie lasse den Haushalt verkommen, kümmere sich nicht um die Kinder, weigere sich zu kochen und wolle auch von den "ehelichen Pflichten" nichts mehr wissen. "Rabbi, ich halte das nicht mehr aus." Der Rabbi denkt kurz nach und sagt: "Du hast Recht, guter Mann, ich würde das auch nicht aushalten."

[Bild]
ZDF
Talkgäste von Arnim, Vogel, Moderatorin Illner: Alle haben Recht


Wenig später erscheint die Frau des Mannes beim Rabbi und jammert. Ihr Mann sitze den ganzen Tag mit den Männern in der Synagoge, er verdiene kein Geld, rühre daheim keinen Finger und von den "ehelichen Pflichten" wolle er auch nichts mehr wissen. Der Rabbi denkt kurz nach und sagt: "Du hast Recht, gute Frau, ich würde so etwas auch nicht aushalten." Die Frau des Rabbiners hat beide Unterhaltungen mitbekommen und sagt zu ihm: "Du kannst doch nicht beiden Recht geben, das geht nicht, entweder ist der Mann im Recht oder die Frau." Der Rabbi denkt kurz nach und sagt: "Du hast Recht, liebe Frau, das meine ich auch."
Und so ging es gestern Abend auch bei "Maybrit Illner" zu. Diskutiert wurde über das Thema "Denken die da oben nur an sich?" - und alle hatten Recht. …

Spigel online 23.05.2008

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,554939,00.html

Wegen „die Anderen“ wäre mindestens auch „die Da Oben“ zu erwarten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.05.2008 um 13.20

... Himmelsscheibe von Nebra. Landesarchäologe Harald Meller verrät auf SPIEGEL ONLINE, wieso das legendäre Archäologen-Fundstück mehr Wert ist als jeder Picasso - und wie viel Show die Wissenschaft verträgt.

Spiegel online 22.05.2008
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,554338,00.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.05.2008 um 14.38

Apokalypse in Beichuan - als Letztes fliehen die Hunde

Spiegel online 17.05.2008

„Neu“ richtig und dennoch bekloppt: „als letztes [Ereignis]“ war viel einleuchtender, weil es für „zuletzt“ steht — oder demnächst „zu Letzt"?
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.05.2008 um 21.11

Sachbuch
Ist es im Kino von Morgen nicht mehr dunkel?


Welt online 11.05.08


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.05.2008 um 04.50

[Lidl-] Aufsichtsratschef Gehrig zeigte sich [bei Kerner] selbstgerecht, arrogant, uneinsichtig. …
Schließlich sei die Mehrheit der Mitarbeiter sehr zufrieden – außerdem sei es ungerecht, dass alle immer nur über Lidl redeten, wo doch in der gesamten Branche ähnliche Probleme herrschten. Eine Weltsicht, die von Grill und Wallraff nicht geteilt wird – vor allem Letzterem merkt man sein Unbehagen an, mehr als eine Stunde neben Gehrig sitzen zu müssen.

Spiegel online 7.5.2008
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,551880,00.html

… lästige Überbetonung: Man schreibt ja auch nicht „vor allem Diesem merkt man sein Unbehagen an“. In Goethes „Werther“ findet man 1774: „Wenigstens sind die beyden letztern gewiß seltner“. Da dachte man fortschrittlicher.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.05.2008 um 15.58

Henryk M. Broder

Israels Existenz wird täglich aufs Neue hinterfragt - …

Israels Existenz wird jeden Tag aufs neue hinterfragt, …


Spiegel online 06.05.2008

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,551547,00.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.04.2008 um 13.25

So ist es Recht

Überschrift im „Stern“ v. 24.04.08, S. 191:
Ein Artikel über Glenn Close als Anwältin Patty Hewes
in der Serie „Damages“.

Früher wußte man:
ein Wortspiel mit „recht“ und „Recht“.

Heute weiß man nicht:
Wortspiel oder
reforminduziertes Rechtschreibversagen?
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.04.2008 um 07.21

Gerd Schoebe („Ich folge der Norm, weil sie die Norm ist“) rezensierte 2001 das „Rechtschreibwörterbuch“ von Theodor Ickler. Das Institut für deutsche Sprache (IdS), das sich eigentlich der Beobachtung und Pflege der deutschen Sprache widmen sollte, setzte diesen Artikel in seinem „Sprachreport“ als Dumm-Dumm-Geschoß gegen Icklers Darstellung der bewährten Rechtschreibung ein – und zur Durchsetzung der „Reform“ (deren Unfugscharakter spätestens 2006 auch von den regierungsamtlichen Schreibdiktatoren wenigstens teilweise zugegeben werden mußte). Nicht zugegeben und zurückgenommen wurde der Zwang zur Großschreibung von Scheinsubstantiven, obwohl auch er übliche Differenzierungen plattmacht, z.B. „er freut sich aufs neue“ (wieder) und „er freut sich aufs Neue“ (auf das wirklich Neue). Schoebes Rezension verwendet natürlich die neue Einheitsgroßschreibung, und prompt liest sich die Darstellung so, als ob auch Ickler sein Wörterbuch „aufs Neue“ hin kodifiziert hätte:

Das Werk soll die Übergangsphase, in der im nicht-amtlichen Bereich die Menschen ihre Schreibung der 1995/96 geänderten Regelung allmählich anpassen, möglichst weit stre-cken. Zu diesem Zweck kodifiziert er die Rechtschreibregelung, die 1995 förmlich außer Kraft gesetzt wurde, mit – z.T. erheblichen – Abwandlungen aufs Neue, …

http://www.ids-mannheim.de/pub/laufend/sprachreport/sr01-inh.html#2

Nur weil man schon vorher weiß, was der Autor sagen will, gibt es wenig Mißverständnisse.



– geändert durch Sigmar Salzburg am 30.04.2008, 01.23 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.04.2008 um 05.00

Das Wunder der Anden (1972)

Nur dadurch, daß sie ihre toten Kameraden aßen, überlebten
16 Soldaten wochenlang den Flugzeugabsturz in den Anden.
(Bericht mit Untertiteln)
„Die Anderen aßen sehr wenig.“

Arte 21.04.08


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.04.2008 um 07.26

Spiegel online
(Der Papst und die Mißbrauchsopfer)

Tags zuvor hatte er bereits bei einem Treffen mit neun Kardinälen und 360 Bischöfen verlangt: "Wir müssen alles Mögliche tun, um diese Wunde zu heilen."

Spiegel online 18.04.2008
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,548181,00.html

Von vielen Kirchengemeinden in den USA ist nun bekannt …
„Sie haben alles mögliche versucht, um den Skandal zu vertuschen.“
… in der üblichen Bedeutung „etliches“. Aber diese traditionelle Diffenzierung ist vom Staat verboten worden. Man soll nun so schreiben, als ob sie wirklich „alles Mögliche“ versucht hätten.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.04.2008 um 06.29

Nach dem Sieg bei der Parlamentswahl präsentierte sich den Italienern ein veränderter Silvio Berlusconi. Er kündigte seinen Landsleuten harte Zeiten an und feierte seinen Erfolg im Stillen.

Spiegel online 15.04.2008
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,547362,00.html

Es ist gewiß kein großer Fehler, das bisher übliche „im stillen“ auch groß schreiben zu dürfen, aber selbst hier ist ein Verlust an Eindeutigkeit zu beklagen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Detlef Lindenthal am 08.04.2008 um 10.48

... zu nennen verstößt vielleicht gegen das Doppelmoppelungsverbot, dieses allerdings ist bei weitem nicht ausnahmslos anerkannt, denn es verstößt gegen die Stilfreiheit.

