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-- Unwichtige Geschichtsfälschungen (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=393)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.07.2023 um 13.56

Meinung
Der Kostümjude
Als ebenso wortgewaltiger wie aggressiver Autor war der angeblich jüdische Publizist Fabian Wolff an vielen Debatten in der jüdischen Gemeinschaft beteiligt. Nun stellt sich heraus: Seine Jüdischkeit war komplett ausgedacht
von Philipp Peyman Engel
juedische-allgemeine.de 18.7.2023

Meister aller Hochstapler ist aber, wer Arglosen seine Kostümierung immer noch als Wahrheit vorführen darf.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.11.2021 um 07.06

Anläßlich der Zürcher Mohrenhatz erinnerte ein Leser der „Jungen Freiheit“ daran, daß auch Verlage bei der Fälschung klassischer Literatur mitmachen:

Die linguistische Submissivität (und Fälschungseifer!) hat auch schon in der Literatur zugeschlagen: Neulich sah ich in der FAZ eine Rezension zu dem Buch „Ibrahim und Zar Peter der Große“ von Alexander Puschkin. Solch ein Buch war mir nicht bekannt gewesen. Im Text stand dann: vormals bekannt als „Der Mohr Peters des Großen“. Ja, das ist ja bekannt! Aber das geht ja offenbar nicht mehr. Die Russen werden aber die Texte und Titel ihres Nationaldichters („Арап Петра Великого“) NICHT ändern. Die sind für diese Krankheit nicht anfällig.
Da mir Russisch nicht geläufig ist, suchte ich nach einer genaueren Übersetzung und fand u.a. im Internet:
Moor von Peter dem Großen

Langenscheidt
Russisch-Deutsch Übersetzung für "арап"
Schlitzohr, Betrüger
... dann aber bei Leo :
ара́п m. | ара́пка f. obsolet
der Mohr | die Mohrin Pl.: die Mohren, die Mohrinnen obsolet

ара́п m. | ара́пка f. obsolet
der Neger | die Negerin Pl.: die Neger, die Negerinnen auch [pej.]
Da die Transkription „arap“ lautet, vermute ich, daß das Wort in gleicher Weise wie „Mohr“ (Maure) ursprünglich Nordafrikaner meint.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.05.2021 um 17.09

Spiegel Online schreibt über die Neuausgabe der Tagebücher der Sozialdemokratin Anna Haag (1888-1982):

Die Stuttgarterin war erfolgreiche Journalistin und Schriftstellerin, Pazifistin, Feministin und Mutter. Von 1940 bis 1945 führte sie Tagebuch und versteckte die 20 Schulhefte erst im Kohlenkeller, vergrub sie dann auf dem Land – stets im Bewusstsein der Lebensgefahr ...

Immer dachte Haag über die Möglichkeit – oder besser: Unmöglichkeit – nach, Hitler zu ermorden. Ihre Ausführungen zeigen, wie engmaschig die Überwachung war und wie perfekt die NS-Propaganda funktionierte. Die Bevölkerung beschrieb sie im Mai 1942 unter anderem als »gründlich entwaffnet und so entrechtet, geknechtet, geknebelt, bespitzelt, innerlich zerrissen, misstrauisch, machtlos, heimatlos«, was jeden ernsthaften Widerstand gegen das Regime unmöglich mache: »Womit? Mit dem Schürhaken, dem Teppichklopfer? Dem Spazierstock?« ...

Zur Nazi-Mär, Russland habe mit dem Schlachten begonnen, schrieb sie voller Verachtung für den NS-Apparat: »Es war mir geschwind als – als hätte Deutschland angefangen.« Inzwischen habe sie kapiert: »Polen hat angefangen, Russland hat angefangen! Das Gesindel bekommt seinen Lohn! Weg mit ihm! Lebensraum für uns!«

spiegel.de 3.5.2021
Die Kursivierung der Originalzitate und Rotauszeichnung habe ich hinzugefügt. Das Foto der Originalseiten aus dem Tagebuch zeigt, daß Frau Haag die bewährte Rechtschreibung verwendete – ausgiebig „daß“ und auch „muß“. Es scheint, daß Sätze mit solchen Wörtchen bewußt gemieden wurden, um das Volk nicht an die „Reform“-Schande von 1996 zu erinnern. Es ist zu hoffen, daß der Neudruck der Briefe wissenschaftlichen Kriterien besser genügt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.04.2021 um 21.40

El Cids anonymes Schlachtroß ergänzt den Pi-Bericht zur Umbenennung des Kieler Tirpitz-Hafens um weitere seltsame Vorkommnisse in der Landeshauptstadt:

Babieca 21. April 2021 at 19:09

Nur zur Erinnerung, was parallel dazu gerade in Kiel am historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität abläuft, seit dieses verkniffene Gesicht namens Gabriele Lingelbach …

Gabriele Lingelbach [Wikipedia]

… eine der drei „Mitdirektorinnen“ des historischen Seminars ist. Professor Werner Paravicini (und der ist nicht irgendwer!) hat in einem Leserbrief an die FAZ Alarm geschlagen:
Wenn die Vergangenheit abgeschafft wird

In Ihrer Zeitung war des Öfteren davon die Rede, daß die Cancel-Culture nun auch Deutschland erreicht habe, oft verbunden mit einem recht aggressiven Feminismus. Hier ein weiteres, erbauliches Beispiel dieser Haltung. Der lange Flur im Kieler Historischen Seminar war bis vor kurzem mit einer „Ahnengalerie“ geschmückt, wie sie bei vielen Institutionen und Seminaren üblich ist, die ihre verstorbenen Professoren und künftig auch Professorinnen auf diese Weise in Erinnerung halten. Plötzlich, Anfang März 2021, sind diese schlichten Rahmen mit je vier Bildern und knappen Biographien verschwunden. Nur die Haken, an denen sie aufgehängt waren, ragen noch aus der Wand.

Der verwunderte Besucher erkundigt sich und erfährt, daß ein Beschluß des Seminardirektoriums zu diesen Schritt geführt hat: Das seien alles (alte, weiße) Männer, von denen sich die neuerdings drei Mitdirektorinnen nicht repräsentiert fühlten, ja es könne sogar der Eindruck entstehen, daß diese Männerblicke sie beobachteten. Deshalb sollten Emeriti auch nicht in der Festschrift schreiben, die zum 150ten Jubiläum des Seminars geplant war.

Man halte sich vor Augen, ein Historisches Seminar, berufen, den Umgang mit der Vergangenheit zu lehren und zu erforschen, entsorgt sie und pfeift auf jede Tradition. Ein Hinweis auf das Kieler elektronische Gelehrtenverzeichnis kann die verlorene Gegenwart nicht ersetzen. Dazu tritt noch die Unterstellung, das seien ohnehin alles Nazis gewesen.

Große Namen waren da an der Wand vertreten: Friedrich Christoph Dahlmann, einer der Göttinger Sieben (wer die waren, konnte man hier erfahren); Georg Waitz, der Erneuerer der editorischen Mediävistik im 19. Jahrhundert; Gustav Droysen, dessen Historik immer noch zu den Grundtexten der Geschichtstheorie gehört. Heinrich von Treitschke war in der Tat ein Antisemit, konnte aber noch kein Nazi sein. Den überaus prominenten Zeithistoriker Karl-Dietrich Erdmann hat rigoroser Moralismus der Nähe zum Nationalsozialismus bezichtigt, die indes auf Fritz Rörig zutrifft und auch Karl Jordan nicht ganz abgesprochen werden kann. Hartmut Boockmann, unbescholten, gehörte zur ersten Riege der deutschen Spätmittelalterhistoriker. Unsichtbar ist nun auch der Ägypter Subhi Labib, der Mittlere und Neuere Geschichte des Vorderen Orients lehrte, nie sichtbar war Ottokar Menzel, nach seiner von Karl Jordan betreuten Habilitation Privatdozent, der mit seiner Frau im Februar 1945 aus dem Leben schied, als er fürchten mußte, daß seine Beziehung zum Widerstand bekannt würde.

Da hätte man ergänzen können. Alles egal. Die Vergangenheit soll besser werden, und da dies nicht gelingen kann, wird sie abgeschafft, oder eben abgehängt – ausgerechnet von Historikern.

Professor Dr. Werner Paravicini, Kronshagen

*https://www.faz.net/aktuell/politik/briefe-an-die-herausgeber/briefe-an-die-herausgeber- vom-1-april-2021-17272699.html
Seltsamerweise wird der Text hier mit bewährten „ß“ zitiert, während er in der FAZ reformkonform erschien. Was originaler ist, entzieht sich meiner Kenntnis.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.03.2021 um 07.58

Älteste Bibeltexte

Am 9. März 1884 erschoß sich der jüdische Antiquitätenhändler Moses Wilhelm Shapira in einem Amsterdamer Hotel, nachdem die Bibel-Fragmente, die er dem Britischen Museum für eine Million Pfund angeboten hatte, für Fälschungen erklärt worden waren. Er hatte die Schriftrollen in Jerusalem von Beduinen aufgekauft, war aber vorher schon in die Fälschung von anderen antiken Kunstgegenständen verwickelt.

Jetzt berichtet das Magazin Scinexx, daß der Potsdamer Hebraist Idan Dershowitz eine Neubewertung anhand von (unvollkommenen) Abschriften vorgenommen habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, daß es sich doch um älteste Teile des biblischen Deuteronomium (5. Buch Mose) gehandelt haben könnte. Die Originale sind vermutlich bei einem Brand vernichtet worden.

Ein flüchtiger Blick auf die Abschriften im Artikel zeigt phönizische Schriftzeichen, wie sie im fünften Jahrhundert im ganzen östlichen Mittelmeerraum verbreitet waren. Sie gelangten bis zur phönizischen Stadtgründung Karthago und von dort nach Mittelitalien auf eins der berühmten Goldbleche von Pyrgi („li rabat li astart ...“). Hier schloß sich der Kreis, denn auf den beiden anderen Blechen verwendeten die Etrusker die westgriechische linksläufige Variante der griechischen Schrift, die im achten Jahrhundert ebenfalls von den Phöniziern übernommen worden war.

Dabei hatten die Griechen durch Umwidmung der semitischen Konsonanten Alef, Het, Yod, Ain, Waw zu Vokalen das erste vollständige Alphabet geschaffen und damit auch die Niederschrift von Ilias und Odyssee ermöglicht. In diese Zeit fällt also auch die Erzählung der biblischen Berichte – teilweise ausgeschmückt mit 1500 Jahre älteren altorientalischen Mythen.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.02.2021 um 10.36

Einige Schnipsel aus Hubertus Knabes Bericht:

Die ehemalige Stasi-Informantin Anetta Kahane hat ein fragwürdiges Buch über die DDR herausgegeben. Aus einer Rezension entfernte der Geschichtslehrerverband Deutschlands einen Hinweis auf ihre Vergangenheit. Ein Erfahrungsbericht über Zensur und Selbstzensur bei deutschen Historikern.

Von Hubertus Knabe

... An das Buch war ich gekommen, weil mich ein geschätzter Kollege, Professor Uwe Walter, gefragt hatte, ob ich es für die Zeitschrift des Geschichtslehrerverbandes Deutschlands „geschichte für heute“ rezensieren wolle...

Erst Mitte Januar erhielt ich kommentarlos ein Heft der Zeitschrift „geschichte für heute“ zugeschickt, das ich zunächst ungeöffnet irgendwo hinlegte. Wenig später erreichte mich jedoch eine Mail von Professor Walter, der mich informierte, dass der letzte Absatz meiner Besprechung, in dem es um Frau Kahane und ihre Mitherausgeber ging, nicht gedruckt worden sei. Tatsächlich klaffte in dem Heft an dieser Stelle eine weiße Lücke...

Der Vorgang zeigt aber exemplarisch, wie sich die Spielräume des öffentlichen Diskurses in Deutschland verengen. Statt sich einer möglichen oder eingebildeten Gefahr der Kritik durch gut organisierte Netzwerke auszusetzen, greift man aus vorauseilendem politischem Gehorsam lieber selbst zur Schere und entfernt einen möglicherweise Anstoß erregenden Absatz. Beunruhigender als die Verstümmelung eines Textes durch eine Historikerzeitschrift ist deshalb die Bereitschaft zur Selbstzensur in den Köpfen der Verantwortlichen.

Die vollständige Rezension des Buches findet sich hier.

hubertus-knabe.de 2.2.2021


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.12.2020 um 19.19

Bislang war diese Rubrik orthographischen Fälschungen vorbehalten. Jetzt müssen wir hier wohl auch sachliche Fälschungen aus politischer Korrektheit verzeichnen:

Wolfgang Hübner 30. Dezember 2020

CÄSAR EIN SCHWARZER, LUTHER EIN ASIATE?
Hautfarbe soll im Film keine Rolle mehr spielen


Seit Weihnachten ist bei Netflix die amerikanische Serie „Bridgerton“ zu sehen (siehe Trailer oben). Es ist die Verfilmung einer sehr erfolgreichen Buchreihe der US-Autorin Julia Quinn und spielt im London des frühen 19. Jahrhunderts. Wie unterhaltsam die vorerst acht einstündigen Folgen der Serie sind, mag jeder Netflix-Abonnent selbst entscheiden. Interessant an „Bridgerton“ ist auf jeden Fall die Besetzung von tragenden Rollen wie der Figur des „Duke of Hastings“ mit farbigen Darstellern. Zwar gab es selbstverständlich in jener Zeit der Filmhandlung keinen schwarzen Herzog im Königreich. Doch im Jahr 2020 wird er nun von einem in Simbabwe geborenen Darsteller gespielt...

Sowohl in den USA als auch in Großbritannien müssen inzwischen farbige Darsteller in fast jeder Produktion eingesetzt werden, wenn diese nicht dem Verdacht ausgesetzt werden sollen, rassistisch zu sein.

Da wollte die staatlich bestens gepäppelte deutsche Film- und Fernsehbranche natürlich nicht nachstehen. Deshalb hat kürzlich die Universal Film AG (Ufa) stolz verlauten lassen: „Als erstes deutsches Unterhaltungsunternehmen verpflichtet sich die Ufa,…zu mehr Diversität vor und hinter der Kamera.“ Und weitere Unterhaltungsunternehmen werden ganz sicher bald folgen. Machen wir uns also darauf gefasst, demnächst Filme zu sehen, in denen Cäsar ein Schwarzer, Luther ein Asiate oder Goethe ein Mulatte ist.

Immerhin ist so viel sicher: Hitler oder Goebbels werden auch zukünftig immer nur von Weißen verkörpert werden (dürfen). Denn diese Figuren mit einem Schwarzen zu besetzen, wäre gewiss Rassismus im Quadrat. Ausgerechnet die Bösewichte unserer Geschichte bleiben also auch künftig vom „historischen Fortschritt“ verschont – welch ein Trost!

Auch unter: pi-news.net 30.12.2020


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.07.2020 um 18.37

In einem von seinen Peinigern verfassten Verhörprotokoll erklärt sich Helmut Sonnenschein angeblich der "Ausübung von Verbrechen" gemäß Artikel 58 des Strafkodex der RSFSR für schuldig. "Ich gebe zu, daß ich (…) ein überzeugter Feind der Sowjetunion und der Deutschen Demokratischen Republik geblieben bin. Aus diesen Gründen konnte ich mich mit der Niederlage des faschistischen Deutschlands nicht abfinden, habe ich Pläne für einen neuen Krieg gegen die UdSSR ersonnen und hatte vor, (…) erneut zur Waffe zu greifen." Das reichte den Sowjets für ein Todesurteil.
spiegel.de 15.7.2020

Und warum nicht beim klassischen Dichter in der FAZ?

[Heinrich Heine] Jetzt, auf der Reise, sammelte er Material für den am „Don Quijote“ geschulten Mix aus Bericht, lyrischen Einsprengseln und Idiotengalerie. Allein seiner physischen Beschreibungen wegen müsste man Heine lesen, das würde abhärten für den Alltag. In Clausthal wird dem Dichter der Kaffee verleidet, weil sich „ein junger Mensch diskursierend zu mir setzte und so entsetzlich schwadronierte, dass die Milch auf dem Tische sauer wurde“.
faz.net 6.7.2020


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.06.2020 um 04.52

Marx & Engels intim:
Erstaunliches aus dem unzensierten Briefwechsel von Karl Marx und Friedrich Engels

Kindle Ausgabe
von Björn Akstinat (Autor, Herausgeber),

Kindle 7,99 € Lesen Sie mit unserer kostenfreien App

Leseprobe

Papa Marx hatte seine liebe Not mit seinem Sohn Karl. So schrieb Heinrich Marx am 18. November 1832 einen kummervollen Brief:

„Lieber Karl! Über drei Wochen sind verflossen, dass Du weg bist, und keine Spur von Dir! Du kennst Deine Mutter und ihre Ängstlichkeit, und dennoch diese grenzenlose Nachlässigkeit! Das bestätigt mir nur zu sehr die Meinung, welche ich trotz Deiner mancher guten Eigenschaft hege, dass der Egoismus in Deinem Herzen vorherrschend ist“
Zwei Jahre später scheint der Sohnemann immer noch nicht geläutert. Am 9. Dezember 1837 schrieb der besorgte Vater:
„Als wären wir Goldmännchen, verfügt der Herr Sohn in einem Jahre für beinahe 700 Taler gegen alle Abrede, gegen alle Gebräuche, während die Reichsten keine 500 ausgeben.“
Zwei Monate später hat Karlchen es geschafft: Der Vater gibt sich selbst die Schuld am missratenen Sohn und schreibt am 10. Februar 1838 an seinen Karl:
„Ich leugne nicht, dass ich mir zuweilen Vorwürfe mache, als zu schwach Dir den Zügel gelassen zu haben. So sind wir jetzt im vierten Monat des Justizjahres, und schon hast Du 280 Taler gezogen. So viel habe ich diesen Winter noch nicht verdient … Ich bin erschöpft, lieber Karl, und muss schließen .“
Und so schloss Heinrich Marx nicht nur sein Geschäft, sondern auch mit dem Leben ab und starb noch im selben Jahr. Da der Vater Angst hatte, dass Karl Marx seinen Erbteil verprasst, hat er in seinem Testament bestimmt, dass ein Vermögensverwalter kontrolliert, wie Karl Marx seinen Erbteil ausgezahlt bekommen und ausgeben darf. In dieser prekären Situation lassen wir den armen Karl selbst zu Wort kommen. So schreibt er am 25. Januar 1843 an einen Bekannten:
„Ich bin, wie ich Ihnen schon einmal geschrieben habe, mit meiner Familie zerfallen und habe, solange meine Mutter lebt, kein Recht auf mein Vermögen.“
Das war also der Grund, warum Marx ständig knapp bei Kasse war.

Hadmut Danisch hat am 1.12.2019 in seinem Blog „Ansichten eines Informatikers“ weitere Zitate aus diesem Buch gebracht – natürlich auch in der gefälschten Rechtschreibung:

Engels an Marx 1862:
„Falls wir nicht die Kunst erfinden, Gold zu scheißen , wird schwerlich etwas anderes übrigbleiben, als dass Du auf die eine oder andre Weise etwas aus Deinen Verwandten herausschlägst.”
Danisch schreibt zum Schluß:
Zitate entnommen aus Björn Akstinat und Simon Akstinat, Marx & Engels intim ; irgendwo stand mal, die Bolschewisten hätten ihren eigenen Marx-Engels-Historiker umgelegt, nachdem er das alles herausgefunden hatte, weil sie verhindern wollten, dass jemand bemerkt, was für ein Gesindel sie als Propheten vergötterten.
Siehe auch dies. Weitere Originaltexte von Karl Marx mit der Suchfunktion.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.06.2020 um 02.52

https://www.spiegel.de/geschichte/deutschlandtreffen-der-jugend-in-ost-berlin-1950-party-der-fdj-a-0e5d3437-b421-4505-a6af-4509639be2bb


"Wir brauchen einen Vogelbauer für den Verbrecher Adenauer, ein Vogelbauer ist zu klein,
es muß ein Raubtierkäfig sein!"

Bertolt Brecht und der Komponist Paul Dessau schrieben daraufhin das Chorwerk "Herrnburger Bericht". Im holprigen Agitprop-Stil reimte Brecht:

"Die Bonner Polizisten, sie halten Kind und Kind,
sie wollen kontrollieren, ob sie verpestet sind.
Auf dass sie nicht anstecken das ganze deutsche Land
mit einer großen Seuche, Friede genannt."
An anderer Stelle heißt es: "Polizist: Was hatten sie zu zeigen, was ihr daheim vermisst? Jugend: Neue Werke, die volkseigen und drinnen Werkstudent und Aktivist."
Das Polit-Singspiel wurde 1951 bei den "Weltfestspielen" in Ost-Berlin uraufgeführt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.01.2020 um 10.54

In der Frage der Rechtschreibreform vertritt wohl ein großer Teil der Mitglieder und Mitläufer der AfD die Meinung, das Kind sei in den Brunnen gefallen und es gäbe Wichtigeres. Deshalb die Nachlässigkeit bei Schmidt-Zitaten in der AfD-Wahlkampfzeitung „UNS HAMBURG“. 1992 gab es auch in der Frankfurter Rundschau noch keine „Reform“:

Helmut Schmidt als eine Jahrhundertgestalt
Eine Auswahl von bemerkenswerten Zitaten


»Die Vorstellung, dass eine moderne Gesellschaft in der Lage sein , müsste, sich als multikulturelle Gesellschaft zu etablieren, mit möglichst vielen kulturellen Gruppen, halte ich für abwegig. Man kann aus Deutschland mit immerhin einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen Schmelztiegel machen. «
Quelle: Frankfurter Rundschau, 12. September 1992, S. 8
Das Zitat aus dem „Hamburger Abendblatt“ ist dagegen korrekt, da die Springer-Presse aufgrund besserer Einsicht seit 2004 wieder in der traditionellen Rechtschreibung erschien.
»Mit einer demokratischen Gesellschaft ist das Konzept von Multikulti schwer vereinbar. Vielleicht auf ganz lange Sicht. Aber wenn man fragt, wo denn multikulturelle Gesellschaften bislang funktioniert haben, kommt man sehr schnell zum Ergebnis, daß sie nur dort friedlich funktionieren, wo es einen starken Obrigkeitsstaat gibt. Insofern war es ein Fehler, daß wir zu Beginn der 60er Jahre Gastarbeiter aus fremden Kulturen ins Land holten. «
Quelle: Hamburger Abendblatt, 24. November 2004
Leider wurde die Rechtschreibung durch das unheilvolle Wirken von Schavan und Zehetmair und wohl auch der Konzerneigentümerin (und P. Schmachthagen) 2006 wieder auf die vom Volk abgelehnte „Reform“ umgestellt. Die „Zeit“ hatte keinen Widerstand geleistet und schon 1999 eine streberhafte Vorreiterrolle gespielt, obwohl Helmut Schmidt als einer der Herausgeber eigentlich Reformgegner war:
»Wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man, dass die politischen Journalisten eigentlich mehr zur politischen Klasse gehören und weniger zum Journalismus. «
Quelle: Interview mit Giovanni di Lorenzo, ZEITmagazin, 25. März 2010. Nr. 13

UNS HAMBURG pdf
In der AfD gibt es tatsächlich einige, die die Unterwerfung unter die durch Schule, Medien, Behörden und Software erpreßte „Reform“ verweigern. Björn Höcke gehört zu diesen rühmlichen Ausnahmen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.01.2020 um 02.28

Das Landeshaus in Kiel wirbt für eine Veranstaltung – unter Nichtbeachtung der Zitattreue und der Volksabstimmung gegen die Rechtschreib„reform“:

AMPHIBIEN Ein deutsch-dänisches Abstimmungs-Schauspiel zum 100. Jahrestag der Volksabstimmungen von 1920 über den Verlauf der deutsch-dänischen Grenze

TOURNEETERMINE

Do 13.2.2020, 19.00 Uhr

Kiel, Schleswig-Holsteinischer Landtag

Einlass für diese Spielstätte nur nach Anmeldung und unter Vorlage des Personalausweises.

AMPHIBIEN

Ein deutsch-dänisches Abstimmungs-Schauspiel


zum 100. Jahrestag der Volksabstimmungen von 1920 über den Verlauf der deutsch-dänischen Grenze.

BIS VOR KURZEM war alles selbstverständlich. Wir waren Amphibien. Amphibien? Wir lebten in zwei Elementen: auf dem Land gehen, im Wasser schwimmen. In gewisser Weise tun wir's noch. Wir gehen von der einen Sprache in die andere wie durch eine offene Tür. Je nach Umgebung leben wir in dänischen Liedern oder in deutschen. Im Wasser schwammen sie und an Land gingen sie. Ich rede wie von einem Kindheitsparadies, von einem fernen Zuhause ... Wir redeten und wir sangen deutsch, in der Kirche und im Dorf war alles dänisch, und gingen deutsch oder umgekehrt. Je nachdem, wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass es auch anders geht. Ja aber, das Leben in beiden Welten? Wir haben uns schlafen gelegt und sind alle als Landtiere mit Eckzähnen aufgewacht. Alles fiel auseinander. Und was war daran schuld?
Die Schleswigsche Frage ...

Aus dem Roman „Riß durchs Festland“ von Uwe Pörksen

[Leseprobe]

AMPHIBIEN

Die Theater-Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig in Apenrade hat dieses Stück in Zusammenarbeit mit Studierenden und Lehrenden der Abteilungen Kunst und Visuelle Medien, Textil und Mode sowie Darstellendes Spiel der Europa-Universität Flensburg zum 100. Jahrestag der Volksabstimmungen von 1920 über den Verlauf der deutsch-dänischen Grenze entwickelt...

landtag.ltsh.de

Prof. Uwe Pörksens Austrittserklärung aus dem Rat für Rechtschreibung hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.09.2019 um 08.24

Aus einem umfangreichen Text zur deutschen Erinnerungskultur:

Im Geschichtsloch verschwunden –
Wie der Ostdeutsche Kulturrat 2019 unterging


Jörg Bernhard Bilke 6. Juni 2019

Von der deutschen Öffentlichkeit kaum bemerkt, hat die „Stiftung Ostdeutscher Kulturrat“, zuletzt ansässig in Königswinter/ Rheinland, ihre Arbeit am 30. April 2019 eingestellt. Die letzte „Kulturpolitische Korrespondenz“, deren Chefredakteur in Bonn ich in den Jahren 1983/2000 war, erschien im März 2019. Danach räumten die beiden noch verbliebenen Mitarbeiter, die inzwischen das Rentenalter erreicht hatten, die Räume leer und übergaben sie dem Vermieter.

Die bildungspolitische Einrichtung „Ostdeutscher Kulturrat“ war 1950 zunächst als Verein gegründet worden, der den Bundesregierungen unter Konrad Adenauer (1876-1967) und Ludwig Erhard (1897-1977) beratend zur Seite stand, wurde seit 1968 vom Bundesvertriebenenministerium gefördert und seit 1969, nachdem dieses Ministerium von der SPD-FDP-Koalition aufgelöst worden war, vom Bundesinnenministerium. Der Verein wurde 1975 in eine Stiftung umgewandelt und vom Bundesinnenministerium mit Geldern nach der Westvermögenszuführungsverordnung ausgestattet.

Ein Vierteljahrhundert später, am 30. Juni 2000, wurden der Stiftung von Kulturstaatsminister Michael Naumann sämtliche Fördermittel entzogen. Da aber die Stiftung über eigenes Vermögen verfügte, konnte sie mit verkleinerter Mannschaft ihre Arbeit noch bis ins Jahr 2019 fortführen. [...]

Herbert Hupka, dessen Ansehen nach dem Mauerfall in Berlin 1989 auch in Polen zusehends wuchs, so dass er schließlich zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Ratibor/Oberschlesien ernannt wurde und am 15. August 2005 dort seinen 90. Geburtstag feiern konnte, hatte sich 1983 ehrgeizige Ziele gesetzt. Er wusste mit mehreren Projekten zugleich die reichhaltige Geschichte und die überragenden Kulturleistungen des 1945 untergegangenen Ostdeutschlands den nachgeborenen Deutschen wieder in Erinnerung zu rufen. [...]

Das alles ist nun, seit 30. April 2019, Vergangenheit, nachdem der politisierende Schöngeist Dr. Michael Naumann (SPD) im Oktober 1998 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder Kulturstaatsminister geworden war und in den zwei Jahren seiner Amtsführung anderthalb Dutzend ostdeutsche Kulturinstitute ausgelöscht hatte, darunter die „Stiftung Kulturwerk Schlesien“ in Würzburg, die „Künstlergilde“ in Esslingen/Neckar und die „Stiftung Ostdeutscher Kulturrat“ in Bonn.

Wenn Vermögen vorhanden war konnte sich das betroffene Institut noch einige Jahre halten, auch wenn zahlreiche Mitarbeiter mit exzellentem Fachwissen vorzeitig in den Ruhestand geschickt oder einfach nur entlassen wurden. ...

Die Verantwortlichen in den Ministerien von Bund und Ländern für die Pflege ostdeutschen Kulturgutes sind heute alle nach 1945 geboren und verstehen unter „Ostdeutschland“ zunehmend Thüringen, Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg.

... Immanuel Kant (1724-1804), der bedeutendste Denker der europäischen Philosophiegeschichte, der in seinem langen Leben seine Heimatprovinz Ostpreußen nicht einmal verlassen hat. Sein 300. Geburtstag wird am 22. April 2024 in aller Welt begangen werden mit Festveranstaltungen, unzähligen Vorträgen und beachtlichen Büchern. Im „Literarischen Führer Deutschland“ wird sein Name nur einmal genannt, weil er in Berlin zufällig in einem Figurenensemble zu sehen ist. Die beiden DDR-Schriftstellerbrüder Hermann (1926-2016) und Uwe Kant (1936) werden in diesem Lexikon zehnmal erwähnt.

Darf man jetzt schrill auflachen?

tabularasamagazin.de 6. 6.2019

Der „Mitteldeutsche Rundfunk“ hat seinen Namen in der Euphorie der deutschen Wiedervereinigung eher versehentlich erhalten. Sicher wird auch er wegen des Verdachts auf „Revanchismus“ irgendwann fallen.

800 Jahre Kultur Ostdeutschlands sollen in der Erinnerung ausgelöscht werden – bis auf die zwölf Jahre Nazi-Greuel.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2019 um 16.22

... der ehemaligen Stasi-Spitzelin und heutigen Leiterin der Amadeu-Antonio-Stiftung, hat der Historiker Hubertus Knabe eine Würdigung ihres Wirkens veröffentlicht.

Knabe wurde bekanntlich als Direktor der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen mit fragwürdigen Gründen amtsenthoben. Damit erfüllte sich die im Kuratorium vertretene SED-Nachfolgepartei Die Linke (mit Hilfe der Ex-Kulturbeauftragten Monika Grütters, CDU) einen langgehegten Herzenswunsch (hier und da).

Deutschland Staatssicherheit
Die Täter sind unter uns
https://hubertus-knabe.de/der-fall-kahane/
Wir können uns hier nur mit einer kleinen Unachtsamkeit des Historikers befassen: Anetta Kahane und ihre Stasi-Führungsoffiziere schrieben selbstverständlich traditionell.

Ihre Verpflichtungserklärung gegenüber dem Ministerium für Staatssicherheit mit Annahme des Decknamens „Viktoria“ ist noch unauffällig. Der nächste abgebildete handschriftliche Bericht beginnt:
„23.12.74 ...., 20 Jahre alt wohnhaft in Berlin Pankow ... ist mir seit ca. 6 Jahren bekannt. Wir lernten uns bei einer Party bei mir zu Hause kennen und stellten fest, daß ...... befreundet sind. ......“
Eine späte handschriftliche Notiz ihres Führungsoffiziers hält fest:
„Beim Treff am 17.3.82 äußerte der IM [kein Gender!], daß er die Aufgaben für das MfS nicht mehr erfüllen kann. Er lebe in einer ziemlichen Streßsituation, außerdem gibt es – das kam mehr indirekt zum Ausdruck – ideologische Barrieren.“
Knabe „reformiert“ in Textzitat und Bildunterschrift:
»In einer ziemlichen Stresssituation“ – Vorschlag zur Beendigung der Zusammenarbeit vom Juni 1982 «
Was mir entgangen war: Auch dahinter steckt Anetta Kahane:
#NichtEgal *
Gemeinsam mit der Kampagne "Laut gegen Nazis", der Amadeu Antonio Stiftung und unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel startete YouTube im August 2009 "361 Grad Toleranz - der YouTube Schülerwettbewerb gegen Ausgrenzung".

https://youtu.be/1GOAuhQoj-4
... nicht zuletzt zur Vorbereitung des bunten Angriffs auf die „weiß gebliebenen“ Gebiete der DDR.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.07.2019 um 06.22

Speer verfasste unter Datum vom 29. März 1945 ein Gesuch an Hitler, in dem er bat, den Zerstörungsbefehl zurückzunehmen. Speer gibt dort nach dem Einschub – „wenn ich Sie nicht missverstanden habe“ – in indirekter Rede wieder, was Hitler ihm am Abend des 18. März erklärt habe:

https://de.wikipedia.org/wiki/Nerobefehl (abgerufen 11.7.19)

II. Speers Antwort vom 29. März 1945

... Sie machten mir jedoch am Abend Ausführungen, aus denen — wenn ich Sie nicht mißverstanden habe — klar und eindeutig hervorging: Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein. Dieses Schicksal ist unabwendbar. Es sei nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil sei es besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Denn das Volk hätte sich als das schwächere erwiesen ...

Quelle: Bundesarchiv Koblenz N 1340/215 „29. März 1945 Schreiben Speers an Adolf Hitler Zusammenbruch des Deutschen Reiches, Opposition, insbes. gegen die Zerstörungsbefehle Hitlers (vgl. R 3/1538)“;

http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/docpage.cfm?docpage_id=2382&language=german


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.07.2019 um 02.47

Im Wirtschaftswunder der Fünfzigerjahre gingen die Geschäfte gut; Brauner fütterte den Markt mit teilweise über 15 Produktionen pro Jahr, darunter mit Kassenschlagern wie "Die Frühreifen" (mit Peter Kraus) und "Mädchen in Uniform" (mit Romy Schneider). Aber auch Robert Siodmaks Gerhart-Hauptmann-Adaption "Die Ratten (mit Maria Schell und Curd Jürgens) brachte Brauner ins Kino, das Stauffenberg-Drama "Der 20. Juli" und den beeindruckenden Dürrenmatt-Film "Es geschah am helllichten Tag" mit Heinz Rühmann. "Der brave Soldat Schwejk", den Brauner ebenfalls mit Rühmann drehte, bezeichnete er später gern als seinen "vielleicht liebsten Film".

spiegel.de 7.7.3019

Google:

„Es geschah am hellichten Tag“
Ungefähr 70.300 Ergebnisse (0,41 Sekunden)

„Es geschah am helllichten Tag“
Ungefähr 7.980 Ergebnisse (0,55 Sekunden)

Besonders neckisch:
„Ausführliche Filmkritik zu ES GESCHAH AM HELLLICHTEN TAG (1958)“

Es geschah am hellichten Tag – Wikipedia


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.06.2019 um 13.32

Aus Klonovskys Acta diurna:

Leser *** macht mich auf eine "schon ältere und in einem ganz frühen 'Merkel-Stadium' geschriebene Merkel-Biographie" aufmerksam – es handelt sich um das Buch "Wem dient Merkel wirklich?" von David Korn, den ich ebenfalls nicht kenne –, worin ein pikantes Zitat von Merkels Vater Horst Kasner zu finden ist. Der schrieb "nach der für ihn so frustrierenden Wiedervereinigung" im Periodikum die kirche, Organ der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, Nr. 33 (16. August 1992), unter der Schlagzeile "Nichts kann bleiben, wie es einmal war":

"Als Beigetretene leben wir nun mit dem Grundgesetz der alten Bundesrepublik, an eine Neufassung ist nicht zu denken. Allenfalls Ergänzungen und Änderungen wird es geben. Und dabei steht es, wie gesagt, nicht zum besten um die freiheitlich demokratische Grundordnung. Von der Diktatur der Staatspartei befreit, haben wir auf einen demokratischen Aufbruch gehofft und sind nun in einen Parteienstaat hineingeraten, in dem, gemäß Verfassungspostulat, alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht, dann aber dorthin nicht mehr zurückkehrt. Wir bemerken nun, wie sich die etablierten Parteien den Staat zur Beute gemacht haben und dass der Staat zum Selbstbedienungsladen für Politiker geworden ist ... Der Parteienstaat der Bundesrepublik, in dem sich die beiden Volksparteien inhaltlich kaum noch unterscheiden, hebt sich eigentlich nur noch durch das Mehrparteiensystem von der Parteidiktatur der DDR ab. In der bequemen Proporzdemokratie wird der Klüngel zum System. Man schanzt sich wechselseitig Vorteile zu."

Und Töchterli heute mittenmang!

michael-klonovsky.de/acta-diurna 3.6.2019

War es David Korn, der Leser*** oder Klonovskys F-Automat (Ferbesserungsautomat)?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.05.2019 um 05.36

Am Freitag hörten wir, meine Frau und ich, im Kieler Pharmakologischen Institut einen Vortrag von Dr. Harald Lübke über seine und seiner Kollegen Forschungen zur Steinzeit in Estland. Prof. Christian Andree erwähnte in seiner Begrüßung die 500-Jahr-Feier der (jetzt „Europa-“) Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, bei der die damalige Uni-Präsidentin Gesine Schwan (SPD), verspätet eintreffend, in ihrer Rede „das 300ste Jubiläum, ... äh, ich meinte das 400ste“ feiern wollte, bis sie schließlich die richtige Zahl traf. Die Vertreter der benachbarten polnischen Universität seien übrigens im vollen traditionellen Ornat erschienen, im Gegensatz den unfeierlichen Deutschen.

Daß die „Europäer“ mit der Geschichte auf Kriegsfuß stehen, merkt auch Michael Klonovsky in seinen „Acta diurna“ an:


... Apropos Kretins in der Politik: Nach Ansicht von Frans Timmermans, Vizepräsident und "EU-Kommissar für Bessere Rechtsetzung" – resp. Rechtleitung – und Gedöns gehört "der Islam seit 2000 Jahren zu Europa". Diese Auskunft sollte man mal einigen besonders pingeligen Mohammed-Jüngern zu- oder vorspielen; der EU-Typ behauptet doch tatsächlich, sogar ihre Religion hätten die Europäer erfunden, volle sechs Jahrhunderte bevor Allahs Gesandter sie dem Propheten eingab!

michael-klonovsky.de 18.5.2019

Nebenbei zitiert Klonovsky noch eine Umfrage des MDR:

Gehört der Islam zu Deutschland?
Ja: 4,66 Prozent - - - Nein: 95,34 Prozent


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.05.2019 um 17.16

Vera Lengsfeld hatte 2004 noch ihre Unterschrift unter den Gruppenantrag „Die Einheit der deutschen Sprache wahren“ gesetzt, der sich gegen die Rechtschreib„reform“ richtete, aber bereits durch den Einfluß von Angela Merkel verwässert worden war.

Vermutlich ist Frau Lengsfeld jetzt nur zu faul, ihrem Schreibautomaten hinterher zu korrigieren. Sie zitiert „reformiert“ aus dem verdienstvollen Buch von Sebastian Haffner „Anmerkungen zu Adolf Hitler“, das 1978 auf deutsch erschien. Bis zu seinem Tod 1999 las ich alles von ihm, was mir zugänglich war. Ich höre noch heute seine hohe, etwas gequetschte Stimme: „Ich war immer ein Wiedervereiniger“ (anders als Grass und Steinmeier).

[Lengsfeld:] Haffners Analyse ist verblüffend und die Parallelen zu einer aktuellen Politikerin sind es auch.
„Was konnte ‚größenwahnsinniger‘ sein, als der Beschluss eines Unbekannten […] Politiker zu werden?“

Zwischen 1930 und 1941 gelang „Hitler innen- und außenpolitisch, schließlich auch militärisch so gut wie alles, was er unternahm, zum Staunen der Welt“.

Hitler errang seine Erfolge über bereits geschwächte Gegner, „die zum wirklichen Widerstand unfähig oder unwillig waren […] Es ist also ein Irrtum […] dass erst Hitlers Ansturm die Weimarer Republik zum Fallen gebracht hätte […] bei den innerpolitischen Kämpfen 1930-1934 ging es in Wirklichkeit nicht mehr um Verteidigung der Republik, sondern nur noch um ihre Nachfolge.“

Die wichtigste Schlussfolgerung Haffners:
„Offensichtlich steht Hitler […] zwischen Mussolini und Stalin – und zwar, bei genauerem Hinsehen, näher bei Stalin, als bei Mussolini […] Nichts ist irreführender, als Hitler einen Faschisten zu nennen […] Sein Nationalsozialismus war alles andere als ein Faschismus“.

Hitler wurde von den Alliierten die Vorherrschaft in Europa geebnet, seine Gebietsansprüche bewilligt. Allerdings setze er diese Erfolge ab 1939 mutwillig aufs Spiel, als er diese bereits garantierte Vorherrschaft in „kriegerische Eroberung und Besetzung Europas verwandelte, was sich mit der Vergewaltigung einer vollkommen hingabewilligen Frau vergleichen lässt.“

Schon am 27. November 1941, als die deutsche Offensive vor Moskau zwar zum Stehen gekommen war, die sowjetische Gegenoffensive aber noch nicht eingesetzt hatte, erklärte Hitler vor dem dänischen und dem kroatischen Außenminister:

„Wenn das deutsche Volk einmal nicht mehr stark und opferbereit genug ist, sein eigenes Blut für seine Existenz einzusetzen, so soll es vergehen und […] vernichtet werden. Ich werde dem deutschen Volk keine Träne nachweinen.“

Auch Plan 3 versuchte er, mit aller grausamer Konsequenz durchzusetzen.
„Sein letztes Programm für Deutschland war der Volkstod.“

In klarer und unwiderlegbarer Form dokumentiert sich dieses Vorhaben in den Führerbefehlen vom 18. und 19. März 1945. Am 18.3. verfügte er, die Bevölkerung Westdeutschlands auf Todesmärsche zu schicken, am 19.3. gab er den Befehl, alles, was in Deutschland noch stand und den Deutschen eine Überlebensmöglichkeit sichern würde, in die Luft zu sprengen – „es also mit Vernichtung zu bestrafen, weil es sich zur Welteroberung unfähig gezeigt hatte.“

Ausgehend von einigen englischen Historikern, hat sich inzwischen in der Linken die These verfestigt, Hitler als das vorbestimmte Produkt der ganzen deutschen Geschichte zu betrachten.

Haffner: „Das Gegenteil ist richtig. Hitler steht in keiner deutschen Tradition, am wenigsten in der protestantisch-preußischen des „nüchtern selbstlosen Dienstes“ am Staat.

„Nüchternheit hatte er planmäßig durch Massenrausch ersetzt, man kann sagen, dass er sich selbst sechs Jahre den Deutschen als Droge verabreicht hatte […] Er hatte sich Deutschland ausgesucht – ohne es zu kennen, und eigentlich kennengelernt hat er es nie. Die Deutschen waren sein erwähltes Volk […] als das zu seiner Zeit größte Machtpotential Europas. und nur als Machtinstrument haben sie ihn je wirklich interessiert.“

Hitler ist so gründlich gescheitert, dass heute niemand „auch nur die kleinste politische Außenseiterchance“ hat, der sich auf ihn beruft. Von daher ist der gegenwärtige staatlich geförderte Kampf gegen angebliche „Nazis“ eine Schimäre. Mehr noch:
„Weniger gut ist, dass viele Deutsche sich seit Hitler nicht mehr trauen, Patrioten zu sein.”

Denn die deutsche Geschichte ist mit Hitler nicht zu Ende. Wer das Gegenteil glaubt und sich womöglich darüber freut, weiß gar nicht, wie sehr er damit Hitlers letzten Willen erfüllt.

freiewelt.net 3.5.2019 Original: vera-lengsfeld.de 3.5.2019
(Auch orthographisch nicht relevante Stellen wurden des Gesamtbildes wegen zitiert.)
Hitler war als unscheinbarer Niemand aus dem Nichts aufgestiegen und benutzte das deutsche Volk für seine Geltungssucht und seinen Machtwillen. Jetzt wird es wieder benutzt, und es ist sehr die Frage, ob es das übersteht.

PS: Siehe auch dies und das.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.03.2019 um 08.21

"Ich will nichts erleben! Ich bin Schriftsteller!"

Der berühmteste Schriftsteller, der es beständig schafft, nicht berühmt zu sein, ist Patrick Süskind. Angesichts der Gepflogenheiten heutiger Literaturvermarktung erscheint es als unwahrscheinlich, wie Süskind gezielt ein paar bleibende literarische Werte gesetzt und sich dann der Sekundärverwertung seiner Bedeutung komplett entschlagen hat: keine Interviews, Fernsehauftritte und Preisreden gibt es aus den letzten Jahrzehnten...

"Ein Kontrabass ist mehr, wie soll ich sagen, ein Hindernis als ein Instrument."

In diesem Buch gibt es die unvergessliche Szene, in der der junge Ich-Erzähler zu spät zur Klavierstunde kommt und sich dann auch noch verspielt. F statt Fis. Die Klavierlehrerin haut auf die schwarze Taste, niest, haut noch mal hin und eine "Portion schleimig frischen Rotzpopels" bleibt auf der richtigen Note zurück. Der Klavierschüler fängt von vorne an, die gefährliche Stelle rückt näher, "der liebe Gott schwieg und tat nichts" und dann: ",Fis jetzt!' schrie es neben mir ... und ich, im klarsten Bewusstsein dessen, was ich tat, mit vollkommener Todesverachtung, spielte F. -"

So komisch diese Geschichte für jeden ist, der unter musikalischer Früherziehung gelitten hat, so ernst ist sie. Weil sie zeigt, wie unversehens Menschen einander zur Qual werden können, wie fatal die Distanzlosigkeit der Welt ist. Und schon mit seinem Debüt, dem Theatermonolog "Der Kontrabaß", hat Süskind ja einen von seiner Mitwelt gequälten Mann aufgestellt: "Ein Kontrabass ist mehr, wie soll ich sagen, ein Hindernis als ein Instrument." 1981 wurde das Stück mit Nikolaus Paryla uraufgeführt, der bald achtzig wird und es heute noch spielt.

sueddeutsche.de 26.3.2019

Patrick Süskind hat, neben 700 anderen, 1996 gegen die Rechtschreib„reform“ die Frankfurter Erklärung der Schriftsteller, Germanisten, Historiker, Verleger und anderer Persönlichkeiten unterzeichnet. Es ist nicht bekannt, daß er dies widerrufen hat.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.03.2019 um 03.17

... besonders wenn es um die neuen „ss“ geht. Auch die albernen neuen Großschreibereien, die man schon im 19. Jahrhundert fast überwunden hatte, werden meist wohl automatisch in die Texte hinein„korrigiert“ – man darf die Bürger, vor allem die Schüler, doch nicht verunsichern:

„Wissense denn nich, det Fontane Antisemit is?“
Stand: 14.03.2019 | Lesedauer: 14 Minuten
Von Wolf Lepenies

Nach wie vor finden sich im Adel „entzückende Einzelexemplare“, aber die Junker, die doch den eigentlichen Adelstypus verkörpern, sind Fontane unerträglich geworden: „Je mehr sie überflügelt werden, je mehr sie sich überzeugen müssen, dass die Welt anderen Potenzen gehört, desto unerträglicher werden sie in ihren Forderungen, ihre Vaterlandsliebe ist eine schändliche Phrase ... je eher mit ihnen aufgeräumt wird, desto besser.“...

Dichter noch als in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und in seinen Romanen mischen sich in den Briefen Fontanes Liebe und Distanz zu Preußen. Verehren, bewundern und doch gelegentlich ein Nein: „So muss es sein!“, heißt es einmal.

welt.de 14.3.2019
Richtig muß es heißen:
Brief Fontanes an Georg Friedländer, 14. Mai 1894: »Je mehr sie [die Junker] überflügelt werden, je mehr sie sich überzeugen müssen, daß die Welt andren Potenzen gehört, desto unerträglicher werden sie in ihren Forderungen; ihre Vaterlandsliebe ist eine schändliche Phrase, sie haben davon weniger als andre, sie kennen nur sich und ihren Vortheil und je eher mit ihnen aufgeräumt wird, desto besser.«
…und der Textfetzen stammt aus Kapitel 3 des Buches: Irrungen, Wirrungen:
»Ja«, schmunzelte die Dörr vor sich hin, »das is das Richtige, so muß es sein. Aber is es denn wahr, Lene, daß er Botho heißt? So kann doch einer eigentlich nich heißen; das is ja gar kein christlicher Name.« »Doch, Frau Dörr.« Und Lene machte Miene, die Tatsache, daß es solchen Namen gäbe, des weiteren zu bestätigen.

https://gutenberg.spiegel.de/buch/irrungen-wirrungen-4457/3
Inzwischen können die Korrekturautomaten den entlegensten Blödsinn der „Reform“. Waren das noch Zeiten, als es sich die Kieler Nachrichten einfach machten und in einem Fortsetzungroman nur die „dass“ hineinferkelten. Oder als die Eckernförder Ausgabe der KN das gleiche mit einem wirklich alten Text tat, nur um den Kultusministern ihren Unterwerfungseifer zu zeigen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.12.2018 um 08.22

Es ist einer der spannendsten Momente der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Die Unionsfraktionen im Deutschen Bundestag (damals noch in Bonn) versuchen 1972 etwas, was es nie zuvor gegeben hat: den Sturz eines Kanzlers über ein konstruktives Misstrauensvotum. Hunderttausende Bürger sind empört über dieses zwar legale, aber doch, wie sie finden, unmoralische Verhalten – und gehen auf die Straße. Auch in Hamburg.



„Willy muss Kanzler bleiben!“ Das steht auf Plakaten, die die MOPO – damals noch eine SPD-Parteizeitung – drucken und verteilen lässt. 15.000 – nach anderen Quellen sogar – 30.000 Menschen recken am 26. April 1972 auf der Moorweide diesen Bogen Papier in die Höhe, um sich solidarisch zu erklären mit dem Mann, der vielen ein Idol ist und die Hoffnung auf ein freieres und demokratischeres Deutschland verkörpert: Willy Brandt.

mopo.de 16.12.2018

24 Jahre später war die SPD führend daran beteiligt, 80 Millionen Deutsche durch Geiselnahme der Schüler zum Muss-Deutsch zu erpressen. Den verdienten Abstieg hat die Volks(reform)-Partei mühsam erarbeitet – im Osten nur noch 8 Prozent!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.11.2018 um 11.20

Junge Leute von 1989 sprechen „reformiert“ wie um 1998:

Brandanschläge auf Berliner Mauer "Was für ein Scheißland!"
Mit Bolzenschneidern und Molotowcocktails attackierten vier frühere DDR-Bürger 1989 die Berliner Mauer. Hier berichtet Raik Adam, wie es zu den gefährlichen Aktionen kam, die er nun als packenden Comic erzählt...


In West-Berlin feierten sie - und planten militante Aktionen gegen die verhasste Mauer. Die "Stiftung Berliner Mauer" hat diese ungewöhnliche Geschichte jetzt als Graphic Novel veröffentlicht, gezeichnet und geschrieben von den Aktivisten selbst.
In den Sprechblasen heißt es:
Eine Woche später, 16. Juni „Das wird ein Spektakel, wie die es noch nicht erlebt haben. Das muss richtig krachen! Wir müssen maximalen Schaden anrichten!“ „Das gibt einen heißen Tanz heute Nacht.“

spiegel.de/einestages 12.11.2018
Wie verblüffend wäre es, wenn die Worte der Jugendlichen so aufgezeichnet würden, wie damals üblich. Anscheinend hat sich die deutsche, ehemals gemeinsame Schriftsprache soweit gewandelt, daß man sie der Jugend von heute nicht mehr zumuten kann.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.11.2018 um 15.38

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Wikipedia, sonst bemüht um exakte Zitate ... Hass ... / ... Haß und Hetze ...

Danke für den Hinweis, ich habe jenes Zitat in der Wikipedia berichtigt.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.11.2018 um 11.54

Wikipedia, sonst bemüht um exakte Zitate, verfälscht Burkhard Müller-Ullrich:

Harald Martenstein von der Zeitung Der Tagesspiegel bezeichnete ihn als „Erdoganismus in Reinkultur“... und erklärte, der Gesetzesentwurf lese sich so, als „stamme er aus dem Roman 1984“, er sei ein „Angriff auf das Prinzip der Gewaltenteilung“. Burkhard Müller-Ullrich schrieb: „Minister Maas geht es ganz offensichtlich nicht um Hass und Hetze allgemein, sondern um das Mundtotmachen seiner politischen Gegner.“
Tatsächlich hatte Müller-Ullrich geschrieben:
Minister Maas geht es ganz offensichtlich nicht um Haß und Hetze allgemein, sondern um das Mundtotmachen seiner politischen Gegner.

achgut.com 15.06.2017
Offensichtlich ist es einigen Wikipedianern ein Ärgernis, daß nicht alle die von den Kultusministern erpreßte Reformschreibung übernommen haben, und „verschönern“ nach ihrem Geschmack die Wirklichkeit.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.09.2018 um 10.57

Oft übernimmt „Spiegel online“ orthographisch gefälschte Zitate aus protegierten Büchern. Hier scheint das nicht der Fall zu sein:

Prozess gegen NS-Lagerleiter
Freispruch für den Höllenmeister

Die Häftlinge von Börgermoor fürchteten Wilhelm Rohde als Sadisten. Doch das Gericht sprach den NS-Lagerleiter 1959 frei. Der Fall zeigt, wie mild die bundesdeutsche Justiz mit Naziverbrechern umging ...

1959 im Wiederaufnahmeverfahren sagten frühere Ärzte, Leiter und Wächter von Strafgefangenenlagern aus: Der Angeklagte sei "ein korrekter preußischer Beamter", "ein Kerl mit rauer Schale, im Grunde seines Herzens aber ein wirklich guter Kerl". Er habe "Misshandlungen direkt verboten", überhaupt habe es "keine besonderen Vorkommnisse gegeben"... Seine Verteidiger plädierten auf Freispruch und stellten die Aussagen der Lagerinsassen als unglaubwürdig dar: Es sei alles "halb so schlimm" gewesen. Beide Anwälte verteidigten Rohde gratis. Einer war FDP-Mitglied, der andere Sozialdemokrat.
Es mag ja sein, daß 1959 die Entlastungszeugen „rauher“ ohne „h“ gesprochen haben und Mißhandlungen mit „ss“, aber ein „daß“ mit „ss“ hat der Tagesspiegel gewiß nicht geschrieben, wie der Spiegelautor oder sein Korrekturautomat lügt:
"SPD-Anwalt deckt Nazi", schrieb der "Tagesspiegel", "hat er vergessen, dass unter den Verscharrten aufrechte Genossen seiner Partei waren?"

spiegel.de/einestages 12.09.2018
Oder fälscht man nur, um die „nach Gehör“schreibende Generation nicht zu verwirren?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.09.2018 um 04.26

Auch die FAZ ( 1.9.18) fälscht ins einst nur widerwillig angenommene Dass-Deutsch:

„Untergang des Abendlandes“ : Der Falter als geflügelter europäischer Zwergchinese

... Am schärfsten und vergeblichsten hat Robert Musil gegen Spenglers kulturrelativistische Vereinnahmung wissenschaftlicher Erkenntnis Einspruch erhoben. Dass der Autor des „Untergangs“ von Physik und Mathematik nichts verstand, interessierte seine Anhänger so wenig wie seine Gegner. Geblieben ist Musils ätzende Satire auf Spenglers historische Analogien:

„Es gibt zitronengelbe Falter, es gibt zitronengelbe Chinesen; in gewissem Sinn kann man also sagen: Falter ist der mitteleuropäische geflügelte Zwergchinese. Falter wie Chinesen sind bekannt als Sinnbilder der Wollust... Dass der Falter Flügel hat und der Chinese keine, ist nur ein Oberflächenphänomen.“
Gutenberg/Spiegel zeigt den originalen Musil-Text mit weiteren Wörtern, die durch die Reform-Triaden verunsichert, verstümmelt oder gekidnappt wurden:
Robert Musil
Geist und Erfahrung
Anmerkungen für Leser, welche dem Untergang des Abendlandes entronnen sind

[1921]
... Spengler meint es quasi, arbeitet mit Analogien und in irgendeinem Sinne kann man da immer recht haben... Die vorgeführten, ohne lang suchen zu müssen aus vielen herausgegriffenen Beispiele sind nicht Irrtümer in Einzelheiten, sondern eine Art des Denkens!

Es gibt zitronengelbe Falter, es gibt zitronengelbe Chinesen; in gewissem Sinn kann man also sagen: Falter ist der mitteleuropäische geflügelte Zwergchinese. Falter wie Chinesen sind bekannt als Sinnbilder der Wollust. Zum erstenmal wird hier der Gedanke gefaßt an die noch nie beachtete Übereinstimmung des großen Alters der Lepidopterenfauna*) und der chinesischen Kultur. Daß der Falter Flügel hat und der Chinese keine, ist nur ein Oberflächenphänomen. Hätte ein Zoologe je auch nur das geringste von den letzten und tiefsten Gedanken der Technik verstanden, müßte nicht erst ich die Bedeutung der Tatsache erschließen, daß die Falter nicht das Schießpulver erfunden haben; eben weil das schon die Chinesen taten...
Die gleiche „Art des Denkens“ finden wir nun auch bei den Rechtschreib„reformern“ von 1996-2006, besonders bei einem skurrilen Alten, der partout nichts beim alten lassen wollte:

Weil der „Tolpatsch“ eine klangliche Ähnlichkeit mit dem „Tollhaus“ hatte, sollte das aus dem Ungarischen stammende Wort nun mit zwei „l“ geschrieben werden. Die tollhausreifen politischen Durchsetzer, also die Kultusminister, entblödeten sich nicht, die falsche Schreibung nun für allein richtig zu erklären, obwohl sie sonst anderweitig jede Menge unsinniger Varianten zugelassen hatten.

(Weitere Beispiele mit der Suchfunktion nach: belemmert, Stengel, behende, Stendelwurz, Rauhnächte, Allerleirauh usw.)


*) Trennstellen


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.08.2018 um 07.42

... ist wohl die Rechtschreibung in diesem auf SPON veröffentlichten Brief:

Zusammengefaltet wie eine Ziehharmonika - so fand Stefan Götze das Schreiben. Der Instrumentensammler aus Sachsen hat einen Liebesbrief in einem alten Banjo entdeckt. Er ist auf den 17. November 1946 datiert. Der fast 72 Jahre alte Brief steckte, von außen nicht zu sehen, zwischen dem Holzkörper und einem Metallring, sagt Götze.

Eine Frau namens Anni hat die Zeilen an ihren Geliebten geschrieben: ..."Ich war die Zeit, in der du kamst, sehr glücklich und ich weiß auch, da du nun nicht mehr kommst, dass ich daran zugrunde gehe, denn ich bin ein Mensch, an dem das Glück immer vorbei gegangen ist", heißt es in dem Brief.
spiegel.de 30.8.2018
Das Foto läßt Kurrentschrift vermuten, und zeigt deutlich ein „daß“. Sehr selten wurden 1946 „weiß“ und „dass“ nebeneinander geschrieben, denn das Heysesche ß/ss-System wurde nur in Österreich kurze Zeit erfolglos ausprobiert und starb nach 1901 aus. Erst unsere dummdreisten Kulturpolitiker haben es exhumiert und ab 1996 als reformförderndes Gift in unsere Rechtschreibung geschleust. Und die staatsgefälligen Medien sind bestrebt, die Erinnerung an die gute alte Rechtschreibung auszulöschen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2018 um 08.43

Imad Karim, Humanist, Agnostiker, Ex-Muslim und seit langem deutscher Staatsbürger, bekämpft die inzwischen gar nicht mehr schleichende Islamisierung. Jetzt weist er daraufhin, daß schon Mohammeds Sekretär erkannt hatte, daß der „Prophet“ ein Schwindler war:

Imad Karim 21. Juli um 02:17
Liebe ..., der erste Ex-Moslem in der Geschichte des Islams war „Abdullah bin Saad bin Abi Alsoroh“. Moh. diktierte ihm seine „Eingebungen“ und als Abdullah das Diktierte diametral veränderte, dem Propheten zur „Freigabe“ vorlas und der Prophet „Allahs Texte“ zustimmte, wusste Abdullah dass Mohammad lügt und ein Hochstapler ist. Abdullah flüchtete aus Medina nach Mekka (war noch nicht von den Muslimen erobert) und er verließ den Islam. Er gilt als erster Ex-Moslem in der Geschichte.
Später als Mohammad Mekka eroberte, sagte er, tötet für mich diese vier Leute, auch wenn sie sich an der Kaaba klammern und um Verzeihung bitten. einer davon war Abdullah bin Saad bin Abi Alsoroh ! عبد الله بن سعد بن أبي السرح.
Alle islamischen Quellen bestätigen den Vorfall
http://fatwa.islamweb.net/fatwa/index.php
Der von Karim verlinkte Text lautet an der entscheidenden Stelle:
أن عبد الله بن سعد بن أبي السرح كان قد أسلم قبل الفتح، وهاجر وكان يكتب الوحي لرسول الله صلى الله عليه وسلم ثم ارتد مشركا وصار إلى قريش بمكة، فقال لهم: إني كنت أصرف محمدا حيث أريد كان يملي علي: "عزيز حكيم " فأقول: أو عليم حكيم فيقول: " نعم كل صواب
Mohammed war bekanntlich Analphabet. Die sinngemäße Übersetzung besagt (Heilsformeln weggelassen):
Abdullah ... war vor der Eroberung [Mekkas] schon Moslem und schrieb für den Propheten dessen Offenbarungen auf. Dann wurde er Heide, floh zu den Quraisch nach Mekka und sagte ihnen: Ich habe Mohammed verfälscht. Wo er diktiert hatte: „mächtig und weise“, habe ich ihm vorgelesen „wissend und weise“ und er hat gesagt:„Ja, alles ist richtig!“ ...
Karim hat noch Wikipedia zitiert. Dort heißt es, wohl nach anderen Quellen:
ʿAbd Allāh war der Sekretär des Propheten Mohammed. Als dieser ihm einen Koranvers mit den Attributen Gottes „hörend und wissend“ (samīʿ ʿalīm) diktierte, schrieb er stattdessen: „wissend und weise“ (ʿalīm ḥakīm), ohne dass der Prophet den Unterschied bemerkte. Deshalb begann ʿAbd Allāh, an der Wahrheit von Mohammeds Offenbarungen zu zweifeln.
An sich ist das für einen modernen, aufgeklärten Menschen höchsten als Krimi interessant. Leider müssen wir uns damit auseinandersetzen, weil unsere Politiker dem Vordringen dieser Ideologie, dritter Aufguß eines spätbronzezeitlichen Uniformglaubens, keine Grenzen setzen.

Duden trennt auch „Ab-dullah“, was nicht mal Wikipedia tut.
Die klass. arab. Endung von „abdu“ (Diener?) übernimmt vom folgenden Artikel „al“ nur das „l“ und zieht es mit dem abschließenden „lahu“ (Gott) zusammen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.06.2018 um 05.19

In der Nazizeit war die traditionelle, seit 1901 festgeschriebene Orthographie nach Duden üblich, daneben aber auch die gleiche in ß-loser Form, mitunter dann, wenn von der Kurrent- oder Sütterlinschrift abgewichen wurde.

Da das fehlerträchtige Heyse-System als „Kompromiß“ zwischen beiden erst wieder mit der nichtsnutzigen Rechtschreib„reform“ 1996 exhumiert wurde, müssen ziemlich alle Schriftstücke, die diesen markanten Wechsel zwischen Schluß-ss und Vokallängen-ß anzeigen, spätere Umfälschungen des Textes sein.

Die WELT meinte nun wieder, ihre Leser vor dem Anblick der bewährten Rechtschreibung schützen zu müssen:

Wie erst jetzt durch eine schriftliche Bestätigung des Einwohnermeldeamtes München gegenüber der „Bild“-Zeitung bekannt wurde, ist Gudrun Burwitz, geborene Himmler, am 24. Mai 2018 gestorben...
Schon die wenigen Textfetzen lassen erkennen, daß hier der mit der „Reform“ implantierte Geschichtskorrekturwahn wirksam wird:
Frühkindliche Prägungen wirken meist sehr lange: „Muss der Onkel Hitler auch sterben?“, fragte die gerade fünfjährige Gudrun im März 1935 ihre Mutter Marga Himmler. Die notierte die Frage in ihrem „Kindheitstagebuch“ und fügte hinzu: „Ich beruhigte sie und sagte, der Onkel Hitler lebt noch ganz lange; erfreut rief sie: 100 Jahre, ganz lange, nein, Mami, ich weiß, 200 Jahre.“ Dann sei Gudrun beruhigt eingeschlafen...

Die Tochter vermisste ihren „Reisepappi“. Von seinen Verbrechen ahnte sie nichts. „Püppi konnte nicht begreifen, dass Du geschrieben hast, Du könntest nicht mehr so lachen wie 1936“, schrieb Marga ihrem Mann 1941: „Vielleicht ist es doch ganz gut, dass sie sich den Krieg noch nicht vorstellen kann.“...
Wie wir hier und da schon früher nachgewiesen haben, schrieb die Familie Himmler auch in Antiqua herkömmliche ß:
Als der Krieg für Hitler-Deutschland zu Ende ging, sorgte sich Himmler um seine Frau und seine Tochter, auch wenn er in Berlin längst eine Zweitfamilie mit einer Sekretärin und zwei Kindern hatte. Er ließ Marga und Gudrun in der Nacht auf den 19. April 1945 von einem Mitarbeiter aus seinem Stab aus Gmund abholen und nach Südtirol bringen. „Wo wir hingehen, muss ganz geheim bleiben (unter falschem Namen)“, schrieb Gudrun. Es war ihr vorletzter Eintrag ins Tagebuch. Den nächsten vom 29. April brach sie mitten im Satz ab.

welt.de 29.06.2018
In einem Brief anläßlich des beginnenden Rußlandfelzugs zeigte das junge Mädchen mehr Einsichtsfähigkeit als die ganze Nazi-Riege:
Auch Tochter Gudrun schickte an diesem welthistorisch wichtigen Sonntag einen Brief an ihren Vater: "Es ist ja furchtbar, dass wir gegen Russland Krieg machen. Es waren doch unsere Verbündeten." Und noch ein Bedenken formulierte das nicht einmal zwölf Jahre alte Mädchen in ihrem Schreiben: "Russland ist doch sooo groß, wenn wir ganz Russland einnehmen, der Kampf wird sehr schwer sein."...
Dieser Text entstammt dem „Archiv“ der WELT, das ebenfalls, soweit besichtigt, systematisch orthographisch verfälscht wurde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.06.2018 um 16.46

Der Zoologe und Ethnologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt ist am Samstag gestorben. Das teilten Familie und Freunde des gebürtigen Wieners am späten Samstagabend mit. Vorangegangen war eine kurze, schwere Krankheit des Verhaltensforschers, der am 15. Juni 90 Jahre alt geworden wäre...
...
In seinem 1970 erschienen Buch "Liebe und Haß" schrieb er [eher mit ß]: "Ich vertrete die These, dass aggressives und altruistisches Verhalten durch stammesgeschichtliche Anpassung vorprogrammiert sind." Die aggressiven Impulse des Menschen würden "durch ebenso tiefverwurzelte Neigungen zur Geselligkeit und zum gegenseitigen Beistand aufgewogen"...

Eibl-Eibesfeldt eckte aber auch mit seiner These von der angeborenen Fremdenscheu an. Diese gehörte seiner Meinung nach zur biologischen Wesensart des Menschen, weshalb zu viele Einwanderer den sozialen Frieden gefährdeten...

spiegel.de 3.6.2018


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.05.2018 um 15.51

Spiegel Online schreibt über die Suche nach einem vermißten Verwandten, der auf dem Feldzug gegen die Sowjetunion verschollen ist. Das kenne ich nur zu gut:

Spurensuche in Weißrussland
Wo ist Hans?

Wenn der Großonkel spurlos verschwindet: Hans Dohr, im Zweiten Weltkrieg Soldat an der Ostfront, gilt bis heute als vermisst. Sein Großneffe Tobias Lickes suchte nach Antworten - und hat einen NDR-Film über die Spurensuche gedreht.
Aber warum werden wieder die Briefe in die Rechtschreibung von 1996 umgefälscht? Das ss/ß-System nach Heyse gab es doch nur ganz kurz vor 1900 in Österreich. Die Schreibmaschinenschrift soll wohl zusätzlich Authentizität vorgaukeln.
Sonntag, den 24.4.1944.

Meine Lieben,
heute am Sonntag sende ich euch die herzlichsten Grüße. Hier haben die ersten Frühlingsboten (...) Einzug gehalten. Allerdings ist man hier mit dem Sonnenschein sehr sparsam. (...) Hier gibt es nicht viel Neues, alles geht seinen Gang weiter. Und wie ist es zu Hause? Der Tommy hat wohl wieder Köln angegriffen, wenn das doch mal bloß aufhörte. (...) Ja, mein liebes Trudchen, wollen wir hoffen, dass der Krieg bald ein Ende hat und wir uns alle gesund wiedersehen. Sonst, meine Lieben, wünsche ich Euch alles Gute und verbleibe mit den herzlichsten Grüßen. Dieser Brief ist ja nicht viel, aber von Herzen.

Euer Hans
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Krefeld, den 10.7.1944

Lieber Hans,
in Gedanken sind wir immer bei Dir. Denn die schweren Ereignisse an der Ostfront machen uns Sorgen. Wenn schönes Wetter ist, gehe ich öfters mit Mutter zum Garten. Die Erdbeeren sind nun alle, jetzt kommen die Kirschen dran. Wenn Du erst im Winter kommst, können wir wenigstens Kirschtorte machen. Natürlich auch dann, wenn Du eher kommst. Für heute, lieber Hans, will ich denn schließen, in der Hoffnung, dass es Dir noch gut geht.

Kuss, Gertrud

spiegel.de 9.5.2018
Immerhin ist zu begrüßen, daß man die Anrede nicht auch noch in das Unhöflichkeits-du von 1996 umgefälscht hat, wie man es z.B. mit Schulbuchtexten von Marx, Lasalle und anderen macht.

Es bleibt die Frage nach dem Warum, denn das Bundesverfassungsgericht fand, daß bei Verwendung der bewährten Rechtschreibung „Nachteile nicht zu besorgen“ seien. Man kann nur zu dem Schluß kommen, daß über der ganzen „Reform“ der Orwellsche Geist schwebt, der im Gedächtnisloch verschwinden lassen will, daß es einstmals eine elegante und allgemein anerkannte Rechtschreibung gegeben hat, die aus Unfähigkeit, Mutwillen, Veränderungsideologie und Traditionshaß zerstört wurde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.04.2018 um 19.15

... ist die „neue“ ss/ß-Regel. Die Verfassungsrichter hatten hier versagt – trotz der Einsicht ihres Vorgängers Prof. Mahrenholz. Obwohl die bewährte Rechtschreibung nicht verboten ist und für hochrangige Literatur bevorzugt wird, herrscht die Hysterie, auch ältere Texte umzufälschen. Spiegel-EinesTages bringt wieder Auszüge aus einem Buch mit Texten des Schriftstellers Bernhard Schulz kurz nach dem Krieg:

"Wenn diese verdammten Idioten nur Schluss machen wollten", schrieb Bernhard Schulz am 2. April 1945 seiner Gerda.
Man kann leicht nachprüfen, daß er am 2.4.1945 geschrieben hatte:
„Wann sehe ich Dich wieder? Wenn diese verdammten Idioten nur Schluß machen wollten!“
(angeblich Sütterlin, in Maschinenschrift abgeschrieben.)
Das „ehrerbietige“ große „Du“ fälscht man aber wohl meist nur für Schulbücher in das Reform-Prekariats-du um.
Der Journalist und Schriftsteller (1913-2003) hatte den Krieg mehr als satt, er wollte nach Hause, seine Frau und sein Baby im Arm halten, es sollte in diesen Tagen zur Welt kommen. Schulz geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst im Spätsommer 1945 zu seiner Familie zurück...

"Bleistiftumriss eines Auferstandenen": Mit dieser Überschrift versah Schulz den folgenden Text. Er bezieht sich auf den Kampf um die zentralrussische Stadt Suchinitschi, die Anfang Oktober 1941 von der Wehrmacht besetzt und knapp drei Mon[a]te später von der Roten Armee zurückerobert wurde.

spiegel.de 15.4.2018
Wohl aus der Gegend von Suchinitschi schrieb er auch an seine Frau, wie man auf der Homepage lesen kann:
23/1.42
Meine liebe, liebe Gerda!
Gestern erlebten wir einmal etwas Gutes. Die alte Frau Ju, die uns fast täglich Munition bringt, brachte Post mit. Ich bekam drei Briefe von Dir, vom 17., 18. und 19. Dezember. Über fünf Wochen hatte ich nichts mehr von Dir gehört. Du kannst Dir ausmalen, welche Freude es für mich war, so unverhofft drei Briefe zu bekommen! Die sind jetzt meine tägliche Lektüre! Gut, daß auch ein Brieflein von meiner Mutter dabei war! Es ist mir beim Lesen noch einmal ordentlich schwer gefallen, daß ich auf das Weihnachtsfest in der Heimat habe verzichten müssen... bernhardschulz.de
700 Kilometer weiter südlich wurde fünf Tage zuvor mein Vater nach einem Gefecht bei Kamenka vermißt, ohne daß danach jemals eine Spur von ihm gefunden wurde. Zu Weihnachten hatte meine Mutter (auch mit Namen Gerda) ihm noch einen Napfkuchen gebacken und mitten hinein einen Apfel gesteckt. Ob ihn das Paket vorher noch erreicht hatte?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.03.2018 um 20.00

Tafel vor einem weiten Krokusblütenrasen:

Blass vom Zorn des Winters
konnten sich Nieswurz und
Schneeglocken noch nicht
recht entschließen,
wirklich Blume
zu sein.

Wilhelm Lehmann
Bukolisches Tagebuch
27. Februar 1928

Lehmann für alle
© Umweltbildungswesen
Eckernförde 2018
Das Schild könnten ja auch – horribile dictu – unschuldige Schüleraugen sehen und ihnen die mühsam andressierte Heyse-Systemschreibung fürs Leben ruinieren. Deswegen muß das Original umgefälscht werden:
KIT - Botanischer Garten Wilhelm Lehmann - Februar: Nieswurz
"Blaß vom Zorn des Winters konnten sich Nieswurz und Schneeglocken noch nicht recht entschließen, wirklich Blume zu sein." Bukolisches Tagebuch, 27. Februar 1928. Tatsächlich zählt die Stinkende Nieswurz zu den ersten Pflanzen, die im zeitigen Frühjahr zu blühen beginnen ...
NB: Die „erleichternde“ Reformregel „ß nach Langvokal“ (Nießwurz) versagt hier.
Zu Wilhelm Lehmann siehe auch hier
.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2018 um 12.35

Zufällig gefunden:
250. Geburtstag Wilhelm von Humboldts
"So viel Weibliches in mir"

Geschlechtergerechtigkeit, Empathie, offene Ehe: Der Gelehrte Wilhelm von Humboldt war seiner Zeit oft weit voraus. Zum 250. Geburtstag des Tegeler Visionärs von Dorothee Nolte

"27. Juli in Spa einer Hure 1 Krone"

Und er besuchte Bordelle. „Ich lasse der Begierde ungescheut die Zügel schießen, und erkenne in dem Genuss, selbst in dem, den viele ausschweifend nennen würden, eine große und wohltätig fruchtbare Kraft.“ In einem Oktavheftchen hielt er fest, wie_viel er für die Befriedigung seiner körperlichen Bedürfnisse ausgegeben hatte: „27. Juli in Spa einer Hure 1 Krone; 30. Juli in Brüssel einer Hure 7 Sous; 10. August ,Fleischeslust’ 1 Karolin; 14. August ,Sinnenlust’ 2 Kronen 24 Sous.“

tagesspiegel.de 6.6.2017


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.03.2018 um 10.15

... ein herausragender Widerständler gegen die Nazidiktatur, wurde am 23. Januar 1945 nach einjähriger Haft in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Zufällig stieß ich bei Spiegel.de „EinesTages“ auf Teile des Briefwechsels zwischen ihm und seiner Frau, veröffentlicht wohl nach dem Buch „Briefe an Freya 1939 - 1945 C.H.Beck“:

Todestag
Helmuth James an Freya
23. Januar 1945
Mein Lieber, wie schön zu wissen, dass Du da bist. Wie sehr lieb. Eben brachte (der Wachtmeister) mir frisches Fleisch, Schlagsahne und Semmeln.
Sonst nichts anderes als dass ich Dich, mein sehr liebes Herz, sehr lieb habe und dabei bleibt's. J.
spiegel.de 22.12.2010
Wie zu erwarten, wurden die Schriftstücke wieder in das seit 1996 „gültige“ und „leichter erlernbare“, 200 Jahre lang fast vergessene Heyse-ss-System umgefälscht. Ein Faksimile zum Vergleich wurde nicht beigefügt, jedoch gibt es bei evangelischer-widerstand.de den Ausschnitt aus einem Brief vom 28. Dezember 1944 mit der Wiedergabe der Handschrift, deren Entzifferung ich versucht habe:


Ich denke jetzt manchmal – was ich seit Monaten nicht getan habe – darüber nach, wie alles wäre, wenn ich am Leben bliebe und wundere mich, ob ich das wohl alles wieder vergessen würde oder ob man aus dieser Zeit doch ein reales Verhältnis zum Tod & damit zur Ewigkeit behält. Ich komme zu dem Ergebnis, daß auch das Fleisch & Blut alles daransetzen würden, diese Erkenntnis wieder zu verdrängen, sodaß ein ständiger Kampf nötig wäre, um die Früchte dieser Zeit zu retten. Wir sind eben ein jämmerliches Geschlecht, darüber ist kein Zweifel, nur wissen wir es meist garnicht, wie jämmerlich wir sind. Jetzt weiss ich auch, warum Paulus & Jesaja, Jeremia & David & Salomo, Moses & die Evangelisten nie veralten: sie waren eben nicht so jämmerlich; sie hatten ein Format, das für uns unerreichbar ist auch durch Menschen wie Goethe ja selbst wie Luther nicht erreichbar. Was diese Menschen erlebt & erfahren haben, das werden wir nie ganz verstehen. Man fragt sich nur, ob damals solche Männer vielleicht in grösserer Zahl existiert haben? Man muss doch annehmen, daß uns ein Bruchteil von dem überliefert ist, was existiert hat. Wie ist es aber möglich, daß solche Männer damals existierten? Die sind doch wie eine andere Spezies Mensch. Und warum unter den Juden? Und warum heute auch unter den Juden nicht mehr?

Brief 28. Dezember 1944
Moltke verwendete die damals verbreitete ß-lose Lateinschrift, jedoch für „daß“ die Ligatur aus langem zweischlaufigem h und rundem Schluß-s der deutschen Kurrentschrift, die handschriftlich mitunter für ſs und ß verwendet wurde. Das hätte man mühelos und korrekt zitiert wiedergeben können, vor allem, weil auch trotz „Reform“ in der Schweiz amtlich ß-frei geschrieben wird. Aber man will den üblen Eingriff in die deutsche Schreibtradition vergessen machen und vor allem in den Schulen keine „Verwirrung“ stiften.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.12.2017 um 20.02

Simone Guski ist „gelernte Philosophin, arbeitete viele Jahre lang als Kulturjournalistin mit dem Schwerpunkt Kunst im In- und Ausland für Tageszeitungen und Magazine“, schreibt der „Humanistische Pressedienst“. Dort fallen ihre fundierten Artikel zu Anthropologie, Primatologie und Tierrechten angenehm auf. Aber man wundert sich, warum sie (oder eher die Redaktion?) meint, ältere, in bewährter Kulturrechtschreibung verfaßte Zitate den Lesern nicht im Original zumuten zu dürfen, so daß diese nun verfälscht im Dass-Deutsch der Kultusminister erscheinen. Ihr hübscher Aufsatz „Können Tiere eitel sein“ verliert damit an Schönheit und Glaubwürdigkeit, zumindest für Kenner:

Was wir an Tieren schön finden, abgesehen von ihrer Anmut, die Muster ihrer Felle und Gefieder, entstanden zur Abschreckung, zur Arterkennung und sollen den potentiellen Partner beeindrucken. Aber schmücken sich Tiere auch? Nein, meint Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard in ihrem jüngsten Essay. Doch, meinte ein Leser unserer Rezension...
Am Schluß bringt Frau Guski einen Textabschnitt aus der „Weltbühne“, die eigentlich nur bewährt druckte, und man ahnt, daß da etwas nicht stimmt:
Unter dem Decknamen Ignaz Wrobel schrieb Kurt Tucholsky am 3.6.1930 in seiner Weltbühne den Verhaltensforscher [Wolfgang Köhler 1917] detailliert zitierend:
Da erzählt er, wie die Affen gern allerlei Gegenstände mit sich herumschleppen, an ihrem Körper anbringen, sich mit ihnen behängen. "Fast täglich sieht man ein Tier mit einem Seil, einem Fetzen Zeug, einer Krautranke oder einem Zweig auf den Schultern dahergehen. Gibt man Tschego eine Metallkette, so liegt diese sofort um den Nacken des Tieres. Gestrüpp wird mitunter in größeren Mengen auf dem ganzen Rücken ausgebreitet getragen. Seil und Zeugfetzen hängen gewöhnlich zu beiden Seiten des Halses über die Schultern zu Boden; Tercera lässt Schnüre auch um den Hinterkopf und über die Ohren laufen, so dass sie zu beiden Seiten des Gesichts herunterbaumeln."