Doppelt gemoppelt werden darf
– um einen Witz zu machen („Na, Ihr zwei beiden?“),
– um einem Begriff Nachdruck zu verleihen (ein tiefer Abgrund, bärenstark, strohdumm, ...)

Wenn also die Zeitungstante einen Witz machen wollte, durfte sie das schreiben.

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Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.04.2008 um 06.56

RTL II Videotext, 7.4.08

Zuhause im Glück
... Auf das freudige Ereignis folgten Angst um das Leben der zwei Beiden :...

(Das scheinbare Reformprinzip „Großschreibung bei Verdacht auf Substantivierung“ führt weiterhin zu Unfug.)


eingetragen von glasreiniger am 17.03.2008 um 14.55

In http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/finanzen/artikel/402/163941/

"Die Hedge-Fonds kommen als Nächstes."

Dem Nächst in diesem Theater: ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.03.2008 um 16.39

In Europa hat sich die große Kinokette Odeon, die rund 1600 Leinwände ihr eigen nennt, verpflichtet, bis Mitte 2009 ein knappes Drittel der Leinwände 3-D-tauglich zu machen.

WELT online 13.3.08
http://www.welt.de/kultur/article1797114/.html#reqNL

Traditionell: zu eigen, sein eigen
Reform 96: zu Eigen, sein Eigen
Reform 06: zu eigen, sein Eigen

Vernünftig: zu eigen, sein eigen


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.02.2008 um 07.17

Es ging um einen möglichen Termin für Sondierungsgespräche.
Das Problem der Hamburger Grünen: Bis Morgen darf das kein Thema sein. Denn erst dann kommt die Landesmitgliederversammlung der Grünen zur Nachwahl-Analyse zusammen - der Termin stand schon länger fest.


Spiegel online 27.02.2008
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,537871,00.html

… wohl eine Folge von „heute Morgen“, das bisher sinnvollerweise als zweiteiliges Zeitadverb „heute morgen“ geschrieben wurde, weil der Nachweis, daß „morgen“ hier substantivisch gebraucht wird, nicht gelingen kann.

Bei „Mittag“ ist die neue Verwirrung noch größer:
Ich esse heute mittag. (verboten)
Ich esse heute Mittag. (jetzt doppeldeutig)




– geändert durch Sigmar Salzburg am 27.02.2008, 12.50 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2008 um 07.11

Henryk M. Broder ist immer für überraschende Einsichten gut.
Selbst im Fall Eva Herman erkannte er nur auf „Unsinn“, verweigerte die politisch korrekte Verdammung und erfand das Spiel „Wer Autobahn sagt, fliegt raus“.

Jetzt erkennt er in den BILD-Kritikern von „BILDblog“ Geistesverwandte des früheren „Volkswartbundes“, die die Bekämpfung der Sittenlosigkeit zum Vorwand nahmen, künstlerische und unkünstlerische Nacktheit einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen. Titel seiner Glosse:

„Niggemeier & Co: Die Laus, die brüllte“

Die WELT übernahm diesen Text unter dem Titel:

»Der "BILDblog" und die Fehler der Anderen«

Was Broder da (sicher nicht zu Unrecht) orthographisch untergeschoben wird, erinnert an den Stasi-Film: „Das Leben der Anderen“.

http://www.welt.de/kultur/article1708089/.html#reqNL

Während aber der Filmtitel durch Ausnahmegroßschreibung die abgeschlossene Kaste der Stasi verdeutlicht (bei Suhrkamp stand „der anderen“), scheint hier eher die Beflissenheit durch, der Zehetmair-Reformkompromissschreibung zu folgen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.02.2008 um 15.53

ROSSELLINIS "GREEN PORNOS"

Na bitte, Sexfilmchen gehen auch anspruchsvoll. Isabella Rossellini zeigt auf der Berlinale ihre so lehrreichen wie amüsanten "Green Pornos" fürs Handy. Darin kopulieren allerlei Insekten - und die Gottesanbeterin zeigt, wie man beim Akt richtig den Kopf verliert….. Isabella Rossellini agiert gleichzeitig als Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin. Zu Recherchezwecken habe sie sich zunächst verschiedene Filme angeschaut und dann entschieden, "dass ein Cartoon wegen der starken Farbkontraste am Besten aussieht".

Spiegel online 08.02.2008
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,533615,00.html


eingetragen von glasreiniger am 07.02.2008 um 18.51

In einem Beitrag, der auch sonst zu kopfschüttelnder Ratlosigkeit beiträgt, wird der Erzbischof von Canterbury von SpOn mit folgendem Satz zitiert: "Niemand, der Recht bei Sinnen ist, will in diesem Land..."

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,533877,00.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.02.2008 um 14.23

Falcos Todestag, seine Freunde und die Anderen – Teil 3
Vor zehn Jahren starb der Sänger Falco unter mysteriösen Umständen …


Welt online 05.02.08
http://www.welt.de/kultur/article1630142/.html#reqNL


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.02.2008 um 07.24

"Ha-a-leh-luu-ja ..." Das kommt von draußen. Vorm Gitter stehen die Ersten, die Reinen, die Guten.

Stehen da nun „die Ersten der Hierarchie“ neben den Reinen und Guten – oder „die ersten, nämlich die Reinen und Guten“?

Und dann waren da noch ...
"Eltere Besucher und Herzkranke" werden aufgefordert, den Lift hinauf zur Kuppel zu nehmen.

Gesehene Schreib-Stilblüte oder Tippfehler – oder weiterer Reformtip?

Spiegel online 1.2.08
http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1518,531456,00.html

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.01.2008 um 13.10

Die neue Großschreibregel für Tageszeitangaben wirkt durchaus sinnverändernd:

Das verbotene

„Du kochst heute mittag“

bedeutet etwas anderes als:

„Du kochst heute Mittag“

Siegfried Lenz: „Die Rechtschreibreform führt zur Verflachung der deutschen Sprache und ist ein kostspieliger Unsinn.“

Der Eisenbergsche „leidtu“-Trick, der bei „Sonnabendabend“ noch halbwegs funktioniert, wäre hier reichlich bizarr: „heutemittag“
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.12.2007 um 18.20

Hildebrandt:… Sebastian Haffner schilderte mal, wie er 1934 zum letzten Mal das Kabarett "Die Katakombe" besuchte. Und wie da schon Gestapo-Leute saßen und die Witze von Werner Finck kontrollierten. Finck hat trotzdem alles gesagt, was er sagen musste. Er war der Letzte, der wirklich was riskierte.

Großschreibung bei Verdacht auf Substantivierung ist „Reform“. Der Alt-Duden jedoch unterscheidet: „der letzte“ (der Reihe nach) und „der Letzte“ (dem Range nach). Undeformierte lesen nun: „Finck war der Unwichtigste, der etwas riskierte“ oder gar: „Finck war nun wirklich der Letzte, der irgend etwas riskierte.“ … Die Duden-Differenzierung ist vielleicht spitzfindig, aber auch bei geringer Trefferquote besser als die Einheitsgroßschreibung.

SPIEGEL: Schreitet die allgemeine Verblödung unter den jüngeren Generationen voran?

Hildebrandt: Zumindest um unsere Enkel und Urenkel habe ich Angst. Das Schulsystem funktioniert einfach nicht. Warum sind die Finnen so viel besser? Bei uns erleichtert man einfach den Lernstoff, um noch gute Noten vergeben zu können. Genauso kann man einem schwachen Stabhochspringer versprechen, auf jeden Fall über die Latte zu kommen - indem man die auf Kniehöhe hängt.