Und Köhler fügt nun eine glänzende Beobachtung hinzu: "… dass die am Körper hängenden Gegenstände Schmuckfunktion im weitesten Sinne haben. Das Trotten der behängten Tiere sieht nicht nur mutwillig aus, es wirkt auch naiv-selbstgefällig. Freilich darf man kaum annehmen, dass die Schimpansen sich eine optische Vorstellung von ihrem eignen Aussehen unter dem Einfluss der Toilette machen, und nie habe ich gesehen, dass die äußerst häufige Benutzung spiegelnder Flächen irgend Beziehung auf das Behängen genommen hätte; aber" – passt auf! – "aber es ist sehr wohl möglich, dass das primitive Schmücken gar nicht auf optische Wirkungen nach außen rechnet – ich traue so etwas dem Schimpansen nicht zu –, sondern ganz auf der merkwürdigen Steigerung des eigenen Körpergefühls, Stattlichkeitseindrucks, Selbstgefühls beruht, die auch beim Menschen eintritt, wenn er sich mit einer Schärpe behängt oder lange Troddelquasten an seine Schenkel schlagen. Wir pflegen die Selbstzufriedenheit vor dem Spiegel zu erhöhen, aber der Genuss unsrer Stattlichkeit ist durchaus nicht an den Spiegel, an optische Vorstellungen unsres Aussehens oder an irgend genauere optische Kontrolle überhaupt gebunden; sobald sich so etwas mit unserm Körper mitbewegt, fühlen wir ihn reicher und stattlicher."
Wolfgang Köhler beobachtete also, wie Schimpansen sich Ranken, Stofffetzen und Metallketten um die Schultern beziehungsweise um den Hals hängten. Demnach ginge es den Schimpansen zwar nicht darum schöner zu sein, aber sich imponierender zu fühlen. Sozusagen um ein Körpergefühl, eine Sebstwahrnehmung wohlgemerkt. Nicht zufällig hat Tucholsky diesen Aspekt schmunzelnd aufs Korn genommen. Sporenklirren oder Säbelrasseln muss den deutschen Militärs, wie Tucholsky sie noch erleben konnte, ein ähnliches Glücksgefühl verschafft haben. Diese Art von "Schönheit" hört man! So wie sich schön Fühlen macht auch sich fulminant und beachtenswert Fühlen glücklich, und auf diese Emotion, nicht die Außenwirkung kommt es bekanntlich genauso an, wenn wir Menschen uns einmal so richtig aufbrezeln.

hpd.de 7.12.2017
Da kann man die Lebenserfahrung des Erlanger Sprachwissenschaftlers Theodor Ickler nahtlos anschließen, warum wohl nicht nur einzelne Wichtigtuer, sondern gerade die Medien und Redaktionen die Durchsetzung der hübsch häßlichen und sinnlosen „Reform“ für die Kultusminister betrieben haben: Diese Art von Staatsgefälligkeit sieht man!
„Welch wohligen Schauer muß es dem unterwerfungssüchtigen deutschen Mitläufer bereiten, wenn er zum erstenmal dass schreibt oder so genannt spaltet und sich damit demonstrativ auf die richtige Seite, die Seite der Staatsmacht schlägt! („Der Staat schreibt vor“ 1998).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.11.2017 um 08.09

Aus Protest gegen Helmut Schmidts Atompolitik zündete sich Hartmut Gründler an und starb vor genau 40 Jahren.

"Gründler war davon überzeugt, dass seine Selbstverbrennung ein gewaltiges Echo erzeugen würde. Damit lag er allerdings völlig falsch", stellte Buchautor Nicol Ljubic bei seinen Recherchen fest. [...] Denn als Gründler am 21. November starb, schrieb etwa die "Zeit": "Hartmut Gründler ist schon wieder vergessen, kaum, dass sein Tod vermeldet worden ist."
spiegel.de/einestages 21.11.2017

Selbstverbrennung: Gründler? – Kenn' ich nicht! | ZEIT ONLINE - Die Zeit
www.zeit.de › DIE ZEIT Archiv › Jahrgang 1977 › Ausgabe: 49
Hartmut Gründler ist schon wieder vergessen, kaum daß sein Tod vermeldet worden ist...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.11.2017 um 06.56

Das mit Harald Hauswald 1987 in einem Münchner Verlag veröffentlichte Buch "Ost-Berlin - die andere Seite einer Stadt" war trotz oder wegen seines Verbotes in der DDR auch ein Beispiel von hellsichtiger DDR-Verdrängung. O-Ton:

"Natürlich ist das Ding pervers, aber es zeigt seine Krankheit und verbirgt sie nicht verklemmt. Der Verlust dieses Bauwerks würde das Leben hier ärmer machen. Und wenn nur die Wut darauf abhandenkäme. Und nicht nur die ist es. Die Mauer als Motor, der permanent Spannung erzeugt. Im Moment der Trennung waren beide Teile am Auseinanderfallen, sodass die Mauer sie zusammenfügte. Ein Reißverschluss. Der Kitt von Ganzberlin."
spiegel.de 9.11.2017

Veranstaltungsplakat „Ost-Berlin – die andere Seite einer Stadt“: Ankündigung einer Vernissage mit Lutz Rathenow und Fotos von Harald Hauswald am 24. Mai 1987 in der Galerie der Umwelt-Bibliothek Berlin.
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
jugendopposition.de

Wurde die Rechtschreibung schon 2005 „angepasst“?:
Zwei Jahre vor dem Mauerfall erschien das Buch "Ost-Berlin - die andere Seite einer Stadt" von dem Berliner Schriftsteller Lutz Rathenow und dem Fotografen Harald Hauswald - und wurde von den DDR-Behörden wegen "versuchter Gruppenbildung" verboten. Jetzt haben die Autoren ihr Buch vollständig überarbeitet und durch bisher nicht veröffentlichte Fotos ergänzt..


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.10.2017 um 07.08

Man gibt sich Mühe bei Spiegels, alles richtig wiederzugeben, aber nachzuprüfen, ob es gelungen ist, dafür sind 39 Cent doch (verboten:) zuviel. Unsere Rubrik wirkt:

AUS DEM SPIEGEL
Ausgabe 43/2017

Verbrechen
"Ich habe Franziska in einem Fass verpackt und das Fass zugeschweißt"

24 Jahre lang versteckt ein Mann die Leiche seiner Frau, konserviert in Katzenstreu in einer Garage. Trotzdem kann er nicht verurteilt werden. Wie ist das möglich?


Von Maik Großekathöfer

"An die Polizei. In diesem Fass ist die Leiche meiner ehemaligen Frau Franziska Sander, geb 4.8.65."

So beginnt, in kalter Klarheit, der Brief, den Jens K. (Namen geändert) auf das Fass gelegt hat, in dem er seit 24 Jahren seine tote Frau verwahrt. Der Verfasser spricht seinen Adressaten direkt an, die Polizei, er hat sie längst erwartet. Den Brief schrieb er vor mehr als zehn Jahren, mit Kugelschreiber auf kariertem Papier.

Jens K. fährt fort: "Sie hat sich am 10.2.1992 selbst das Leben genommen. Sie hat sich mit Paketband an einem Haken in unserer damaligen Wohnung erhängt. Ich habe sie trotz ihrer ständigen Depressionen sehr geliebt, habe den Wunsch verspürt ihr zu folgen."

Der Brief, drei gefaltete Seiten, steckt unter einem Stück Pappe, das K. auf das Fass geklebt hat, auf das Grab seiner Frau. Neben dem Schreiben stehen in großer Schrift die Worte "Faß enthält LEICHE" auf der Pappe, darunter das Wort "Polizei" und ein Pfeil, der zum Brief zeigt.

Der schwarze Marker, den K. für diesen überdeutlichen Hinweis benutzt hat, liegt noch auf dem Fass, als die Ermittler alles finden.

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„Verbrechen "Ich habe Franziska in einem Fass verpackt und das Fass zugeschweißt"“

spiegel.de 22.10.2017
Wie „erleichtert“ muß sich der Mann gefühlt haben, wenige Jahre nach dem Vorfall das Wort „Faß“ mit ss schreiben zu dürfen. Aber hatte er die Pappe nicht danach beschrieben?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.08.2017 um 14.29

Der 19jährige Hochstapler Willi Herold findet in den letzten Kriegstagen 1945 die Uniform eines Hauptmanns der Luftwaffe, übernimmt so verkleidet die Macht in einem Lager im Emsland und läßt 168 Menschen hinrichten – die Nazi-Version des Hauptmanns von Köpenick.

Herold schlägt sich nach Wilhelmshaven durch. Dort nehmen ihn britische Marinesoldaten am 23. Mai 1945 fest, weil er einen Laib Brot gestohlen hat. Doch das britische Militärgericht findet seine Identität heraus, am 16. August 1946 beginnt in Oldenburg der Kriegsverbrecherprozess.

"Man hat oft die Groteske skizziert, dass wir auch einen Briefkasten mit erhobenem Arm grüßen würden, wenn man es uns befohlen hätte. Wir haben oft darüber gelacht. Wir hätten es nicht tun sollen", schreibt ein Journalist der "Nordwest Zeitung" zum Prozessauftakt. Willi Herold wird zum Tode verurteilt - am 14. November werden der "Henker vom Emsland" und fünf seiner Helfer in Wolfenbüttel mit dem Fallbeil hingerichtet.
spiegel.de/einestages 14.8.2017
Spiegel Online übernimmt die orthographische Fälschung ins Heyse-ss-System von irgendeiner anderen Veröffentlichung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.08.2017 um 10.12

... daß sich Europa in eine ähnlich explosive Situation hineinmanövriert, wie es Stefan Zweig für die Zeit kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschrieben hat:

Fatale Ähnlichkeiten mit der Welt von gestern

Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig hat kurz vor seinem Freitod ein Buch geschrieben, das uns in beklemmender Weise den Spiegel vorhält. Wer es liest, muss feststellen, wie verzweifelt wenig aus den verhängnisvollen Fehlern, die Europa im vergangenen Jahrhundert zweimal ins Unglück gestürzt haben, gelernt wurde.

Zum dritten Mal ist sind Politik und Medien dabei, sich als Gesellschaftsklempner zu betätigen und am noch lebenden Körper Europas eine Vivisektion durchzuführen. Das dritte Gesellschaftsexperiment ist die gewaltsame Umwandlung der historischen Vielfalt unseres Kontinents in eine multikulturelle Einöde. Mit Hilfe einer Masseneinwanderung von Menschen aus vormodernen Kulturen soll eine „Superkultur“ anstelle der europäischen Kulturen entstehen.
Leider ließ Frau Lengsfeld ihren ss-Deutsch-Automaten den Text bearbeiten, so daß auch alle Zitate Zweigs in der Rechtschreibung der Gesellschaftsklempner von 1996 erscheinen:
„Wir aber, die wir noch die Welt der individuellen Freiheit gekannt, wir wissen und können bezeugen, dass Europa sich einstmals sorglos freute seines kaleidoskopischen Farbenspiels. Und wir erschaudern, wie verschattet, verdunkelt, versklavt, verkerkert unsere Welt dank ihrer selbstmörderischen Wut geworden ist.“...

„Wenn man ruhig überlegend fragt, warum Europa 1914 in den Krieg ging, findet man keinen einzigen Grund vernünftiger Art, nicht einmal einen Anlass“.

„Jeder Einzelne erlebte eine Steigerung seines Ichs nicht mehr isoliert, sondern als Teil einer Masse, seine sonst unbeachtete Person hatte einen Sinn bekommen.“¹ Es herrschte „das Verlangen, die bewussten Urtriebe, die ‚Unlust an der Kultur‘, die alten Blutinstinkte“ auszuleben.
Es begann damit, daß ab 1999 plötzlich alle Texte umgewandelt wurden. Man fragte sich, wie schon Stefan Zweig ...
„ob ich wahnsinnig sei unter all den Klugen oder grauenhaft wach, inmitten ihrer Trunkenheit“.

Es war in den ersten Kriegswochen unmöglich, ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Es ist, als ob Zweig die Situation von Deutschland und Europa 2015-2017 beschriebe...
Wer 2015 etwas gegen den offensichtlich gesetzwidrigen Irrsinn unserer Regierung sagte, wurde gnadenlos zerrissen.
Nach einer langen Friedensperiode ist das „Friedensprojekt“ der Eurokraten dabei, Europa einem neuen Krieg auszuliefern. Diesmal wird es aller Voraussicht nach kein konventioneller Krieg sein, sondern eine Art Bürgerkrieg der „Neubürger“ gegen die, die „schon länger hier leben“...

„Die Russen, die Deutschen, die Spanier, sie alle wissen nicht mehr, wie viel Freiheit und Freude der herzlos gefräßige Popanz des ‚Staates‘ ihnen aus dem Mark der innersten Seele gezogen.“

Stefan Zweigs zeitloses Werk kann als Warnung davor gelesen werden.

Stefan Zweig „Die Welt von gestern“

vera-lengsfeld.de 4.8.2017
Schade, daß Frau Lengsfeld die Zitate umgefälscht hat, obwohl ihr Link auf ein anständig gedrucktes Taschenbuch weist und auch gutenberg.spiegel.de den richtigen Text anzeigt. Fürchtete Frau Lengsfeld, die schon umdressierten Leser zu verstören?

¹) Wie die Rechtschreibbastler: Nach unbeachteten 100 Jahren plötzlich im Mittelpunkt der Gesellschaft!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.08.2017 um 14.09

Hitlers Panzergeneral rettete sich in ein Irrenhaus ...

Zu Weihnachten 1941 übernahm Schmidt die 2. Panzerarmee als Oberbefehlshaber – rund 200.000 Soldaten. Zusätzlich trug er nun die Verantwortung für mehrere Hunderttausend sowjetische Zivilisten, die im Gebiet seiner Truppen lebten. Schon als Chef des Armeekorps, also mit ganz überwiegend direkt frontbezogenen Aufgaben, hatte Schmidt gegen den berüchtigten „Kommissarbefehl“ protestiert: „Als Sofortmaßnahme muss der Schießerlass für politische Kommissare fallen“, schrieb er in einer Denkschrift im September 1941.

welt.de 16.7.2017


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2017 um 21.14

Wenn der Kulturredakteur des Spiegel (oder sein Korrekturautomat) alle alten Zitate in die „neue“ Rechtschreibung umsetzt, ist es Zitatenfälschung. Wenn er „schrieb“ o.ä. dazusetzt, werden daraus Lügenfälschungen:

Martin Walser und seine Kritiker
Ein bisschen hinrichten
Sein Zerwürfnis mit Marcel Reich-Ranicki ist legendär - aber Martin Walser hatte nie ein einfaches Verhältnis zur Literaturkritik. Erinnerungen von Volker Hage zum 90. Geburtstag des Schriftstellers.


Freitag, 24.03.2017 17:04 Uhr

Es begann mit einem Leserbrief. Er schickte ihn im Februar 1964 von Friedrichshafen nach Hamburg. Das Thema: Marcel Reich-Ranicki, der zuvor im SPIEGEL ordentlich gerupft worden war... Mit Mitte dreißig, in seinem Leserbrief, war der emporstrebende Schriftsteller kämpferischer gestimmt. "Der blinde, einsträngige Indikativ ist sein bevorzugter Modus", schrieb er dem SPIEGEL: "Urteilen, aburteilen und ein bisschen hinrichten."
Spiegel-Lüge: Selbstverständlich hatte Walser „ein bißchen hinrichten“ geschrieben.
Über Rudolf Augstein, den er schon 1947 kannte und mit dem er später befreundet war, äußerte Walser sich erstmals 1987 im SPIEGEL. Den "Erfinder eines Hamburger Nachrichtenmagazins" behandelte er nicht ohne Spott ("Immer wieder kriegt er es hin, dass seine Sätze strahlen wie aus dem allerbesten Latein übersetzt")...
In Walsers Laudatio steht natürlich im Original geschrieben:
Immer wieder kriegt er es hin, daß seine Sätze strahlen wie aus dem allerbesten Latein übersetzt. Einmal murmelt er eher schwermütig, der Publizist dürfe eigentlich gar nicht daran denken, "daß Cicero den Catilina erledigen, nicht aber Cäsar und dessen Alleinherrschaft verhindern konnte". (Spiegel 8/1987)
Weiter in Spiegel-Neudeutsch:
Immer wieder wurde dabei Walsers Sprachkraft bewundert und das künstlerische Ergebnis bemängelt. Walsers auf "Halbzeit" folgender Roman "Das Einhorn", hieß es 1966, sei "so eloquent, dass es kaum noch auszuhalten ist. Der Roman selbst hält es nicht aus."
Natürlich wurde wieder „nur“ ein „daß“ umgefälscht:
Walsers neuer Roman "Das Einhorn", eine Art zweite "Halbzeit", ist so eloquent, daß es kaum noch auszuhalten ist. Der Roman selbst hält es nicht aus. Gewiß, auch hier gibt es wieder Preziosen der Formulierkunst (Spiegel 37/1966)
In der Zeit des Wiedervereinigungs- und Rechtschreibumbruchs traten seltsam widersprüchliche Positionen zutage: Grass als Gegner der Wiedervereinigung blieb auch Gegner der Rechtschreib„reform“, während Walser trotz seiner Freude über die Wiedervereinigung schließlich Mitläufer der orthographischen Spalter wurde.
Tatsächlich war es ein gründliches, ein grundsätzliches Gespräch über Deutschland und die Rolle der deutschen Intellektuellen - die standen, wie Günter Grass, in jenen Tagen zu einem großen Teil der Wiedervereinigung skeptisch gegenüber. Walser dagegen erklärte, "dass für mich die Entwicklung, die jetzt zur Einigung geführt hat, das schönste Politische ist, was ich in meinem Leben erfahren habe",
Walsers Rede wurde jedoch richtig so wiedergegeben:
WALSER: Also erst einmal muß ich wirklich deutlich sagen, daß für mich die Entwicklung, die jetzt zur Einigung geführt hat, das schönste Politische ist...(Spiegel 41/1990)
Auch hier kann sich der Kulturredakteur damit herausreden, daß er die Worte Walsers ja so gehört habe:
"Ich kenne keinen Schriftsteller, der lieber nach seinen politischen Auftritten beurteilt werden möchte als nach seinen Romanen", sagte er fünf Jahre später zu mir, als ich für den SPIEGEL mit ihm sprach. "Die Forderung, dass bei einem Schriftsteller die Weltveränderungsbotschaft dabei sein müsse, ist eher eine Art von Gesellschaftsspiel."
Im Spiegel kurz vor Beginn der Reformkatastrophe 1995 steht es jedoch so:
Walser: Ich kenne keinen Schriftsteller, der lieber nach seinen politischen Auftritten beurteilt werden möchte als nach seinen Romanen. Die Forderung, daß bei einem Schriftsteller die Weltveränderungsbotschaft dabeisein müsse, ist eher eine Art von Gesellschaftsspiel. (Spiegel 4.9.1995)
Das „Treffen an Goethes Geburtstag“ fand dann in Walsers Wohnort mit dem reformresistenten Namen Nußdorf statt, der nun reformlogisch „Nuusdorf“ auszusprechen wäre. Hier haben die nichtsnutzigen Politiker ihr Weltveränderungs-Gesellschaftsspiel nicht zuende zu spielen gewagt.
Dieses Treffen im August 1995 verdankte sich weniger einem aktuellen Anlass als einer alten Verabredung zwischen uns. Mein erster Besuch in Nußdorf am Bodensee, die erste persönliche Begegnung mit Walser, hatte genau zehn Jahre zuvor stattgefunden... ( spiegel.de 24.3.2017)
Man kann nun einwenden, daß hier sichtbar wird, wie harmlos das ganze „Reförmchen“ sei. Gerade das penetrante Dass-Deutsch zeigt aber, wie sinnlos dieser herostratische Anschlag auf die seit 600, 400 und 200 Jahren gewachsene Rechtschreibung war, in dem eine Handvoll Wichtigtuer und Politkasper hundert Millionen Deutschsprachige am Nasenring mitgezogen haben. Jetzt soll niemand mehr an die gute Tradition erinnert werden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2017 um 21.46

Und dann brach über Europa einer der strengsten Winter des 20. Jahrhunderts herein. Zwischen November 1946 und März 1947 sanken die Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad. Die Elbe war komplett vereist, der Rhein auf einer Länge von 60 Kilometern. Damit war die Binnenschifffahrt lahmgelegt - die Versorgung mit Rohstoffen und Nahrung kollabierte.

Erst kommt das Fressen, dann die Moral

"Jeder besaß das nackte Leben und außerdem, was ihm gerade unter die Hände geriet. Kohlen, Holz, Baumaterialien. Jeder hätte mit Recht jeden des Diebstahls bezichtigen können. Wer in einer zerstörten Großstadt nicht erfror, musste sein Holz oder seine Kohlen gestohlen haben, und wer nicht verhungerte, musste auf irgendeine gesetzwidrige Weise sich Nahrung verschafft oder verschafft haben lassen."

So beschrieb der aus Köln stammende Schriftsteller Heinrich Böll den Alltag im zweiten Nachkriegswinter: die Deutschen als "Gesellschaft von Besitzlosen und potenziellen Dieben" im täglichen Überlebenskampf.

spiegel.de 20.2.2017

So hat es Heinrich Böll (1917-1985) natürlich nicht beschrieben. Er verwendete entweder die bewährte Duden-Rechtschreibung von 1901 oder die ß-lose, wie sie vielfach bei Lateinschrift üblich war.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.02.2017 um 06.53

Die Mitarbeiter im Krisenstab des Kanzleramts sind aufgewühlt. Sie haben ein Video vor sich, mit einem Mann in Unterhemd und Hose, er hat dunkle Ringe unter den Augen. Er hält ein Pappschild vor dem Bauch, auf dem steht: "Gefangener der R.A.F." Der Mann ist Hanns Martin Schleyer, Arbeitgeberpräsident, entführt von der Roten Armee Fraktion (RAF).


Dieser Artikel ist aus dem SPIEGEL
Heft 1/2017
70 Jahre SPIEGEL
Wut kann man sich erarbeiten




"Der Mann auf dem Bildschirm wirkte wie in Trance", schreibt der SPIEGEL in seiner Titelgeschichte vom 12. September 1977. "Mit schleppenden, anscheinend von Drogen gehemmten Bewegungen blätterte (Schleyer -Red.) in der 'Stuttgarter Zeitung' und las mit erschöpfter Stimme außenpolitische Nachrichten vor. Er schien unverletzt, und auch Spuren von Misshandlungen waren nicht zu erkennen, aber im verfallenen Gesicht spiegelte sich das ganze Elend des Gefangenen." Der damalige CDU-Chef Helmut Kohl wird an jenem Tag sagen, es sei das Erschütterndste gewesen, was er je in seinem Leben gesehen habe.
Eine Geisel in ihrem Unglück, vorgeführt als Machtdemonstration: Man wird das später in noch viel grausamerem Maße bei den Terroristen des "Islamischen Staats" erleben. Damals, im Deutschen Herbst, wirkt es wie ein Schock, es erschüttert die Bundesrepublik zutiefst.

spiegel.de 30.12.2016
Spiegel 12.9.1977


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.01.2017 um 13.38

Das erste Urteil: Todesstrafe. Das zweite: Todesstrafe. Das dritte: Todesstrafe.
"Mir blieb die Luft weg", erinnert sich Jörn-Ulrich Brödel und die Fassungslosigkeit lässt seine Stimme noch Jahrzehnte später beben...

14. September 1950, Urteilsverkündung gegen 15 Angeklagte vor dem sowjetischen Militärtribunal in Weimar. Alles war perfekt arrangiert am Ende dieses Willkürprozesses ohne Verteidiger...

Nur zwei Stühle neben ihm war soeben sein Freund Hans-Joachim Näther zum Tode verurteilt worden...

Jahrzehntelang wusste er nicht, ob seine Freunde noch lebten. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion gab es die traurige Gewissheit, bestätigt durch Moskauer Archivbelege: Alle Todesurteile waren ausgeführt worden. Deshalb kramt Brödel jetzt aus einem Ordner eine eng bedruckte Seite hervor: Es ist die Abschrift des letzten Flugblattentwurfs der Widerstandsgruppe, verfasst im Februar 1950. Eindringlich wird darin die antiamerikanische Hass-Propaganda der DDR kritisiert.

"Versteht ihr das nicht? Hassen dürft ihr! Hassen müsst ihr! Hassen ist euch eine nationale Aufgabe geworden. …Wie gro ß artig die Idee, den Hass gener ö s in eine Richtung lenken zu wollen. …Mit Hass begann es schon einmal. Das Resultat war der Krieg von vorgestern, die Toten von gestern."

Brödel ist sicher: Dies sind Näthers Worte, auch wenn sich das nicht mehr eindeutig nachweisen lässt. Stil und Duktus passten, sagt er. Für ihn ist der Text ein Vermächtnis seines Freundes. Und eine Warnung an die Gegenwart.

spiegel.de/einestages 9.1.2017

Gibt die „Abschrift“ das Original wieder? Von wann ist sie? 1950? 1996? Das Heyse ss/ß-System deutet auf 1996. Das Original könnte 1950 in Normaldeutsch, in ß-freier Schreibung oder Großschrift verfaßt gewesen sein. Auch die wohl bewußt angedeuteten Leerschritte geben zu denken.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.01.2017 um 09.34

... wurde vermutlich um 1735 in Leipzig im Zimmermannschen Kaffeehaus durch Bach selbst uraufgeführt. Das Gebäude wurde 1943 zerstört.

Bei der Suche nach dem Text kann man auf die schweizerische Rezension des Büchleins „Ey, wie schmeckt der Coffee süße“ stoßen, die es ß-los beschreibt, aber die Verse in der reformierten deutschen Rechtschreibung wiedergibt. Die Ausgabe der Bachgesellschaft von 1879 verwendete den ß-freien Antiqua-Stich.

Zum Glück kann man in wikisource die Original-Dichtung von Christian Friedrich Henrici („Picander“) finden und feststellen, daß auch er den seit 600 Jahren bewährten ß-Gebrauch (allerdings nach Gehör) gepflegt hat, der nun von den kulturbanausischen Kultusministern beschnitten wurde. Die letzten beiden Verse finden sich nur in Bachs Kantate und können in der Handschrift des Komponisten eingesehen werden:

9. Recitativo

Nun geht und sucht der alte Schlendrian,
Wie er vor seine Tochter Ließgen
Bald einen Mann verschaffen kann;
Doch, Ließgen streuet heimlich aus:
Kein Freier komm mir in das Hauß,
Er hab es mir denn selbst versprochen
Und rück es auch der Ehestiftung ein,
Daß mir erlaubet möge sein,
Den Coffe, wenn ich will, zu kochen.
Jeder kann sich überzeugen, daß auch Bach keine „dass“ geschrieben hat. Die alles durchdringende Heyse-ss-Regel ist ein „Hattrick“ – der „Geßlerhut“, um die „Reform“ überall sichtbar durchzusetzen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2016 um 05.40

Der Schuster Wilhelm Voigt verkleidete sich 1906 als Hauptmann, besetzte das Rathaus von Köpenick und türmte mit der Stadtkasse. Preußens Armee: blamiert. Der dreiste Gauner: über Nacht ein Medienstar, weltweit...

In seiner 1909 veröffentlichten Autobiografie versuchte sich Voigt eine weiße Weste zu verpassen und erklärte, der Finanzwart habe ihn gebeten, das Geld mitzunehmen: "Ich war ganz erstaunt darüber, denn ich hatte mit keinem Worte und mit keiner Silbe geäußert, dass ich die Kasse übernehmen wollte. Sie wäre ohne diese Übergabe ruhig in Köpenick geblieben." Dass diese Behauptung nicht stimmte, konnte der Historiker Winfried Löschburg in seinem 1978 erschienenen Buch "Ohne Glanz und Gloria" anhand offizieller Dokumente nachweisen.

spiegel.de/einestages 14.10.2016

Daß das „dass“ falsch ist, kann man nachlesen: „Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde: Mein Lebensbild von Wilhelm Voigt“ Hofenberger Sonderausgabe und gutenberg.spiegel.de. Seltsamerweise zeigt Google den Spiegel-Artikel auch noch mit richtigem „daß“ an.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.09.2016 um 12.03

Seit einiger Zeit geistert ein angebliches Jugendgedicht Angela Merkels durchs Internet, das in der Zeitschrift des Kommunistischen Jugendverbandes 1967 abgedruckt gewesen sein soll:

Revolution von Oben

Ernst Thälmann, schreite du voran,
ich lieb‘ den Sozialismus,
drum steh ich hier nun meinen Mann,
weil Revanchismus weg muss.

Schon lange will das rote Heer
den Feind eliminieren.
Ich brauch‘ hierfür kein Schießgewehr –
ich werd‘ ihn infiltrieren!

Ich werd Chef der BRD,
– der Klassenfeind wird’s hassen! –
und folg‘ dem Plan der SED,
sie pleitegeh’n zu lassen!“

Angela Merkel


Veröffentlicht [angeblich] in der Zeitschrift „Frösi“, September 1967
(wieder entdeckt von P.Miehlke im „Eulenspiegel“ 4/12)
alles-schallundrauch Febr. 16

Der Kenner sieht natürlich sofort, daß die Fälschung aus der Zeit nach 1996 stammt wegen „muss“/„Schießgewehr“ und sogar nach 2006 wegen „pleitegehen“. Der Name „Merkel“ war 1967 nicht voraussehbar. Dagegen ist die Gendrifizierung „ich stehe meine Frau“ auch heute noch unüblich und wurde gemieden. Der Beitrag ist wohl tatsächlich als Satire gemeint gewesen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.08.2016 um 12.31

Dieses Buch Martin Neuffers wurde bei uns hier und da schon erwähnt. Nicolaus Fest zitiert daraus in seiner neuesten Aussendung, allerdings konvertiert in das Reform-Dass-Deutsch, das 1982 so gut wie unbekannt war – siehe auch die Kurzfassung bei Spiegel.de 19.4.82. Hat Fest den Text aus einer unsicheren Quelle abgerufen oder hatte er einen Korrektur-Automaten eingeschaltet?:

Martin Neuffer, einst NDR-Intendant und Oberstadtdirektor von Hannover, veröffentlichte 1982 unter dem Titel „Die Erde wächst nicht mit“ seine Gedanken zur absehbaren Überbevölkerung und Migration. Darin finden sich bemerkenswerte Sätze:

– „Die reichen Länder (…) werden Minenfelder legen, Todeszäune und Hundelaufgehege bauen. Die DDR wird endlich eine lukrative Exportindustrie in Grenzsicherungssystemen entwickeln können.“

– „In Wirklichkeit handelt es sich (bei der Einwanderung kulturfremder Menschen) gar nicht um Einwanderung, sondern um eine Art friedlicher Landnahme.“

– „Alles deutet darauf hin, dass solche Wanderungen insgesamt weit mehr Probleme schaffen, als sie lösen – und das nicht nur vorübergehend, sondern über lange geschichtliche Zeiträume.“

– „Andererseits führt die gutgemeinte Integrationspolitik der Bundesrepublik zu oft untragbaren Belastungen für deutsche Kinder und Lehrer.“

– „Politische Auseinandersetzungen radikaler Ausländergruppen, besonders der Türken, führen zu zusätzlichen Krawallen und zur Beeinträchtigung der Sicherheit und des Friedens auf den Straßen und Plätzen unserer Städte. Die Gruppen exportieren die heimischen Konflikte nach Deutschland und tragen sie hier mit aller Rücksichtslosigkeit aus. Sie wenden sich dabei immer stärker und immer radikaler auch gegen die deutsche Polizei.“

– „Die schwerwiegendsten Probleme sind bei den Türken entstanden. (…) Die Verlagerung des türkischen Bevölkerungswachstums in die Bundesrepublik ist (…) ein gemeingefährlicher Unfug.“

– „Die Gefahr, dass alle Integrationsbemühungen völlig illusorisch werden und dass sich zugleich eine Art türkisch-islamisches Subproletariat bildet, liegt auf der Hand.“

– Das bedeutet, dass auch das Asylrecht neu geregelt werden muss. (…) Es ist eine Illusion zu glauben, die Bundesrepublik könne in dieser Lage die Grenzen für alle Asylanten der Erde weit offen halten.“
Neuffer galt innerhalb der SPD als links. Und auch der SPIEGEL unter seinem damaligen „Im-Zweifel-links“-Herausgeber Rudolf Augstein hatte mit dem Abdruck dieser Analyse offensichtlich keinerlei Probleme.

nicolaus-fest.de 29.8.2016

P.S.: Auch der erste Teil des Festschen Textes ist lesenswert:

Wer auf die großen Projekte der letzten Jahrzehnte schaut, findet überall den Einfluß dieses sozialwissenschaftlichen Optimierungswahns. Ob Rechtschreib- und Bildungsreform, ob Vegetarismus, Windkraft, Umweltschutz, Inklusion und Gendertum, ob Feinstaub oder das indoktrinäre Gerede von Deutschland als einem Einwanderungsland – immer ging es um angebliche Verbesserungen der Gesellschaft ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2016 um 12.06

Es waren magische Momente: Bei der WM 1938 traf Ernst Willimowski viermal für Polen gegen Brasilien. Bald darauf spielte er für Deutschland - und trug unter Sepp Herberger das Trikot mit dem Hakenkreuz. Von Diethelm Blecking und Daniel Huhn

Wieder geriet Willimowski ins Blickfeld von Sepp Herberger und debütierte 1941 in der deutschen Nationalmannschaft gegen Rumänien. "Er hatte keine Nerven, war eiskalt", schrieb Mitspieler Fritz Walter in seiner Autobiografie, "für mich der größte aller Torjäger, ein Wunder im Ausnutzen von Chancen. Er erzielte mehr Tore, als er Chancen hatte."

Fritz Walter erinnert sich ebenso an den "Willimowski der dritten Halbzeit" und widmete ihm ein ganzes Kapitel unter dem Titel "Schlitzohrs lustige Streiche". Nach dem Spiel Deutschland-Schweiz 1942 gelang es den Mannschaftskameraden nur mit Mühe, den lebensfrohen Wunderstürmer zum Frühstück zu holen: "Alles Rütteln und Schütteln blieb zwecklos. Als wir ihm die Bettdecke wegzogen, sahen wir, dass er noch Hemd und Krawatte anhatte. Schlitzohr musste aus Freude über seine vier Tore einen Tropfen mehr getrunken haben, als ihm guttat!"

spiegel.de/einestages 6.6.2016

Fritz Walters Veröffentlichungen enden 1968.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.02.2016 um 07.12

Wenige Jahre nach der Sputnik-Mission und Juri Gagarins Erstflug schrieb die Sowjetunion 1966 erneut Raumfahrtgeschichte. Eine Sonde landete weich auf der narbigen Oberfläche des Mondes. Vorangegangen war eine schmerzhafte Serie von Misserfolgen.

Das Neue Deutschland zur Landung
Bild: Staatsbibliothek Berlin

"Zum ersten Male ist es gelungen, ein Gebilde von Menschenhand, einen Kundschafter menschlichen Erkenntnisdrangs nach wohlberechnetem Flug durch das Weltall sicher auf den Mond zu bringen. Es war das Land Lenins, dass diese kolumbische Leistung vollbrachte." So verkündete die wichtigste Tageszeitung der DDR, das Neue Deutschland, am 4. Februar 1966 die erste weiche Landung eines Raumfahrzeugs auf dem Mond. "Gewiß, neue und noch kühnere Taten werden folgen. Doch in den Geschichtsbüchern der Zukunft wird zu lesen sein: Am 3. Februar 1966 hat die Sowjetunion einen wichtigen Pfeiler zu der Brücke gesetzt, die den ersten Menschen sicher zum Monde trug. Wir sind glücklich, mit dem Land in engster Freundschaft verbunden zu sein, dass solche Leistungen vollbringt."
heise.de 3.2.2016

Im beigegebenen Faksimile ist beide Male ein richtiges „das“ zu lesen, das anscheinend übereifrig linientreu und falsch durch ein „dass“ der Ass-Reform ersetzt wurde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.01.2016 um 12.12

Lt. „Spiegel“:
"Ich erkläre nochmals wie bereits vor Gericht geschehen: ich verabscheue die an den Juden begangenen Gräuel als größte Verbrechen und halte es für gerecht, dass die Urheber solcher Gräuel jetzt und in Zukunft zur Verantwortung gezogen werden. ...“
Das Schreiben ist auf den 29. Mai 1962 datiert. 48 Stunden später wurde Eichmann gehängt.
spiegel.de 27.1.2016

Lt. „Welt“:
„Ich erkläre nochmals, wie bereits vor Gericht geschehen: Ich verabscheue die an den Juden begangenen Greuel als größtes Verbrechen und halte es für gerecht, dass die Urheber solcher Greuel jetzt und in Zukunft zur Verantwortung gezogen werden.“
welt.de 27.1.2016

Lt. Faksimile verwendete er aber kein 1996er-Reform-Dass-Deutsch und (Seite 2) auch keine Gräuel-Schreibung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.01.2016 um 15.33

Rasch formiert sich um das Untergrund-Paar Ende 1984 eine komplett neue Mannschaft. Die RAF-Neueinsteiger haben kaum Waffen, kein Geld. Und so gut wie keine Erfahrung mit dem Leben im Untergrund. "Aber wir waren entschlossen, diesen Weg zu gehen", schrieb Eva Haule 1993 in einem offenen Brief aus dem Gefängnis. Und über Wolfgang Grams als treibende Kraft: "Ohne ihn und seine Zähigkeit, mit der er alle praktischen Probleme angefasst und gelöst hat, wäre das nicht gegangen." ...

Letztes Opfer der dritten RAF-Generation: GSG-9-Kommissar Michael Newrzella. Ihn erschießt Wolfgang Grams im Juni 1993 auf dem Bahnhof von Bad Kleinen, bevor er beim Feuergefecht selbst sein Leben verliert.
Es ist der einzige aufgeklärte der zehn Morde dieser Phase. Die erste RAF-Generation um Andreas Baader und Ulrike Meinhof (1970-1972) wollte durch Anschläge "das revolutionäre Bewusstsein der Massen wecken" - so formulierte sie es in ihrer zweiten Kampfschrift unter dem Tarntitel "Die neue Straßenverkehrsordnung". Der Avantgarde-Gedanke: die RAF vornweg. Und die Massen rennen hinterher.

spiegel.de/einestages 23.01.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.08.2015 um 07.05

Vera Lengsfeld hatte 2004 die Parlaments-Initiative gegen die Rechtschreibreform unterstützt. Jetzt schreibt sie reformiert, um nicht aufzufallen und noch abgedruckt zu werden. Auf der „Achse“ hätte sie Robert Havemann originalgetreu und fachlich richtig zitieren können, aber sie hat es unterlassen. So schreibt Havemann 1977 das Dass-Deutsch von 1996:

Vera Lengsfeld 28.07.2015
Kein Sozialismus ohne Freiheit?

Robert Havemann, Physiker, von den Nazis zum Tode verurteilter Kommunist, bekanntester Regimekritiker der DDR, gab mit seinem „Berliner Appell“ den entscheidenden Anstoß zur Entstehung der „Unabhängigen Friedens- Umwelt und Menschenrechtsbewegung“ der DDR der achtziger Jahre... Anlässlich einer Generalrevision meiner Bücherregale, beschloss ich, „Fragen, Antworten, Fragen- Aus der Biographie eines Deutschen Marxisten“ nach über dreißig Jahren noch einmal zu lesen. Mit großem Gewinn. Manche Sätze scheinen für die heutige Situation geschrieben zu sein: „Unsere Verfassung garantiert ja das Recht der freien Meinungsäußerung. Das Unglück ist nur, dass es so wenige in Anspruch nehmen.“ Gemeint ist die DDR-Verfassung, nicht das Grundgesetz, dessen Wortlaut heute weitgehend unbekannt zu sein scheint.

Was Havemann zur Meinungsbildung in der sozialistischen DDR analysierte, ist von beklemmender Aktualität: „Eine demokratische Meinungsbildung von unten ist absolut ausgeschlossen. Zwar bilden sich zu allen wichtigen Fragen die verschiedenartigsten Meinungen innerhalb der Bevölkerung. Aber diese Meinungen des Mannes auf der Straße sind fast immer gegen die offizielle Meinung, die von oben dekretiert wird, gerichtet. In der Presse, im Rundfunk und Fernsehen wird diese offizielle Meinung zwar unaufhörlich und unisono verkündet, aber trotzdem gelingt es nicht, die Ansichten und das Denken der Volksmassen mit Hilfe dieses staatlichen Informationsmonopols zu manipulieren. Auch innerhalb der strukturellen Fasern des Machtapparats bleibt das Denken der Staats- und Parteifunktionäre völlig schizophren. Sie wissen, was sie zu denken haben. Die wahren Ansichten dieser Leute kann man nur unter vier Augen erfahren….

[Wir nähern uns offensichtlich wieder diesem Zustand.]

Interessant ist Havemanns Analyse, wie es zum Stalinismus in Deutschland kam:„.... in diesem elenden, zerrissenen, militärisch besetzten , hungernden Land war Demokratie nicht nur eine lächerliche Illusion, sie war einfach unangebracht. Was hätte schon dabei herauskommen können, wenn diese Leute das Recht gehabt hätten, frei für sich selbst zu entscheiden. Nein, sie mussten geleitet werden, ohne gefragt zu werden, von klugen, fortschrittlichen und selbstlosen Leuten. Erfüllt von unserem Sendungsbewusstsein hielten wir uns für die einzigen historisch Berufenen. Wir wurden zu Stalinisten, ohne es zu merken.“ Auch heute wimmelt es um uns herum von Leuten, die erfüllt von Sendungsbewusstsein sind und sich für berechtigt halten, um der edlen Sache willen, das dumme Volk zu erziehen.
[...]
Eine andere Beobachtung Havemanns ist noch interessant: „Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft entwickeln sich auf allen Gebieten des Lebens neue Ideen, während die Ideen der Herrschenden mehr und mehr erstarren und verkalken. Es zeigt sich, dass Form und Inhalt der parlamentarischen Demokratie sich immer weniger entsprechen. Der progressive freiheitliche Charakter der Form gerät in wachsenden Widerspruch zum zunehmend reaktionären Inhalt des Systems.

[Hier rutscht Frau Lengsfeld noch etwas Bewährtes in ihren eigenen Text:]

Man muß wahrscheinlich die Erfahrung zweier Diktaturen hinter sich haben, um so genau die Gefährdungen der Demokratie beschreiben zu können. [...]

achgut.com 28.7.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2015 um 17.38

... natürlich nicht, sondern die Focus-Redaktion schrieb sein Tagbuch um, damit die Leser nicht an das antidemokratische Schurkenstück „Rechtschreibreform“ 1996-2006 erinnert werden. Natürlich ist es wieder ausschließlich die „neue“ ss-ß-Regel, die den Änderungbedarf künstlich erzeugt, ohne daß zuvor jemand danach verlangt hatte:

... „Diese Nacht wurden wir das erste Mal von den Tommies hier im Hoplafjord angegriffen. Sie kamen ganz plötzlich, Welle auf Welle, große 4motorige Langstreckenbomber….“

Am 29. April 1942 schrieb der deutsche Marinesoldat Karl Heinrich Josten diese Zeilen in sein Tagebuch. An Bord eines Zerstörers, der gerade an der norwegischen Küste nahe Trondheim lag und dort von britischen Bombern angegriffen wurde.... Ein spannendes und historisch aufschlussreiches Dokument, das Tochter Marion nach seinem Tod im Jahr 2001 in einer Schublade entdeckte...

Am 20. März 1942 notierte er auf der Überfahrt nach Norwegen über seine vorangegangene Nachtwache:
„Der Sturm wütete mit einer Heftigkeit, die kaum zu beschreiben war. Bereits nach fünf Minuten war ich nass bis auf die Haut, ein Brecher nach dem anderen rollte über Deck... Mir war zu Mute, als ob ich sterben müsste.“

Doch schon am Morgen nach dem Sturm begeisterte sich Josten für die norwegische Fjordlandschaft:

„Die Welt und Natur ist plötzlich wie umgewandelt. Klarer Himmel, sogar die Sonne spendet wohltuende Wärme ... Alles was eben Freiwoche hat kommt an Deck und genießt den herrlichen Anblick...“

Ein wenig klang es fast nach Urlaub, wenn Josten im Frühjahr 1942 schrieb: „Eigentlich müsste man Gott und der Marine dankbar sein, dass man so viel Schönes zu sehen bekommt und obendrein noch bezahlt wird.“

... Im Dezember notierte er: „Habe auch ein Mädel kennengelernt, Fridel heißt sie. Sie hat mir die Schönheiten ihrer Heimat gezeigt, Danzig, Neufahrwasser, Zoppot und Umgebung.“ ...

Am 19. April 1945 schrieb er: „Heute wünsche ich mir mehr denn je, dass dieser Krieg recht bald zu Ende geht und die Menschen Europas sich einig sind und ein Krieg nie mehr möglich ist.“ ... „Der Krieg ist nun endlich aus ... Ich kann das alles nur in dem einen Wörtchen „Unfassbar“ ausdrücken.“... [usw.]

focus.de 1; focus.de 2; focus.de 3


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.05.2015 um 14.45

Weltkriegs-Ende: Gedenken mit argen Webfehlern

10. Mai 2015 00:30 | Autor: Andreas Unterberger

... Der Fehler im deutschen Bundestag passierte dem – sonst sehr klug gedenkredenden – Bundestagspräsidenten Lammert. Sein Fehler war wenigstens nicht böse gemeint. Er leitete eine Aufführung des Kaiserquartetts – also der musikalischen Grundlage mehrerer späterer deutscher und österreichischer Hymnen – mit dem Hinweis ein, dass diese 1797 von Haydn dem österreichischen Kaiser gewidmet worden sei.

Nur: Damals gab es noch gar keinen österreichischen Kaiser (sondern erst ab 1804). Der „gute Kaiser Franz" war damals noch deutscher Kaiser, oder genauer Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, also auch Kaiser ganz Deutschlands.

In einem weniger formellen Sinn hatte Lammert freilich wieder Recht. Denn damals hatte der in Wien residierende Habsburger-Kaiser schon lange keine gesamtdeutsche Macht mehr...

andreas-unterberger.at 10.5.2015

Siehe auch Leibniz und Unterrichtssprache.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.04.2015 um 21.16

Das Nachrichtenmagazin läßt Heinrich Lübke oder sein Presseamt im Jahr 1966 hellseherisch in der „Reform“ von 1996 schreiben:

Vorbereitete Lübke-Rede im Kalten Krieg: "Einheiten der sowjetzonalen Volksarmee haben die Demarkationslinie überschritten"

Was hätte der Bundespräsident gesagt, wenn die Sowjetunion und ihre Verbündeten die Bundesrepublik angegriffen hätten? Dem SPIEGEL liegt eine vorbereitete Rede von Heinrich Lübke aus dem Jahr 1966 vor.


So was nennt man wohl gute Vorbereitung: Die Bundesregierung hatte 1966 für den Fall eines Angriffs der UdSSR und ihrer Verbündeten auf die Bundesrepublik eine Ansprache von Bundespräsident Heinrich Lübke (CDU) an die Bevölkerung vorbereitet. Sie liegt dem SPIEGEL vor.
Jörg Diester und Johannes Jung von der "Dokumentationsstätte Regierungsbunker" sind im Bundesarchiv fündig geworden. Das Bundespresseamt hatte diesen Text für Lübke anlässlich der Nato-Übung "Fallex 66" entworfen. Hier der Wortlaut:

[Nach seiner orthographischen Sozialisation von 1900 bis 1945 hätte Lübke auch ß-los „äusserster“ schreiben können. Das „ß“ erweist das Dokument als Fälschung nach 1996:]

"Meine lieben deutschen Landsleute diesseits und jenseits der Demarkationslinie, Soldaten der Bundeswehr. Der Friede ist in äußerster Gefahr. Heute früh haben Einheiten der sowjetzonalen Volksarmee die Demarkationslinie überschritten und erste Kampfhandlungen ausgelöst. Das ist ein Bruch des Völkerrechts. Die Aggression richtet sich nicht nur gegen uns, sondern gegen alle mit dem deutschen Volk verbündeten Mächte der Welt. Nichts haben wir in den letzten Wochen unversucht gelassen, um den Frieden zu sichern ... In dieser schweren Stunde stehen wir alle zusammen.

Die Kraft, dem Unrecht und der Gewalt zu widerstehen, erwächst aus unserer Gewissheit, den Frieden leidenschaftlich gewollt und den Ausgleich gesucht zu haben. Wir sind den Weg der Verständigung bis zuletzt gegangen, dafür ist die Welt unser Zeuge. Nun, da die Waffen sprechen, ist es auch dem letzten Zweifler offenbar, wer den Krieg will. Noch haben wir aber nicht die letzte Hoffnung aufgegeben, dass die Vernunft doch noch Oberhand behält ...

Wir stehen in einem weltweiten Bündnis. Unsere Freunde sind an unserer Seite. Das muss dem ganzen deutschen Volk bewusst sein, vor allem auch Ihnen, meine lieben Landsleute jenseits der Elbe. Wir wissen, dass Sie zu Freiheit und Recht stehen. Wir wissen, dass die Mehrheit unserer mitteldeutschen Jugend die Uniform Ulbrichts nicht aus Überzeugung trägt.

Lasst uns in dieser Stunde der Gefahr zusammenstehen, dass der Friede doch noch gerettet, dass die gemeinsame Freiheit doch noch errungen werden kann. Nicht nur wir, Europa darf diesem schändlichen Anschlag nicht unterliegen. Das Recht ist auf der Seite der freien Welt. Zusammen mit unseren Verbündeten sind wir stark. Jeder kann sich auf den Schutz der Bundeswehr und aller öffentlichen Organe verlassen.

Wir werden im Kampf um das Leben und die Freiheit unserer Kinder ein Beispiel jenes Mutes und jener Tapferkeit geben, die unserem Volke eigen sind. Es lebe Deutschland, es lebe Europa, es lebe die Freiheit."

(Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Die neue Ausgabe finden Sie hier.)

spiegel.de 19.04.2015

Die Fälscher hatten offensichtlich Sorge, das Dokument könnte von der jüngeren Generation nicht mehr sicher gelesen werden. Das ist ein Hinweis mehr, daß man der Einschätzung des Bundesverfassungsgerichts nicht traut, nach der Nachteile durch die Reform „nicht zu besorgen“ seien.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2015 um 05.42

Alte „daß“ werden „korrigiert“ – aber Schreibfehler bewußt zitiert:

Als Armstrong am 19. März 1965 in Berlin-Schönefeld landete ...

Der Chef der DDR-Künstleragentur, Ernst Zielke, hielt zum Empfang eine ellenlange Rede. Auf Deutsch, politisch gefärbt, Frieden, Sozialismus, Arbeiterklasse, Völkerfreundschaft, und so weiter und so fort. Für den Kulturfunktionär bedeutete der Besuch eine Aufwertung der DDR. Seht her - so die Botschaft - einer der größten Stars der Welt kommt in unser schönes Land.

So las sich das später auch in der "Schweriner Volkszeitung": "Dass Armstrong (...) in die DDR kam, ist auch mit ein Beweis unseres wachsenden politischen und wirtschaftlichen Ansehens in der Welt." ...

Vor dem Konzert in Leipzig wies Stasi-Major Peterhänsel seine Leute in einem Schreiben an, "das gesamte Netz der inoffiziellen Mitarbeiter auf diese Veranstaltungen hinzuweisen...". Darin schrieb er den Namen Armstrong gleichgültig immer wieder ohne r. Es sei damit zu rechnen, "dass der Auftritt Louis Amstrongs durch Jugendliche zu Provokationen ausgenutzt wird." ...

spiegel.de/einestages 23.3.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.03.2015 um 06.45

Querköpfe / Beitrag vom 11.03.2015

Neuerscheinungen
Liiies doch mal was! Kabarett und Chanson zwischen Buchdeckeln


Von Stephan Göritz

"Liiies doch mal was!" - diesen Rat, den einst eine von Loriots Knollennasenfiguren gab, sollten auch Kabarett- und Chansonfreunde beherzigen, erschienen doch wieder viele Bücher rund um die sogenannte Brettlkunst.

So findet man Loriots humoristische Leserbriefe über die bundesdeutsche Wirklichkeit zwischen Waschmittelwerbung und Lügendetektor, die er vor über einem halben Jahrhundert für eine Illustrierte schrieb, unter dem Titel 'Der ganz offene Brief' jetzt endlich auch zwischen Buchdeckeln.
deutschlandfunk.de 11.3.2015

Bernhard Strowitzki, sprachforschung.org, hat die Sendung gehört:
In der DLF-Sendung "Querköpfe" wurde gestern abend eine Sammlung von Loriot-Texten vorgestellt. (Vicco von Bülow: Loriot – Der ganz offene Brief – 115 ungewöhnliche Mitteilungen; Hoffmann und Campe). Autor Stephan Göritz vermerkte dazu ungefähr: "Was würde Loriot dazu sagen, daß der Verlag seine Texte in die ihm so verhaßte Reformierte Schreibweise umgeschrieben hat?"


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.03.2015 um 11.43

Die FAZ bringt einen Vorabdruck aus dem Briefwechsel zwischen Marcel Reich-Ranicki und Peter Rühmkorf.
spiegel.de 2.3.2015

Theodor Ickler
Heute druckt die FAZ eine Seite Briefwechsel Rühmkorf/Reich-Ranicki ab, alles auf Reformschreibung umgestellt. "Frankfurt schreibt..."
sprachforschung.org 2.3.2015

Marcel Reich-Ranicki und Peter Rühmkorf zur Rechtschreibreform.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.01.2015 um 10.44

Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen
des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen
Deutschen Demokratischen Republik


Die Methoden der Stasi
Vertiefung


Einführung zu den Methoden der Stasi
Die Methoden des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zur Überführung von „Straftätern“, d.h. in der Regel von politisch Andersdenkenden und Handelnden, reichten von polizeilichen Methoden (Spurensicherung, Handschriftanalyse, Beweissicherung) über geheimpolizeiliche Methoden (Beobachtung, Überwachung, Befragung des Umfelds) bis zur Anwendung von Staatsgewalt (Ermittlung, Verhaftung, Verhör ). Alle diese Methoden konnte die Stasi ausdehnen, die Grenzen des rechtlichen Rahmens überschreiten oder zur Konstruktion von Fällen, Schuld und Geständnis nutzen. Auch Entführung, Erpressung, Drohung und Fälschung gehörten zum Arsenal der Stasi-Methoden...

1. Richtlinien der Stasi
Richtlinie der Stasi über „Zersetzung“, 1976 (Blatt 1/2)

2.6. Die Anwendung von Maßnahmen der Zersetzung

2.6.1. Zielstellung und Anwendungsbereiche von Maßnahmen der Zersetzung


Maßnahmen der Zersetzung sind auf das Hervorrufen sowie die Ausnutzung und Verstärkung solcher Widersprüche bzw. Differenzen zwischen feindlich-negativen Kräften zu richten, durch die sie zersplittert, gelähmt, desorganisiert und isoliert und ihre feindlich-negativen Handlungen einschließlich deren Auswirkungen vorbeugend verhindert, wesentlich eingeschränkt oder gänzlich unterbunden werden.

In Abhängigkeit von der konkreten Lage unter feindlich-negativen Kräften ist auf die Einstellung bestimmter Personen, bei denen entsprechende Anknüpfungspunkte vorhanden sind, dahingehend einzuwirken, dass sie ihre feindlich-negativen Positionen aufgeben und eine weitere positive Beeinflussung möglich ist.

[...] Bewährte anzuwendende Formen der Zersetzung sind:
• systematische Diskreditierung des öffentlichen Rufes, des Ansehens und des Prestiges auf der Grundlage miteinander verbundener wahrer, überprüfbarer und diskreditierender sowie unwahrer, glaubhafter, nicht widerlegbarer und damit ebenfalls diskreditierender Angaben;
• systematische Organisierung beruflicher und gesellschaftlicher Misserfolge zur Untergrabung des Selbstvertrauens einzelner Personen;
• zielstrebige Untergrabung von Überzeugungen im Zusammenhang mit bestimmten Idealen, Vorbildern usw. und die Erzeugung von Zweifeln an der persönlichen Perspektive;
• Erzeugen von Misstrauen und gegenseitigen Verdächtigungen innerhalb von Gruppen, Gruppierungen und Organisationen;

bstu.bund.de/schulausstellung

Die hier hervorgehobenen „ss“ zeigen, daß auch die Unterlagenbehörde fälscht – um den Schülern vorzugaukeln, daß es selbst in der DDR von 1976 nie eine andere Rechtschreibung als die „reformierte“ von 1996 gegeben habe.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.10.2014 um 12.29

Die einstige CSU-Kampfpostille soll aus Kostengründen künftig online erscheinen. Grund genug, sich an die übelsten Tiraden gegen "APO-Gammler" und die "Brutstätten des Verfalls" zu erinnern... Der politische Gegner wurde in einer Tonlage attackiert, wie sie heute kaum noch vorstellbar ist.
spiegel.de 28.10.2014

Die Textschnipsel sind so gewählt, daß die neuen „ss“ der 96er-Reform-Hunnen möglichst außen vor bleiben. Wenn's nicht anders geht, wird einfach gefälscht. Nur das neue „so viel“ ist noch nicht präsent:

Die Studentenbewegung wurde zum Lieblingsgegner der CSU-Propagandisten. Über einen Protest auf der Frankfurter Buchmesse (hier im Oktober 1967) hieß es: "Es war, als ob die Hunnen in eine Kulturlandschaft eingebrochen wären. Selten war soviel Ignoranz auf einem Haufen…Einmal mehr hat sich gezeigt, dass diese ganze angebliche Protestwelle nichts weiter ist als ein Polizeiproblem." [Bildtext]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.07.2014 um 08.34

Auf einer Skeptiker-Konferenz berichtete ein Teilnehmer eines Forschungsprojekts über die nicht ganz gelungene Ausrottung des Aberglaubens in der DDR:

Zu den Erscheinungen, die “im sozialistischen System nichts mehr zu suchen hatten”, zählte aber nicht nur die Religion – vielmehr subsumierte die Staatsführung darunter sämtliche esoterische, paranormale, okkulte und alternativ-religiöse Themen, sagte Anton.

Als Beispiel führte der SkepKon-Referent ein Astronomie-Schulbuch für die zehnte Klasse an, das “Astrologie” wie folgt abhandelte:

“Die Astrologie [...] wird auch heute noch in der historisch überholten Ausbeutergesellschaft, zum Beispiel von der herrschenden Klassse in der BRD, zur betrügerischen Beeinflussung leichtgläubiger und abergläubischer Menschen genutzt.

In der DDR und anderen sozialistischen Ländern wird dem Aberglauben durch die Verbreitung wissenschaftlichr Kenntnisse über Natur und Gesellschaft und die Erfahrung, dass es möglich ist, das Leben bewusst zu gestalten, der Boden entzogen.” ...

Die vorläufigen Befunde des Forschungsprojekts “Zum Umgang mit dem Paranormalen in der DDR” deuteten durchaus auf eine Art “okkulten Untergrund” in dem damaligen sozialistischen Bruderstaat hin, erklärte Anton.
blog.gwup.net 27.6.2014

Seltsamerweise kommen die Skeptiker nicht auf den Gedanken, daß etwas mit dem Zitat aus dem Schulbuch nicht stimmen kann.
Zur Astrologie siehe auch dies.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.02.2014 um 08.29

Er organisierte den Massenmord der Nazis: 700 Privatbriefe des Reichsführers SS wurden als Paket überliefert. Nun erscheinen sie als Buch. Und offenbaren so gut wie nichts Politisches, sondern solche Erkenntnisse, dass Himmlers Kinder „Pappi“ sagten und er „Ich fahr nach Auschwitz. Küsse. Dein Heini“ schrieb.
Westdeutsche Allgemeine 26.1.2014

Die „Welt“ hat gerade ihre Serie über die Privatbriefe Heinrich Himmlers mit der achten Folge beendet, die allerdings nur den Film zum Buch behandelt. Wie zu erwarten, hat man die Umfälschung der Briefzitate in die 1996er ss-Schreibung fortgeführt. Ein Blick in beigegebene Faksimiles zeigt, daß die Himmlers meist in Sütterlin schrieben. Offensichtlich hatten sie es weniger eilig, sich dem Normalschrifterlaß des „Führers“ von 1941 anzupassen als Angela Merkel, sich dem Reform-Erlaß der Kultusminister zu unterwerfen.

Mitunter wurde Lateinschrift verwendet, aber auch dort mit traditionellem ß, obwohl ß-loses Schreiben damals nicht ungewöhnlich war. Eine Bildunterschrift wird falsch gefälscht als:

»"Püppi wird immer niedlicher und auch fleissiger" Marga Himmler im "Babyjournal" über Tochter Gudrun 1932«,
obwohl darüber das richtige „fleißiger “ erkennbar ist.

Die Bildunterschrift
„Gruß und Kuss unter der deutlich lesbaren Handschrift „Gruß und Kuß“ auf einer Postkarte zeigt die Dreistigkeit der zeitgemäßen Anpassungen.

Andere orthographische Verfälschungen in dieser Serie sind ohne bildliches Vergleichsmaterial weniger nachweisbar, insbesondere bei der Groß- und Kleinschreibung, weil auch damals eine gewisse Freiheit oder Unsicherheit herrschte:


[Margarete Siegroth ].... "Weißt Du Liebchen, manchmal graut mir doch vor Allem", schrieb sie am 13. März 1928 ihrem Verlobten Heinrich Himmler... "Liebchen, dann habe ich nur Dich. Gestern Abend dachte ich so daran, und mir wurde ganz Angst."

[ Sekretärin Hedwig Potthast ] "Dass er sich ohne Weiteres scheiden lässt, kommt zunächst nicht in Frage." ... "Die Frau aber kann nichts dafür, dass sie ihm nicht mehr Kinder schenken konnte, ist im übrigen mit 48 Jahren über das Alter hinaus, in dem es auf normale Weise möglich wäre. "

http://www.welt.de/himmler/

Man fragt sich, wozu die unwissenschaftliche Anpassung der originalen Brieftexte gut sein soll. Soll das Buch vor allem für Schulkinder verwendet werden? Damit sie lernen, daß auch hinter Pappis harmlosen Zeilen ein Massenmörder stecken könnte? Oder sollen die Bürger nur nicht an die Machtergreifung der 96er-Schreibreformer erinnert werden?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.01.2014 um 17.17

Briefe von Heinrich Himmler sind aufgefunden worden, angeblich 1945 aus seinem Haus gestohlen und jetzt in Israel aufgetaucht. Die „Welt“ will sie anscheinend in einer längeren Serie verwursten. Uns interessiert hier nur, wie sehr man den Texten vertrauen kann. Schon die ersten Proben, die aber noch aus der Zeit vor der Naziherrschaft stammen, zeigen, daß Himmler hellseherisch bereits 1927 die ss/ß-Schreibung nach Heyse verwendet haben soll, die erst ab 1996 in Deutschland durchgesetzt wurde, nachdem sie 1944 vom damaligen Nazi-Erziehungsminister Rust bis nach dem „Endsieg“ zurückgestellt werden mußte. Auch die Streichung Buchstabens „h“ in „rauh“ ist unglaubwürdig. Das Durcheinander in der Schreibung der Anrede „du“ ähnelt der heutigen Rechtschreibung, wäre aber nicht gänzlich unmöglich:

"Aber ich bin das nicht geblieben und weiß nun, weil ich mir das Grausige der Zukunft etwas denken kann, dass ich dem Liebsten, was ich hier auf Erden habe, früher oder später Sorge und Leid bereiten werde." (30. Dezember 1927)

Wie Heinrich hatte Marga durchaus spezielle Vorstellungen von einer Beziehung. Schon im Januar 1928 bezeichnete sie ihren Geliebten als "bösen Mann mit dem harten und rauen Herzen" – eine Bemerkung, die postwendend Himmlers Protest hervorrief: "Glaub mir's, Dein Landsknecht hat kein raues und hartes Herz. Das weißt du übrigens selbst am besten, ,kleine' Frau." (3. Januar 1928).
http://www.welt.de/himmler/

Diese Orthographie-Verfälschung ist ja nun alles andere als eine vertrauenbildende Maßnahme. Kurz nach Übernahme der Reform hatte die „Welt“ noch Wert darauf gelegt, Texte aus dieser Zeit in der originalen Rechtschreibung vorzulegen. Will man nur die Schüler vor „Verunsicherung“ schützen?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2014 um 16.36

Spiegel EinesTages
TV-Magier Uri Geller
Seine Kräfte? Angeblich von Aliens. 1974 verbog Uri Geller im deutschen Fernsehen Besteck - und die Republik spielte verrückt. TV-Zuschauer, Wissenschaftler, ja sogar Politiker glaubten plötzlich an Zauberei.

25 Jahre später spielte die Republik wieder verrückt. Diesmal verbogen die Politiker die deutsche Rechtschreibung. Da glaubten die Bürger allerdings weniger an Zauberei, als vielmehr an eine Schmierenkomödie.

Am 17. Januar 1974 ging ein Knick durch Deutschland. An jenem Donnerstagabend trat in der ZDF-Show "Drei mal Neun" ein 27-jähriger Israeli mit dichten dunklen Locken auf. Der Mann behauptete, Gabeln allein mit der Kraft seiner Gedanken verbiegen oder zerbrechen zu können und stehengebliebene Uhren wieder zum Laufen zu bringen... "Uri Geller verbiegt ganz Deutschland" titelte die "Bild" daraufhin ...

Sogar der SPIEGEL reagierte. Er hob Geller kurz nach der Sendung auf seinen Titel und fragte: "Gibt es den Faktor Psi? Uri Gellers rätselhafte Kraft"...

Hier zitiert die Spiegel-Berichterstatterin ausnahmsweise korrekt:

"... In München, 'plötzlich hat's puff gemacht', versagte ein Fernsehgerät, bei Adelheid Senning in Augsburg zerknackte ein Nußknacker."

Scharlatanerie, fanden die Kritiker. Der SPIEGEL beauftragte Wissenschaftler mit der Untersuchung einer von Geller zerbrochenen Gabel, die herausfanden, dass Chemikalien im Spiel waren. "Der Fall Uri Geller", schrieb die "Zeit" im Februar 1974, habe "die Dimension einer gigantischen Volksverdummung angenommen"...

Bei der nächsten gigantischen Volksverdummung machten allerdings ab 1999 auch „Zeit“ und „Spiegel“ bereitwillig mit – bei der „alles erleichternden“ Rechtschreibreform.

Sogar im Deutschen Bundestag wurden Uri Geller und das verbogene Besteck zum Thema. Der Hamburger SPD-Abgeordnete Rolf Meinecke wandte sich am 14. Februar 1974 an das Forschungsministerium und fragte:

"Teilt die Bundesregierung meine Meinung und Befürchtung, dass parapsychische Epidemien, wie sie z.B. durch einen 'gewissen Menschen' in den Massenmedien ausgelöst wurden, wissenschaftlich untersucht und gesellschaftspolitisch erforscht werden müssten, insbesondere im Hinblick auf Massenbeeinflussungen durch Phänomene oder auch durch Tricks?"

Wie man leicht nachprüfen kann, sprachen weder der Abgeordnete noch der Staatssekretär mit dem 1996 beschlossenen Doppel-s:

Die Antwort des zuständigen Staatssekretärs Volker Hauff fiel eher humorig aus: Er nehme die Frage "gern zum Anlass, um zu erklären, dass die von Ihnen angesprochenen Ereignisse sehr genau untersucht werden müssen"....

Einer Überprüfung unter streng wissenschaftlichen Bedingungen hat sich Geller stets verweigert. Während eines Auftritts im amerikanischen Fernsehen bei der "Tonight"-Show mit Johnny Carson, wo strikt darauf geachtet wurde, dass Geller vorher keinen Zugang zum Besteck hatte, versagten seine psychokinetischen Fähigkeiten... Als sich auf dem Tisch auch nach längerer Zeit nichts verbiegt, ist Gellers Erklärung dafür, dass er sich gerade nicht stark genug fühle ...

einestages.spiegel.de 19.1.2014

Da ging es Geller wie seinem frühen Landsmann Jesus, dessen Kräfte auch versagten, als er seine Heimat Galiläa aufsuchte und bei seinen Nachbarn keine gläubige Trübung der Urteilsfähigkeit eintreten wollte:

Mk 6,4 ... Ein Prophet gilt nirgend weniger, denn in seinem Vaterlande und daheim bei den Seinen. 5 Und er konnte da nicht eine einige That thun; (peinlich, deshalb ergänzte wohl jemand:) ohne wenigen Siechen legte er die Hände auf, und heilete sie.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.01.2014 um 11.10

Nach der Bezeichnung „Neger“ haben nun die Sprachgutmenschen das veraltende Wort „Mohr“ als Daumenschraube für die Sprach-Inquisition entdeckt. Thomas Paulwitz spießt in der „Jungen Freiheit“ die neuen Anwendungsgebiete auf, unter anderem in der einschlägigen Arbeit einer dilettierenden Quoten-Wissenschaftlerin:

Gern von den Medien zitiert wird Susan Arndt, Literaturprofessorin in Bayreuth mit den Arbeitsgebieten „Kritische Weißseinsforschung“ und „Rassismus“. Sie hat im Unrast-Verlag, der ein linksextremes Themenspektrum bedient, ein Buch über „Afrika und die deutsche Sprache“ veröffentlicht.

Darin behauptet Arndt allen Ernstes: „In dem Wort [Mohr] steckt das griechische ‚moros‘, das ‚töricht‘, ‚einfältig‘, ‚dumm‘ und auch ‚gottlos‘ bedeutet, und das lateinische maurus, welches für ‚schwarz‘, ‚dunkel‘, bzw. ‚afrikanisch‘ steht.“ Leider hat Arndt offenkundig weder von Griechisch noch von Latein eine Ahnung. Das hier gemeinte griechische Wort „μωρός“ spielt für die Geschichte des Wortes „Mohr“ überhaupt keine Rolle. Hier soll offenbar künstlich ein Rassismushintergrund aufgebaut werden.

Und das lateinische Wort für dunkel oder schwarz lautet nicht „maurus“, sondern „niger“ (daher die Bezeichnung „Neger“ = „Schwarzer“). „Maurus“ bedeutet im Lateinischen lediglich „maurisch“ oder „afrikanisch“ als geographische Bezeichnung für Nordafrika (Mauretanien) und hat wiederum griechische Wurzeln („ἀμαυρός“ = dunkel). Als die arabisch-islamischen Mauren im 8. Jahrhundert in Spanien einfielen, nannten die Spanier sie „los moros“. So gelangte das Wort „moro“ letztlich auch als „Mohr“ ins Deutsche...

jungefreiheit.de 28.12.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.12.2013 um 13.21

Onkel von Kim Jong Un aus Archiven gelöscht
Nach der Hinrichtung von Jang Song Thaek, dem Onkel von Machthaber Kim Jong Un, betreibt Nordkorea Geschichtsfälschung im großen Stil. Zehntausende Artikel wurden aus Online-Archiven gelöscht.


Nach der Exekution des Onkels von Machthaber Kim Jong Un, Jang Song Thaek, haben die Staatsmedien in Nordkorea beinahe ihre gesamten Online-Nachrichtenarchive gelöscht. Mehrere zehntausend Artikel seien von den Webseiten der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA und der Parteizeitung "Rodong Sinmun" entfernt worden, berichtet das Nachrichtenportal "NK News". Zuvor sei der Name des hingerichteten Jang bereits aus zahlreichen archivierten Artikeln gestrichen und der in Ungnade Gefallene aus Fotos und Videos herausgeschnitten worden, hieß es. Am Wochenende seien dann jedoch alle Artikel von der KCNA-Webseite verschwunden, die vor Oktober 2013 publiziert worden waren.

"Es gab zuvor auf der Webseite 35.000 Artikel auf Koreanisch mit einem früheren Datum als Oktober 2013", zitierte "NK News" den neuseeländischen Programmierer Frank Feinstein. "Selbst wenn sie den einen oder anderen Text übrig gelassen haben, sind doch 98 bis 99 Prozent aller Inhalte entfernt worden." Auch die Übersetzungen der Artikel ins Englische, Spanische, Chinesische und Japanische seien verschwunden. Aus dem Archiv von "Rodong Sinmun" wurden rund 20.000 Artikel entfernt.

Nach Angabe von "NK News" habe es noch nie zuvor eine Löschaktion dieser Größenordnung bei nordkoreanischen Medien gegeben. Die Archive der Webseiten richten sich vor allem an Nutzer aus dem Ausland: In Nordkorea selbst haben nur sehr wenige Menschen Zugang zum Internet, alle Informationen werden von den Staatsmedien kontrolliert.
n24.de 17.12.2013

Wenn das nicht an Winston Smith' Arbeit im "Ministerium für Wahrheit" erinnert...(hpd.de)

... und an die „Rechtschreibreform“. In Korea geht es um die Vernichtung der Erinnerung an eine Person, in Deutschland hauptsächlich um die Beseitigung der Erinnerung an den 600jährigen Gebrauch des „ß“ als Silbenschlußzeichen – in Aufwand und Kosten sicher vergleichbar.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2013 um 07.59

Kim Jong Un hat seinen Onkel und Mentor Chang Song Taek entmachtet. Nun müssen Nordkoreas Zensoren den Geschassten von Aufnahmen tilgen - eine Mammutaufgabe bei einem engen Vertrauten Kims. Erste Ergebnisse waren nun im Fernsehen zu sehen. ... in einer stalinistischen Diktatur gehört es eben dazu, den in Ungnade Gefallenen dann auch aus offiziellen Dokumenten zu tilgen ...
spiegel.de 9.12.2013

Das Vorgehen gleicht dem in der deutschen Rechtschreibdiktatur: Die in Ungnade gefallene traditionelle Orthographie wird in Gesetzen und Gebrauchstexten, ja sogar in Klassikertexten rückwirkend getilgt. Das gelingt oft nur unvollkommen, wie die Fallsammlung in dieser Rubrik zeigt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.12.2013 um 15.58

Und immer Adolf ermüdet. Deshalb hat man dort nun zum x-ten Male auf die Sammlung älterer Jugendtagebücher zurückgegriffen, die im Fischer Scherz Verlag erschienen ist und natürlich zur Täuschung der gegenwärtigen jungen Leser in die Reformschreibung umgefälscht wurde. Das meiste in den Aufzeichnungen eines „Jens“ von 1992 beschränkt sich wiederum nur auf die „Korrektur“ der ss-Schreibung.

Elfmal wurde das herkömmliche „daß“ durch das wundervoll erleichternde „dass“, zweimal das „ß“ in anderen Wörtern durch „ss“ ersetzt. Allerdings hat man dabei zwei Wörter übersehen: „muß“ und „läßt“. Ein wohl echter alter Fehler ist stehengeblieben: „beschloßen“. Auch das heute für falsch erklärte „zur Zeit“ ist durchgerutscht, „so viel Scheiße“ könnte es allerdings auch vor der „Reform“ gegeben haben.


Ich glaube, dass Frederik auch nicht unbedeutend schuld daran ist. Ich tu fast alles, um bei ihm gut dazustehen, sogar meine Meinung läßt sich irgendwie von ihm beeinflussen. Ich bin total links, aber wenn er vor mir zum Beispiel seine rechten Witze reißt, lache ich lauthals los.
einestages.spiegel.de 11.12.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.12.2013 um 12.26

Sie tranken daraus das Blut der Kindsmörderin
10.12.2013 | Von Angelika Franz

Vor 40 Jahren fand Dietrich Alsdorf auf einem Feld bei Stade ein zerbrochenes Glas. Er steckte das merkwürdige Fundstück ein und bewahrte es auf. Mittlerweile scheint klar: Das Glas steht für die grausame Hinrichtung der Kindesmörderin Anna Brümmer...

Ein Zeitungsausschnitt aus dem "Stader Sonntagsblatt" vom 25. Mai 1856, verfasst vom Pastor höchstpersönlich: "Weil die schöne Magd Anna Brümmer aus Balje ihr uneheliches Kind vergiftet hatte, starb sie in der Frühe des 9. Mai 1856 durch das Richtschwert."

Der Pastor beschreibt zunächst detailliert die Stätte der Hinrichtung, einen Hügel mit einem Stuhl, dahinter Scharfrichter und zwei Gehilfen, zudem Militär und eine "zahllose Menge Volks". Die darauffolgenden Zeilen lassen Alsdorf beim Lesen den Atem stocken. Sie beschreiben, was geschah, als der Kopf der Kindesmörderin am Boden lag: "Etwa sechs epileptische Kranke tranken darauf Blut, wozu sie vorher vor Anna Brümmers Augen die Gläser gereicht, natürlich ohne dass diese die furchtbare Bedeutung derselben ahnte."

Der Brauch ist uralt und wurde schon in der Antike praktiziert... Die Kirche duldete das Treiben - und verdiente sogar daran...
spiegel.de 10.12.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.11.2013 um 19.35

Ein Autor, der bleibt
Peter Kurzeck tot
Als Chronist des 20. Jahrhunderts wollte der Schriftsteller Peter Kurzeck noch vieles festhalten - nun ist er mit 70 Jahren gestorben...
Seine Bücher sind eng mit seinem Leben verbunden. Sein erster Roman »Der Nußbaum gegenüber vom Laden, in dem du dein Brot kaufst« erschien 1979. In seinen Büchern schilderte Kurzeck den Alltag einfacher Menschen in der hessischen Provinz und die Nachkriegszeit.
neues-deutschland.de 27.11.2013

Viele Zeitungen zitieren den Buchtitel richtig – nicht aber die FAZ, das einstige Bollwerk gegen die Rechtschreib„reform“:

26.11.2013 • Er war ein Chronist vom Schlage Walter Kempowskis und ein Abschweifer in der Tradition Jean Pauls: Zum Tod des großen Erzählers Peter Kurzeck...
Im Jahr 1979, inzwischen lebt Kurzeck in Frankfurt, erscheint sein Debütroman mit dem lustigen Titel „Der Nussbaum gegenüber vom Laden, in dem du dein Brot kaufst. Die Idylle wird bald ein Ende haben“.
faz.net 26.11.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.11.2013 um 14.40

Vor 60 Jahren wurde der größte Wissenschaftsskandal der Moderne enthüllt, der Schädel des angeblichen Ur-Menschen war eine plumpe Fälschung. Generationen von Forschern hatten sich narren lassen ...

Knapp 41 Jahre dauerte es, bis das Wintermärchen von 1912 am 21. November 1953 jäh zerplatzte. Wieder schrieb das Dörfchen Piltdown in der Grafschaft Sussex Weltgeschichte, wieder beherrschten Superlative die Schlagzeilen - diesmal allerdings ganz anderer Natur: Vom größten Betrug in der Wissenschaftsgeschichte war plötzlich die Rede. Das altehrwürdige National History Museum in London hatte kleinlaut einräumen müssen, dass sein berühmtestes Ausstellungsstück nichts weiter war als eine Fälschung - nun aufgedeckt durch eine neue Methode der Altersbestimmung...

Fortan stand Piltdown nur noch für Pfusch und Schwindel in der Wissenschaft... Der Blödsinn konnte nur deshalb so lange unentdeckt bleiben, weil der Fund bestehende Erwartungen schlagartig zu bestätigen schien - sicher eine interessante Fallstudie für jeden Sozialpsychologen...

einestages.spiegel.de 22.11.2013

Nun, den Piltdown-Schädel kann man aus der Vitrine nehmen, aber der Blödsinn „Rechtschreibreform“, der eine ganze Summe solcher Fälschungen und Scharlatanerien in sich vereinigt, ist schwer wieder aus Millionen Schädeln herauszubringen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.11.2013 um 08.05

Eben sehe ich die Notiz, in der Theodor Ickler erwähnt, daß die Lebenserinnerungen des Pädagogen und Philosophen Friedrich Paulsen (1846-1908) vom Nordfriisk Instituut 2009 neu herausgegeben und dabei in die Reformschreibung von 2006 umgefälscht worden sind. Dieses bei einem wissenschaftlichen Institut befremdende und unnötige Vorgehen soll auf seine finanzielle Abhängigkeit von der Kieler Kultusbürokratie zurückzuführen sein.

Paulsen ist in Langenhorn bei Niebüll geboren und aufgewachsen. Seine von Ickler zitierte Beschreibung der ersten Schulzeit habe ich hundert Jahre später noch genauso in Puttgarden auf Fehmarn erlebt, allerdings mit nur 88 Schulkindern:


„Meine erste Schule ist mir noch ganz gegenwärtig. In einem großen Raum war die ganze Schülerschar beisammen, von kleinen Kindern bis zu halberwachsenen Burschen und Mädchen: es galt bei uns in Schleswig-Holstein die Ordnung, daß Mädchen erst mit fünfzehn, Knaben mit sechzehn Jahren konfirmiert wurden und die Schule verließen. Die Einteilung der Gesamtheit in eine Ober- und Unterklasse war durch einen breiten Gang markiert, der den Raum halbierte. In der Oberklasse saßen wohl etwa 40–50 Knaben und Mädchen, nach Bänken getrennt, in der Unterklasse mochten 60–80 sein, Knaben und Mädchen in den Bänken durcheinander.“
sprachforschung.org 31.10.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.10.2013 um 07.30

Spurensuche: SPIEGEL-Redakteur Joachim Mohr hat den Einsatz seines Großvaters Maximilian im Ersten Weltkrieg an der Westfront recherchiert. Mohr hat Aufzeichnungen, Feldpostbriefe und Bilder wie Puzzleteile zusammengefügt und fand Details heraus, über die sein Großvater Zeit seines Lebens nicht mehr gesprochen hat. [Bild]...