Spiegel online 22. Dezember 2007

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,524995,00.html

(Lesen ist jetzt ein ständiges Stolpern über Latten auf Kniehöhe!)



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Sigmar Salzburg


eingetragen von Detlef Lindenthal am 27.12.2007 um 16.42


Sigmar Salzburg schrieb:
Die „Rechtschreibreform“ … ebenfalls ein abenteuerliches Freilandexperiment – zur Erforschung der Inkompetenz der Politiker und der Schafsgeduld der Bürger.

Und zur Erforschung, wie weit Medien, Lehrer, Richter und die übrige Nomenklatura es treiben können. Ja, so habe auch ich diesen Großversuch gesehen.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.12.2007 um 14.02

Sam Shuster, emeritierter Professor der Universität Newcastle upon Tyne, hat Aggression und Humor mit einem abenteuerlichen Freilandexperiment erforscht.

Sam Shusters Versuchsanordnung war in jeder Hinsicht einseitig. Ein Jahr lang fuhr der ehemalige Hautarzt jeden Tag mit einem Einrad durch seinen Heimatort und registrierte penibel die Reaktionen der Anderen.


(SZ vom 22.12.2007)
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/923/149564/

Die „Rechtschreibreform“ … ebenfalls ein abenteuerliches Freilandexperiment – zur Erforschung der Inkompetenz der Politiker und der Schafsgeduld der Bürger.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.12.2007 um 13.21

… Die Täter - ein 17-jähriger Grieche und ein 20-jähriger Türke - sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Sie haben den Überfall auf den 76-Jährigen gestanden. Von Reue kann jedoch keine Rede sein. Der Rentner sei selbst Schuld, ließen sie die Beamten bei der Vernehmung wissen: "Wir waren besoffen."

Süddeutsche online 27.12.07
http://www.sueddeutsche.de/,ra14m1/muenchen/artikel/211/149846/

… und die Bürger sind „Schuld“ an der Rechtschreibreform. Die Kultusminister waren ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.11.2007 um 11.41

Die alberne Reform-Großschreibung verursacht immer wieder einen leichten Leseschock:

Familienkasse Flensburg

… Wenn Ihr Kind inzwischen eine Ausbildung aufgenommen hat oder demnächst aufnehmen will, legen Sie bitte des Weiteren entsprechende Nachweise … vor.


Und wer mag im normalen Wirtschaftsleben wohl der geheimnisvolle „Weitere“ sein:

Nicht wenige betrachten das Auto des Weiteren als Statussymbol, …

http://www.salzwasserverlag.de/Dateien/Textprobe%20Gnosa.pdf (S.11)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.07.2007 um 10.01

Weil "Quattro voci" sich vornehmlich mit Musik der Renaissance beschäftigte, kam gerade bei uns beiden in dieser Zeit der Gedanke auf, doch eher etwas "swingiges" anzubieten, was wir dann allerdings erst sieben Jahre später mit "six-o-phon" umsetzten konnten. So singen wir jetzt das Eine wie das Andere. Mein Lieblingstitel ist "Le chant des oiseaux" von Jannequin,...

Das echte „Eine“ verträgt kein „Anderes“ neben sich. Eine Folge der „Reform“: Alltagswendungen machen sich wichtig.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 18.05.2005 um 08.45

Neben der Getrennt- und
Zusammenschreibung wird
nur von der Interpunktion
gesprochen, die nochmal
re-reformiert werden könnte.
Warum hört man nichts von
der idiotischen Großschreibung?
Die ist allemal wichtiger als die
Interpunktion.
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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.11.2004 um 11.01


Ruth Salber-Buchmueller schrieb:

neue Substantive – toll!
WAZ 12.11.04, Überschrift: Vier Jahre, die Viele bangen lassen

Wer oder was ist „Viele“?
Den Begriff „Substantiv“ finde ich für die Groß/klein-Schreibung schwierig. In meiner eigenen Merkordnung gehe ich von den Dingwörtern aus (Nomen?), das sind die möglichen Tuer in einem Satz, abzüglich der Satzähnlichen oder Sätze (also die Tuer nicht wie in: Dich zu sehen freut mich; oder: Daß ich Dich sehe, freut mich).

Dingwörter schreibt man groß,
– außer wenn es nur die Wörtlein (Artikel) sind (Das weiß ich, die kenne ich, der bringt es)
– und außer wenn es Fürwörter sind (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie, der-, die-, dasselbe)
– – außer am Satzanfang,
– – und außer beim höflichen Du und Ihr in Briefen, samt Beugeformen: Deine, Deine, Deiner, Deines, Dir, Dich, Ihr, Euer, Euch,
– – und außer Sie, Ihr, Er, Sie, Es in der Anrede, auch hier und im weiteren samt Beugeformen,
– – außer Gott- und Adelsbezeichnungen (Seine Durchlaucht, Er ...)
– und außer einigen Namenteilen (Reichsfreiherr von und zum Stein, Otto von Bismarck, Berta von Suttner),
– und außer graphischen Darstellen: der i-Punkt, die x-Höhe, die g-Bäuchlein
– und außer Zahlwörtern:
– – bestimmten Zahlwörtern (keiner, alle, null, eins, ..., fünftausend Mark, )
– – – außer Zahlen von 1 Million aufwärts: fünf Millionen Mark,
– – – samt Ordnungszahlen, wenn die Reihenfolge gemeint ist: Er wurde erster, zweiter, letzter; der vorige; der nächste bitte!
– – – – außer wenn die Wertung gemeint ist: Er wurde Erster = Bester; das ist das Letzte! (= sehr schlecht)
– – – – und außer wenn sich der Verweis schon verdinglicht hat oder, besser, zur Person geworden ist: Liebe Deinen Nächsten,
– – – außer Zahl-Gesamtheiten (das Paar, Dutzend, Schock, Gros, Hundert, Tausend, die Million, Milliarde, ...)
– – – und Anteilen (die Hälfte, das Drittel, ..., ),
– – unbestimmten Zahlwörtern (wenige, einige, manche, etwas, mehrere, allerlei, etliche, viele, ...),
– außer Verweisen (dieser, jener, alles weitere (abweichend von Duden _20 f.)), das gleiche, etwas anderes, etwas ähnliches habe auch ich erlebt, ...)
Groß schreibt man insbesondere Verdinglichungen (der Bundestagsabgeordnete, das Vergessen, das Schöne, jedem das Seine, grüße bitte die Deinigen, die Schäflein auf dem Trockenen haben (abweichend von Duden 20_ v. und f.; das Trockene, etwa eine Warft für die Schäflein bei Sturmflut, gibt es – zum Glück!), im Dunkeln tappen (ebenso; ich jedenfalls stelle mir dabei das Dunkle vor, wo ich vielleicht nach dem Lichtschalter taste)),
– –
außer wenn man nach ihnen mit „wie“ fragt: im großen und ganzen, im geheimen (= heimlich), im besonderen, im allgemeinen (= allgemein),
außer entdinglichten Dingen: trotz, leid, weh, dank, pleite, aufgrund (= wegen) (aber: das Schiff liegt auf Grund – der Grund ist als Ding vorhanden; ebenso: etwas in Frage Stellen (die Frage ist vorhanden), zu Hause sein (das Haus und die Vorstellung davon sind vorhanden), mit Hilfe (Mithilfe ist etwas anderes, beim „reformierten“ mithilfe ist nicht klar, wie es betont werden müßte), zur Zeit (= zu dieser Zeit), ...)
– Groß schreibt man etliche Eigennamen (der Stille Ozean, der Rote Berg, der Kahle Asten, die Gemeine Stubenfliege) und Begriff gewordene Eigenschaftswörter (am Schwarzen Brett [welches meist nicht schwarz ist], die Erste Hilfe, ..., ).
– Alle genannten Kleinschreibungen außer jeweils an Satzanfängen und auf Denkmalen.