Erst Jahre nach dem Tod meines Großvaters kam mir zu Ohren, dass ein Onkel Aufzeichnungen von ihm aus seiner Militärzeit im Ersten Weltkrieg besaß. Sie waren in Sütterlinschrift verfasst. Mit Hilfe des Onkels gelang es mir, die Erinnerungen in heute lesbare Schrift zu übertragen.

[„Lesbar“ heißt wohl, in die ss/ß-Schreibe der Kultusminister von 1996, denn schon die Feldpostkarte von 1916 zeigt kein Sütterlin mit dem typischen zackigen „e“]

Seine Kriegserlebnisse hat mein Großvater erstmals um 1930 zusammenhängend aufgeschrieben. Als Grundlage dienten ihm seine Tagebuchnotizen aus dem Krieg und Feldpostbriefe, die seine Mutter aufbewahrt hatte. 1953 schrieb er diese Erinnerungen unter der Überschrift "Aus meiner Militärzeit" dann noch einmal ins Reine:

... konnten wir am 27. Dezember 1916 einen Luftkampf beobachten, der damit endete, dass ein Flugzeug auf einmal in großer Höhe lichterloh brannte und über den Linien abstürzte...
Aber kaum war er draußen, erhielt er einen Halsschuss und war tot, und mit dem Angriff war es aus... Auf einmal hieß es, alles zurück, es war so nach 2 Uhr mittags. Von wo oder von wem der Befehl kam, wusste niemand.


einestages.spiegel.de 18.10.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2013 um 09.27

Wenn der Redaktion von Spiegel EinesTages nichts mehr einfällt, müssen wieder die Texte aus älteren Jugend-Tagebüchern herhalten, die Werner und Wedel im Fischer Scherz Verlag herausgegeben haben. Natürlich sind sie in die ab 1996 von den Kultusministern erpreßte Reformschreibung umgefälscht worden, um vor allem die jüngeren Leser nicht auf dieses Kulturschurkenstück aufmerksam zu machen:

22. Dezember 1986
... Jetzt ist es im Altersheim schon so weit, dass ich ein Mädchen einlerne. Sie ist 17, heißt Andrea, Dauerwelle, die liebsten braunen Augen, die ich je gesehen hab', keinen Hauptschulabschluss und lebt mit ihrem Freund zusammen. Sie ist süß und nett und nicht so verprollt, wie ich es denken würde, wenn ich nur die vorhergegangenen Kurzinformationen vernehmen würde - (Ich weiß, ich bin von Vorteilen (Freudscher Verschreiber) belastet!). Es ist ganz gut, einen Tag guckt sie mir zu und zwei Tage steh' ich dann daneben und pass auf, dass sie alles richtig macht!

einestages.spiegel.de 15.10.2013 und Faksimile


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.10.2013 um 08.35

Bei der Darstellung der DDR-Vergangenheit schreibt der öffentlich rechtliche Rundfunk auch Tonaufzeichungen von Verhören der Vergangenheit in die Reformschreibung von 1996 um, einschließlich der neuen Stotterschreibung „so genannt“:

Das Feature
Redaktion: Ulrike Toma
Fallbeil für Gänseblümchen
Der Spionageprozess gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz im Originalton
----------------------------------
Sendung: Sonntag, den 03.10.2013, 11.05 –12.00 Uhr
Produktion: WDR 2011

Am 23.11.1955 wurden Karl Laurenz und Elli Barczatis in Dresden wegen angeblich schwerwiegender Spionage durch das Fallbeil, das vermutlich noch aus der Nazizeit stammte, hingerichtet. Die WDR-Aufzeichnung läßt die Beteiligten im Prozeß stotternd sagen:

BARCZATIS:
... war der Angeklagte Laurenz beschäftigt bei der, bei einem Rechtsanwalt im demokratischen Sektor von Berlin, beim Dr. Greffin, als Gerichtsassessor, hatte in dieser Tätigkeit auch Besuche in den Haftanstalten durchzuführen und dort mit den Beschuldigten als Verteidiger zu sprechen. Und er hat bei dieser Gelegenheit so genannte Begünstigungen vorgenommen, ich glaube er hat einen Brief oder Briefe mitgenommen.
[Vorsitzender Richter] ZIEGLER:
So genannte? Sie meinen, es war eigentlich keine, wie?
BARCZATIS:
Entschuldigen Sie bitte, mir war, mir war der Begriff Begünstigung vorher nicht bekannt.

[An anderer Stelle ging es um Verrat von Planungsmängeln an den Klassenfeind:]

BARCZATIS:
Mein dienstlicher Auftrag lautete, zu überprüfen, ob die Versorgung der Bevölkerung mit dem so genannten Weihnachtsteller – das war vor Weihnachten 1953 –, also die Versorgung der Bevölkerung mit Südfrüchten, Rosinen, Mandeln gesichert ist. Die vorgesehenen, geplanten Mengen waren eingegangen, es waren aber insofern doch Planfehler unterlaufen, als gerade in diesem Kreis, dass man in diesem Kreis nicht die lokalen Verhältnisse bedacht hatte, gerade in diesem Kreis, in dem die Dresdner Stolle gebacken wird, die unendlich viel Rosinen benötigt, ja, da hat man nicht dran gedacht und diesem Kreis, diesem Bezirk die gleiche Menge Rosinen zugeteilt wie anderen Bezirken, wo diese Traditionen nicht üblich sind.
ZIEGLER:
Weil die Streuung nicht richtig funktionierte?
BARCZATIS:
Ja.

http://www.ndr.de/info/programm/sendungen/feature/fallbeil103.pdf


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.10.2013 um 20.25

Bau der Anatolischen Eisenbahn
Otto von Bismarck höchstpersönlich schrieb an die Banker, "politische Bedenken gegen die Bewerbung" beständen nicht. Aber: "Die darin für deutsches Kapital liegenden Gefahren werden ausschließlich den Unternehmern zur Last fallen, und werden die letzteren nicht darauf rechnen dürfen, daß das Deutsche Reich sie gegen die mit gewagten Unternehmungen im Auslande verbundenen Wechselfälle sicherstellen werde."
einestages.spiegel.de 3.10.2013

Es wäre ja wohl eine Groteske gewesen, dem Schreibveränderungsgegner Bismarck eine Reformschreibung so unterzujubeln, wie es bei normalen Leserbriefen seit 1999 dreisterweise üblich geworden ist.

1876 hatte eine in Berlin tagende „Konferenz zur Herstellung größerer Einigung in der Rechtschreibung“ die Orthographie wenigstens innerstaatlich, das heißt in den Grenzen des kleindeutschen Reiches geregelt...

Aber eine für das gesamte deutsche Sprachgebiet verbindliche Konvention war noch nicht in Sicht, solange etwa Fürst Bismarck seinen Beamten „bei steigenden Ordnungsstrafen“ die Anwendung der zum ersten Male offiziell formulierten Rechtschreibregeln untersagte. Der konservative Kanzler teilte offenbar die Ansicht, die schon Schopenhauer seinem Leipziger Verlag Brockhaus und dessen Haus-Orthographie gegenüber vertreten hatte: „Daß ein Ladenmensch, ein Buchdrucker und seine schwarzen Myrmidonen aus dem Schmierloch die deutsche Sprache regieren wollen, ist nicht nur ein Übelstand, sondern eine Infamie.“
Spiegel von 1956

Heute haben wir leider genug Kulturpolitiker und Apparatschicksen, die sich als Ass holistischer Bildung aufführen und mit dem, was am Ende „hinten herauskommt“, nicht nur die Sprache regieren, sondern auch die Menschen umfunktionieren wollen. („There is a fine line between holistic and assholistic“)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.09.2013 um 09.27

Untrügliches Indiz ist die ss/ß-Mischung des Heyse-Systems, das vor 1996 in Deutschland praktisch unbekannt war:

Der große Krieg hatte nun auch in Afrika begonnen. Das war gar nicht im Sinne des deutschen Gouverneurs Heinrich Schnee; der wollte am liebsten sofort kapitulieren und drohte später damit, Lettow-Vorbeck wegen Hochverrats vor ein Kriegsgericht zu bringen. Berlin wollte keinen Konflikt in Afrika. Doch der eigensinnige General glühte für diesen Krieg, und so kam ihm der britische Angriff gerade recht. "Ich wusste, dass das Schicksal der Kolonien, wie das jedes deutschen Besitzes, auf den europäischen Schlachtfeldern entschieden werden würde", schrieb er später. "Die Frage war, ob wir die Möglichkeit hatten, die große heimische Entscheidung von unserem Nebenkriegsschauplatze aus zu beeinflussen."
einestages.spiegel.de 27.9.2013

Dabei kann Spiegel/einesTages durchaus korrekt zitieren, wenn es darum geht, dem Ganzen das historische Flair zu lassen, wie ein Bericht über Rudolf Diesel am gleichen Tag zeigt:

1878 ist es noch ein unreifer Gedanke, den der angehende Ingenieur während einer Vorlesung von Carl zu Linde in sein Notizbuch formuliert: "Kann man Dampfmaschinen so construiren, welche den vollkommenen Kreisprozess [?] ausführen, ohne zu sehr complicirt zu sein?" Diesel kann, auch wenn es noch ein paar Jahre dauern soll.
einestages.spiegel.de 27.9.2013

Diese ungleiche Zitierweise ist zweifellos Absicht:
Der Spiegel will keine Aufmerksamkeit für die jüngste „Reform“ – und er will vor allem seine eigene üble Rolle in diesem Skandal vergessen machen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2013 um 08.32

In den USA wird ein spektakulärer Aktenfund versteigert: rund 300 Seiten handschriftliche Notizen des NS-Reichsministers Rudolf Heß. Der Hitler-Stellvertreter trug das Dossier mit dem Vermerk "Most Secret" 1945 zum Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess bei sich. Seither galt es als verschollen. ...

Ein Blick in die Faksimiles (5.9.41, 13.11.41, 23.1.42) zeigt, daß Heß trotz Rust und Lateinschrift nicht, wie damals bisweilen üblich, ß-los schrieb, sondern im traditionellen, noch heute in kultivierten Kreisen üblichen ß-Gebrauch nach Adelung. Der Spiegel fälscht, wie gewohnt, die Textzitate ins Reformdeutsch von 1996:

Hamilton hatte die Zusammenkunft am 11. Mai 1941 ausführlich beschrieben, doch Heß’ handschriftliche Aufzeichnung zu diesem Treffen war bislang unbekannt. Das einzigartige Schriftstück ist in dem jetzt zum Verkauf stehenden Dossier enthalten.

"Wie der Führer", notierte Heß darin seine Überlegungen, sähe auch er "den Krieg zwischen unseren Ländern als ein Unglück für alle Beteiligten" an. "Schwere Opfer müssten auf beiden Seiten gebracht werden, ohne dass irgendetwas erreicht würde, das auch nur entfernt dieser Opfer wert sei."

Er wisse, dass es der britischen Regierung "aus Prestigegründen unmöglich sei, ohne entsprechenden Anlass auf das Verständigungsangebot des Führers einzugehen" - gemeint war Hitlers "Friedensappell" vom Juli 1940 -, doch wolle er durch sein Kommen genau diesen Anlass geben. Heß' Vorstellungen sind von entwaffnender Naivität ... "Der Herzog war sichtlich ergriffen", vermerkte Heß, aber "nicht von der Überzeugung abzubringen, dass Deutschland die Weltherrschaft anstrebe". ...

Heß musste einen Monat warten, bis er seine Vorschläge der britischen Regierung unterbreiten konnte. ...
Das Protokoll, das sich in der Heß-Akte befindet, umfasst 71 maschinenschriftliche Seiten und zahlreiche Blätter mit Notizen in Heß’ Handschrift, alles wie eine Notarsurkunde zusammengebunden und gesiegelt. ...

Der deutsche Einflussbereich sollte den europäischen Kontinent mitsamt Russland bis zum Ural umfassen ("das asiatische Russland interessiert uns nicht"), die englische Sphäre das Empire. Außerdem forderte Heß die ehemaligen deutschen Kolonien zurück...

Das Heß-Dossier enthält ... eine von Heß verfasste "Erklärung zur 'Atlantik-Kundgebung'"; und seine Denkschrift "Deutschland-England unter dem Gesichtspunkt des Krieges gegen die Sowjet-Union".

Die Schrift gipfelte in der Frage, ob es sich für England lohne, "unter größten Opfern den höchst unsicheren Versuch zu machen, die ‘Achse’ zu besiegen, um dafür mit Sicherheit in Kauf zu nehmen, dass ihm im bolschewistischen Russland ein weitaus gefährlicherer Gegner für sein Empire erwächst"...

Die Heß-Akte zeigt einen höchst neurotischen, selbstzerstörerischen Mann, dessen Mission nicht die geringste Aussicht auf Erfolg hatte...

einestages.spiegel.de 9.9.2013

Die Chance zur „Greuel“-Fälschung hat der Spiegel sich entgehen lassen.(24.4.45)
Die Frage ist, warum die Spiegel-Führung solche Fälschungen unternimmt oder durchgehen läßt. Der einzige plausible Grund ist, daß man Mittäter der Rechtschreibreform ist und die Leser nicht darauf aufmerksam machen will. Die Erinnerung an die herkömmliche Rechtschreibung soll im bekannten „Gedächtnisloch“ verschwinden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.08.2013 um 04.46

... und transkribiert die DDR-Stasi-Akten von 1980 über Steinbrück in die BRD-Reform-Schulschreibung von 1998. Will der „Spiegel“ vergessen machen, daß die deutsche Einheit in der Rechtschreibung seither mutwillig zerstört wurde oder will er die jüngeren Leser nicht im neuen Rechtschreibglauben wankend machen?:

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spiegel.de

Um jüngsten Spekulationen entgegenzutreten, veröffentlicht Peer Steinbrück seine Stasi-Akte...

Besonders unterhaltsam sind etwa die Schilderungen über Steinbrücks politische Einstellungen in einem "Auskunftsbericht" vom 29. Januar 1981. Sie fußen auf Protokollen, die ein IM "Richard König" der Staatssicherheit lieferte...

"In den Unterhaltungen bezeichnet er sich als Marxist. Er ist eindeutig ein Vertreter der Theorie des demokratischen Sozialismus - Prägung der bundesdeutschen SPD", heißt es in dem Bericht. "Den real existierenden Sozialismus in der DDR, den er als sowjetischen Sozialismus bezeichnete, lehnt er ab." Steinbrück habe "die feindliche Behauptung" aufgestellt, "dass der real existierende Sozialismus in der DDR nichts mehr zu tun habe mit den Theorien von Marx, Engels und Lenin".

"Steinbrück äußerte sich zu den bevorstehenden Bundestagswahlen und gab seiner Befürchtung Ausdruck, dass er mit einem Wahlsieg der CDU/CSU seine Arbeitsstelle verlieren könnte", notierte der IM im September 1976.

Ab Januar 1981 endet laut der Akte die Korrespondenz zwischen Steinbrück und seiner Verwandtschaft in der DDR. "Der IM schätzt dazu ein, dass ihm die Korrespondenz von staatlicher Seite verboten wurde", heißt es dazu. Ab 1. März 1981 werde Steinbrück Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der BRD in der Hauptstadt der DDR.

spiegel.de 23.8.2013


Ein Blick in die Akte zeigt, daß auch in der DDR noch kultiviert geschrieben wurde, etwa S. 23 der Datei:

»Der im Dezember 1980 geschriebene und im Januar abgeschickte Brief ist sehr zweideutig abgefaßt und der IM schätzt dazu ein, daß ihm die Korrespondenz von staatlicher Stelle verboten wurde. In den Briefen vom 22.12.1980 und 19.2.1981 schreibt St., daß er ab 1. März 1981, wie schon in persönlichen Gesprächen mit den IM dargelegt, Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der BRD in Berlin/Hauptstadt der DDR wird...

In den Unterhaltungen bezeichnet er sich als Marxist... Er stellte die feindliche Behauptung auf, daß der real existierende Sozialismus in der DDR nichts mehr zu tun habe mit den Theorien von Marx, Engels und Lenin.«

peer-steinbrueck.de

Steinbrück möchte nun den Marxisten streichen:

"Der zu meinem weiteren verwandtschaftlichen Umfeld gehörende IM konnte offenbar nicht umhin, meine ablehnende, 'feindliche' Haltung zum sowjetisch dominierten Gesellschaftssystem der DDR zu melden. Seine Denunziation, ich sei Marxist, könnte allenfalls für schlechtes politisches Kabarett taugen."
spiegel.de 23.8.2013

Wie sagte der Breitmaulfrosch? „Marxisten, dü güpt’s hür nücht!“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.08.2013 um 10.38

Wenn den Spiegel-Leuten nichts mehr einfällt, bringen sie wieder Auszüge aus der bei Fischer Scherz erschienen Sammlung von Tagebuchnotizen junger Mädchen – diesmal sogar ohne sich Mühe zu geben, nur daß-freie Seiten im Bild vorzuführen:

21. Mai 1994

Ich weiß nicht warum, aber ich habe mir heute geschworen, in Hollywood Karriere zu machen. Ich weiß, dass das niemals in Erfüllung gehen wird, aber es ist toll, einen absolut irren Traum zu haben, den man anstrebt. Ich habe gerade im Fernsehen "Die blonde Versuchung" gesehen - mit ALEC BALDWIN!!!!

Dieser Mann sieht so geil aus. Also echt, diese Lippen. Ich werd noch verrückt. Ich will jetzt jeden Zeitungsschnipsel von ihm sammeln und jeden Film sehen, den er jemals gedreht hat. Das ist vielleicht auch ein Grund für meinen Hollywoodtick.

Ich glaube nicht, dass ich jemals in Deutschland einen wirklich gutaussehenden Typen kennenlernen würde. Oder hab ich hier jemanden wie Kevin Costner, Liam Neeson, Joe Lando oder eben Alec Baldwin rumlaufen sehen? Nee, na also! Es ist ja auch nicht so, dass ich …

einestages.spiegel.de 14.8.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.07.2013 um 20.56

Hitlers wichtigste Forderung aber war ein Verbot der politischen Betätigung katholischer Geistlicher. Der Vatikan stimmte dem zu, und in Artikel 32 des Konkordats hieß es später vielsagend: "Auf Grund der in Deutschland bestehenden besonderen Verhältnisse […] erläßt der Heilige Stuhl Bestimmungen, die für die Geistlichen und Ordensleute die Mitgliedschaft in politischen Parteien und die Tätigkeit für solche Parteien ausschließen."...

1957 entschied das Bundesverfassungsgericht, das Konkordat sei nach wie vor gültig. Es gilt bis bis zum heutigen Tag.

einestages.spiegel.de 18.7.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.07.2013 um 12.19

Wieder veröffentlicht Spiegel-EinesTages gefälschte Tagbuchnotizen von Jugendlichen, zugleich als Werbung für den Buchverlag. Ein fünfzehnjähriger Jannis soll am 14. Juni 1991 schon in Dass-Deutsch seine Entdeckung beschrieben haben, daß er schwul ist:

Wieso gebe ich diesen heterosexuellen Arschlöchern recht, wenn sie Leute wie mich "nicht normal" nennen? Ich weiß ja, dass ich normal bin... Wieso denke und fühle ich nicht wie die anderen, wieso können sie mich nicht verstehen? Wieso müssen sie mich doof anmachen, wenn ich auf den Satz: "Hey, die hat ja eine Hand voll!" nicht reagiere? Mich interessieren die Brüste meiner Klassenkameradinnen nicht.

einestages.spiegel.de 19.7.2013

Auch die „Hand voll“ gibt Rätsel auf.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.07.2013 um 09.33

Sex sells, Sexismus auch: Als Alice Schwarzer 1978 mit neun weiteren Klägerinnen das Nachrichtenmagazin "Stern" wegen frauenfeindlicher Titelbilder vor Gericht brachte, hagelte es Spott und Hohn. Selbst der Richter fiel kurz aus der Rolle ...

Am 26. Juli verkündete Richter Engelschall das Urteil: Die Klage wurde abgewiesen.

In der Urteilsbegründung schien der Richter das zu bedauern: "Es tut uns fast leid, dass Sie nicht gewonnen haben." [ Nicht „es tut uns fast Leid, dass ...?]

einestages.spiegel.de 12.7.2013

Natürlich hat der Richter geschrieben: „Es tut uns fast leid, daß Sie nicht gewonnen haben“. Obwohl alles Reden aus Schriftstücken und der damaligen Presse zitiert wird, wird doch der Eindruck vermittelt, es würde eine heute gehörte wörtliche Rede wiedergegeben. Nur manchmal läßt es sich nicht vermeiden, auf ein Dokument hinzuweisen, um es dann trotzdem wieder zu verfälschen.

Die Leser sollen eben nicht darauf gestoßen werden, daß wir bis 1996 eine hervorragend funktionierende einheitliche Orthographie hatten, die dann durch die irrren, von allen guten Geistern verlassenen Kultusminister im Komplott mit den unterwürfigen Medien zerstört wurde – woran der Spiegel ausgiebig beteiligt war.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.07.2013 um 15.18

Überwachung von Rudi Dutschke
... Ob sie Dutschke denn kenne? Nee, nur aus der Presse. Aber Frau Schultz hielt das Attentat für ein "schreckliches Unglück". Der Dutschke tue ihr "sehr leid" ...
Stolz vermerkten die Ermittler, sie hätten eine "nochmalige in Aussicht gestellte spätere Spende dahingehend manipuliert, dass es ihm (Dutschke - d. Red.) jetzt gut gehe". Frau Schultz habe das als "beruhigend" empfunden. Noch beim Abschied glaubte sie, echte Freunde von Rudi stünden vor ihr. Die Geschichte vom Besuch bei der alten Dame findet sich in den Rudi-Dutschke-Akten, die das Bundesamt für Verfassungsschutz auf Antrag des SPIEGEL nun freigegeben hat.
spiegel.de 8.7.2013

Anscheinend hat der Verfassungsschutz schon 1971 die Reformschreibung verwendet, um Schüler und linientreue Bürger nicht zu verunsichern. Der scharfsichtige Orthographiehistoriker erkennt, daß die Schlapphüte bereits die Zeit nach 2006 im Blick hatten.


eingetragen von glasreiniger am 02.07.2013 um 10.30

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/spiegel-widmet-1989-der-nsa-seine-titelgeschichte-a-908858.html

...
Dass […] auf deutschem Boden, offenbar mit Wissen und Billigung der Bundesregierung jeder Piepser abgehört wird, gilt zumindest unter amerikanischen Geheimdienstexperten als sicher. […]

Anmerkung: Dieser Text ist exakt im vorliegenden Wortlaut am 20. Februar 1989 im SPIEGEL erschienen. Es wurden lediglich einige Passagen gekürzt.

Der zitierte Text im Spiegelarchiv ist nicht auf Pseudo-Heyse umgestellt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.06.2013 um 08.14

... eine bemerkenswert unsinnige Reform-Unterwürfigkeit.
Über Wikipedia kann man zur dieser Seite kommen:


„Schlesische privilegierte Zeitung“
________________________________________
Die 16-seitige Originalzeitung vom 20. März 1813 wurde in einer Frakturschrift gesetzt. Solche Schriften können heute jedoch nur wenige mühelos lesen. Deshalb finden Sie hier eine digitale Neuausgabe (PDF-Format) mit einer klassischen Lateinschrift. Der Neusatz hat einen Umfang von 17 Seiten.

Eine Fülle an Informationen aus einer Zeit von vor fast 200 Jahren macht das Lesen der „Schlesischen privilegierten Zeitung“ speziell für historisch Interessierte sowie für Journalisten zu einer interessanten Lektüre.

Was mir als Siebenjährigem mühelos gelang – das unvorbereitete Lesen der Fraktur – ist heute anscheinend selbst Erwachsenen nicht mehr zuzumuten. Aber nicht nur das: Auch die originalgetreue Adelungsche ß-Schreibung, wie sie auch heute noch ein Zeichen von Kultur ist, darf den Lesern nicht mehr unter die Augen kommen. Sie wird durch die „leichter leserliche“ reformierte ss-Afferei ersetzt – eine irritierende Gechichtsfälschung. Der ersten Seite der genannten Ausgabe sind die faksimilierten Kopfzeilen vorgesetzt:

Schlesische priviligirte Zeitung
No. 34. Sonnabends den 28. März 1830.
Se. Majestät dr König haben mit Sr. Majestät dem Kaiser aller Reußen ein Off- und Defensivbündniß abgeschlossen

An Mein Volk

Es folgt die Übertragung in Antiqua mit gefälschten ss, aber originaler majestätischer und sonstiger Großschreibung, so daß man wieder nicht auf die Originalgestalt des Textes rückschließen kann:

So wenig für Mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen
.
Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Frieden, der die Hälfte Meiner Untertanen Mir entriss, gab uns seine Segnungen nicht; denn er schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstands verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung.

Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte Ich Meinem Volke Erleichterung zu bereiten und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, dass es sein eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber Meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, dass des Kaiser Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mussten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unseren Zustand aufhört.


Raether-Buch.de
Stand: März 2013
Die vorliegenden Seiten mit lateinischer Schrift entsprechen proportional und layoutmäßig weitgehend der Originalzeitung.
Bei der Umsetzung der Zeitung in die aktuelle Form wurden einige wenige inhaltliche Änderungen vorgenommen.
Und soweit es den heutigen Lesegewohnheiten entgegenkommt, kamen in begrenztem Umfange jetzt gültige Rechtschreibregeln zur Anwendung

http://www.raether-buch.de/PDF_Dateien/SZ_1813.pdf


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.06.2013 um 06.58

Rätselhafter Brief von FDP-Politiker Jürgen W. Möllemann aufgetaucht
… An seinen Freund Kubicki gerichtet schreibt Möllemann: „Ich danke Dir sehr, mein Freund, dass Du – wenn nötig Carola und den Töchtern bei der Bewältigung der wirtschaftlichen/rechtlichen Fragen zu helfen.“...
„Meine innere Unruhe, über die ich Dir berichtet habe, veranlasst mich, Dir für den angesprochenen Fall vertraulich folgendes zu schreiben.“

focus.de 5.6.2013

Wie ein Fakisimile-Ausschnitt bei BILD zeigt, schrieb Möllemann damals aber keineswegs schon in KuMist-ss-Deutsch:
bild.de ... bild.de 5.6.2013Zu einer weiteren Focus-Fälschung siehe hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.05.2013 um 08.24

Unter dem orthographisch gefälschten Zitat
"Liebe Sachbearbeiterin! Was machen Sie heute Abend?"
bringt „EinesTages“ wieder „lesbar“ gemachte Schreiben skurrilen Inhalts an die ZVS (Zentrale Studienplatzvergabe).
Natürlich hat der Bewerber in seinem
Unmoralischen Angebot: Bewerbung von 1999 an die ZVS“ geschrieben:

"Hallo liebe Sachbearbeiterin! Was machen Sie heute abend?" wie aus dem nebenstehenden Bild hervorgeht.

einestages.spiegel.de 30.4.2013

Auch sonst nimmt die Redaktion die Aufgabe ernst, die herkömmliche, immer noch verbreitete Rechtschreibung in die „erleichternde“ Kultusministerschreibe zu übersetzen:

Muttis Weckdienst: Ein ärztliches Attest begründet 1991, warum ein Augsburger nur in seinem Heimatort studieren kann.

"Bei Herrn B. liegt eine linksseitige Ertaubung vor. Da er gewohnheitsmäßig auf dem rechten Ohr schlafe, sei er darauf angewiesen, dass ihn jemand am Morgen weckt. Automatische Weckanlagen werden von ihm wegen der linkseitigen Ertaubung nicht gehört. Diese Angabe ist sicherlich schlüssig, da Schlafgewohnheiten nur schwer zu ändern sind."

Bloß nicht in fremden Betten! Brief aus Mühlheim 1998

"Bitte berücksichtigen Sie auch, dass ich aus psychosomatischen Gründen nicht in fremden Betten schlafen kann. Bei einer nächtlichen Unterbringung in fremden Betten würde ich zu stark abgelenkt und somit mein Studium gefährden."

Verflogener Zorn: Brief von 1984 aus Bayreuth

"Anfangs war ich ganz schön stinkig, dass ihr mich nach Bayreuth geschickt habt, aber ich habe hier einen gaaanz tollen Freund gefunden. Wir sind sehr glücklich, dass wir uns getroffen haben. Dafür wollte ich euch bloß mal danke sagen, und dass ich nicht mehr sauer bin."

Glücklich in Paderborn: Postkarte von 1981

"Liebe ZVS,

erst jetzt können wir ermessen, wie weise und klug die ZVS bei der Vergabe von Studienplätzen vorgeht. Euch verdanken wir unser Glück. Gruß und Kuss von einem Liebespaar,

Willy und Barbara"


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.04.2013 um 06.26

„Spiegel Eines Tages“ setzt die Serie der orthographisch gefälschten Auszüge aus Tagebüchern junger Leute der 80er-Jahre fort. Eigentlich wäre zu erwarten, daß man die übliche Rechtschreibung als Zeitkolorit stehen läßt, zumal das Verfassungsgericht festgestellt hatte, daß Nachteile dadurch „nicht zu besorgen“ seien. Daß dem nicht gefolgt wird, zeigt die finstere Absicht. Man will, wie bei Orwells 1984, die bessere Vergangenheit vergessen machen:

"Wenn er doch wüsste...": Die 16-jährige Marion schrieb 1988 in ihrem Tagebuch,...

In Folge zwei: ein Teenie-Schicksal aus den Achtzigern.

1. Januar 1988
Prost Neujahr. Fuck Neujahr.
Fängt ja schon saugut an. Tolle, deprimierende Party, und dann Eltern, die einen zusammenscheißen. Merken nicht, dass ich halb zu bin und legen jedes Wort auf die Goldwaage.

6. Januar 1988
Sandra hat mir heute die ganzen Platten gebracht (ca. 20). Ich habe sechseinhalb Stunden überspielt, und dabei drei Kassetten fertig gestellt: Eine Ärzte und 2 Bowie. Mords Arbeit!
[…]

16. Juni 1988
Heute sind wir mit dem "Bock"-Layout [Layout der Schülerzeitung] fertig geworden - SUPER!! Uli war auch 3 Mal kurz da, um was zu kopieren. …

19. Juni 1988
Ich bin richtig aufgebaut, weil der Christian so hergeschaut hat. Das nächste Mal muss ich Tschüss zu ihm sagen.

Oh Christian, könnte ich nur mal mit dir reden! Heute war ich so nah dran. Die Kontaktlinsen verbessern wahnsinnig das Selbstbewusstsein, ist schon toll. … Ich muss mal wieder meinen Matrosenanzug anziehen, fällt mir gerade ein. Vielleicht morgen?

3. Juli 1988
Ohje, gestern Abend waren wir im K5, da kam Uli ... Vom Geistigen her ist er der absolute Arsch. Hasst Ökos, zertrampelt Naturschutzgebiete, ist anscheinend auch noch überzeugter Katholik (Kloster etc.) …
[usw.]

Ella Carina Werner / Nadine Wedel: "Ich glaube, ich bin jetzt mit Nils zusammen: Das Beste aus wieder ausgegrabenen Jugend-Tagebüchern". Fischer Schwerz Verlag, März 2013.

einestages.spiegel.de 17.4.2013

Siehe auch hier


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.04.2013 um 17.10

Focus „dokumentiert“:
Dass der „Stern“ auf die angeblichen Hitler-Tagebücher Konrad Kujas hereinfiel – es wirkt bis heute unglaublich. Filme wie „Schtonk“ oder die gerade ausgestrahlte ZDF-Dokumentation „Die Jahrhundertfälschung“ geben Einblick in den größten Skandal der deutschen Mediengeschichte, doch das Staunen bleibt.

[Nein, der größte Skandal war die „Rechtschreibreform“ dreizehn Jahre später. Nur machen dort schon zu viele Leute mit, als daß es noch zu einem befreienden Gelächter kommen könnte. Dafür erleben wir jetzt die Fälschung der Fälschung: Hat Konrad Kujau das von Klein-Adolf in Österreich möglicherweise noch gelernte und erst 1996 wieder exhumierte Heyse-ss-System angewandt?]

Gut verschlossen liegen die gefälschten Hitler-Tagebücher bis heute im Safe. Aber das, was an Inhalt vom „Stern“ veröffentlicht oder anderweitig bekannt wurde, ist absurd genug. FOCUS Online dokumentiert unglaubliche Zitate des vermeintlichen Führers…

„Es geht nicht, dass unsere Wirtschaft durch einige Hitzköpfe Millionen und aber Millionen Werte vernichtet werden allein schon an Glas ... Sind diese Leute denn verrückt geworden? Was soll das Ausland dazu sagen? Werde sofort die nötigen Befehle herausgeben.“ (angesichts der „Reichskristallnacht“ vom 8. auf den 9. November 1938)

„Der kleine Goebbels macht schon wieder Geschichten mit Frauen. Werde in den nächsten Tagen einen geheimen Erlass herausgeben, dass ich von meinen engsten Mitarbeitern und Parteiführern im Reich keinerlei Affären mehr wünsche.“ ...

Das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 fand der „Führer“ angeblich lustig („Ha, ha, daß ich nicht lache“), …

„Was verschweigen mir meine Ärzte? Kann ich diesen Leuten überhaupt noch trauen? Bin total zerstochen von den vielen Spritzen. Bin ich vielleicht … unheilbar krank?“

„Viel Leid hatte E. durchzustehen. Wie mir die Ärzte am 30. mitteilten, war es nur eine Schein-Schwangerschaft. E. aber glaubt an einen Abortus. Gerade nun, da ich wirklich keine Zeit, die diese junge Frau nun brauchte, habe, muss ich sie so allein lassen.“

„Morgens um 6 Uhr gründliche Untersuchung. Mache den Ärzten große Vorwürfe, weil meine Schmerzen immer größer werden. Nun habe ich schon Schmerzen im Gedärm.“
„Die übermenschlichen Anstrengungen der letzten Zeit verursachen mir Blähungen im Darmbereich und Eva sagt, ich habe Mundgeruch.“ (dieses Zitat wurde berühmt durch eine Szene in „Schtonk“)

focus.de 10.4.2013

Zum letzten: Kujau hat die Erinnerungen von Hitlers Sekretärin Schroeder gut gelesen. Die schrieb, daß er zuletzt Mundgeruch hatte.
„Schtonk“ ist ein deutschklingendes Phantasiewort aus dem Munde von Chaplins „Großem Diktator“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.03.2013 um 09.48

Auf allen öffentlich-rechtlichen Kanälen und Medien wurde die ZDF-Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“ vor und nach der Ausstrahlung als der künftige Maßstab für die Zeitgeschichte abgefeiert…

Jene systematischen Vergewaltigungsorgien, mit denen der Krieg in Berlin 1945 endete und vor denen die Opfer noch jahrelang „nachzitterten“ wie Bert Brecht in sein Tagebuch schrieb, verhöhnt der Regisseur mit dem Auftritt eines weiblichen Sowjetoffiziers. Offenkundig frisch aus dem Friseursalon kommend, stoppt die Brünette die Vergewaltigung – man sei schließlich als Befreier unterwegs. Dann wird das Beinahe-Opfer noch für den Wiederaufbau rekrutiert, während der Westen – kleiner Fußtritt aus der Ära des realsozialistischen Films – dafür den rechtzeitig gewendeten SS-Chargen einsetzt…

Es ist Teil einer umfassend per „Demokratieabgabe“ subventionierten politischen Bildung. Umgehend führte das ZDF eine Schulklasse vor, die den Film aktuell ansehen mußte… jungefreiheit.de 21.3.2013

Die Mädchen meiner polnischen Verwandten in Schlesien mußten sich zwei Wochen lang in Scheunen und Heuschobern verstecken, um der Vergewaltigungsorgie ihrer sowjetischen Befreier zu entgehen.Siehe auch hier .

Kriegsgräuel 1945 – Erstmals geben russische Geheimarchive preis, wie deutsche Frauen von Rotarmisten misshandelt wurden…
Der Politoffizier eines Panzerregiments wird nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 damit prahlen, dass die Rote Armee in Deutschland "zwei Millionen Kinder hinterlassen" habe. Abendblatt 12.8.2002

Der Rundfunkbeitrag passt gut in dieses Land. Er ist genau genommen eine "Demokratie-Abgabe". Ein Beitrag für die Funktionsfähigkeit unseres Staatswesens und unserer Gesellschaft. Demokratie fußt auf der Urteils- und Entscheidungsfähigkeit ihrer Bürgerinnen und Bürger.
(Jörg Schönenborn, WDR-Chefredakteur Fernsehen ARD 27.12.2012)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.03.2013 um 14.39

Als Teenager begann Nadine Finsterbusch, ihre Gedanken in dieses "The Real Ghostbusters"-Notizbuch zu schreiben.
einestages präsentiert historische Tagebuchaufzeichnungen. In Folge eins: ein Teenie-Schicksal aus den Neunzigern.

18. Oktober 1993
Heute war der erste Schultag nach einer Woche Herbstferien. Grauenhaft. … Ich hab zu nichts Lust, kapier schulisch nichts, habe eine vier in Deutsch ...

[Zum Glück ändert sich das, denn durch höhere Inspiration werden Nadine schon zwei Jahre vor dem Politikerbeschluß die wunderbar erleichternden Regeln der Reformschreibung vermittelt:] …

17. Januar 1994
Von Tag zu Tag wird mir klar, dass das mit Mark Owen nie wahr werden wird. Schade…

[Das leichtere „kennen lernen“ hatte die höhere Eingebung noch unterschlagen:]

23. Februar 1994
Heute ist ein Tag wie alle Tage: scheiße. Und ich bin schon wieder am Denken. Einen süßen Jungen kennenlernen und mit ihm nach England ziehen…

[Aber die Prophetie, wie Thomas Gottschalks „Wetten daß …?“ in sechs Jahren aussehen wird, ist beeindruckend:]

22. März 1994
… Als Mark bei "Wetten, dass...?" war, wollte ich eigentlich in den Fernseher springen…

[Die bis 2006 schulisch vorgeschriebene große Recht-Haberei fehlt noch:]

11. April 1994
Ich glaub, langsam bin ich richtig verknallt in Mark... Aber die Presse hat recht: er ist der kleinste, aber der Gößte.

[Daß ein Kuß kein Kuß bleiben würde, war für Normalbürger nicht vorauszusehen, aber er wird auf diese neue Weise ja ungemein vereinfacht!]

29. Juni 1994
… In England gehen wir zu einem Ball. Mark sagt "Jeder braucht eine Begleitung, geh mit mir hin." Als ich mich gerade fertig mache, kommt er zu mir in den Raum und wir unterhalten uns und plötzlich küsst er mich. Ich bin völlig durcheinander, doch er drückt mich sanft an sich und küsst mich und dieser Kuss könnte später einen Preis bei den MTV Movie Awards bekommen…

[Die ungewöhnlich hellsichtig vorausgenommene Reformschreibung hat aber nun doch nichts genützt. Nadine ist trotz neurichtiger Schreibungen sitzengeblieben.]

05. September 1995
… Ich bin ja auch sitzen geblieben und da hat sich einfach noch mehr verändert. 16 bin ich auch noch geworden. Seitdem geht alles den Bach runter…

[Da hatten sich doch Heide Simonis und Konsorten erst im Oktober 'bis in die tiefsten Details' mit der Reform beschäftigt und waren zu dem Ergebnis gekommen, 'daß wir dem so nicht zustimmen können' und sich schließlich im Dezember 95 überzeugt: „Die Neuerungen dienen jetzt wirklich der Erleichterung." – Das war natürlich zu spät für Nadine.]

Zum Weiterlesen:

Ella Carina Werner / Nadine Wedel: "Ich glaube, ich bin jetzt mit Nils zusammen: Das Beste aus wieder ausgegrabenen Jugend-Tagebüchern". Fischer Schwerz Verlag, März 2013.

spiegel.de 14.3.2013

Spiegel EinesTages bringt auch das Foto einer Tagebuchseite – in aller Bescheidenheit natürlich ohne verfängliche „ß“, aus denen der Leser hätte erkennen können, wie sehr der Verlag keine Mühen gescheut hat, ihm das Lesen zu erleichtern.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.02.2013 um 11.23

* 24. Februar 1926 in Mittweida/Sachsen; deutscher Schriftsteller

… Er darf 1981 die DDR verlassen und siedelt in die Bundesrepublik über.
Dort erschien dann auch seine Autobiographie „Durch die Erde ein Riss“…

hpd.de 24.2.2013

Nach Wikipedia:
Durch die Erde ein Riß,
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1981;
als Taschenbuch: dtv, München 1990.



eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.02.2013 um 05.16

Marc von Lüpke zitiert richtig:

Ein Lexikoneintrag aus der Mitte des 19. Jahrhunderts hielt fest, "daß das Schlachten dieses klugen und edlen Thieres das Gefühl beleidigt".

Er meidet aber auch die groteske neue Großschreibung:

Die Berliner Tierschützer waren nicht die ersten, die den Deutschen das Pferdefleisch schmackhaft machen wollten …

…und erläutert die …

… etwas verschrobene Idee dahinter: Manch armer Gaul fristete als Zug- und Lasttier ein erbärmliches Leben. Da wäre es nur gnädig, wenn ihm ein schneller Tod vergönnt wäre - in der Schlachterei, verarbeitet zu Wurst und Schinken.

einestages.spiegel.de 22.2.2013

Daß in dieser Spiegel-Rubrik nicht selten falsche Zitate auftauchen, liegt auch daran, daß dort vielfach Auszüge aus Büchern gebracht werden, deren Verleger oder Verfasser ähnlich wie Guido Knopp die orthographische Angepaßtheit der wissenschaftlichen Exaktheit vorziehen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.02.2013 um 16.44

Die Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Vergangenheit, erst Recht die mit der Rolle der Kirche im Nationalsozialismus und ihrem Verhältnis zum Antisemitismus standen damals noch ganz am Anfang. Mit seiner effektvollen Mischung aus Phantasie und historischen Fakten hatte sich der junge Dichter Hochhuth leicht angreifbar gemacht. "Allzuoft erwies sich", so konstatierte 1964 DER SPIEGEL, "dass dem Ankläger historiographisch einwandfreie Unterlagen fehlten, mit denen er seine Thesen belegen konnte"… einestages.spiegel.de 20.2.2013

Allzuoft erwies sich, daß dem Ankläger historiographisch einwandfreie Unterlagen fehlten … ( spiegel.de 18.11.1964)

Alles halber Kram: Wenn „dass“, dann auch die neue Pflichtschreibung „allzu oft“!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.02.2013 um 13.40

Der Sündenfall des Nazi-Pfarrers

Die Autorin Dr. Dagmar Pöpping arbeitet als Historikerin in Berlin und München. Ihr wissenschaftlicher Aufsatz zum Thema mit dem Titel "Zwischen Kriegsverbrechen und Pfarramt. Walter Hoff und die evangelische Kirche" erscheint im März 2013 in der "Zeitschrift für Geschichtswissenschaft"...

Beichte ohne Folgen: Ende der sechziger Jahre verdächtigten Ermittler einen Pastor, an der Ermordung Hunderter Juden beteiligt gewesen zu sein. Bewiesen werden konnte ihm die Tat nicht. Nun kam heraus, dass der Kirche sogar ein Geständnis vorlag - und er dennoch als Geistlicher arbeiten durfte. Von Dagmar Pöpping und Solveig Grothe ...

Der bemerkenswerte Halbsatz stand in einem Brief, im vierten Absatz. Der Probst zu Berlin, Konsistorialrat Dr. Walter Hoff, hatte seinem Berliner Amtskollegen Oberkonsistorialrat Fichtner am 29. September 1943 mitgeteilt, dass er "in Sowjetrussland eine erhebliche Anzahl von Juden, nämlich viele Hunderte, habe liquidieren helfen"…
Damals war die reine ss-Schreibweise verbreitet.
Nach Berlin gekommen war Hoff 1930. Zuvor hatte der Pastor acht Jahre lang in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Rellingen gedient und sich dort unter anderem juristisch gegen die Behauptung zu wehren versucht, Vater eines unehelichen Kindes zu sein. Seine Bewerbung auf die vakante Pfarrstelle der Luisengemeinde in Berlin-Charlottenburg schließlich hatte Erfolg…

Im Februar 1948 eröffnete das Berliner Konsistorium das Disziplinarverfahren gegen Hoff. Er wurde beschuldigt, "dass er in Berlin und während seiner Verwendung im Felde seit dem Jahre 1934 kirchliche und andere Amtsträger unter politischen und kirchenpolitischen Gesichtspunkten angegriffen und verfolgt hat und außerdem gegen sonstige Personen in nicht entschuldbarer Weise vorgegangen ist". Das genügte für einen Rauswurf…
Aber hier haben wir sie: Das Nebeneinander von ss und ß zeigt die 1996er reformierte Heyse-Schreibweise an, deren Verwendung 1948 äußerst unwahrscheinlich war.
Bemerkenswerterweise hieß es in der Urteilsbegründung bezüglich Hoffs Bekenntnis zum Massenmord: "Gleichwohl hat die Disziplinarkammer zum Mindesten [?] als glaubhaft unterstellt, dass jene Angaben über Judentötungen nicht den Tatsachen entsprechen, sondern eine politische Zwecklüge waren."

einestages.spiegel.de 12.3.2013
Wieder werden wir darauf gestoßen, daß in der heutigen Nachreformzeit allen Textzitaten in den Medien mit äußerstem Mißtrauen zu begegnen ist.

Etwas Persönliches habe ich auch erfahren: Den Namen und Charakter des Pastors in Rellingen, der bei meiner Mutter zwischen ihrem achten und sechzehnten Lebensjahr den Entschluß zum Kirchenaustritt hat reifen lassen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.02.2013 um 13.08

DDR-Bürger Hartwig Köhler … war Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM), Deckname: "Harty"… Er brachte den Karneval auf SED-Linie.
Dabei hatte der Spitzel viel zu tun. Denn Gegner der Arbeiter- und Bauernmacht witterte die Stasi überall: Jede Büttenrede, jeder Gesangsbeitrag, jedes Wagenbild des Umzugs könne vom Feind für "Störungen der staatlichen Sicherheit und öffentlichen Ordnung missbraucht werden", notierte die Meininger Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1986 in einer Dienstanweisung.

einestages.spiegel.de 7.2.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.01.2013 um 14.23

Im Nachkriegs-Deutschland kämpfte Philipp Auerbach wie kein zweiter für die Entschädigung von NS-Opfern. Politiker und Medien beschimpften ihn …

Der verteidigte in einem Gastbeitrag im SPIEGEL 1947 seine Forderungen: "Während wir im Kampf um unsere Idee gegen den Hitler-Terror kämpften und unser Leben aufs Spiel setzten, misshandelt, verkrüppelt und tyrannisiert wurden, haben große Teile von ihnen in Ruhe ihrer Beschäftigung nachgehen können oder sogar in Amt und Würden gestanden und von dem System Nutzen gezogen, das wir bekämpften. Sie hatten[,] bis die Bomben einschlugen, ihre Wohnung, ihr Heim."

einestages.spiegel.de 31.1.2013

Die ss mußten sein – das im Spiegel-Scan verschluckte Komma wurde aber nicht nachgetragen.

Was wollen die Zitierer damit erreichen, daß sie den originalen Text verfälschen, obwohl das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, daß bei Verwendung des Originals „Nachteile nicht zu besorgen“ seien? Hier ist es archiviert:

Spiegel 18.10.1947

Wie gut, daß den Neuschreibern nicht dieser Satz in die Hände gefallen ist:
"An Euch wird wiedergutgemacht, was einst schlechtgemacht wurde."


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.01.2013 um 09.36

Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) hat zum Holocaust-Gedenktag am Sonntag dazu aufgerufen, Migranten beim Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus stärker zu beteiligen... «Wir müssen sie für das dunkelste Kapitel unserer Geschichte sensibilisieren», sagte Öney am Freitag in Stuttgart.

tagblatt.de 25.1.2013

Obwohl sich Mozart als Deutscher bezeichnet hat, beschwerten sich vor ein paar Jahren die Österreicher: „Die Deutschen wollen uns unseren Mozart wegnehmen!“ Der geborene Österreicher Hitler aber sollte Deutscher bleiben. Jetzt annektiert die in der Türkei Geborene ‚unsrere‘ Geschichte mitsamt unseren Vorfahren. Will sie sich nun mit uns gemeinsam für unsere Eltern oder Großeltern schämen, daß die Hitler nicht verhindert haben?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.01.2013 um 04.45

Karl-Heinz Köpcke - von 1955 bis 1987

Mister Tagesschau und Sexromanautor: Michael Jackson ist der unbestrittene King of Pop, Karl-Heinz Köpke der "Mister Tagesschau". 28 Jahre lang, war dieser Mann gern gesehener Gast in den Wohnzimmern der Nation...

Unter Köpcke, der von 1964 bis 1987 erster Chefsprecher der "Tagesschau" war, wurden auch die Regeln festgelegt. So schrieb er ins Benimmbuch der Sprecher: "Freundlich sein, aber kein Sonnyboy, ernst sein, dem Text, der ja kaum lustig ist, angepasst, aber nicht finster."

einestages.spiegel.de 24.1.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.01.2013 um 06.44

Der „Spiegel“ über die Arte-Sendung:
„Hindenburg“

Hitlers wissender Vollstrecker
… Dass er dabei trotz seines Alters keineswegs senil war, zeigt ein Film auf Arte - klug, kurzweilig und erstaunlich leichtfüßig.
… Als er im Sommer 1934 im Alter von 86 Jahren starb, hinterließ er ein politisches Testament, dessen Echtheit immer wieder in Frage gestellt wurde, auf das sich der Regisseur Weinert und der Historiker Pyta nun aber ohne Zweifel beziehen: "Ich scheide von meinem deutschen Volk in der Hoffnung, dass das, was ich im Jahre 1919 ersehnte und was in langsamer Reife zu dem 30. Januar 1933 führte", schreibt Hindenburg dort in Anspielung aufs Datum der Machtergreifung Hitlers, "zu voller Erfüllung und Vollendung der geschichtlichen Sendung unseres Volkes reifen wird." Das Ergebnis dieser Mission ist bekannt und hat Millionen von Menschen das Leben gekostet.
www.spiegel.de 8.1.2013

Anderswo sieht das „Testament“ anders aus:

„Ich scheide von meinem deutschen Volk in der festen Hoffnung, daß das, was ich im Jahre 1919 ersehnte …“
kampagne-potsdam.de 2.1.2003

War Hindenburg während seines letzten Lebensjahres noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und wollte er, gut informiert als „Hitlers wissender Vollstrecker“(!), hellsichtig auch alle künftigen Verbrechen akzeptieren? Selbst die „taz“ ist vorsichtiger:

Doch als sein „politisches Testament“ bekannt wurde, gab es bald Zweifel: Hatten Andere, zum Beispiel Herr von Papen, ihm da was reingeschrieben? Einige Formulierungen schienen nicht zu von Hindenburgs Wortschatz zu passen.
Weinert erzählt das alles durchaus spannend, doch bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack. Weinert findet keine neuen Hinweise, wie von Hindenburg auf die Nazis reagiert hat. Hatte von Hindenburg die Pogrome gegen die Juden gut gefunden? Hatte er wirklich Hitler beglückwünscht, als dieser rund 200 Menschen, die meisten aus der SA, ermorden ließ? Hatte er gut geheißen, dass der Reichswehrgeneral und ehemalige Reichskanzler Kurt von Schleicher – auch er ein von Hindenburg hochgeschätzter Gesprächspartner – erschossen wurde? Man kann und will es sich kaum vorstellen.
taz.de 8.1.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.12.2012 um 12.43

Lange geheime Protokolle aus dem CDU-Vorstand belegen, wie Helmut Kohl nach 1989 wirklich über die Machthaber in Moskau und das neue Russland dachte…

Der Kanzler war zutiefst beunruhigt. Und redete im CDU-Vorstand über seine Sorgen. Ehrlich und ungeschminkt, denn politische Gegner und Journalisten waren an diesem 21. Januar 1991 nicht anwesend. Doch selbst für seine engen Parteifreunde waren seine Ausführungen eine echte Überraschung.

Er jedenfalls könne den Zusammenbruch des gewaltigen Reiches "angesichts der Waffenplätze, (…) die weit über die Regionen verstreut sind", nur "mit äußerster Skepsis betrachten".

Im Gegensatz zu vielen vom Kalten Krieg geprägten Heißspornen in der CDU plädierte der Realpolitiker Kohl also Anfang 1991 dafür, die Sowjetunion als berechenbaren Partner zu bewahren. Noch auf einer Vorstandstagung im Februar wandte er sich gegen "ungewöhnlich törichte Meinungen, wonach sich der Koloss auflösen könnte" und "dass sich eine russische Republik bildet, eine ukrainische Republik, mit alldem, was dazu gehört". Zehn Monate später waren die vermeintlich "törichten" Szenarien Realität.

Diese ungewöhnlichen Einblicke in die Gedankenwelt des Kanzlers während einer weltpolitischen Umbruchphase stammen aus lange geheimen Protokollen. Jetzt hat der Droste-Verlag den Wortlaut von Kohls Vorträgen im CDU-Bundesvorstand akribisch dokumentiert ("Helmut Kohl: Berichte zur Lage 1989 - 1998"). Das voluminöse Buch bietet Einsichten in Entscheidungen, die oft ähnlich spannend sind wie die diplomatischen Depeschen des US-Außenministeriums, die WikiLeaks 2010 veröffentlicht hatte…

Etwa am 9. Oktober 1989. Erich Honecker war zu diesem Zeitpunkt in der DDR noch an der Macht und die Demonstrationen gegen das SED-Regime hatten gerade erst begonnen. Doch Kohl war sich am 9. Oktober schon sicher: "Ich glaube nicht, dass die Sowjetunion und dass Gorbatschow hier eingreift."

… Selbst noch nach dem Mauerfall im November 1989 äußerte er seine Skepsis, "ob dieser Weg zu einem guten Ende findet". Und im Januar 1990 schärft er seinen CDU-Vorstandsmitgliedern ein, dass "unser Interesse sein muss, dass Gorbatschow mit seiner Perestroika nicht untergeht"…

Zum Weiterlesen [der orthographischen Geschichtsfälschungen]:

Helmut Kohl: "Berichte zur Lage 1989 - 1998". Droste Verlag, Düsseldorf 2012, 1150 Seiten.

einestages.spiegel.de 28.12.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.12.2012 um 15.47

Die bekanntesten Bauwerke in diesem Abschnitt sind das Haus des Lehrers mit der 125 Meter langen "Bauchbinde" des Malers Walter Womacka, das Café Moskau, das Filmtheater International sowie die legendäre Mokka-Milch-Eisbar. In jenem Ost-Berliner Jugendtreff, wurde laut Stasi-Akten 1971 erstmals die Verbreitung von Rauschmitteln nachgewiesen. Außerdem stellten die Spitzel fest, "dass unter den negativen Jugendlichen, die in der Mokka-Milch-Eisbar verkehren, oft über Pläne zum illegalen Verlassen der DDR gesprochen wurde".

einestages.spiegel.de 19.12.2012

Wie hier schon des öfteren festgestellt, legten die Stasi-Spitzel ihre Notizen nicht selten vorausschauend in der Reformschreibung von 1996 an, um später ihre kritische Distanz zum Regime dokumentieren zu können.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.12.2012 um 18.18

Kurt Seelmann (* 18. Mai 1900 in München; † 11. August 1987 in Taufkirchen/Bayern) war ein deutscher Pädagoge, Psychotherapeut, Erziehungsberater und Vertreter der Individualpsychologie.

Seelmanns Anliegen bei seinen zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen galt der seelischen Prophylaxe, insbesondere auch bei der Sexualaufklärung:
„Psychologische Untersuchungen und psychotherapeutische Krankengeschichten haben erwiesen, dass der Erziehungserfolg viel weniger, als allgemein angenommen wird, von den Erziehungsmaßnahmen (Lob, Belohnung, Zurechtweisung, Belehrung, Ermahnung, Tadel, Drohung, Strafe usw.) abhängt... Nur die geglückte, positive Familienatmosphäre erfüllt ihre Aufgabe ganz. In ihr kommt es zu so guten Beziehungen, dass man sich jederzeit aussprechen kann. (Kurt Seelmann, Kind, Sexualität und Erziehung, 1964)…

Kurt Seelmann war Drehbuchautor von vier "Schulmädchen-Report" Filmen.

Werke:
Kind, Sexualität und Erziehung. Zum Verständnis der geschlechtlichen Entwicklung und Fehlentwicklung von Kind u. Jugendlichen, Folgerungen für eine vorbeugende, aufbauende und heilende Erziehung. München 1941… Weitere häufige Neuaufl., zuletzt 1985

[Unglaublich, daß den sicher erziehungswissenschaftlich erarbeiteten Schulmädchen-Filmen das Prädikat „Besonders wertvoll“ vorenthalten wurde!]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.12.2012 um 16.44

Die „Welt“ bespricht „Das Buch des Jahres“. Ob nun die Briefe von Handke und Unseld/Suhrkamp herkömmlich oder in eszettloser Rechtschreibung verfaßt wurden, die Heyse-ss/ß verraten die Textfälschung. Wie es im Buch selbst gehandhabt wird, kann hier nicht überprüft werden:

Zum 70. Geburtstag von Peter Handke erscheint der Briefwechsel mit seinem Verleger Siegfried Unseld…

Im April 1969 liest Peter Handke mit großem Interesse den Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und seinem Verleger Peter Suhrkamp…

Er schreibt das nicht ohne Hintergedanken: "Ich will damit nicht andeuten, dass es bei mir ganz und gar anders ist, aber die Information ist jedenfalls viel schütterer." … Trotz der raschen Erfolge gibt es frühe Misstöne, zunächst bei scheinbaren Petitessen wie einem unabgesprochenen Zeitschriftenabdruck. Schon 1966 baut Unseld vor: "Wir müssen uns doch darauf einstellen können, dass wir uns auch kurz gefasste Wahrheiten zu sagen vermögen."…

1975 fast die gleiche Situation. Am Telefon hatte sich Unseld erkundigt, was Handke gerade "so täte". Der hört daraus eine Haltung, "als lebte ich in den Tag hinein (was ich natürlich manchmal tue, weil es wichtig für die Arbeit und außerdem etwas Menschenwürdiges ist), und Du müsstest mich zu etwas anspornen. Dem ist nicht so, und sollte nie so sein. Ich habe für mein Leben etwas vor, das ich mir selber vorgenommen habe, und das macht mich stark."

Tatsächlich ist Handke über etwas ganz anderes verstimmt: nämlich über die vermeintlich maue Reaktion des Verlegers auf sein neues Buch. Unseld war zwar "begeistert" (was Handke ihm nicht abnimmt), hatte aber dann gesagt: "Dieses Buch wird seine Leser finden." Handke ist völlig von der Rolle: "Was Du da sagtest, schlug mir ein richtiges Loch ins Bewusstsein – es war nicht nur nichtssagend und erschreckend unpersönlich, sondern auch bezeichnend."…

Diese Fixierung auf Verkaufserfolge irritierte sogar den Kaufmann Unseld. Über einen Besuch bei Handke 1975 schreibt er: "Sonst eher Freundliches; er fragte zum ersten Mal nicht nach den Absatzzahlen seiner Bücher, obschon ich diese parat hatte. Als wir dann doch auf dieses Thema kamen, und ich ihm sagte, dass in diesem Jahr das 'Wunschlose Unglück' mit 50.000 Exemplaren am besten verbreitet wurde, widersprach er mir mit dem Hinweis, dass die Taschenbuchausgabe des 'Tormanns' noch besser ginge. Das Ganze ist ein großes Thema für Handke, denn in seiner Küche hat er das Filmplakat der 'Falschen Bewegung' seinerseits plakatiert mit den laufenden, aus den 'Spiegel'-Nummern jeweils ausgeschnittenen Bestseller-Listen. Was ein Autor nicht alles macht."…

Zugleich verletzt Handke jede Kritik maßlos. Als die "Linkshändige Frau" verrissen wird, folgert er gegenüber Unseld, nach einigen Gläsern Wein: "In der Bundesrepublik ist Größe nicht mehr möglich." Trotzdem wird er in den Achtzigern endgültig zu einem Klassiker. Ein Problem ist dabei, dass es auch noch andere von der Sorte gibt. Thomas Bernhard zum Beispiel, dessen "Verstörung" Handke 1967 noch für "großartig" hielt. 1987 lästert er in einem Interview über den Verlagskollegen. Unseld ist "bedrückt". Handke stellt klar: "Es ist so eine schamlose Schein-Literatur."

Doch das sollte noch nicht die härteste Prüfung sein. Am 27. April 1993 sieht sich Unseld genötigt, Pathos als letztes Mittel einzusetzen: "Wir sind nun Jahrzehnte in der Beziehung Autor-Verleger gestanden, und ich meine, sie war produktiv; wir haben Höhen und Tiefen erlebt. Ich war stets in sicherem Glauben, dass wir, jedenfalls so lange ich auf der Brücke stehe, zusammenbleiben werden. Für mich bist Du der wichtigste Autor des Verlages."…

welt.de 3.12.2012

Ein pulsierendes Lebenswerk: Peter Handke, Siegfried Unseld: Der Briefwechsel. Suhrkamp Verlag, 726 S., 40 Euro minus 5 Cent.

Datierungshilfe für Kriminologen: Die Fälschung wurde nach der KMK-Konferenz von 2006 erstellt, denn vorher mußte das Du klein geschrieben werden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.12.2012 um 12.15

"Ich wage zu behaupten, dass fliegende Scheiben in Deutschland konstruiert, nach meinen Anordnungen fertiggestellt und wahrscheinlich in Serie von den Sowjets nachgebaut wurden", zitierte die Deutsche Presse-Agentur im Juni 1952 aus einem Bericht der Pariser Abendzeitung "France Soir" einen angeblich in Tel Aviv lebenden deutschen V-Waffen-Ingenieur.
einestages.spiegel.de 30.11.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.11.2012 um 09.47

Th. Ickler erwähnte gerade bei sprachforschung.org die Naturwissenschaftlichen Volksbücher von Aaron Bernstein, aus denen Albert Einstein als Schüler seine ersten Anregungen zur Beschäftigung mit den Naturwissenschaften bezog. Auszüge daraus wurden von Hans-Josef Küpper ins Netz gestellt, der den Text untertänig an die „neue“ Rechtschreibung anpaßte, wobei er auch besonderen Wert auf die alberne, seit 200 Jahren unübliche Spaltung von „sogenannt“ legte, die schon längst wieder unfein ist – typisches Beispiel für die silly walks der „Reform“. Andere heute verbotene Eigentümlichkeiten des alten Textes hat Küpper wieder belassen:

Man muss gestehen: dieser Ausspruch kennt wohl jeder Gebildete und Ungebildete, jeder so_genannte Gelehrte und Ungelehrte; ja Jedermann hat wohl an diese Wahrheit so manche erbauliche und erhebende, dichterische oder religiöse Betrachtung angeknüpft.

Was aber hat das Alles mit der Geschwindigkeit des Lichtes zu tun?

Bernstein weist bereits 1880 auf die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit hin, die 1881-89 von Michelson/Morley auch für bewegte Körper festgestellt wurde und die über die von H.A. Lorentz angenommene „Lorentzkontraktion“ direkt zur Relativitätstheorie führte.

P.S.: Auch mein Interesse an der Naturwissenschaft wurde durch volkstümliche Schriften geweckt. 1945 wurde die kleine Bibliothek der Funkabteilung Puttgarden auf Fehmarn von „Nazischrifttum“ gesäubert – im Raum der Volksschule durch zwei hochblondierte junge Frauen. Von dem Aussortierten nahmen wir, meine Mutter und ich, einige Bücher mit, unter anderem „Strahlendes Weltall“, Reclam 1940. Ich besitze es noch heute. Das Anstößige muß auf Seite 32 eine Graphik „Germanische Sternbilder“ gewesen sein. Der schmale Band ist immer noch anregend, wenn auch etwas veraltet. Zum Beispiel wird dort die Entfernung des Andromeda-Nebels mit 900 000 Lichtjahren angegeben, während sie heute infolge der Hubbleschen Ausdehnung des All-Wissens bei 2,5 Milliarden liegt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.10.2012 um 12.27

(hpd) Vor 1700 Jahren, am 28. Oktober 312, erhielt Kaiser Konstantin I. unmittelbar vor der Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom die göttliche Botschaft „In diesem Zeichen wirst Du siegen". Der Historiker Rolf Bergmeier hat diese Darstellung geprüft …

Im übrigen ist die Erscheinung eines Kreuzes im Jahre 312 nebst Inschrift „in hoc signo vinces " schon alleine aus kirchengeschichtlichen Gründen auszuschließen, da die Symbolforschung belegt, dass das Kreuz erst Mitte des 4. Jahrhunderts zu einem verbreiteten christlichen Symbol geworden ist. Folglich konnte der „Heide" Konstantin im Jahre 312 kaum eine Kreuzes-Erscheinung gehabt haben…

Wenn man von einem „Durchbruch " des Christentums sprechen will, dann muß man diesen am römischen Kaiser Theodosius festmachen, der im Jahre 380 die trinitarische Fraktion des Christentums zur Staatskirche erhebt und ihren Start mit Dutzenden von Häretiker- und Ketzergesetzen unterstützt. Bis dahin ist religiös alles im Fluß und alles möglich. …

Das Christentum hat sich nicht durchgesetzt, es wurde durchgesetzt. Und Theodosius und Karl d.Gr. sind bei diesem Prozess wichtige Steigbügelhalter…

hpd 29.10.2012

Weitere Fälschungen hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2012 um 10.21

Um ihre Hauptstadt herausputzen zu können, konzentrierten die Regierenden die knappen Ressourcen auf Berlin - und nahmen in Kauf, dass im Rest der Republik fast an allem Mangel herrschte. Die SED-Propaganda verklärte den verordneten Verzicht gar zur freudig geleisteten Solidarität.

"12.000 junge Bauleute aus der ganzen Republik", notierte der DDR-Brockhaus in einem Stadtporträt der "sozialistischen Metropole", hätten den Aufbau der Hauptstadt zu ihrem "Kampfprogramm" gemacht. Nur beiläufig erwähnte die Berlin-Eloge, dass die Heimatbezirke der "jungen Maurer, Betonbauer, Maschinisten, Kraftfahrer, Ingenieure, Maler, Elektriker, Brückenbauer, Steinmetze" für die Verschönerung der Hauptstadt Opfer bringen mussten: "Nicht nur, dass dort der Ausfall bewährter Kräfte ausgeglichen werden muss, dort werden auch Material, Transportmittel, Projektierungsunterlagen und anderes notwendiges Versorgungsgut bereitgestellt."

einestages.spiegel.de 15.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.10.2012 um 07.19

"Dieses unselige Volk der Deutschen"

Hans Werner Richter war Gründervater der Gruppe 47. In seinem bislang unveröffentlichten Tagebuch rechnet er mit prominenten Kollegen wie Walser, Grass, Böll, Andersch und Enzensberger ab…

Richters Tagebuch ist ein Vermächtnis auch als Dokument politischer Vernunft in einer Zeit ideologischer Grabenkriege. Wir dokumentieren Passagen in Richters originaler Rechtschreibung...

3. Oktober 1966

Martin Walser hat in München eine Kunstausstellung gegen den Krieg in Vietnam eröffnet. Seine Rede klagt die Teilnahmslosigkeit der Deutschen an, er hat recht, aber er müsste doch wissen, daß menschliche Teilnahme selten ist, um so seltener, je größer die räumliche und psychologische Entfernung zu den Betroffenen ist.

welt.de 16.9.2012

Wieder sind wir verunsichert: Hat Richter der „Reform“ vorgegriffen oder die Korrekturautomatik in die Vergangenheit eingegriffen?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2012 um 12.10

Unbekannter Rahner-Brief enthüllt
Benedikt galt als „Häretiker, der die Hölle leugnet“

...
Joseph Ratzinger und Karl Rahner seien während des Konzils von einigen französischen Ultra-Konservativen in einer „wilden Polemik“ angegriffen worden. Das berichtet der Jesuit Rahner nach FOCUS-Informationen in einem Brief vom 2. November 1963 an seinen Bruder Hugo ...

In dem Pamphlet der Franzosen, so schrieb der Theologe Rahner, würden Ratzinger und er „gräulich beschimpft“ und als „Herätiker abgekanzelt, die die Hölle leugnen.“...

focus.de 6.10.2012

Als Schulbub um 1912 dürfte Rahner nur das richtige „greulich“ gelernt haben.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 21.09.2012 um 18.47

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Traurige Weihnachtsgrüße: … solange wir leben…

Da hat doch der Spiegel einen ganzen Satz über den Vater weggelassen.
Und noch dazu eine weitere Bemerkung.
__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.09.2012 um 07.51

Traurige Weihnachtsgrüße: Am 23. Dezember 1962 schrieb Rudolf Augsteins Mutter auf selbst_gebasteltem Briefpapier betrübt an ihren Sohn, der noch immer in Haft saß.

Mein lieber Rudi!

Alles ist so
maßlos traurig, dass wir Dir so gerne helfen möchten und es nicht können.
Wirklich, dass Du da so allein sitzt, das liegt wie ein Schatten auf unserem Weihnachtsfest. (…) Ich male Dir jetzt einen hellen Stern, der bald wieder über Deinem Leben stehen soll. Wir sind immer für Dich da, solange wir leben. In herzlicher Zuneigung,

Deine Mutti.


[Das darüber abgebildete Faksimile zeigt eindeutig, daß Augsteins besorgte Mutter die zwischen den zwei Weltkriegen verbreitete ß-lose Rechtschreibung verwendete, hier „masslos“, eine Schreibweise, die heute nur noch von einem hinterwäldlerischen Alpenvölkchen verwendet wird und deren Entzifferung „niemandem mehr zuzumuten“ ist. – Auch eine Annemarie Bredehorn verwendete anscheinend hellseherisch die Reformschreibung von 1996, wobei hier nicht nachprüfbar ist, wie sie wirklich geschrieben hat:]

Annemarie Bredehorn kann nicht mehr richtig schlafen. Sie ist wütend. Verzweifelt. Empört. Und das alles wegen eines wildfremden Mannes …
Also setzt sich Bredehorn am 27. Januar 1963 an ihre Schreibmaschine und tippt an den damals berühmtesten Journalisten der Bundesrepublik einen sehr zornigen, emotionalen Brief:

"Die erste Zeit nach Ihrer Verhaftung war schrecklich. [...] Ich kaufte sämtliche maßgebliche Illustrierte, welche über die SPIEGEL-Affäre schrieben. Ich war zuletzt nervlich so erledigt, dass ich mich ernstlich prüfen musste, ob mein Gebaren nicht in Fanatismus ausartet. Nein, fanatisch will ich nicht sein. Aber: Ich verabscheue nichts mehr auf dieser Welt als das Unrecht."

einestages.spiegel.de 20.9.2012

[Was mag der Grund für diesen Fälschungsfuror sein – Rücksicht auf die Schüler? Faulheit, in die Korrektur-Automatik einzugreifen? Oder den Leser nicht daran erinnern wollen, daß der Spiegel, das einstmalige „Sturmgeschütz der Demokratie“, den erbärmlichen Kotau vor den kultusministeriellen Schreiberpressern vollzogen hat: „Wir hätten damals auf Rudolf Augstein hören und den ganzen Unsinn nicht mitmachen sollen.“ (Stefan Aust, damals Spiegel-Chefredakteur)]

P.S: Vor 2006 hätte der Spiegel auch die Du-Anreden noch kleinfälschen müssen!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.09.2012 um 07.51

Vor fünfzig Jahren den Lügen und Halbwahrheiten der Staatsmacht widerstanden und seit dreizehn Jahren Mitmacher bei den Reformlügen und Protokollfälschungen:

50 Jahre SPIEGEL-Affäre
"Wenn Sie nicht freiwillig gehen, zwingen wir Sie!"


Verdacht auf Landesverrat: Am 26. Oktober 1962 stürmte die Polizei den SPIEGEL-Verlag … Es war 21.30 Uhr, und soeben hatte in Hamburg die Aktion gegen den SPIEGEL begonnen. Der Staat vermutete Landesverrat, und einer der Ersten, der mit den ungebetenen Besuchern diskutierte, war der junge Jurist Axel Jeschke. Er protokollierte wenig später das historische Gespräch mit dem Einsatzleiter, Kriminaloberkommissar Karl Schütz.

Schütz: Machen Sie doch keinen Ärger. Sie müssen ja doch raus.[…]
Jeschke: Sagen Sie doch, wonach macht man sich strafbar? Zeigen Sie uns den
Paragrafen. Warten Sie einen Moment, ich hole Ihnen das Gesetzbuch.
Schütz (wendet sich ab).

[…]
Jeschke: Nun zeigen Sie uns die Stelle!
[…]
Schütz: Nach
Paragraf. 113, Strafgesetzbuch - 'Widerstand gegen die Staatsgewalt'! Stimmt's?
Jeschke: Na ja, so ungefähr. Genau nicht.


Angst, erinnert sich der heute 77-Jährige, habe er damals nicht gehabt, von Landesverrat war zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede…

Beamter: Wir haben ja auch gehofft, sie würden gleich nach Hause gehen, wie das vernünftige Menschen tun.
Jeschke: Damit wollen Sie doch wohl nicht sagen,
dass wir unvernünftig sind?
Beamter: Nein, nein, das wollte ich damit nicht sagen.


Unvernünftig, das stellte sich in den kommenden Wochen heraus, war eher die Staatsmacht, die mit Halbwahrheiten und Lügen taktierte, Gesetze dehnte und sogar die Verfassung brach.

spiegel.de 19.9.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.09.2012 um 14.09

Guido Knopp, offiziell Leiter des Programmbereichs Zeitgeschichte des ZDF und inoffiziell Marktführer im Segment des Hitler-Histotainments ("Hitler - Eine Bilanz", "Hitlers Helfer", "Hitlers Helfer II", "Hitlers Krieger", "Hitlers Kinder", "Hitlers Frauen und Marlene"), geht Ende Januar 2013 in Rente… Zum Abschied des Ausscheidenden muss also das große Rad der Geschichte gedreht werden: Unter acht Folgen Weltuntergangs-TV mit ordentlich Adolf drin läuft da nichts.

Ein fleißiges Team hat für Knopp originales Foto- und Filmmaterial aus der Zeit nachkoloriert, so dass Opa und Ur-Opa jetzt in Farbe marschieren… Ruck, zuck sehen die Pickelhauben der kaiserlich-deutschen Truppen mit ihrer albernen Patina aus wie antikes römisches Campinggeschirr.

spiegel.de 18.9.2012

Auch mit der quellenrichtigen Rechtschreibung oder mit den Ereignissen zu Beginn des Tausendjährigen Reiches unter Karl dem Großen nimmt er es nicht so genau:

Die Aufzeichnung der „Reichsannalen” wurde vermutlich kurz nach der Hinrichtung der 4500 sächsischen Adligen in Verden an der Aller am Hofe Karls des Großen begonnen, also nach 782. Zweifellos gab es dort noch Augenzeugen des „auf Befehl des Königs“ an einem Tag vollzogenen Massakers .


„... usque ad quattuor milia D traditi et super Alaram fluvium in loco, qui Ferdun vocatur, iussu regis omnes una die decollati sunt.“

Aber sowohl zur Zeit des gescheiterten zweiten Europa-Einigers A.H., als auch während der noch andauernden dritten Welle der christlichen Unionisten galt es, das Vorbild in ein günstigeres Licht zu rücken. Einen „Sachsenschlächter Karl“ erkennen nur naive Rechte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.09.2012 um 10.27

ZDF-Historiker wird selbst Geschichte

… Knopp dementierte in dem Interview, dass die meisten der von ihm verantworteten TV-Beiträge das Dritte Reich thematisierten: „Von den 2000 Sendungen, die ich im ZDF verantwortet habe, handelten maximal 100 von Hitler, also fünf Prozent.“ [... und bei den Büchern?]

Gerne hätte er Hitler interviewt, wenn er dazu Gelegenheit gehabt hätte, sagte Knopp – wie „jeder Journalist, der seinen Beruf ernst nimmt.“

Knopp hätte Hitler gern gefragt: „Woher kommt Ihr Judenhass?“
… und: „Würden Sie nicht doch lieber wieder Maler werden?“ Wäre Hitler 1939 gestorben, ist Knopp überzeugt, hätte es keinen Holocaust gegeben: „Ohne Hitler wäre die Geschichte völlig anders verlaufen“, sein Nachfolger Göring hätte nach Knopps Überzeugung keinen Weltkrieg angefangen…

Mit seinen Sendungen im ZDF habe er versucht, den Deutschen zu vermitteln, dass „ihre Geschichte nicht nur aus den zwölf Jahren des Dritten Reichs besteht“, sagte Knopp der „BamS“. „Das ist mir gelungen, glaube ich“ … [? – Siehe auch Knopp und Karl]

Seine Bücher habe er alle selbst geschrieben [einschließlich der Orthographiefälschungen?], versicherte Knopp dem Blatt. Trotz tüchtiger Mitarbeiter und Co-Autoren gelte: „Wo Knopp drauf steht, ist Knopp drin.“

focus.de 2.9.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.08.2012 um 18.00

Olympia-Attentat in München

… Der Anschlag am 5. September 1972 schockierte die Welt: Eine Gruppe palästinensischer Terroristen nahm im olympischen Dorf von München elf Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln. … aus nun freigegebenen Geheimakten aus dem israelischen Staatsarchiv geht hervor, wie beispiellos kritisch sich der damalige Mossad-Chef Zvi Zamir über die deutschen Sicherheitsbehörden äußerte …

Einem Brief an die "liebe Frau Meir" fügte Bundeskanzler Willy Brandt die schriftlichen Einlassungen des FDP-Politikers bei. Genscher beschränkt sich "bewusst auf wenige Korrekturen, […] da ich weiß, dass die Eindrücke jedes Beobachters jener traurigen Vorkommnisse zwangsläufig subjektiv gefärbt sein müssen".

Genscher wirft Mossad-Mann Zamir Unrichtigkeiten und Ungenauigkeiten vor. So sei der Hubschrauberpilot in Fürstenfeldbruck nicht verbrannt. Richtig sei vielmehr, "dass der betreffende Hubschrauberpilot einen Lungendurchschuss erlitt, nicht aber verbrannte". Auch habe er, Genscher, entgegen Zamirs Aussage, "nicht die Leitung des Gesamteinsatzes in München" gehabt…

einestages.spiegel.de 29.8.2012

Der Spiegel jubelt uns wieder eine damals unmögliche Rechtschreibung unter. Oder war alles auf englisch geschrieben, so daß Magazin nur eine Übersetzung zitiert? Aber Genscher konnte damals doch noch kein Englisch!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2012 um 09.23

Verzeihung, es muß hier wieder um das abseitige Thema Musik gehen.

Michael H. Kater ist eine Art kanadischer Guido Knopp. Er hat das Bedürfnis, Buchserien über das „Dritte Reich“ zu schreiben.


[Wikipedia] Michael Hans Kater (* 4. Juli 1937 in Zittau) ist ein kanadischer Historiker und zählt zu den international beachteten Forschern auf dem Gebiet des deutschen Nationalsozialismus… Ab 1967 lehrte er an der York University in Toronto.

Er schreibt auch, wenn er von seinem Gegenstand nur eine geringe Ahnung hat. Volker Hagedorn „war entsetzt“, als er in der ZEIT ein Buch rezensierte:

Der kanadische Historiker Michael H. Kater hat nach Büchern über Ärzte, Jazz und E-Musik im »Dritten Reich« jetzt acht Porträts unter dem Titel Komponisten im Nationalsozialismus versammelt, und Strauss kommt dabei ziemlich gut weg. Das könnte daran liegen, dass er dessen Musik ein bisschen kennt. Für Egk, Hindemith, Pfitzner, Orff, Weill, Hartmann und Schönberg gilt das nicht. Fast nur aus zweiter Hand und in Zitaten von oft dürftigster Kompetenz kommt deren Ästhetik zur Sprache – und das meist zur Unterstützung der These, dass die Kunst moralisch fragwürdiger Typen nicht gut sein kann.

zeit.de 11.11.2004

Katers mangelnde Kenntnisse und Sorgfalt führen zwangsläufig zu Geschichtsfälschung und üblen Fehlgriffen. Ich stieß bei der Suche nach Material zu Arnold Schönberg auf die Fußnoten in der englischen Ausgabe:

98. See the hidden anti-Semitic polemic in Alois Melichar, Schönberg und die Folgen […] (n.pl. 1960) 6 – 46.
[…]
102. […] Melichar, Schönberg und die Folgen, esp. 6 (2nd quote). For the medical analogy, see Michael H. Kater, “Das Böse in der Medizin: Nazi-Ärzte als Handlanger des Holocaust,“ Jahrbuch 1998/99 zu Geschichte und Wirkung des Holocaust (Frankfurt am Main, 1999), 226.


Kater suggeriert damit, der österreichische Filmkomponist und Dirigent Alois Melichar (1996-1976) habe in seiner Kritik des modernistischen Musikbetriebs antisemitische Polemik in einer Weise betrieben, die schon einmal geradewegs zum Holocaust geführt hätte.

Zufällig habe ich Melichars Buch vor kurzem auf dem Flohmarkt für 1 Euro erstanden und konnte nun die genannten ersten vierzig Seiten nachlesen. Nichts berechtigt Kater zu solch infamer Niedertracht. Im Gegenteil, Melichar zitiert fähige jüdische Musiker und Kritiker mit aller Hochachtung: Gustav Mahler, Hanns Eisler, Marcel Rubin, Bruno Walter, Paul Riesenfeld …

Das wohl gemeinte Zitat auf Seite 6 steht auf Seite 7 und stammt vom zwölftongläubigen Musikkritiker der Süddeutschen Zeitung, K.H. Ruppel, der damit nach der Erstaufführung 1959 von Schönbergs unvollendeter Zwölfton-Oper „Moses und Aron“ jegliche Proteste als Antisemitismus brandmarken will:
„Wem galten denn die Radauszenen in der Berliner Kantstraße? Einem jüdischen Komponisten, den das Naziregime zwang, seine Heimat Europa zu verlassen …“

(Ich habe damals die Aufführung am Radio verfolgt und bin über dem einförmigen akustischen Dauerstreß eingeschlafen.)