Mir scheint, daß man die Groß/klein-Regeln nur mit den genannten außer-Verzweigungen genau und merkbar beschreiben kann. Dafür ist man aber auch in wenigen Zeilen erschöpfend fertig.
Erfaßt wird nicht die Groß/klein-Schreibung in Verbindung mit Getrennt-/Zusammenschreibung (ich will noch staubsaugen, er saugt Staub, fährt Rad (groß und getrennt, wenn das Ding vorherrschend ist, zusammen, wenn die Tätigkeit vorherrschend ist; Auto fahren und radfahren ist ein hübsches Pärchen, bei dem man genau sieht, wo die Grenze verläuft).

Sicherlich habe ich noch einige Wörtermengen vergessen und bitte darum, sie nachzutragen. Und ich bitte um Bestätigung oder gut begründeten Widerspruch.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.08.2004 um 19.09

Werden nun „ohne Weiteres“, „vor Kurzem“ und „die Meisten“ der neuen Großschreibung unterworfen, dann müßte – nach dem Werther-Erstdruck „mit ihrem Bißgen Kraft“ (S. 115) – dringend auch „ein Bißchen“, oder neu „ein Bisschen viel“, reanimiert werden.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von gestur am 22.06.2004 um 08.44

was die Reformer sich ja wünschen,
können sie als Abhilfe endlich fordern, sie klein zu schreiben.


eingetragen von Jörg Metes am 22.06.2004 um 08.02

»Die Franzosen überstehen auch das zweite Spiel Dank glücklicher Umstände ungeschlagen«
(Frankfurter Rundschau Nr. 140, 19.6.04, S. 28)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 27.05.2004 um 04.51

Die Firma Nivea wirbt derzeit recht heftig für ihre

»NIVEA body
Haut-Straffende Körperlotion Q10«
__________________
Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 13.05.2004 um 17.21

Bestell Dir die News der Jugendpresse

(von einer Internetseite der KMK)
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Th. Ickler


eingetragen von Theo Grunden am 24.03.2004 um 10.39

Aktuell dazu folgender RP-Kompromiß:

„Die Arbeitslosigkeit hat eine Farbe, und die ist grün“, sagt Industriepräsident Rogowski. Damit hat er zum Teil Recht.

Rogowski hat aber doch recht, wenn unterstellt werden darf, dass sein Spruch etwas missglückt ist.

(RHEINISCHE POST vom 24.03.2004, beides in ein und demselben Artikel.)


eingetragen von Theodor Ickler am 24.03.2004 um 07.28

Die Desubstantivierung schreitet fort, auch die grammatische Entwicklung. Übrigens irrt Adelung, was Otfrid betrifft, denn hier ist not noch Substantiv und wird mit dem Genitiv es verbunden, also etwa "dessen ist Bedarf".
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Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2004 um 06.16

Johann Christoph Adelung schreibt in seinem Wörterbuch:

Das Recht, – es, plur. die – e, der Zustand, da etwas recht ist, und dasjenige was recht ist, doch nur in einigen Bedeutungen dieses Bey- und Nebenwortes.
… Einem Recht geben, gestehen, daß er die Wahrheit rede, und in engerer Bedeutung, gestehen, daß seine Worte, seine Handlungen mit den Gesetze, mit der Klugheit u.s.f. überein stimmen. Recht behalten, andern das Zeugniß abzwingen, das man Recht habe. Einem Recht lassen, zugeben, daß er Recht behalte. Tochter, du hast sehr Recht, Gell. du sagest vollkommen die Wahrheit. Sie haben Recht, wenn sie sagen, daß er ihrer Wohltaten unwürdig ist. Viele schreiben es in diesen Fällen mit einem kleinen r, als wenn es das Nebenwort wäre; allein das Hauptwort wird bey einer genauern Untersuchung immer mehr Gründe für sich haben.
(1808)

Ansonsten findet man bei Adelung: Einem spinnefeind, todtfeind seyn,… Es thut mir leid … Geduld ist euch noth, Ebr. 10,36 … Anm. Dieses Nebenwort ist alt. Nu ist es not, heißt es schon bei Ottfried…

Am 2.9.1786 schreibt Goethe an Charlotte v. Stein anläßlich der Neuausgabe des „Werther“: „Im ganzen ist die Absicht: der Adelungschen Rechtschreibung vollkommen zu folgen“ und ändert danach anscheinend die bisherige Kleinschreibung „recht“ des Erstdruckes von 1774.

Im Rückblick wird man aber heute eher Konrad Duden und Wilhelm Wilmanns 1876 und der Logik der Erweiterungsprobe folgen wollen.

[Korrektur: „Ottfried" nach Adelung]

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Sigmar Salzburg


eingetragen von gestur am 23.03.2004 um 22.51

Und wer von der Kripo zum "singen" gebracht werden soll, ist wirklich in Not, besonders wenn er nichts weiß.

Wie sagt Alois Hingerl, Dienstmann Nummer 5, auf seiner Wolke: Singa soi i hia herobn wia a Zeiserl. I hab noch nia gsunga, und jetzt sing i erscht recht nicht. (In "Ein Münchner im Himmel" von Ludwig Thoma)


eingetragen von s.stirnemann am 23.03.2004 um 20.59

Navigare necesse est, vivere non est necesse. Hubertus Kudla, Lexikon der lateinischen Zitate (Verlag H.C. Beck 1999), führt das Sprichwort auf einen griechischen Satz zurück (Plutarch) und erklärt ihn so: „Für mich ist es notwendig zu segeln, aber nicht notwendig zu leben. Mit diesen Worten befahl der römische Feldherr Pompeius den Matrosen, trotz stürmischen Wetters in See zu stechen.“ (Das Buch ist in guter Rechtschreibung gedruckt.)

„not tun“ bedeutet etwas wie „vonnöten sein“.

Wilhelm Wilmanns, Teilnehmer der ersten Orthographischen Konferenz in Berlin (1876) schreibt in seinen Regeln von 1877: „Doch schreibt man auch Substantiva klein, wenn sie die Bedeutung anderer Wortarten annehmen und verwendet sind: (…) in manchen verbalen Verbindungen: leid thun, weh thun; schuld, gram, feind sein; mir ist angst, wohl, wehe, noth; das ist schade, ich bin willens. stattfinden, statthaben, wahrnehmen, theil nehmen, überhand nehmen, haus halten, acht geben, preis geben.

Im Regelwerk von 1902 (nach der zweiten Orthographischen Konferenz): „in Not, in Nöten sein; not sein, tun, werden.“

Von Gorch Fock (1880-1916) stammt der Roman „Seefahrt ist not“ (1906). Nach einer unscharfen Erinnerung ist in der Erstausgabe „Not“ geschrieben.