Alois Melichar weist, unterstützt vom 1938 geflüchteten Musikkritiker Riesenfeld, diese Deutung zurück und weist darauf hin, daß auch Henzes „König Hirsch“ von Protesten begleitet war. Die Leute wollten nicht, daß für Experimentalmusik das Geld für Aufführungen ihrer Lieblingsopern gekürzt wird.

Melichar entlarvt aber auch den Opportunismus der Zwölfton-Lobhudler, die kurz zuvor noch das Loblied auf das „Dritte Reich“ gesungen hätten. Nach 1945 kam es geradezu zu einer Machtergreifung der Dodekaphonisten – die darauf Melichar zum medialen Abschuß freigaben.

Auch der Komponist Berthold Goldschmidt, der in der Nazizeit emigieren mußte, verstummte vor der Übermacht der „Zwölftonsekte“, wie man von ihm hören konnte. Er kam erst in seinem neunten Lebensjahrzehnt, kurz vor seinem Tode, wieder zu Ehren.

Zur deutschen Ausgabe des Katerschen Werks schreibt Volker Hagedorn in der ZEIT noch:


Die Übersetzung geriet entsprechend grob. Mit »Chromatismus« ist vermutlich Chromatik gemeint, aber das ist eigentlich auch egal.

Da spürt man förmlich den Rheumatismus in allen Gliedern.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.07.2012 um 19.38

Bei einer Straßenschlacht zwischen NSDAP-Anhängern und Kommunisten kam es im Juli 1932 zu einer wilden Schießerei. 18 Menschen starben. Die Schuldigen waren schnell gefunden und wurden eilig hingerichtet…

In der "Hamburger Volkszeitung" etwa war am Vortag zu lesen: "Am morgigen Sonntag wird die braune Mordpest der SA […] in Altona marschieren. Der Massenselbstschutz der antifaschistischen Aktion muss in erhöhter Alarmbereitschaft gemeinsam mit dem klassenbewussten Proletariat Altonas dafür sorgen, dass Altona kein zweites Eckernförde wird."

einestages.spiegel.de 15.7.2012

Richtiger stand der Text der KPD-Zeitung 1992 in der ZEIT:

Die SPD pflegte bei derartigen Anlässen ihre Anhänger ins Grüne zu schicken. Nicht so die KPD „Am morgigen Sonntag wird die braune Mordpest der SA mit Zustimmung des Altonaer Polizeipräsidenten Eggerstedt in Altona marschieren. Der Massenselbstschutz der antifaschistischen Aktion muß in erhöhter Alarmbereitschaft gemeinsam mit dem gesamten klassenbewußten Proletariat Altonas dafür sorgen, daß Altona kein zweites Eckernförde wird", war am 16. Juli in der Hamburger Volkszeitung zu lesen.

zeit.de 17.7.1992


Thälmann-Gedenkstätte

Nachtrag zu Eckernförde aus Wikipedia:
Der braune Terror begann allerdings schon vor der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten, als am 10. Juli 1932 bei einem SA- und SS-Überfall auf das Gewerkschaftshaus in Borby zwei Gewerkschafter ermordet wurden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.2012 um 07.03

Kalenderblatt 2012: 10. Juli
Berlin (dpa) - Das aktuelle Kalenderblatt für den 10. Juli:

AUCH DAS NOCH

1997 - dpa meldet: "Ich habe mich nie mit der Rechtschreibreform befasst. Ich befasse mich nur mit wichtigen Dingen." (Bundespräsident Roman Herzog im Gespräch mit Jugendlichen auf die Frage, ob die Reform zurückgenommen werden sollte).
Märkische Allgemeine

(Herzog war vorher Verfassungsrichter – kein Wunder, daß ähnlich denkende Verfassungsrichter auch die Geiselnahme der Schüler zur Durchsetzung der „Reform“ unter „unwichtig“ einstuften. Herzog hatte aber auch gesagt, die Rechtschreibreform sei „überflüssig wie ein Kropf“.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.06.2012 um 09.18

EinesTages-Spiegel erinnert an einen Reiseführer in ein exotisches Land und fälscht sich dabei auch selbst:

Christa Moerstedt-Jauer: "Die halbe Hauptstadt. Ost-Berliner Ansichtssachen". Oberhofer Verlag, Berlin 1987.

Heute, mehr als zwanzig Jahre nach dem Ende der DDR, wirkt dieser Reiseführer skurril. Ein Kuriosum war er aber auch vor 25 Jahren schon. Sogar dem SPIEGEL war der deutsch-deutsche Ratgeber eine erstaunte und launige Erwähnung wert: "Der gewöhnliche Tourist aus 'Wessiland' (so sagt man in Ost-Berlin) lässt sich am S-Bahnhof Friedrichstraße von der Vopo nerven, dreht eine Pflichtrunde um den Alexanderplatz, weiß nicht, wie er sein zwangsgetauschtes Geld legal loswerden soll, und ist am Ende froh, wenn er wieder hinter der Mauer ist. Schön blöd. Dem Wessi muss geholfen werden."

Natürlich ist das Original im Spiegel-Archiv richtig abgespeichert:

Der gewöhnliche Tourist aus "Wessiland" (so sagt man in Ost-Berlin) läßt sich am S-Bahnhof Friedrichstraße von der Vopo nerven, dreht eine Pflichtrunde um den Alexanderplatz, weiß nicht, wie er sein zwangsgetauschtes Geld legal loswerden soll, und ist am Ende froh, wenn er wieder hinter der Mauer ist. Schön blöd. Dem Wessi muß geholfen werden: Erst lernt er mal die gängigen Begriffe …

Spiegel.de 28.03.1988

Aber auch direkte Zitate aus dem Reiseführer werden gefälscht:

"Ostprodukte", heißt es im Reiseführer, "haben bei uns so ein schlechtes Image, dass die DDR darauf verzichtet, ihren Warenlieferungen in den Westen ein 'Made in GDR' aufzudrücken, weil die Verkäuflichkeit nicht beeinträchtigt werden soll."

einestages.spiegel.de 28.6.2012

Man fragt sich, warum es der Untertanengeist von Verfasser oder Redaktion für nötig befindet, jede Erinnerung an den einstigen besseren Zustand des deutschen Rechtschreibwesen auszulöschen. Man ist doch sonst darauf erpicht, Skurrilitäten alter Texte vorzuführen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.06.2012 um 16.43

Das Propaganda-Virus des KGB

Stammt Aids aus US-Militärlabors? Vier Jahre lang geisterte diese Theorie weltweit durch Zeitungen. … Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die wahren Drahtzieher der Verschwörungstheorie entlarvt…
Sie stammte aus der Denkfabrik des "Dienst A der Ersten Hauptverwaltung des russischen KGB", wie die Agenten Wassili Nikititsch Mitrochin und Oleg Gordijewski unabhängig voneinander Anfang der neunziger Jahre enthüllten. Deckname der Desinformationsaktion: "Infektion". Seit 1983 arbeiteten die KGB-Agenten daran, ihre Aids-Theorie weltweit zu verbreiten - und so das Image der USA weltweit in den Schmutz zu ziehen.

Ein wichtiger Handlanger für die Verbreitung in Westdeutschland war die "Abteilung X" des DDR-Auslandsnachrichtendienstes, wie Günter Bohnsack, damals Oberstleutnant, gleich nach der Wende offenherzig zugab…

Kurt Hager, damals für Wissenschaft und Medizin zuständiges Politbüro-Mitglied, schrieb im September 1986 an den Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik im Zentralkomitee: "Da Genosse Segal selbst von einer Hypothese spricht, müssten eventuelle Veröffentlichungen in offiziellen Publikationen der DDR vermieden werden. Wie weit seine Vermutungen in entsprechenden Zeitschriften des Auslandes veröffentlicht werden können, weiß ich nicht. Sie müssten selbstredend von Genosse Segal als Wissenschaftler selbst verantwortet werden."

Im Herbst 1986 zeigte die Stasi trotzdem noch ein großes Interesse daran, Segals Thesen im "nichtsozialistischen Währungsgebiet" zu verbreiten, wie es intern hieß.

einestages.spiegel.de 25.6.2012

In der Rechtdenk- und Schreibfabrik der KMK arbeiteten lange vor der Wende einträchtig auch Agenten der DDR daran, die Theorie von der Reformbedürftigkeit der deutschen Rechtschreibung zu verbreiten. Daß jedoch Politbüromitglieder damals schon die völlig vergessene Heyse-Schreibregel angewandt hätten, dürfte aber auf einer typischen Spiegel-Fälschung beruhen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.06.2012 um 15.25

Die Originale:
Allerleihrauh. Viele schöne Kinderreime. von ENZENSBERGER, HANS MAGNUS (HG.): - Suhrkamp, 1961
Allerleirauh - Viele schöne Kinderreime Hans Magnus Enzensberger 1974 ...
Allerleirauh: Viele schöne Kinderreime von Hans Magnus Enzensberger von Insel Verlag
(Gebundene Ausgabe - 13. Februar 2012)

… und die WELT-Fälschung:

"Oh je, politisch korrekt!"
Hans Magnus Enzensberger über Kinderreime ("Wanderratten"), Europa ("ein Plural") und warum man den Begriff geistiges Eigentum durchaus auch mal infrage stellen darf

Von Ulrich Wickert

Literarische Welt:

1961 haben Sie eine Sammlung mit Kinderreimen unter dem Titel "Allerleirau_" veröffentlicht. Kinderreime sind wunderbar zeitlos. Deshalb hat der Insel-Verlag den Band dankenswerterweise wieder aufgelegt. Was hat es mit dem Titel "Allerleirau_" auf sich?

Hans-Magnus-Enzensberger:

"Rau_" bedeutet in diesem Zusammenhang Pelzwerk. Das ist also eine Art Patchwork, ein aus verschiedenen Fellen zusammengeflicktes Gewand, das sich im Märchen "Allerleirau_" die Hauptperson überhängt, auch um sich zu tarnen, weil ihr Vater sie zur Frau nehmen will. Märchen sind ja keineswegs harmlos. Da wimmelt es von Mord, Inzest, Totschlag, Gespenstern. Das stört manche Pädagogen; das könne man doch Kindern nicht zumuten. Damit unterschätzt man aber Intelligenz und Energie von Kindern.

[...]

Was antworten Sie auf den Vorwurf, die "zehn kleinen Negerlein" seien nicht mehr politisch korrekt?

Oh je, politisch korrekt! Damit können Kinder natürlich gar nichts anfangen. Das ist eine Sache der Erwachsenen, der Aufpasser unter den Erwachsenen. Jedes normale Kind wird sich immer gegen einen Aufpasser sträuben.

Welt.de 2.6.2012


Zu „Allerleirauh“ siehe hier frühere Anmerkungen, oder im größeren Zusammenhang: Prof. Heinz-Günter Schmitz – zu „Zehn kleine Negerlein” hier und da.

Als sie (die Minister) ihre blamable Reform verkündeten, habe ich, der Deutlichkeit halber, von Sesselfurzern gesprochen. Ich bedaure, mich in diesem Fall nicht höflicher ausdrücken zu können.“ (Hans Magnus Enzensberger)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.05.2012 um 04.33

Die Bilanz der Bomben von Hamburg: 36 Verletzte, zwei davon schwer, der Sachschaden betrug 336.000 D-Mark. Getroffen hatten die Bomben nicht etwa die Chefetage, Führungskräfte wie Pötter oder aber "Bild"-Redakteure. Sondern vor allem jene, die zu vertreten die RAF immer vorgegeben hatte: einfache Arbeiter - Setzer und Korrektoren. … Der Ex-Bombenbastler [Gerhard Müller] benannte Ulrike Meinhof als Hauptverantwortliche des Springer-Anschlags und berichtete, dass Andreas Baader sie dazu verdonnert habe, im Bekennerschreiben "Bedauern" über die Anschläge zu äußern.

"Wir bedauern, dass[?] Arbeiter und Angestellte verletzt worden sind", hieß es denn auch in dem Schreiben, das am 22. Mai aufgegeben wurde…

einestages.spiegel.de 18.5.2012

Originaltext bei RAFinfo.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.05.2012 um 01.06

… wieder eine Orwellsche Vergangenheitsfälschung

Helmut Schmidt
Einmischungen
Ausgewählte ZEIT-Artikel 1983 bis heute
Taschenbuchausgabe Goldmann 2012
[geb. Hoffmann und Campe 2010]

Auch die 16 Jahre anständiger deutscher Rechtschreibung sind in die ZEIT-übliche Reformschreibung ab 1999 umgefälscht, obwohl Helmut Schmidt eigentlich, wie der hier erwähnte Christian Meier, Gegner der „Reform“ ist:


3. Oktober 1991
… Zwar haben manche Intellektuelle uns schon des Längeren einreden wollen, wir sollten freiwillig auf unsere nationale Identität verzichten, sie sei gar nicht mehr zeitgemäß; sie haben uns überzeugen wollen, wir müssten das Streben nach Einheit der Nation um des Friedens willen aufgeben, es sei ohnehin nicht ehrlich gemeint…

Das ZEIT-Archiv 4. Oktober 1991 zeigt den Text noch ohne „ss“ und Idioten-Großschreibung:

Nein — ich kann dem Diktum keineswegs beipflichten, wir Deutschen seien eine „Nation, die dies eigentlich gar nicht mehr sein will" (so jüngst der Münchner Historiker Christian Meier). Zwar haben manche Intellektuelle uns schon des längeren einreden wollen, wir sollten freiwillig auf unsere nationale Identität verzichten, sie sei gar nicht mehr zeitgemäß; sie haben uns überzeugen wollen, wir müßten das Streben nach Einheit der Nation um des Friedens willen aufgeben, es sei ohnehin nicht ehrlich gemeint.

Daher mußte wenigstens die spät errungene Einheit der Schriftsprache wieder zerstört werden.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.03.2012 um 10.42

Wieder wird Geschichte gefälscht

Wie anhand der beigegebenen Fotos ersichtlich, verwendete Horst Wessel 1929 die erlernte deutsche Schreibschrift – natürlich ohne die 1996 von den Kultusministern erpreßten Heyse-ss. Erstaunlich ist, daß Sven Felix Kellerhoff in der „Welt“ auch nicht darauf kommt, als er eine orthographische Eigenheit des Textes erwähnt:

Bemerkenswert sind besonders Wessels Bemerkungen zum nur zehn Jahre älteren, machtbewussten Berliner Gauleiter Joseph Goebbels, den er konsequent mit „ö“ statt „oe“ schrieb: „Dr. Göbbels allein ist eigentlich das Verdienst zuzuschreiben, dass die Bewegung sich so schnell in der Berliner Öffentlichkeit durchsetzte. Was dieser Mann an Rednergabe und Organisationstalent aufwies, ist einzigartig. Es gab nichts, dem er sich nicht gewachsen zeigte.“

Die Berliner NSDAP-Mitglieder hätten, so Wessel, an ihm „mit großer Liebe“ gehangen, ja hätten sich für ihn „in Stücke schlagen“ lassen: „Göbbels, das war wie Hitler selbst. Göbbels, das war eben unser Göbbels, um den uns mancher Gau beneidete.“ Durchaus zutreffend aus der Perspektive des Herbstes 1929, in der Wessel diese Sätze niederschrieb, urteilte er: „Vom Gegner gefürchtet und gehasst, wegen der beispiellosen Frechheit und Kühnheit, mit der er Zustände kritisierte und geißelte, ohne dass er dafür zu belangen gewesen wäre.“ …

Manfred Gailus, Daniel Siemes (Hgg.): „'Hass und Begeisterung bilden Spalier'. Die politische Autobiografie von Horst Wessel". (Bebra, Berlin. 200 S., 18 Euro. ISBN 978-3898090926).

welt.de 16.3.2012

Nicht klar ist, auf wen die Fälschungen am Text (nach Vorbild von Guido Knopp) zurückgehen – die Herausgeber, den Welt-Autor, die Welt-Redaktion oder ihre Korrekturautomaten.

Siehe auch hier


Nachtrag: Die Fälschung der Rechtschreibung ist vielleicht nicht die einzige:

„Der Reichslügenmeister war bei dem Welt-Chefhistoriker gut aufgehoben. Kellerhoff ist selbst ein Fälscher -- und ein Plagiator dazu.“

Otto Köhler 26.02.2011 und in junge Welt 23.3.2012 (in richtiger Rechtschreibung)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.03.2012 um 19.41

Zum 75. Jahrestag der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ bringt „Eines Tages“ (Spiegel) einen Aufsatz von René Schlott. Als Historiker fälscht er natürlich möglichst nicht, aber ein Wort wurde doch so geändert, daß der Spiegel nicht an die gute alte Rechtschreibung erinnern mußte:

Der Papst verurteilte den Personenkult um den "Führer" und seine Anhänger als "Wahnpropheten", auf die "das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: 'Der im Himmel wohnt, lachet ihrer' (Ps 2,4)."

einestages.spiegel.de 12.3.2012

Wer in sakrilegischer Verkennung der zwischen Gott und Geschöpf, zwischen dem Gottmenschen und den Menschenkindern klaffenden Wesensunterschiede irgend einen Sterblichen, und wäre er der Größte aller Zeiten, neben Christus zu stellen wagt, oder gar über Ihn und gegen Ihn, der muß sich sagen lassen, daß er ein Wahnprophet ist, auf den das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: „Der im Himmel wohnt, lachet ihrer“.

Dokumente


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.03.2012 um 17.36

Westberliner Kripo-Beamte waren ein beliebtes Spitzelziel der Stasi. Neu ausgewertete Protokolle geben nun auch überraschende Einblicke in das Leben der am Tod von Benno Ohnesorg Beteiligten….

Kurz nach dieser Demonstration, ließ Starke seinen Freund wissen, sei etwas Außergewöhnliches passiert. Der berichtete der Stasi: "Am 18. Dezember 1966 sprach bei Starke ein hoher amerikanischer Offizier vor. Dieser bedankte sich bei Starke für seine Tätigkeit (Niederschlagung von Demonstrationen, die sich gegen den Krieg in Vietnam richteten) und sagte, dass er Starke für eine Auszeichnung mit einem Orden vorschlagen wird. Der US-Offizier bedankte sich dafür, dass diese Aktionen - besonders die vom 17.12., die sich gegen die USA richteten, so zerschlagen wurden und dass es nicht zu größeren Unruhen bzw. zu keiner Kundgebung vor der Gesandtschaft der USA in West-Berlin kam." Starke habe darauf antwortet, dass ihm "eine Reise in die USA lieber wäre als ein Orden." ...

Und dann notierte die Stasi noch eine Aussage von Einsatzleiter Starke, die ein erschreckendes Licht auf die Mentalität in seiner Truppe und die politischen Kräfte der Stadt wirft: "Die Lage der Polizei gegenüber den Studenten und anderen Aufrührern hätte sich soweit verhärtet, dass er von den verantwortlichen Männern des Senats die Erlaubnis bekommen hätte, bei großen Ausschreitungen von Demonstranten, die Leib und Leben von Polizeibeamten bedrohten, 'Schießbefehl' zu erteilen."

Todesschütze Kurras aus seiner Abteilung sagte später einmal zur Rechtfertigung seiner Tat: "Ich hatte doch das Recht zu schießen!"

einestages.spiegel.de 7.3.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.03.2012 um 04.03

Leider muß ich zur Zeit lesen lassen. Gaucks Erinnerungen werde ich aber voraussichtlich auch später nicht lesen. Theodor Ickler hat es bereits getan:

Gaucks Erinnerungen sind also in Reformschreibung gedruckt (bei einer Bertelsmann-Tochter kein Wunder), mit einigen Fehlern, die aber nicht der Rede wert sind. Leider sind auch Briefe und andere Dokumente aus der DDR-Zeit in Reformschreibung umgesetzt, was das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Wiedergabe mindert…


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.02.2012 um 19.55

Schlammschlacht für den Reichskanzler: Als Feinde des Fürsten Bernhard von Bülow den Regierungschef stürzen wollten, bekam er Hilfe aus der eigenen Familie. Sein Bruder Alfred organisierte mithilfe eines bekannten Dichters den Gegenschlag - und sorgte so für einen der größten Skandale der Kaiserzeit...

In einem vom 8. Juni 1907 datierten Brief an seinen Bruder Bernhard heißt es: "Du kannst Dir denken, lieber Bernhard, wie sehr ich unter dem betrübenden Eindruck der Berliner Skandalgeschichten stehe. Mein leider nicht hart organisiertes Herz fühlt großes Mitleid mit dem unglücklichen Phili! Wenn ich mir auch immer wieder sage, dass er sein Unglück im Wesentlichen selbst verschuldete."

einestages.spiegel.de 24.2.2012

Das durch die „Reform“ protegierte „mithilfe“ wirkt immer unangenehm, wenn Menschen Hilfe leisten. – Für das höfliche „Du“ bestand vor 2006 ein Fälschungsgebot der Kultusminister. Daß jemand in Deutschland 1907 die Heyse-ss-Regel verwendet hat, ist unwahrscheinlich und deutet eher auf schlampiges Zitieren hin. Konrad Duden hatte schon 1880 nach den preußischen und bayerischen Regeln „im wesentlichen“ verzeichnet.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.02.2012 um 10.39

Die Politiker fälschen Gesetze und Grundrechtserklärungen nicht nur orthographisch, sondern übertölpeln auch inhaltlich. Hier nur Ausschnitte aus dem langen Artikel von Rolf Schwanitz im Humanistischen Pressedienst:

BERLIN. (hpd) Laut Rolf Schwanitz, SPD-Bundestagsmitglied und Laizist, hat sich bei der Übersetzung der EU-Grundrechtecharta "die Religion" in die deutsche Übersetzung "hineingeschmuggelt" - in der Fassung der anderen Amtssprachen fehlt ein ausdrücklicher Hinweis auf die Religiosität. Schwanitz ging der Sache auf den Grund.

… In der Fassung der anderen Amtssprachen fehlt ein ausdrücklicher Hinweis auf die Religiösität. So heißt es etwa im Englischen: „spiritual and moral heritage“, im Französischen: „patrimoine spirituel et moral“. Die Wendung „spiritual and moral“ wurde im Übrigen bewusst aus der Präambel der Satzung des Europarates vom 5. Mai 1949 übernommen, wo sie in der amtlichen deutschen Übersetzung mit „geistig und moralisch“ wiedergegeben wird. Diese Unterschiede in den amtlichen Fassungen der Präambel machten mich neugierig. Wie ist es dazu gekommen?

… Einmal mehr lernen wir, dass diese Auseinandersetzung hoch_aktuell ist und bis in europäische Grundrechts- und Verfassungsfragen hinein reicht.

… Die damalige französische Ratspräsidentschaft erklärte, sie könne eine Grundrechtecharta, deren Präambel sich auf Europas religiöses Erbe beziehe, nicht unterzeichnen. Das Wort "religiös" sei mit Frankreichs laizistischer Verfassung unvereinbar. Über diese Frage kam es im Konvent nahezu zu einem Eklat …

Einzig in der deutschen Fassung wurde auf Grund von Übersetzungsproblemen der Begriff "religiös" beibehalten, dort heisst es: "Im Bewusstsein ihres geistig-religiösen und sittlichen Erbes ..."

Dagegen lautet etwa die französische bzw. englische Fassung "patrimoine spirituel et moral" bzw. "spiritual and moral heritage"…

Die kirchliche Auffassung zum Thema blieb, getragen von den konservativen Teilnehmern im Konvent, letztlich lediglich in der deutschen Fassung erhalten. Diese Abweichung wurde als ein angebliches Übersetzungsproblem getarnt und legitimiert…

Rolf Schwanitz

hpd.de 16.2.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.01.2012 um 08.06

Rückwärts in der Zeit

Millionen Zuschauer waren irritiert: Am Silvesterabend 1986 wünschte ihnen Kanzler Kohl ein frohes 1986. Was wie ein trotteliger Versprecher klang, erwies sich als eine der größten TV-Pannen im Deutschen Fernsehen… Auch auf den Kanzler warf der Vorfall ein fahles Licht. Die schnöde Erkenntnis: Kohl hatte wenig Neues zu sagen, die Reden von 1985 und 1986 waren bis auf wenige Sätze austauschbar... Laut "taz" war der Fehler vielen Zuschauern überhaupt nur aufgefallen, weil der Kanzler zwischen den Ausstrahlungen in ZDF und ARD das Sakko gewechselt zu haben schien…
Die ARD entschuldigte sich für die Panne - allerdings zu spät, wie Kritiker fanden: Erst 90 Minuten nach der Ausstrahlung blendete man in das Programm einen Text ein: "Durch ein Versehen ist die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers heute Abend verwechselt worden. Die ARD entschuldigt sich dafür! …." Tatsächlich hatte der NDR mit dem Hinweis gezögert. Man fürchtete, die Einblendung während des mit Gags aufgelockerten ARD-Wunschkonzertes könnte als Scherz missverstanden werden …
einestages.spiegel.de 31.12.2011

Vermutlich hatte die ARD „heute abend“ geschrieben – die Wendung insgesamt herkömmlich adverbial gedacht. Die „neue“ Reformschreibung macht mit ihren „Schifffahrten“, „Stängeln“ und „Öfteren“ sogar den Eindruck eines Rückschritts um ein ganzes Jahrhundert.

Die Kulturpolitiker bestätigen mit ihrer „Rechtschreibreform“ das Kohl-Wort, daß nur ...


„Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ (Helmut Kohl, 31. August 1984)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.09.2011 um 13.04

In der Serie des Humanistischen Pressedienstes „Ohne Gott ist alles erlaubt?“ wird ein Aufruf des „Nationalkommitees Freies Deutschland“ zitiert:

Im NKFD gab es auch einen “Arbeitskreis für kirchliche Fragen”, der paritätisch mit drei evangelischen und drei katholischen Militärseelsorgern besetzt wurde. Im 15. Juli 1944 verfasste er einen Aufruf an die Geistlichen Ostdeutschlands, in denen die Rote Armee als Befreierin gepriesen wurde:

Lasst euch nicht schrecken durch die Angst vor der Roten Armee! Sie kommt nicht als Feind des deutschen Volkes, sondern allein als Feind Hitlers und seiner Trabanten. … Darum keine Panik! - Gebt beim Herannahen russischer Truppen zu erkennen, daß ihr die friedliche Bevölkerung seid! Geht ihnen mit vorangetragenen Kreuzen oder weißen oder schwarz-weiß-roten Fahnen als Zeichen eurer friedlichen Gesinnung entgegen! Verhindert, dass in eurer Umgebung geschossen wird! Veranlasst die deutschen Soldaten, den Kampf einzustellen und tragt so als Christen zur Vermeidung weiterer sinnloser Blutopfer bei! Verhaltet euch korrekt gegenüber den Besatzungsbehörden und lasst euch durch niemanden zu dem Wahnsinn eines aktiven oder passiven Widerstandes verleiten. Es liegt allein an euch, wie euch die Rote Armee behandelt.“

hpd.de 9.9.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.08.2011 um 17.21

Kieler CDU-Landeschef vor Rücktritt
… Die Chancen der Sozialdemokraten auf Übernahme der Regierung dürften nun weiter gewachsen sein. Am Sonntag twitterte SPD-Chef Stegner bereits einen fröhlichen Morgengruß in die Welt hinaus: "Musiktipp: Rolling Stones 'Surprise, surprise'. Habt einen schönen Sonntag allerseits!"
spiegel.de 14.8.2011

Wie hier schon dokumentiert, hat sich Stegner nicht dem Neuschrieb „angepasst“ – auch heute nicht:

Ralf Stegner
Musiktip: Rolling Stones "Surprise, surprise". Habt einen schönen Sonntag allerseits!
vor 11 Stunden

Ralf_Stegner
Von norwegischer Reaktion aus der Politik läßt sich etwas lernen: Weltoffenheit,Solidarität und Gemeinsinn sind stärker als rechter Terror!
25 Juli


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2011 um 14.02

1990 verwendete der DDR-Generalstaatsanwalt bereits die erst 1999 von Otto Schily bei Bundesbehörden vorgeschriebene, 1996 beschlossene Reformschreibung:

2. April 1990: Der Generalstaatsanwalt der DDR übermittelt Außenminister Oskar Fischer den "Entwurf einer Verbalnote, die in der Auslieferungsangelegenheit Alois Brunners an die Syrische Arabischen Republik übermittelt werden könnte". … Darin heißt es: "Der ehemalige SS-Hauptsturmführer Alois Brunner [...] steht unter dem dringenden Verdacht, in den Jahren 1942 und 1943 auf dem Territorium der heutigen Deutschen Demokratischen Republik maßgeblich an Verbrechen gegen die Menschlichkeit mitgewirkt zu haben. Er wird beschuldigt, als Angehöriger des Judendezernats IV B4 des faschistischen Reichssicherheitshauptamtes gemeinsam mit dem inzwischen zum Tode verurteilten SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann die Deportation jüdischer Bürger Berlins in Massenvernichtungslager des NS-Regimes veranlasst zu haben."

einestages.spiegel.de 9.8.2011

Der Text entstammt einer Buchveröffentlichung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.08.2011 um 11.22

Werbung für Hühneraugenpflaster mit 1996er Dass-Deutsch:

FRÜHE SKANDAL-REKLAME
HETZEN, BIS DAS HÜHNERAUGE PLATZT!


"Bekanntlich hängt die Schlagkraft einer Truppe von ihrer Marschfähigkeit ab", dozierte Dr. Unblutig in der Werbeanzeige von 1925. "Da nun die Ententekommission in jeder alten Gummiunterlage und in jedem Luftkissen eine Gasmaske wittert, besteht die Gefahr, dass sie bei Verwendung der vorzüglichen Kukirol-Präparate bei der Reichswehr eine unzulässige deutsche Rüstungsmaßnahme erblickt und die Zerstörung der Kukirol-Fabrik verlangt. Deshalb rate ich Ihnen: Kukirolen Sie! Aber kukirolen Sie heimlich." Auf keinen Fall dürfe herauskommen, "dass der deutsche Soldat keine Hühneraugen mehr hat, sonst bekommen es die Sieger wieder mit der Angst…"

einestages.spiegel.de/ 8.8.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.07.2011 um 19.31

Der gesuchte Alt-Nazi Brunner hat anscheinend noch in Damaskus dem Bundesnachrichtendienst zugearbeitet, aber Unterlagen darüber sind vernichtet worden, lt. Spiegel:

Über den Inhalt der vernichteten Brunner-Akte finden sich im BND-Archiv gegensätzliche Angaben. In einem Vermerk für die Spitze des Hauses hielt 1988 ein BND-Mitarbeiter fest, das Material stamme "fast ausschließlich aus der Zeit von 1957 bis 1964" und sei "von Quellen und Gesprächspartnern aus Nahmittelost geliefert" worden.

Der Vermerk ist offensichtlich zurückdatiert und wird erst nach 1999 verfaßt worden sein (in Reformdeutsch). BND und Spiegel gehen dieser Fälschung anscheinend arglos auf den Leim, denn das Magazin zitiert ungerührt weiter:

Es befasse sich "ausschließlich mit dem Leben, den Verbindungen und Geschäften des Alois Brunner [...] in Ägypten und Syrien" und enthalte "keine Hinweise darauf, dass Brunner zu irgendeiner Zeit für den BND tätig war, weder als Sonderverbindung oder Quelle noch als hauptamtlicher Mitarbeiter".

spiegel.de 20.7.2011

Auch das vorhergehende Zitat ist in der Datierung fragwürdig:

Ein Mitarbeiter schlug am 22. Februar 1994 vor, "der BND sollte sich von diesen Unterlagen trennen". Gründe dafür nannte er nicht. Drei Jahre später findet sich auf einem Blatt der Hinweis: "Datenschutzbeauftrager hat dafür gesorgt, dass gelöscht wird", es sei "nichts mehr vorhanden".

Daß der Text in der Spiegel-Redaktion selbst versehentlich verfälscht worden sein könnte, ist bei der bekannten Sorgfalt der dortigen Mitarbeiter – auch in Rechtschreibfragen – eher unwahrscheinlich.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.07.2011 um 09.24

Kalenderblatt 2011: 10. Juli
Berlin (dpa) - Das aktuelle Kalenderblatt am 10. Juli

AUCH DAS NOCH
1997 - dpa meldet: «Ich habe mich nie mit der Rechtschreibreform befasst. Ich befasse mich nur mit wichtigen Dingen.» (Bundespräsident Roman Herzog im Gespräch mit Jugendlichen auf die Frage, ob die Rechtschreibreform zurückgenommen werden sollte).
[Südeutsche Zeitung]

Vorher war Herzog Präsident des Bundesverfassungsgerichts.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.07.2011 um 09.59

DDR-Mode: Ä Päschn For Fäschn

Auch für den Fall, dass Risse auftraten, hatte die "Junge Welt" [im Mai 1968 ] einen Rat: "Wenn man von links einen Streifen durchsichtige Klebefolie über den Riss klebt, ist er von außen weder zu spüren noch zu sehen. Allerdings muss dieser 'Klebevorgang' nach jeder Wäsche wiederholt werden, da sich der Klebstoff durch das Wasser löst."
spiegel.de 18.11.2009

Die „junge Welt” schreibt bis heute in anständiger traditioneller Rechtschreibung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2011 um 16.40

Luther war voller Ironie gegenüber seinen Gegnern - aber er hatte auch Humor

… Zu den Beispielen für die satirische Seite von Luthers Humor zählt der Titel seiner Schrift »Wider Hans Worst« von 1541. Der antiprotestantische Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel wird hier tatsächlich als »Hanswurst« apostrophiert: »Denn er ist ein trefflicher Mann, in der Heiligen Schrift geschickt, behende und bewandert - wie eine Kuh auf dem Nussbaum oder eine Sau auf der Harfe!« Das vielleicht schönste Beispiel für Luthers satirische Fähigkeiten bietet seine letzte gegen Kardinal Albrecht von Mainz gerichtete Schrift »Neue Zeitung vom Rhein« von 1542. Auf dessen Ankündigung hin, jährlich seine Reliquiensammlung in Mainz auszustellen, reagierte Luther ironisch: Es seien neue Partikel dort hinzugekommen, etwa drei Flammen vom brennenden Dornbusch, ein schönes Stück vom linken Horn des Mose, ein Rest von jener Flagge, mit der Christus das Totenreich geöffnet hätte, ein halber Flügel von dem Erzengel Gabriel und fünf glänzende Saiten von Davids Harfe. Sogar Albrecht selbst solle dem Heiligtum in seinem Testament ein Quäntchen von seinem treuen frommen Herzen und ein ganzes Lot von seiner wahrhaftigen Zunge vermacht haben...

sonntagsblatt 6.3.2011

Der Autor will wohl reformiert zitieren und hätte dazu das dumme „behände“ gebrauchen müssen. Das „Quäntchen“ ist aber trotzdem unzulässig, denn zum „Lot“ gehört notwendig das „Quentchen“. Muß denn Werner Thiede (oder sein Korrektor) auf den Reliquienschwindel auch noch den Rechtschreibschwindel draufsetzen?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.03.2011 um 17.38

Es sei das beste Buch über den deutschen Widerstand, urteilte der Auschwitz-Überlebende Primo Levi über Hans Falladas letzten Roman "Jeder stirbt für sich allein". Dennoch geriet es schnell in Vergessenheit. Erst jetzt, mehr als 60 Jahre nach Falladas Tod, wurde der Roman wiederentdeckt und neu aufgelegt - und zwar so, wie von Fallada ursprünglich geschrieben. Jan Ehlert hat beide Fassungen gelesen…

... Vor allem die Tatsache, dass Fallada das Ehepaar, das bei ihm Otto und Anna Quangel heißt, als Mitläufer darstellt, die lange Zeit ebenfalls an Hitler geglaubt hatten, sah der Verlagsleiter des Aufbau-Verlags, Kurt Wilhelm, problematisch. Er schrieb daher an Fallada:

"Es ist vielleicht ganz gut, wenn wir die eine oder andere in Betracht kommende Stelle im Roman vor Drucklegung ausbügeln, denn man soll nicht unnötig den Rezensenten der Zeitungen zu einer billigen Kritik verhelfen."

Doch das Schreiben erreichte Fallada nicht mehr. Er starb vor der Veröffentlichung in einer Entzugsklinik. Im Aufbau-Verlag erschien schließlich die gewünschte politisch geglättete Ausgabe. Das ursprüngliche Manuskript wurde jedoch aufbewahrt und jetzt erstmals veröffentlicht.

Darin befindet sich ein ganzes Kapitel zur Nazi-Vergangenheit von Anna Quangel, das bei der Überarbeitung herausgestrichen wurde.

Leseprobe:

Die Dame begrüßte Anna Quangel gebührend, aber nur mit einer lässigen Erhebung des Armes. "Heil Hitler!" Ernst und genau korrigierte Anna Quangel durch ihr zackiges "Heil Hitler" diese Nachlässigkeit. Sie empfand plötzlich eine tiefe Abneigung gegen dieses bildschöne Geschöpf, das doch nur ein Weibchen war und das nie Frau und Mutter werden würde, wie es Anna Quangel gewesen war und noch war. Sie hasste und verachtete die andere.

Jeder stirbt für sich allein

Fallada, Hans
Verlag: Aufbau, 704 Seiten
Preis: 19,95 €

ndr.de 28.2.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.01.2011 um 16.04

Rechte „Wissenschaft“

Bei der Recherche aus Anlaß der versuchten Buchveröffentlichung in diesem Forum stieß ich auf einen rechten Wikipedia-Klon. Kenntlich werden die Verfertiger meist beim Thema Einstein und Relativität. Mit solchen Leuten will man nichts zu tun haben. Schon die Rechtschreibung zeigt das unfähig Zusammengestoppelte des Textes:


[„Albert Einstein“] … Erst nach Abschluss der Kantonsschule in Aarau konnte er dann 1896 an der TH Zürich sein Studium aufnehmen … Zur Nachricht, daß seine Büste in die „Walhalla“ kommen sollte, feixte der in Neu York erscheinende jüdische „Aufbau“: …

[Link zu: „Schickse“] Die Machtjuden verlangen von den jeweiligen Regierungen im Westen, daß Hass auf Nichtjuden und Abscheu gegenüber nichtjüdischen Frauen vom Gesetzgeber geschützt werden sollen.

Plagiarismus – Albert Einstein eignete sich in seiner Schrift des Jahres 1905 über die „spezielle Relativität“ und E = mc² die Arbeiten mehrerer Wissenschaftler an…

[„Relativitätstheorie“] Es existieren mehrere Experimente, für die von den Anhängern der Relativitätstheorie behauptet wird, dass sie die Sätze der RT bestätigen, d.h. verifizieren.. …

Widerlegung der gesamten Relativitätstheorie
Es gelingt außerordentlich leicht, die RT mit ihren "hauseigenen" Mitteln widerlegen zu können.

Ein geistesverwandtes Machwerk behauptete, Schöpfer der Relativitätstheorie sei der Physiker Hasenöhrl. Der Name ist dieser „Stupedia“-Enzyklopedie unbekannt, dafür werden Preston, Lorentz und Poincaré erwähnt, denen Teilerkenntnisse gelungen waren. Max Born wird als Zeuge für den Plagiatsvorwurf hingestellt. Unterschlagen wird natürlich dessen Einschätzung:

Einsteins allgemeine Relativitätstheorie „
erschien und erscheint mir auch heute noch als die größte Leistung menschlichen Denkens über die Natur, die erstaunlichste Vereinigung von philosophischer Tiefe, physikalischer Intuition und mathematischer Kunst. Ich bewundere sie wie ein Kunstwerk.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2010 um 10.19

Immer wieder stößt man auf unnötig unterwürfigen Anpassungseifer an den Reformunfug der Kultusminister. Zum Stichwort Lyrik oder besser Poeterey brachte heute bei Sprachforschung.org Theodor Ickler einen Kommentar:

»Unter dem Stichwort "Carpe diem" findet man bei Wiki auch das bekannte Gedicht von Martin Opitz. Es ist auf Reformschreibung umgestellt, aber der Text ist in anderer Hinsicht so fehlerhaft wiedergegeben, daß sich gar keine ordentlichen Verse mehr ergeben – beim Altmeister der deutschen Poeterey eine Schande!«

Ich selbst habe gerade ähnliches feststellen müssen, weniger poetisch, aber doch literarisch: Um meinem eingerosteten Vokabelwissen etwas nachzuhelfen, rief ich die deutsche Übersetzung des Codex Hammurabi auf und fand:

Bei der Bearbeitung des vorliegenden sehr alten Textes wurden zur leichteren Lesbarkeit schwer verständliche Ausdrücke und Schreibweisen [!] in verständliches Deutsch übertragen, die wichtigsten Regeln der neuen Rechtschreibung wurden übernommen, die Satzzeichen wurden in der Regel belassen, um das Verständnis des Textzusammenhanges zu unterstützen. Der Text wurde jedoch inhaltlich nicht verändert oder gekürzt. Quelle: Dieser Textfassung liegt die Übersetzung von Hugo Grassmann, Altorientalische Texte zum alten Testament, Berlin 1926 [!], S. 380ff zu Grunde.