Der Stillehrer Eduard Engel (1851-1938) schreibt: „Feine Unterscheidung zwischen Groß und Klein in: zur Not, in Nöten, das ist vonnöten, eins tut not gehen zu weit. Ich fühle in allen Anwendungen den Inhalt des Urwortes, es bleibt für mich das Begriffswort Not, und ich schreibe von Nöten, … tut Not, .. ist Not, .. wird Not. Will aber keinem seinen Glauben an das vermeintlich Richtigere rauben.“ Engel schreibt auch: „Er hat Recht“ und bildet folgerichtig den Satz: „Bismarck hatte schreiendes Unrecht.“
Ein Satz wie dieser wirkt ungewohnt: weil er dem Wort „Unrecht“ eine Kraft gibt, welche es im allgemeinen Gebrauch nicht hat.
Günter Loew hat mit seinen Ausführungen recht (vgl. die Hauptseite).

Zu „vonnöten“: Man hat den Ausdruck einmal so sehr als Wort empfunden, daß man die Verneinung gebildet hat: „Es ist unvonnöthen / eine Artzney darwider zu verordnen“ (Grimmelshausen).

Wörter entstehen auch aus Wortgruppen; die Wortgruppen bestehen neben ihnen weiter, und die Wörter verschwinden wieder oder verlieren ihre eigentliche Kraft und gewinnen eine andere. So lebt die Sprache. Echtes Leben ist unregelmäßig und schwer zu überschauen. Schlechte oder übertrieben fürsorgliche Schulmeister haben die Sehnsucht, die Dinge einfach zu machen. Hier liegt der Grundfehler der Rechtschreibreform.

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stefan stirnemann
Tigerbergstr.10
9000 St. Gallen


eingetragen von margel am 23.03.2004 um 19.50

"Navigare necesse est, vivere non (est) necesse." Seefahrt ist (tut) not (notwendig), zu leben nicht. Von irgendeiner Not, die natürlich auch mit der Seefahrt einhergehen kann, ist hier jedenfalls keine Rede. Ganz im Gegenteil: Es ist ein Spruch zur Ermutigung. - Vgl auch Sigmund Freud: "Die Neigung, den Tod aus der Lebensrechnung auszuschließen, hat so viele andere Verzichte und Ausschließungen im Gefolge. Und doch hat der Wahlspruch der Hansa gelautet: Navigare necesse est, vivere non necesse! Seefahren muß man, leben muß man nicht. (In: Zeitgemäßes über Krieg und Tod)


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 23.03.2004 um 18.03

Es stimmt, daß es heißt: "Seefahrt ist Not",
aber hier steht das "ist" für "bedeutet",
also Seefahrt bedeutet Not - korrekt.
Krieg ist auch Not, usw.

Aber doch nicht "Singen bedeutet Not"?!

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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.03.2004 um 17.31

Zu Ruth Salber-Buchmüller auf der Nachrichtenseite:

… das soll Adorno gesagt haben
hier schmerzt das „Not“ so sehr wie ein Schlag in die
Magengrube:
WAZ 5.03.04:
„Der deutsche Philosoph hat nämlich nach dem Krieg
den Satz geprägt: „Nirgends steht geschrieben, dass
Singen Not sei.“


Schon früher gab es Unsicherheiten im Gebrauch des „Nebenwortes“ (Adelung) not.

Mein Büchmann (Copyright 1953) verzeichnet:
Navigare necesse est,
Seefahrt ist Not,
soll gleichfalls von Cicero stammen, der Ursprung dieses Wortes, das im Deutschen Kaiserreich erneute Bedeutung erlangte, ist aber völlig ungeklärt.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Jörg Metes am 17.12.2003 um 10.08

»Sat.1-Chef Schawinski will nicht Schuld am Abschied von Harald Schmidt sein«

meldete gestern: die Netzeitung.
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Jörg Metes


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 01.10.2003 um 12.09

WAZ 01.10.03 KULTUR
Auf ein Wort
Auf dem Höhepunkt (WP)
"Wenn es am Schönsten ist, sagt
der Volksmund..."
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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Jörg Metes am 20.07.2003 um 11.47

»Interview der Woche

Peter Coleman, 62, Caddie, der Motels Leid ist

Coleman: ... Ich hänge in der Zwischenzeit in irgendeinem Motel herum. Das bin ich Leid. Ich habe ja hier in England Familie.«

(Interview: Petra Himmel, Süddeutsche Zeitung, 19./20. Juli 2003 / Sport / Seite 43)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 19.07.2003 um 11.33

»16 Kilometer Stau vor dem Tauerntunnel, Blockabfertigung in Richtung Süden seit drei Uhr Früh«

meldet heute: Die Presse, Wien
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 27.05.2003 um 10.07

Und ebenso ist man am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung in München zu dem Schluß gekommen: the correct use of German capitalization facilitates reading processes by differentiating nouns and non-nouns at the text surface.

(Siehe meinen Beitrag vom 31.07.02 im Strang GKS - ein Test)
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 27.05.2003 um 07.42

In seinem Gespräch mit der Ostsee-Zeitung behauptet Nerius, es sei nicht bewiesen, daß das Auge beim Lesen von Großbuchstabe zu Großbuchstabe schwinge. Abgesehen von der etwas einfältigen Formulierung ist das sehr wohl bewiesen. Die Aufzeichnung der Sakkaden zeigt stets, daß das Auge viel häufiger und auch länger bei den groß geschriebenen Wörtern verweilt. Das mag einerseits wahrnehmungsphysiologisch auf den Auffälligkeitswert der Großbuchstaben in der Reihe der Kleinbuchstaben zurückzuführen sein, andererseits auf die gelernte Erwartung, daß eben die groß geschriebenen Wörter besonders informationsreich sind. Der Effekt ist aber unbestreitbar.
(Wer es gerade zur Hand hat: Horst M. Müller (Hg.): Arbeitsbuch Linguistik, Paderborn 2002, darin Rickheit/Sichelschmidt/Strohner S. 397, gute Abbildung von Sakkadenaufzeichnungen: das Auge bleibt an ALLEN groß geschriebenen Wörtern hängen, aber nur an den längeren klein geschriebenen.)
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Th. Ickler


eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.05.2003 um 06.51

Das intuitive Bedürfnis der Schreibenden, Gleiches (Paralleles) gleich zu schreiben, zeigt sich immer wieder auch in den Fehlern der Reform. Diese werden schön gleichmäßig in der ganzen Rechtschreibung ausgebreitet. Daher werden die grotesken (und fürchterlich schwierigen) grammatikwidrigen Festlegungen der Reform zwar großenteils nicht umgesetzt, aber wer sich um sie bemüht, treibt es ungewollt um so toller.

Heute in Spiegel Online zur Bürgerschaftswahl in Bremen: "Im Bundesfinanzministerium fürchtet man eher heute als Morgen einen neuen Bettelbrief aus der Stadt mit den vier hungernden Stadtmusikanten."

Früher hieß es "heute früh" und "heute morgen", "morgen abend" und so weiter, und man hatte Mühe, bei geübteren Schreibern eine versehentliche Großschreibung zu finden, man sah sie ein ganzes Jahr lang nicht. Nun also, nach der Reform, "heute Morgen", so wie zuletzt vor 150 oder 200 Jahren, als in der Rechtschreibung noch alles drunter und drüber ging. Das führt bei den Reformknechten unter anderem natürlich immer wieder zu "Dienstag Morgen" (Reformregelung wäre aber: "Dienstagmorgen"). Und irgendwann natürlich auch zu "Er kommt Morgen", "eher heute als Morgen". Früher undenkbar, heute sogar bei den Intelligenzbestien vom "Spiegel" anzutreffen.


eingetragen von Jörg Metes am 22.05.2003 um 22.13

»Dürfen einem Diktatoren Leid tun?
„Die Honeckers privat“: Ein zweiteiliger MDR-Film über das erste Ehepaar in der DDR
Von Kerstin Decker
(...)«

(Der Tagesspiegel, 11.05.2003)
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Jörg Metes


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.05.2003 um 15.01

Bagdad: Polizeichef tritt zurück
... El Naimi war erst am 24. April ernannt worden und hat mehr als 380.000 Dollar in Bar und 100 Kilogramm Gold von Plünderern sichergestellt.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Jörg Metes am 01.05.2003 um 23.24

Das jüngste Produkt aus dem Axel Springer Verlag (die erste Ausgabe erschien am 25.4.03) ist eine Zeitschrift namens Frau von Heute


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Jörg Metes


eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.04.2003 um 08.50

Auf cnn.com hieß gestern eine Überschrift (in dem typischen Telegrammstil): Oil drops as Kurds push forward (oder ähnlich). Das wurde wenig später geändert, jetzt heißt es zum Beispiel: Oil prices plunge as Kirkuk is taken. Auch in anderen Sprachen wäre es ab und zu hilfreich, zwischen Substantiven (Tropfen) und anderen Wortarten (fällt) in der Schrift unterscheiden zu können. Es fehlt nämlich ein leichter Betonungsunterschied, der die Bedeutung beim Sprechen verdeutlicht: oil drops (Ölpreis fällt) = Betonung auf "drops", oil drops (Öltropfen) = Betonung gleichmäßig oder eher vorne.


eingetragen von Jörg Metes am 06.02.2003 um 18.49

Eine dpa-Meldung im heutigen »Handelsblatt« bringt mich ins Grübeln. In ihr heißt es:

Zitat:
»Beamte haben den besten Schlaf
Beamte schlafen am besten. Das hat eine repräsentative Studie der Gießener Haushaltswissenschaftlerin Prof. Uta Meier ergeben. Nach der am Freitag in Hamburg vorgestellten Untersuchung klagt nur jeder neunte Staatsdiener über Schlafprobleme. Am schlechtesten ergeht es demnach den Hausfrauen, von denen fast jede Dritte nachts wach liegt (...)
Für die Studie hatte das Hamburger Meinungsforschungsinstitut Ipsos 1000 Menschen in Deutschland befragt. Dabei gab jeder Fünfte an, unter Schlafstörungen zu leiden. Hauptgrund: Nahezu jeder Zweite von ihnen kann abends nicht abschalten(...)«
Was ist hier - nach Auffassung der Reformer - richtig und was nicht? Ich vermute, daß die Großschreibung jeder Fünfte falsch ist, denn »Adjektive, Partizipien und Pronomen, die sich auf ein vorhergehendes oder nachstehendes Substantiv beziehen«, sind nach §58(1) des amtlichen Regelwerks klein zu schreiben, und jeder Fünfte bezieht sich auf Menschen. Wie aber verhält es sich mit der Großschreibung jeder Zweite? Sie bezieht sich auf von ihnen, also nicht auf ein Substantiv.
Müßte man grundsätzlich schreiben:
»1000 Menschen wurden befragt. Jeder fünfte gab an,...«, aber:
»1000 Menschen wurden befragt. Jeder Fünfte von ihnen gab an...«?
Und falls ja: Worin bestünde dann die Vereinfachung?
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 07.01.2003 um 18.52

»München, 09. Januar 2002. Mit einem Gesamtmarktanteil von 22,5 Prozent startete am gestrigen Dienstag Abend die neue ndF-Hauptabendserie 'Um Himmels Willen' im Ersten.«

Das schrieb die Fernsehproduktionsfirma ndF vor einem Jahr in einer Presseerklärung, in der es dann weiter hieß:

»'Um Himmels Willen' ist jeweils Dienstags um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.«

Geleitet wird die Presse- und Kommunikationsabteilung der ndF von Frau Susanne Miska. Was die Schreibweise Um Himmels Willen angeht, weiß sie sich allerdings einig mit der ARD. Gestern wurde die erste Folge der zweiten Staffel ausgestrahlt, unverändert mit groß geschriebenem Willen, und sogar die FAZ übernahm die - auch nach dem Dafürhalten der Reformer falsche - Großschreibung in ihre Fernsehprogrammvorschau.
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 06.01.2003 um 10.01

Außer den bekannten Stellen bei Luther gibt es noch, wie ich zufällig sehe, ein hübsches altes Sprichwort als Beleg für das Adjektiv feind:
Je näher verwandt, je feinder einand'.
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Th. Ickler


eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.12.2002 um 10.51

In den zwanziger Jahren gab es doch mal in Hannover einen Musterprozeß deswegen.
Und meine Gänse hat der Nachbar auch schon alle abgeholt. Ich muß ihn noch fragen, ob er die ins Tierheim gebracht hat.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Theodor Ickler am 12.12.2002 um 10.04

Im Internet finde ich aus gegebenem Anlaß die Anzeige Junger Mann zum schlachten gesucht. Von solchen Stümpern würde ich mich nicht schlachten lassen.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 02.12.2002 um 10.35

Zum Verwirrendsten, was die Reform den Wörterbuchmachern geschenkt hat, gehört die Regelung unter dem Stichwort Mal. Duden und Bertelsmann scheinen zum Beispiel vor zwei Jahren unter Anleitung der Mannheimer Kommission zu dem Ergebnis gekommen zu sein, daß es nur noch ein für alle Mal geben dürfe. Aber 2002 bringt das dtv-Universalwörterbuch, ebenfalls von Bertelsmann: ein für allemal. Die weiteren Einzelheiten zu diesem Thema kann ich hier nicht alle abtippen, es ist gigantisch! (z. B. der Kasten im Duden 2000!) Nur eins scheint festzustehen: jedesmal ist auf keinen Fall zuzulassen. Denn dies ist ja die Schreibweise, die das deutsche Volk bisher für richtig hielt.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 24.11.2002 um 07.21

Aus: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht [Online], 7(1), 2002. Available: http://www.ualberta.ca/~german/ejournal/eichhoffcyrus.htm

Besprechung von: EICHHOFF-CYRUS, KARIN & HOBERG, RUDOLF. (Hrsg.). (2000). Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende. Sprachkultur oder Sprachverfall? (Thema Deutsch, Bd. 1). Mannheim: Dudenverlag. Rezensiert von Britta Hufeisen, Darmstadt.

Was der/die Einzelne ‚dagegen‘ unternehmen kann? Ganz einfach: Englisch benutzen, wenn man Englisch redet, und Deutsch, [1] wenn man Deutsch redet.

ANMERKUNGEN

1. Die Entscheidung, ob "Portemonnaie" als fremd oder Deutsch, ob "e-mail" als fremd oder Deutsch, ob "Mauer" als fremd oder Deutsch empfunden wird, fällt dann jede/r selbst.


Meiner Ansicht nach redet man nicht Deutsch, sondern deutsch, denn Sprachen werden nicht geredet, sondern allenfalls gesprochen. Ebenso würde ich in der Anmerkung nicht fremd oder Deutsch schreiben, sondern fremd oder deutsch. - Übrigens habe ich diese Besprechung durch einen Verweis auf der Duden-Homepage gefunden.

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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 17.11.2002 um 17.12

(Aus einem Bericht von RENÉ AGUIGAH in der taz Nr. 6907 vom 18.11.2002 / Seite 15:)

Wir in der Hand der Anderen
Wie erklären wir, dass wir immer von Anderen beeinflusst werden, die wir nicht kennen?


Sicher gab es den einen und die andere...

...zum einen veranlassen erst die Anderen das Subjekt, von sich Rechenschaft zu geben, und zum anderen lässt sich Anerkennung in diese Frage übersetzen, ohne den Anderen...

...der späte Foucault habe es versäumt, die Frage nach dem Anderen zu stellen...

...einer in der Hand des anderen...

Wie erklären wir, dass wir alle immer von Anderen beeinflusst werden...

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Jörg Metes


eingetragen von Elke Philburn am 03.10.2002 um 03.06

Im Interview mit der Maerkischen Allgemeinen (Mai d. J.) sagte Augst, die Großschreibung eigne sich zur Hervorhebung. Tatsächlich findet sich im Bertelsmann 2000 unter “mal” der Hinweis, daß bei “besonderer Betonung” die Schreibungen “ein Mal” und “acht Mal” möglich seien. Geht es hierbei um die Betonung im Sinne von graphischer Hervorhebung oder um die Betonung beim Sprechen?


eingetragen von J.-M. Wagner am 30.09.2002 um 14.10

Erstmalig in meiner September-Rechnung las ich: »Ihre Verbindungen im Einzelnen« -- im August war es noch »im einzelnen«. Die Volksverdummung schreitet also fort -- kann man da gar nichts gegen machen?
Wenn es aber die („die“? Nun ja, bei oberflächlicher Betrachtung) Analogie zu „im Detail“ ist, welche die Großschreibung so naheliegend erscheinen läßt, wird sie kaum auszurotten sein.
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Reinhard Markner am 07.09.2002 um 22.04

„Mit ihrer Hilfe“, schäkert er in Sabine Christiansens Richtung, wolle er heute abend mit Stoiber „ins Gespräch kommen“.
Die Welt, 9. 9. 2002


eingetragen von Jörg Metes am 27.08.2002 um 10.05

»"Gesundheit für Alle"«
ist laut 'Phoenix' (dem "Ereignis- und Dokumentationskanal" von ARD und ZDF) der Titel einer Fachtagung des DGB in Berlin gewesen, von welcher der Sender heute berichtete. In den dazugehörigen Bildern freilich war klar zu sehen, daß der DGB Gesundheit für alle geschrieben hatte.
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Jörg Metes


eingetragen von Detlef Lindenthal am 26.08.2002 um 04.23

>>Herzlich Willkommen ...<<
>>Einig waren sich Beide ...<<


So wie manche Greisin kurz vor ihrem Verlöschen wieder mit Puppen spielt, besinnt sich die „Reform“schreibung in Sachen GKS auf deren erste Anfänge: Der Anfangsbuchstabe Dessen, was Man besonders Wichtig findet, wird als Schnörkelhafte Initiale gestaltet oder der handwerklich leichteren Ausführbarkeit halber mit Großbuchstaben geschrieben.

Da die sterbende Greisin Rechtschreib„reform“ ausgesprochen vermögend ist (es geht um ein gigantisches Erbe an Nachrichtenmitteln, Unterrichts-Netzen und Gemeinwesen-Verhaltensmustern, derer zween Zivilcourage (samt Demokratie) und die Wissenschaft sind), wird es auf ihrer Beerdigung etliche heitere Gesichter geben.
Soll ich da etwa lügen, indem ich Traurigkeit heuchele?
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Detlef Lindenthal


eingetragen von J.-M. Wagner am 25.08.2002 um 19.55

(Zusatzschild – schwarz auf weiß – auf dem Potsdamer Hauptbahnhof; direkt oberhalb der "offiziellen" Namenstafeln – weiß auf leicht violettem Dunkelblau – "Potsdam Hbf.")
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Jörg Metes am 25.08.2002 um 06.56

»Einig waren sich Beide in der Ablehnung einer Großen Koalition.«
ARD-Videotext, S. 121, 25.8.02
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 18.08.2002 um 13.22

Die Kleinschreibung von das Ganze ist vom Duden wohl deshalb nicht anerkannt worden, weil man klare Verhältnisse nach bestimmten Artikeln wünschte. Während nun aber versierte Schreiber hier nicht selten die Kleinschreibung wählen, tendieren sie bei der Einzelne, der Andere zur Großschreibung, weil diese Wörter nicht bloß als Quasi-Zahlwörter verstanden werden. Das läßt sich insbesondere an philosophischen Veröffentlichungen belegen. Hier wirkt (unbewußt) auch noch die Großschreibung des 19. Jahrhunderts nach (man denke an Stirners Der Einzelne und sein Eigenthum).


eingetragen von Wolfgang Wrase am 18.08.2002 um 10.21

Lieber Herr Lindenthal,

ich gebe Ihnen grundsätzlich recht. Bei "das ganze" überwiegt auch nach meiner Empfindung der pronominale Charakter. Allerdings können Sie "ganz" auch ohne weiteres regulär substantivieren. Es fragt sich, ob man klar erkennen kann, wann der Ausdruck "nur" pronominal sein soll im Sinne eines Indefinitpronomens und wann die Substantivierung vorliegt; oder wann die Substantivierung zumindest als Möglichkeit oder absichtlich mitschwingen (können) soll.

Wenn wir grundsätzlich davon ausgehen, daß normalerweise ein pronominaler Charakter gemeint ist, könnte man nur die entsprechende Kleinschreibung im Lexikon verzeichnen, da man reguläre Substantivierungen ja nicht eigens verzeichnen muß ("das Helle", "das Sinnvolle" taugen ja nicht als eigenständige Einträge). Aber hier haben wir einen Übergang vor uns: Auch die Großschreibung wird bei pronominalem Charakter gerne verwendet; ganz abwegig ist das nicht, war ja laut Duden sogar als Norm vorgegeben.

Leider ist die Darstellung eines solchen Übergangsfalls bei der GKS nicht ebenso leicht und unauffällig möglich wie bei der GZS, wo man einen praktischen und sinnbildlichen Bogen verwenden kann. Bei der GKS bräuchten wir so etwas wie einen "halbgroßen" Buchstaben oder einen Sonderbuchstaben, der auf andere Weise "groß oder klein" bedeutet; aber das gibt es nun mal nicht. Man müßte groß und klein jeweils neu hinschreiben, was leider zu Unrecht vortäuscht, daß etwas deutlich Verschiedenes gemeint sein muß. Dabei handelt es sich oft um gleichberechtigte Varianten mit allenfalls minimal verschiedenem Charakter. Auf der Ebene des Lexikons ergibt sich also vor allem ein Darstellungsproblem.

Selbst wenn sich die Deutschen einig wären, daß "das ganze" normalerweise pronominal gemeint ist und demzufolge Kleinschreibung im Konsens festgestellt werden sollte, gäbe es das weitere Abgrenzungsproblem, wo denn nun die Grenze zwischen pronominalem Chrakter und normaler Substantivierung sein soll: wenn nicht bei "ganz", bei welchen Wörtern dann? Hätten wir "das entsprechende" oder "das Entsprechende" (oder beides), hätten wir "das gemeinte" oder "das Gemeinte" (oder beides) usw.? Wann ist Differenzierung festzustellen, wann nicht?

Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als auch hier großzügig Varianz festzustellen und anerkennen, sonst verirren wir uns bei unseren Bemühungen, scharfe Grenzen zu ziehen. Die Statistik ist dabei sehr hilfreich. Nur wenn es ein mächtiges Übergewicht zugunsten von "groß" oder "klein" gäbe, könnten wir die andere Möglichkeit vernachlässigen und zugunsten des Standards "aufrunden" (oder "abrunden"). Das ist bei "ganz" sicher nicht angezeigt.

Also: Im Prinzip ist Großzügigkeit auch bei der GKS sowohl geboten als auch eine praktische "Regel"; leider sieht die Umsetzung im Wörterbuch umständlich oder sogar mißverständlich aus. Eine Kommentierung im allgemeinen Teil ist wohl unerläßlich.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 18.08.2002 um 10.14

N.m.M. sollten die bestimmten und unbestimmten Zahlwörter klein geschrieben werden:

Zahlen (keins, eins, beide, alle drei, ...)
außer dinggewordenen Gesamtheiten: das Dutzend, das Gros, das Hundert, das Tausend;
der eine, der andere, der einzige, der einzelne (= Einzelbürger),
der erste, zweite, dritte, letzte;
der Erste
(dem Range nach, nicht der Reihenfolge nach),
Das ist das Letzte!
(mißbilligend)
nichts, wenig, etliches, viel, alles,
das meiste, das ganze = alles;
(Zahlwort)(laut Duden _20 zu Unrecht: das Ganze)
als Ganzes (mit dem dingstiftenden Eigenschaftswort ganz)

Verweise:
dieses, jenes, folgendes,
alles übrige (= alles andere
; Duden _20), das gleiche, alles weitere (laut Duden _20 zu Unrecht: alles Weitere), etwas ähnliches (laut Duden _20: etwas Ähnliches)

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Detlef Lindenthal


eingetragen von Jörg Metes am 26.05.2002 um 09.07

»Auch das Leben spielt mal Foul - Berufsunfähigkeit jetzt finanziell absichern«
(Werbung der HypoVereinsbank)
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Jörg Metes


eingetragen von Christian Dörner am 15.02.2002 um 21.59

Da ich das Nachrichtenarchiv nicht mit Kommentaren überfrachten möchte, stelle ich diesen kurzen Hinweis in die Beispielsammlung ein.

Zur Entlastung (aber nicht als Entschuldigung!) von Herrn Prof. Digeser kann man vorbringen, daß bis zum zweiten Weltkrieg in Deutschland und in der Schweiz tatsächlich er fährt rad geschrieben wurde.

Im Duden von 1941 findet sich dazu folgendes:

»radfahren 1; ich fahre rad; bin radgefahen; radzufahren [...]
1 <ÖR.: Rad fahren; ich fahre Rad usw.; PR. u. BR. o.>« (Duden, 12. Aufl. (1941), S. 466)

In Deutschland und in der Schweiz schrieb man also zusammen und immer klein, in Österreich (damals "Ostmark") dagegen immer getrennt und groß.

Prof. Digeser hätte trotzdem einmal einen Nachkriegsduden in die Hand nehmen können, oder?
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Christian Dörner


eingetragen von Theodor Ickler am 01.01.2002 um 07.03

Der Duden (Rechtschreibwörterbuch; Grammatik S. 419; Fehlanzeige in Bd. 9 und bei Bertelsmann) schreibt vor, daß der grüne Punkt klein geschrieben werde. Bekanntlich wird er fast immer groß geschrieben, so auch in den Veröffentlichungen der "Duales System"-Gesellschaft.
Eine weitere weltfremde Kopfgeburt der Reformer, nicht lebensfähig.
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Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 22.12.2001 um 21.45

Stimmt.


eingetragen von Reinhard Markner am 21.12.2001 um 08.30

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
Davon abgesehen habe ich "in Bezug auf" nie als falsch empfunden.
Deshalb hat ja auch ein bekannter Lexikograph unserer Tage die GKS in diesem Falle frei_gestellt.


eingetragen von Theodor Ickler am 20.12.2001 um 13.18

"Adverbiale Accusative der Zeit stehen in den Verbindungen: heute morgen, gestern mittag, morgen abend u. s. w. Der überwiegende Gebrauch ist wohl für die großen Buchstaben. Aber wer aus grammatischen Rücksichten morgens, mittags u. s. w. schreibt, wird auch hier die Minuskel anwenden müssen; denn es sind hier zwei Adverbien neben einandergesetzt, von denen das eine das andere näher bestimmt; dem Substantivum ist solche Verbindung versagt. Vgl. 'gestern morgen' und 'gestern früh'. 'morgen Mittwoch' geht nicht an; hier könnte Mittwoch nur in ein appositives Verhältnis zu morgen treten."

(Wilhelm Wilmanns: Kommentar zur Preußischen Schulorthographie. Berlin 1880, S. 159)
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Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 20.12.2001 um 03.04

Keine Ahnung. Die Sucherei mit Altavista ist relativ umständlich. Davon abgesehen habe ich "in Bezug auf" nie als falsch empfunden.


eingetragen von Reinhard Markner am 19.12.2001 um 10.20

Wink

Und wie steht es mit »in bezug auf« ? Das wurde ja auch früher schon oft fälschlicherweise groß geschrieben .


eingetragen von Elke Philburn am 19.12.2001 um 02.16

Habe mal mit Altavista das Netz nach den Formen "hat recht" und "hat Recht" abgesucht.

Im Zeitraum 1.1.1997 - 31.1.1998 gab es 737 mal "recht", "Recht" dagegen 192 mal.

Im Folgejahr 1999 blieb das Verhältnis zwischen alter Form und neuer Form fast unverändert: 1219 mal "recht", 308 mal "Recht". Die alte Form kam also 3.95 mal so oft vor wie die neue.

Erst 2000 kam es zu einem proportionalen Anstieg der neuen Form: 3179 mal "recht" gegenüber 1094 mal "Recht", womit erstere Form 2.9 mal so oft vorkam wie letztere.

2001 stagnierte diese Entwicklung fast: Das Verhaltnis von neu zu alt ist 1 : 2.8 (9006 mal "recht", 3179 mal "Recht").

(Sofern diese Suchmaschine zuverlässig ist und mir keine Rechenfehler unterlaufen sind, wäre es mal interessant zu erfahren, ob sich so eine Art Stagnation auch in Bezug auf andere Formen feststellen läßt.)


eingetragen von Theodor Ickler am 18.12.2001 um 07.56

Eine Nachprüfung mit der Suchmaschine ergibt, daß die meisten wohl doch vor er hat allzu Recht zurückschrecken. Ich habe immerhin zwei Beispiele gefunden, die wohl keine Druckfehler, sondern wirklich gewollt sind, eines davon hat den Reformgegner Norbert Bolz heimgesucht:

«Es gibt Microfasertücher und Microfasertücher», pflegen Eingeweihte bedeutungsvoll zu sagen, womit sie nur allzu Recht haben. (NZZ)

Denn Tim Koogle, der Yahoo!-Geschäftsführer, hat ja nur allzu Recht: "Die Nutzer wissen erst, was sie suchen, wenn sie es sehen." (Norbert Bolz am 26. 7. 2000 im SPIEGEL)

Die wenigen anderen Beispiele sind zu obskur, als daß man sie beachten müßte.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 29.11.2001 um 17.00

Duden 1996: Chapeau claque
Duden 2000: Chapeau Claque, auch Chapeau claque

Aber wieso eigentlich? Kann man bei Kenntnis der Regeln selbst darauf kommen?

Bertelsmann hat nur noch die Großschreibung.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 12.09.2001 um 02.31

Der Kampf "zwischen Gut und Böse", von dem heute aus gegebenem Anlaß in allen Zeitungen die Rede ist, müßte nach reformierter Rechtschreibung natürlich ein Kampf "zwischen gut und böse" sein. Aber wenn es ernst wird, vergißt man seine schlechten Vorsätze schon mal.
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Th. Ickler


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