Wenn doch heute auch noch gelten würde, was der Herrscher -1750 im Epilog seiner Gesetzesstele verkündet hat:

Šumma awilum šu ana awatia ša ina naria ašturu …
»Gesetzt, dieser Mann hat meine Worte, die ich auf meine Tafel geschrieben habe, nicht geachtet,… das Recht, das ich gerichtet, getilgt, meine Worte verdreht, meine Darstellungen verändert … – der große Anu, der Vater der Götter, … möge ihm seinen königlichen Glanz wegnehmen, sein Zepter zerbrechen, sein Geschick verfluchen.«

Das galt für Regenten. Sonst heißt es bei drei Dutzend Vergehen:
awilum šu idak „dieser Mann wird getötet“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.12.2010 um 20.34

"Gottschalk: Robbie holte Show aus dem Koma" - so überschrieb die Wiener Tageszeitung "Österreich" einen Artikel über den Auftritt von Take That bei "Wetten, dass..?" am Samstag. Nur: Bekanntlich wurde die Show abgebrochen, nachdem ein Wettkandidat sich beim Versuch, mit Sprungfedern über fahrende Autos zu springen, schwer verletzte. Take That waren als Showhöhepunkt geplant, doch zu ihrem Auftritt kam es nicht mehr. Besonders makaber an der Titelzeile des Blattes: Der Kandidat Samuel K. wurde am Sonntag in ein künstliches Koma versetzt. Sein Zustand gilt als kritisch.

spiegel.de 6.12.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.12.2010 um 09.11

In der orthographischen Wiedergabe von Zitaten bürgert sich eine neue Schizophrenie ein. Einige, besonders kurze, werden hemmungslos in die neue ss-Schreibung umgefälscht – wohl um die Leser nicht zu „verstören“. Daneben werden als historisches Kolorit altertümliche Schreibungen präsentiert – als Beispiel für die Veränderbarkeit von Rechtschreibung. (Der Gipfel ist dann die ss-reformierte mittelalterliche Schreibung, wie in den Kieler Nachrichten schon beobachtet.) Auch das „Neue Deutschland“ macht mit: Aus der Besprechung des Buches von Eckart Roloff: Göttliche Geistesblitze. Pfarrer und Priester als Erfinder und Entdecker. Wiley Verlag:

»Wie schad, dass ich kein Pfaffe bin./ Das wäre so mein Fach./ Ich bummelte durchs Leben hin/ Und dächt' nicht weiter nach.« So beschrieb einst Wilhelm Busch das, wie er meinte, beschauliche Leben der berufenen Diener Gottes.

… dass es nach der Erfindung des Buchdrucks wiederum ein Pfarrerssohn war, Johann Carolus, der 1605 in Straßburg mit der »Relation aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien« die erste Wochenzeitung der Welt herausgab….

neues-deutschland.de 3.12.2010

wikisource Wie schad daß…


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.11.2010 um 18.27

Dr. Manfred Pohl

Offener Brief an die Bundesregierung, den Bundestag und das Bundesverfassungsgericht

Feststellung über die Fehlerhaftigkeit eines Verwaltungsaktes zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland


Die Textausgabe des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland vom Januar 2007 wurde durch Verwaltungsakt in die reformierte deutsche Rechtschreibung übertragen. Für diese Überarbeitung gibt es kein Gesetz, wie im Artikel 79 des Grundgesetzes festgelegt. Mit der Überarbeitung wurden im Text des Grundgesetzes 194 Änderungen in 79 Artikeln (entsprechend 43,6% aller Artikel) vorgenommen, für die es keine gesetzliche Grundlage gibt (Tabelle 1).

Im Artikel 79, Absätze 1 und 2 des Grundgesetzes ist festgelegt:
"(1) Das Grundgesetz kann nur durch ein Gesetz geändert werden, das den Wortlaut des Grundgesetzes ausdrücklich ändert oder ergänzt...
(2) Ein solches Gesetz bedarf der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestages und zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates."

Die Textausgabe des Grundgesetzes vom Januar 2007 ist somit eine Fälschung, sie ist ungültig.
[…]

gez.
Dr. Manfred Pohl
Robert-Koch-Straße 5
14547 Beelitz
http://home.arcor.de/unipohl/Spezial1.htm

Eine kleine Richtigstellung zur Aufstellung Dr. Pohls: „Hoheit“ ist, entgegen seiner Annahme, nicht in „Hohheit“ reformiert worden, obwohl dies neben „roh“, „Rohheit“ konsequent gewesen wäre.

Erwähnenswert sind besonders auch die Beiträge von
Bendicht Arni
in Dr. Pohls Auftritt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.11.2010 um 06.11

So blutig rächte sich Karl der Große an den Sachsen

VON PROF. GUIDO KNOPP

FOLGE 1: KARL DER GROSSE UND DIE SACHSEN

Er hat den Grundstein für das heutige Europa gelegt: Karl der Große …

Ein Herrscher, ein Reich, ein Glaube – dieser Gedanke geht auf Karl den Großen zurück. Doch ein brutaler Krieg trübt das Bild der Lichtgestalt. Im Osten des Reiches, dem späteren Deutschland, führt er 33 Jahre erbitterte Kämpfe gegen die Sachsen…

In Verden an der Aller wird Karl ein Exempel statuieren. Es ist eine Racheorgie: Nie wieder soll ein Sachse es wagen, sich gegen ihn zu erheben. Auf Karls Befehl werden wohl über tausend gefangene Sachsen hingerichtet – eine Tat, die über die Jahrhunderte einen Schatten auf das Bild des großen Frankenkönigs wirft.

Karl der Große schuf ein Fundament, das den Kontinent prägte. Deutsche und Franzosen betrachten ihn gleichermaßen als Stammvater.

Er ist gewiss der erste Europäer, an den heute jeder Politiker erinnern muss, wenn es um die Vereinigung Europas geht…

bild.de 13.11.2010

Guido Knopp betreibt nicht nur Fälschung von Schriftzeugnissen (hier und da dokumentiert), sondern auch Verharmlosung von Verbrechen der Vergangenheit. In allen überlieferten Quellen wird berichtet, daß Karl der Große 4500 Sachsen töten ließ (soviel wie Stalin 1940 Polen in Katyn). Wenn die Deutschen Karl als „Stammvater“ betrachten sollen, dann müßten die Israelis ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.10.2010 um 09.29

Ralph Giordano ist ein Gegner der „Rechtschreibreform“ und läßt auch seine Bücher in bewährter Rechtschreibung erscheinen. Aber macht er vielleicht bei Briefen, die für die Veröffentlichung in den Medien bestimmt sind, Zugeständnisse? Die verfälschende Konvertierpraxis der Zeitungen läßt uns im unklaren:

… Was, Herr Bundespräsident, sind Salman Rushdies "Satanische Verse" gegen diese Beschwörungen? Hier machen Muslime Schluss damit, die Verantwortlichkeit für die eigenen, selbstverursachten Übel und Missstände an "Europa", den "Großen Satan USA" oder den "Kleinen Satan Israel" zu delegieren. … "Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland" - wirklich? … Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass es nicht unbedrohlich ist, daran Zweifel zu äußern - ich weiß, wovon ich rede. Der Islam kennt die kritische Methode nicht. Deshalb wird Kritik stets mit Beleidigung gleichgesetzt. Was nicht heißt, daß es keine kritischen Muslime gibt. …
mvregio.de 12.10.2010

Der Inhalt ist bemerkenswert. Seine Diskussion überschreitet aber den Rahmen unseres Themas.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.10.2010 um 06.11

Auf der Website des Rechtschreibrates findet man folgende Zeile:

"Das amtliche Regelwerk lag 1995 als Beschlussvorlage vor."

Der Ausdruck "amtliche Regelwerk" ist eine anklickbare Adresse, aber wenn man dem folgt, gelangt man zur überarbeiteten Fassung von 2004. Das läuft tatsächlich auf eine Geschichtsfälschung hinaus.

sprachforschung.org 2.10.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.09.2010 um 07.16

Th. Ickler schreibt bei sprachforschung.org:

19.09.2010
Geschichtspolitik?

Die Reformer vertuschen ihre Fehler
Ein Freund fragte mich kürzlich, wo man eigentlich das Regelwerk von 1996 findet, immerhin das mit Abstand wichtigste Dokument der ganzen Rechtschreibreform. Soweit ich sehe, verzichten IDS und Rechtschreibrat darauf, es zu dokumentieren, die "alte" Rechtschreibung ist dort die zweimal reformierte von 2004. Oder habe ich etwas übersehen?

Die Regeln von 1996 findet man etwa hier:
http://www.ejustice.just.fgov.be/mopdf/1999/04/08_A1.pdf
- aber das hätte man nicht ohne weiteres erwartet.

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1339


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.09.2010 um 07.17

Prof. Icklers Leserbrief in der Süddeutschen:
sprachforschung.org 17.9.2010

Die dass-Schreibung ist wohl eine irreführende Fälschung der Redaktion.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.09.2010 um 07.05

Das "Reichsbürgergesetz" schuf Staatsbürger erster und zweiter Klasse, § 2 Absatz 1 besagte: "Reichsbürger ist nur der Staatsbürger deutschen und artverwandten Blutes, der durch sein Verhalten beweist, dass er gewillt ist, in Treue dem Deutschen Volk und Reich zu dienen."

einestages.spiegel.de 17.9. 2010

Die Abbildung bei Wikipedia beweist die Fälschung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.09.2010 um 10.27

LEUCHTREKLAME IN DER DDR

… Leipzig war eine der ersten Städte, in denen der neue Geist spürbar wurde. "Unsere Stadt muss als Handelsmetropole von Weltgeltung selbstverständlich ein modernes Gesicht haben, auch bei Nacht", forderte die "Leipziger Volkszeitung" 1955.
… Und für den Berliner Alexanderplatz plante die SED 1969 für sechs Millionen Mark die aufwändigste Werbeanlage der DDR. Die zehn Quadratmeter große Bildwand sollte pünktlich zum 20. Jahrestag der DDR fertig gestellt sein.

einestages.spiegel.de 16.9.2010

Auch noch: eine fertige Bildwand auf-wändig gestellt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.09.2010 um 18.31

Wie bringt man den 11.September und die Islamisierung mit Monteverdis Marienvesper zusammen? Patrick Bahners schafft es – über Eliot Gardiner, der meint, den Mu’ezzin zu hören. (Ich habe es immer für Psalmodieren gehalten):

Vor vierhundert Jahren wurde Monteverdis Marienvesper gedruckt. Der Dirigent Sir John Eliot Gardiner blickt zurück auf Festkonzerte in fünf Jahrzehnten und vernimmt in der Bitte an Gott, die die Marienvesper eröffnet, das Echo des Muezzins.

Von Patrick Bahners

… 1967 schrieb Arnold in einer Besprechung: „Ohne Zweifel haben alle Berufe ihre Risiken. Für den Monteverdiforscher birgt das größte Risiko jene Loreley der Musikwissenschaft, die Vesper von 1610. Wer sie ediert, verurteilt sich als Gelehrter zum Tode. Wer sie aufführt, muss mit einer Katastrophe rechnen…“

... Die Marienvesper hat für Gardiner etwas Levantinisches. Bevor er das Studium in Cambridge aufnahm, verbrachte er ein halbes Jahr in Syrien und im Libanon, um Arabisch zu lernen. In der Bitte an Gott, die die Marienvesper eröffnet, „Deus in adiutorium intende“, und die auch in jeder College-Vesper zu hören ist („O Lord, make speed to save us“), vernimmt Gardiner das Echo des Muezzins…
faz.net 11.9.2010

Solche Katastrophen habe ich, auch als mitwirkender Chitarronist, nie erlebt, höchstens kleine historische Unzulänglichkeiten – wie hier die „muss“-Verdeutschung im Arnold-Text.

Bahners hat übrigens in seinem Buch „Im Mantel der Geschichte: Helmut Kohl oder Die Unersetzlichkeit, Berlin 1998“ verraten, daß Helmut Kohl zur selben Zeit schon mit der Idee einer Rechtschreibreform schwanger ging: „Nach einem Aufschub von drei Jahrzehnten ist allerdings diejenige Neuregelung verwirklicht worden, die nach Kohls Planungen aus dem Epochenjahr 1968 Schul-, Verwaltungs- und Justizreform komplettieren sollte: die Reform der deutschen Rechtschreibung.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.09.2010 um 06.15

Er hetzte gegen die DDR - und soll für sie spioniert haben: Der Karikaturist Gernot Hilliger galt im Westen als "schnellster Portraitzeichner der Welt" und Gegner des SED-Regimes. Erstmals komplett ausgewertete Akten legen jedoch nahe, dass er Jahrzehntelang enge Freunde an die Stasi verraten hat….

Als junger Mann verbrachte der gelernte Chemielaborant Hilliger einige Jahre in DDR-Gefängnissen. … Damals prophezeite ihm ein Mithäftling aus der Bundesrepublik, mit seinem "sentimentalen Charakter" würde er im Westen untergehen. Jenseits der Mauer wehe ein rauer Wind. Er müsse rücksichtslos sein und korrupt, um sich drüben durchzusetzen...

Am 7. Mai 1977 soll Hilliger erstmals mit seinem Auto über den Grenzübergang Berlin-Friedrichstraße in die DDR eingereist sein, um sich in Bad Saarow mit der Stasi zu treffen. In einer Notiz von Adolf Storch heißt es über Hilliger: "Zu Beginn des Gespräches erklärte er, dass er mit mir als Privatperson sprechen möchte, nicht als Vertreter unseres Organs. Dazu habe ich ihm unmissverständlich klargelegt, dass ich als Privatperson seine Einreise zu diesem Gespräch nicht ermöglichen hätte können."…

Laut Aktenlage machte sich der "IMB Brunnen" im Frühjahr 1978 bei einem gemeinsamen Skiurlaub mit Jahn heimlich an dessen Tasche zu schaffen und schrieb sich sämtliche Adressen aus dem Notizbuch des Fluchthelfers heraus. … "Durch die KD (Kreisdienststelle; die Red.) Fürstenwalde wurde durch eine Operativinformation vom 26.4.78 bekannt, dass der … die Ausschleusung seiner Schwester … vorbereiten soll."

einestages.spiegel.de 8.9.2010

Auch die „WELT“ zitiert verfälscht:

Der Spitzel bekam den Auftrag, den jungen Mann "fester an sich zu binden und auf ihn Einfluss zu nehmen" sowie "weiter zur Isolierung von V." beizutragen. Ziel war es laut Stasi-Akte, den DDR-Kritiker "aus der Öffentlichkeit herauszulösen". Hilliger sei der hinterhältigste Mensch, der ihm je begegnet sei, sagt Vogt heute.

welt.de 7.8.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.09.2010 um 10.50

Während die SPD mit Sarrazins Thesen hadert, will sich dieser nicht von der rechtsextremistischen NPD vereinnahmen lassen. Er zeigte die NPD, die mit seinem stilisierten Porträt und dem Spruch "Alle wissen - Sarrazin hat Recht" wirbt, wegen Verstoßes gegen das Kunst-Urhebergesetz an…

taz.de 13.9.2010

In der NPD-Homepage steht: „Alle wissen – Sarrazin hat recht“.
Auf dem abgebildeten Plakat ist jedoch alles in Versalien geschrieben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2010 um 05.52

... Auch die CENESEX-Chefin Mariela Castro Espín ist weit über die Grenzen Kubas hinaus als fachkundige Expertin bekannt. Doch einige Medien der Hansestadt machen aus ihrer Teilnahme einen Skandal, denn sie ist die Tochter des kubanischen Präsidenten Raúl Castro...

[Mariela Castro Espín:] Von der Zeitschrift Der Spiegel bin ich sehr enttäuscht, denn den Journalisten dort fehlt professionelle Ethik. Ich habe ihnen ein Interview gegeben, das ich mit meiner eigenen Kamera gefilmt habe, weil ich von der gegenüber Kuba feindlichen Einstellung dieser Zeitschrift wußte und sichergehen wollte, daß sie mein Interview nicht verändern. In der gedruckten Fassung hat die Redaktion Fragen eingefügt, die sie mir nie gestellt hat. Eine solche Frechheit und ein solches Fehlen von Professionalität habe ich noch nicht erlebt, nicht einmal bei Medien in den USA. Ich hatte natürlich schon Probleme mit anderen Medien, aber eine solche Feindseligkeit und eine solche Falschheit bei der Herstellung eines Interviews habe ich noch nicht erlebt. Sie haben zu dem Interview sogar noch einen Artikel veröffentlicht, der voller Lügen ist. Die Phantasie dieses Autors ist wirklich beeindruckend. …

jungewelt.de 7.8.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.08.2010 um 05.33

Neuer Ärger um Stiftung
Vertriebenenvertreter unter Revanchismusverdacht
… Tölg hat vor zehn Jahren in einem Interview mit der rechtslastigen Zeitung "Junge Freiheit" behauptet, wer über Zwangsarbeiterentschädigung spreche, müsse auch deutlich machen, "dass gerade die Länder, die am massivsten Forderungen gegen uns richten, genügend Dreck am Stecken haben, weil sie Hunderttausende deutscher Zwangsarbeiter in zahllosen Lagern hatten". Und: "Während in Nürnberg von den Siegern die deutschen Kriegsverbrecher zurecht verurteilt wurden, haben die gleichen Länder bezüglich Zwangsarbeitern ähnliche Verbrechen begangen wie Hitler-Deutschland."
Dietmar Nietan, Außenpolitiker der SPD-Bundestagsfraktion, sprach in der "Frankfurter Rundschau" schon vor Tagen von "klar revanchistischen Positionen"…

spiegel.de 3.8.2010

Wer sich die Mühe macht, im JF-Archiv nachzusehen, findet, daß der „Spiegel“ das „dass“ in den Text hineingefälscht hat, jedoch das im Original schon falsche „zurecht“ belassen hat.
JF Archiv

Im übrigen ist hier der Begriff „Revanchismus“ eine Wortprägung der DDR-Propaganda, die Stalins Annektion Ostpolens absichern sollte, denn Polen war ja dafür mit den deutschen Ostgebieten „entschädigt“ worden. Inzwischen haben sich Parteien und Medien aller Couleur diese Denunziation von (völkerrechtlichen) Rechtsansprüchen bedenkenlos zu eigen gemacht. Selbst die alte Bezeichung „Mitteldeutschland“ gilt nun als „revanchistisch“.

„Revanchismus“ war ursprünglich die Bezeichnung für das Streben in Frankreich, Elsaß-Lothringen nach 1870/71 gewaltsam zurückzuerobern.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2010 um 15.48

Im Wartezimmer gelesen: Stern v. 6.5.2010:

Aus einem Brief von Ulrike Meinhof wird über Klaus Rainer Röhl zitiert:
„… und ich weiß halt, dass er diese Tendenzen, die da jetzt in der Zeitung immer stärker werden, dass er die halt selbst hat und manchmal gegen seine Kinder anwendet.“

Aus „Konkret“ (v. 8 April 1971 – 25 Jahre vor der „Reform“), damals von Röhl herausgegeben, wird zitiert:
„Sie war elf Jahre alt … Ich weiß, dass sie unter ihrem Schlafrock nackt war.“ („Verfehlung in Hongkong“).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.06.2010 um 09.07

Der Althistoriker und frühere Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Christian Meier, ist als vehementer Gegner der „Rechtschreibreform“ bekannt. Einmal soll er lieber auf den Abdruck seines Artikels im „Spiegel“ verzichtet haben, als daß er ihn der Deformierung aussetzen lassen wollte.

Nun wurde gerade eine Rezension seines jüngsten Buches „Das Gebot zu vergessen …“ auf der Seite der freidenkenden neuen „Humanisten“ veröffentlicht, die sich nicht selten übertrieben eifrig der obrigkeitlichen Schreib-Zwangsmissionierung unterwerfen. Daß davon auch Christian Meier nicht verschont wird, war allerdings nicht zu erwarten:


Rezension 25 Jun 2010 - 09:03 Nr. 9799
Die Unabweisbarkeit des Erinnerns
(hpd) Der Althistoriker Christian Meier erörtert die Frage, ob der „öffentliche Umgang mit schlimmer Vergangenheit“ eher von Erinnerung oder Vergessen geprägt sein soll. Aus der historischen Betrachtung plädiert er für Letzteres, macht bezüglich der NS-Vergangenheit aber eine Ausnahme, die aber nur ab den 1960er Jahren gelten soll. …

In seinem Essay „Das Gebot zu vergessen und die Unabweisbarkeit des Erinnerns“ heißt es mit Blick auf die Geschichte: „Immer wieder wird beschlossen, vereinbart, eingeschärft, dass Vergessen sein soll, Vergessen von vielerlei Unrecht, Grausamkeit, Schlimmem aller Art“ (S. 10).

Diese Einschätzung belegt der Autor nach Betrachtungen zu fast zweieinhalb Jahrtausende europäischer Geschichte: Sie setzen ein in der griechischen und römischen Antike, wo man mehrmals aus Angst vor einem blutigen Bürgerkrieg und um der Gewährung des inneren Friedens willen eine Amnestie für politische Morde erließ. Denn, so Meier, „die Erinnerung an Schlimmes erzeugt gern den Drang zur Rache; was zugleich heißen kann: zu Gerechtigkeit, einer Gerechtigkeit freilich, die allzu leicht auf parteiliche Weise gesucht wird, so dass das Bedürfnis nach Widerrache entsteht“ (S. 13).

Ähnliche Motive werden für Verdrängen und Vergessen auch für spätere historische Ereignisse im Mittelalter und der Neuzeit ausgemacht. Ihnen widmet der Althistoriker indessen nur geringe Aufmerksamkeit. Als Lehre aus dieser geschichtlichen Betrachtung formuliert Meier: „Indem man die Fähigkeit hat, einen Schlusspunkt zu setzen, verzichtet man bewusst um des Friedens willen auf die Ahndung von vielerlei Unrecht“ (S. 45).

... Meier schließt seine Betrachtung mit den Worten: „Die uralte Erfahrung, wonach man nach solchen Ereignissen besser vergisst und verdrängt als tätige Erinnerung walten zu lassen, ist noch keineswegs überholt. Und es ist keineswegs ausgemacht, dass tätige Erinnerung Wiederholung ausschließt“ (S. 97). …

Armin Pfahl-Traughber

http://hpd.de/node/9799


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.06.2010 um 12.12

Der Spiegel („eines tages“) zitiert offensichtlich, verschweigt die Quelle und kann nun den einstigen Generalinspekteur der Volkspolizei und SED-Kritiker, Robert Bialek, in der „Reform“ von 1996 schreiben und reden lassen:

Bialek erinnerte sich 1954 an diesen Streit, den Ausgangspunkt eines jahrelangen Kräftemessens zwischen ihm und Mielke, das sein Leben für immer ändern sollte: "Mielke wurde blutrot, sein Gesicht verzerrte sich zu einer brutalen Fratze und schreiend antwortete er mir: 'Du bist ein Lump, ein Verräter, man müsste dich verhaften lassen!' Daraufhin ich: 'Werde nicht vollends größenwahnsinnig, Genosse Mielke.' Daraufhin Mielke, wobei er nach seiner Pistole griff: 'Geh mir aus den Augen, du Schuft.' Daraufhin ich: 'Lass deine Pistole stecken, ich habe auch eine und es könnte sein, dass ich schneller bin. Übrigens wirst du deine Haltung verantworten müssen.' Daraufhin verließ ich sein Zimmer."

Längst ist bekannt, dass Bialek seinen Widerstand gegen Mielke schließlich mit dem Leben bezahlen sollte. Bis heute blieb jedoch eines im Detail ungeklärt: Wann und wie er starb. Das Letzte, was von ihm aktenkundig ist, ist der Umstand, dass er im Februar 1956 von Stasi-Mitarbeitern entführt wurde.

einestages.spiegel.de 23.6.2010

Das reformierte „Letzte“ ist dazu das wirklich Letzte, was die Reform hervorgebracht hat.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.05.2010 um 06.16

Ulla Jelpke, eine rechte Linke, wird im „Spiegel“ zitiert:

Während Antikommunisten "mit Schaum vorm Munde an der weiteren Dämonisierung der DDR und insbesondere des Ministeriums für Staatssicherheit" arbeiteten, seien "aus Euren Kreisen umfangreiche nüchterne wissenschaftliche Untersuchungen zur HVA entstanden", schreibt Jelpke den Ex-Agenten. Danach relativiert sie: "Man muss nicht jede Eurer Einschätzungen teilen" - um hinzuzufügen: "Aber es gilt anzuerkennen, dass wohl kaum ein anderer Geheimdienst so umfassend von seinen eigenen ehemaligen Mitarbeitern und Kundschaftern historisch aufgearbeitet wurde wie die Auslandsaufklärung der DDR."

spiegel.de 19.5.2010

Sie hat aber in Wirklichkeit geschrieben, laut ihrer Homepage:

... Man muß nicht jede Eurer Einschätzungen teilen. Aber es gilt anzuerkennen, daß wohl kaum ein anderer Geheimdienst so umfassend von seinen eigenen ehemaligen Mitarbeitern und Kundschaftern historisch aufgearbeitet wurde, wie die Auslandsaufklärung der DDR. [usf.]

ulla-jelpke.de

Man lasse sich nicht durch den Fehlgriff „so genannt“ am Anfang irritieren. Als (ehemalige) Mitarbeiterin der „jungen Welt“ hat sie zweifellos die Qualität der traditionellen Schreibweisen zu schätzen gelernt. Aber davon dürfen Spiegelleser nichts erfahren.

Nachtrag – Der Eiertanz ums „ß“:
Korrekt bringen den Jelpke-Brief nur „Red Globe“ (mir bis dahin unbekannt) und „junge Welt“. Andere fälschen munter drauf los, z.B. auch „Focus“. Die „Welt“ bezieht sich dabei auf das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“.
„Die Presse“ bringt korrekt das reformierte „so genannt“, meidet aber die tabuisierten „ß“, obgleich auch sie den Link zur Homepage angibt.
Die „Süddeutsche“ zitiert erst nach dem „daß“:
Es gelte anzuerkennen, dass "wohl kaum ein anderer Geheimdienst so umfassend ... ".
sueddeutsche.de 19.5.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.05.2010 um 17.05

... trotz Vergewaltigung an die ab 1996 gültige ss-Regel gedacht:

TV-Zweiteiler von "Anonyma. Eine Frau in Berlin"

"Ich hörte Schritte hinter mir. Da stehen zwei blutjunge, russische Soldaten…. .Mit vorgehaltener Pistole." … So wie die Anonyma, die in ihrem Tagebuch schreibt: "Ich weiß nur, dass ich überleben will - ganz gegen Sinn und Verstand, einfach wie ein Tier." …
Würde sie Frauen, die Ähnliches erlebt haben, raten, zu reden? …
Wie gruselig es war, beschreibt die Anonyma drastisch: "Gestank von Gaul und Tabak. Ich reiße die Augen auf. Geschickt klemmen die fremden Hände mir die Kiefer auseinander. Aug in Auge. Dann lässt der über mir aus seinem Mund bedächtig den angesammelten Speichel in meinen Mund fallen."

stern.de 11.5.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.05.2010 um 07.18

Zum 250. von Johann Peter Hebel

Retter eines krisengeplagten Printmediums: Am 10. Mai vor 250 Jahren wurde in Basel der Dichter Johann Peter Hebel geboren. …

Neben einem Rezept "Blaue Dinte zu machen" finden sich Meisterleistungen wie das berühmte "Kannitverstan". … Dann aber erblickt er einen Leichenzug und erhält ein weiteres Mal dieselbe Antwort. Und, so schließt der Erzähler, "wenn es ihm wieder einmal schwer fallen wollte, dass so viele Leute in der Welt so reich seien, und er so arm. So dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff, und an sein enges Grab". …

Anders das Stück "Unverhofftes Wiedersehen". … Seine alt gewordene Verlobte erlebt ein makabres Wiedersehen mit ihrem von Eisenvitriol jugendfrisch konservierten Geliebten. "Schlafe nun wohl", sagt sie bei dessen Begräbnis, "noch einen Tag oder zehen im kühlen Hochzeitsbett, und laß dir die Zeit nicht lange werden. Ich habe nur noch wenig zu tun, und komme bald, und bald wird's wieder Tag."
http://www.spiegel.de 10.5.2010

Ein Original oder Facsimile des „Hausfreundes“ liegt mir leider nicht vor. Dennoch sind die beiden Zitate fragwürdig – das erste „neu“, das zweite alt. Sieht man unter Projekt Gutenberg- Spiegel nach, so findet man gleich zwei Versionen, eine ß-los, die zweite „reformiert“. Am nächsten kommt dem Original wohl eine andere Quelle:

http://www.hausen-im-wiesental.de/jphebel/

Dort findet man die nicht normierte ß-Schreibung um 1800, dazu einige altertümliche Wendungen, die man heutigen Lesern lieber vorenthält, z.B. „entbrechen“ statt „enthalten“, „Exküse“ statt „Entschuldigung“ – und (natürlich) „acht gab“ statt „Acht gab“, „vor kurzem“ statt „vor Kurzem“, „schwerfallen“ statt „schwer fallen“, „zum zweitenmal“ statt „zum zweiten MaL“ Das völlige Fehlen der alten th-Schreibung macht allerdings auch hier nachdenklich:

1) … und, wenn es ihm wieder einmal schwerfallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so reich seien, und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff, und an sein enges Grab.

2) "Schlaf nun wohl, noch einen Tag oder zehen im kühlen Hochzeitbett, und laß dir die Zeit nicht lang werden. Ich habe nur noch wenig zu tun und komme bald, und bald wird's wieder Tag. - Was die Erde einmal wiedergegeben hat, wird sie zum zweitenmal auch nicht behalten", sagte sie, als sie fortging, und noch einmal umschaute.

Die Forderung nach unverfälschten Texten mag kleinlich klingen. Ich aber weiß aus meiner Beschäftigung mit alten Musikhandschriften, daß nur den Originalen oder guten Facsimiles zu trauen ist und daß schon kleine Unachtsamkeiten, auch von anerkannten Musikwissenschaftlern, den Sinn verändern können – wenn z.B. ein kleiner Punkt, der eine Verzierung bedeutet, als Fliegenschiß weggelassen wird.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.05.2010 um 06.07

1945 kam Hermann Göring in US-Gefangenschaft, wurde vom jüdischen Bankierssohn Eric M. Warburg verhört. Dessen Erinnerungen an die eitlen Ausflüchte des dicken Nazi-Schergen entdeckte jetzt die Zeitschrift „Cicero“. …

„Laut Görings Angaben habe er sich nach langem Zögern von seinen Offizieren überzeugen lassen, Hitler am 23. April 1945 folgenden Funkspruch zu schicken: ‚Mein Führer! Sind Sie einverstanden, dass ich nach Ihrem Entschluss, im Gefechtsstand der Festung Berlin zu verbleiben, gemäß Ihres Erlasses vom 29.6.1941 als Ihr Stellvertreter sofort die Gesamtführung des Reiches übernehme mit voller Handlungsfreiheit nach innen und nach außen? Falls bis 22 Uhr keine Antwort erfolgt, nehme ich an, dass Sie Ihrer Handlungsfreiheit beraubt sind.‘“

BILD.de 29.4.2010

Wieder einmal hat eine weitblickende Nazigröße (oder das Verhörpersonal) die Reform-Heyse-Schreibung verwendet, die erst fünfzig Jahre später beschlossen wurde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.03.2010 um 12.26

Eine Flucht ins Leben

Die Bombennacht bewahrte Alfred Schellenberger vor dem Tod


Dem von den Nazis zum Tode verurteilten Widerstandskämpfer Alfred Schellenberger (Foto: privat) gelang im Inferno von Dresden vor 65 Jahren die Flucht. Seine Tochter Anneliese Schellenberger sandte uns die Erinnerungen ihres Vaters, die er kurz vor seinem Tod am 22. Februar 1963 niedergeschrieben hatte.

»Wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung werden die Angeklagten Haucke, Ritter, Dr. Gietzelt und Schellenberger zum Tode verurteilt.« So verkündete es der Volksgerichtshof auf seiner Hauptverhandlung in Leipzig am 20. Dezember 1944. Es war nicht das erste Mal, dass man mir das Todesurteil sprach…

In der Nacht zum 14. Februar flogen erneut starke Geschwader die Stadt an. Die Explosionen der Bomben ließen die starken Mauern unserer Zellen erbeben ... Das Ausmaß der Zerstörungen musste riesengroß sein. …

Jetzt war unsere Stunde gekommen. Wir befreiten uns von unseren Fesseln. Unser Versuch, das Bett von der Wand zu demontieren, um damit die Tür zu rammen, misslang. … Plötzlich wurden die Zellentüren aufgeschlossen. »Todeskandidaten im Erdgeschoss antreten.« …

[Nach der Flucht] Das Verhör über Woher und Wohin begann. Ich redete um meinen Kopf. Glaubwürdig und echt musste alles klingen; Vertrauen musste ich erzielen. Was dann im Protokoll stand, war ungefähr folgendes: »Leonard Frank, geb. 1891 in Frankfurt/Main, wohnhaft Leipzig – … « Mit guten Wünschen und ein paar Zigaretten entließ man mich.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/165003.eine-flucht-ins-leben.html 18.02.2010

Wem nützt es, wenn die „ß“ gefälscht werden?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.03.2010 um 17.40

Hartmut von Hentig schaltete sich in die Diskussion um die Rechtschreibreform vermittelnd mit dem Versuch der Abwiegelung und Friedenstiftung ein. Er selbst schrieb weiterhin traditionell:

... Bereits in der einleitenden „notwendigen Fragestellung“ knüpft deshalb Hentig, der übrigens konsequent die Regeln der neuen Rechtschreibung negiert, den roten Faden, ...
dvpb-bayern

Nun hat er dem „Spiegel“ seine Interview-Antworten schriftlich zukommen lassen:

Gegenüber dem SPIEGEL aber hat er sich ausführlich geäußert. Ein Faxgerät besitzt er offenbar nicht, E-Mails schreibt er nicht. Ein Bote hat den Brief mit den Fragen vorbeigebracht und einen Tag später sieben Blätter voller Antworten abgeholt. Hentig schreibt von "erstaunlichen Unterstellungen" und betont immer wieder, dass nichts bewiesen sei: "Die Beschuldigungen müssen geklärt worden sein, bevor man anfangen kann, einen Zusammenhang mit irgendeinem pädagogischen Programm herzustellen oder zu leugnen."
spiegel.de 14.3.10

Hat der alte Herr (84) nun eifrig die neue Rechtschreibung geübt, um sich den reformierten Spiegelregeln anzupassen?:

SPIEGEL: Machen Sie sich Vorwürfe, dass Sie etwas hätten bemerken müssen?
Hentig: Nein. Die könnte ich mir doch nur machen, wenn es einen Anlass dazu gegeben hätte - eine Verdacht erregende Wahrnehmung, ein Misstrauen, ein mir zugetragenes Gerücht. Ich habe ja dauernd und genau hingesehen: voll Neid, wie gut diesem Mann gelang, auf Kinder einzugehen, ...
spiegel.de 14.3.10

Wir erinnern uns daran, daß der Historiker Prof. Christian Meier auf den Abdruck eines Essays verzichtet hat, um seinen Text nicht, wie verlangt, der Sick-Korrektur ausliefern zu müssen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.03.2010 um 07.19

sueddeutsche.de - ‎04.03.2010‎
1965 - In den bundesdeutschen Kinos läuft der erste Italo-Western «Für eine Hand voll Dollar» an. Die Hauptrolle spielt Clint Eastwood. ...

Der englische Titel lautet: „A Fistful of Dollars
„A Handful of Dollars“ wäre auch möglich

Der italienische Originaltitel ist übrigens:
Per un pugno di dollari
„Pugno“ bedeutet „Faust“, aber nach meinen Lexika auch „Handvoll“ und „Faustvoll“ – im Langenscheidt nur letzteres. Das kennt der Duden nicht.



eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.03.2010 um 09.42

Gerade erfahre ich von der katholischen Mediengruppe Zenit, daß der Vatikan sich auch um mich bemühen will, um mich in seinem Vorhof anzusiedeln:

ROM, 25. Februar 2010 (ZENIT.org).- Eine Stiftung für die Förderung des Dialogs zwischen der katholischen Kirche und Atheisten und Agnostikern: dies kündigte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur, Erzbischof Gianfranco Ravasi, in einem Interview in der heutigen Ausgabe der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz „Avvenire" an. „Unser Dikasterium ist dabei, eine Stiftung zu organisieren, die den Namen ‚Der Vorhof der Heiden' tragen wird …",
zenit.org 25.2.2010

Da der deutsche Papst bekanntlich immer noch die „verbotene“alte Rechtschreibung verwendet, gab ich versuchsweise die Suchanfrage „daß“ ein und erhielt die Antwort:

Keine Treffer für diese Suchanfrage.

Erstaunlicherweise fand sich dann aber doch eine traditionell geschriebene Predigt des Papstes. Nach einer Einleitung in Dass-Deutsch (auch von Benedikt?) folgte die Pfingstpredigt im Petersdom in tadelloser Kulturrechtschreibung, einschließlich der von den Kulturministern verbotenen „jedesmal“, „daß“, „Anlaß“, „müßte“, „läßt“… und des zehn Jahre lang verbotenen „immerwährend“. Die Predigt wird zwar als Übersetzung bezeichnet, stellt aber zweifellos den originalen Text Ratzingers dar:

PAPST BENEDIKT XVI.: „DER HEILIGE GEIST BESIEGT DIE FURCHT"

Pfingstpredigt im Petersdom 2009

ROM, 13. Juni 2009 (ZENIT.org).- Wir veröffentlichen die offizielle Übersetzung der Predigt, die Papst Benedikt XVI. während der Eucharistiefeier zum Pfingstfest (31. Mai) im Petersdom gehalten hat (vgl. Fotos).

„Ja, liebe Brüder und Schwestern, wo der Geist Gottes eintritt, dort verjagt er die Angst; er lässt uns erkennen und spüren, dass wir in den Händen einer Allmacht der Liebe sind: Was auch immer geschehen mag, seine unendliche Liebe verlässt uns nicht. … "
* * *
Liebe Brüder und Schwestern!
Jedesmal, wenn wir Eucharistie feiern, leben wir im Glauben das Geheimnis, das sich auf dem Altar vollzieht, das heißt wir haben Anteil am höchsten Akt der Liebe, den Christus mit seinem Tod und seiner Auferstehung verwirklicht hat. … Genauso wie man sich nicht an die Gifte in der Luft gewöhnen darf – und aus diesem Grund stellt das ökologische Engagement heute eine Priorität dar –, müßte man handeln bei dem, was den Geist verdirbt. Es hat hingegen den Anschein, daß man sich problemlos an die vielen den Sinn und das Herz verschmutzenden Produkte gewöhnt, die in unserer Gesellschaft in Umlauf sind … Immerwährende Mahnung bleiben die Tragödien von Hiroshima und Nagasaki, wo die zu Kriegszwecken verwandte Kernenergie schließlich Tod in beispiellosen Ausmaßen säte. …

© Copyright 2009 - Libreria Editrice Vaticana
zenit.org 13.6.2009


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.02.2010 um 20.11

12. Februar 2010, 16:11 Uhr
Dresdner Bombardierungs-Jahrestag
Aufmarsch der Geschichtsfälscher
Von Olaf Sundermeyer
6000 Rechtsextreme, 4000 Polizisten, viele Gegendemonstranten - Dresden steht ein heißes Wochenende bevor. … Zum 65. Mal gedenkt die Stadt an diesem Wochenende ihrer Bombardierung durch die Alliierten in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 - und wieder werden Rechtsextremisten aus ganz Europa aufmarschieren, um den Trauertag für ihre Propaganda zu nutzen. … Wie 2009 machen diesmal überwiegend linke Demonstranten gegen die Rechtsextremisten mobil - verschiedene Initiativen haben bundesweit zu Gegenveranstaltungen aufgerufen, aber auch Dresdens Bürgermeisterin Helma Orosz will sich beteiligen. Die CDU-Politikerin ruft auf, eine Menschenkette zu bilden.
spiegel.de 12.2.10

[Wenn Politiker dazu aufrufen, einer unerwünschten Gruppe die Ausübung eines Grundrechtes (auf Demonstration) unmöglich zu machen, sogar gegen die Entscheidung eines Gerichtes, und den Erfolg auch noch feiern, dann ist es um das Recht schlecht bestellt.]
…..
Hauptziel der Neonazis ist es, Geschichtsrevisionismus zu betreiben. Sie wollen die Kriegsschuldfrage umkehren: Nicht die Deutschen sollen als Verursacher von Tod und Verderben da stehen, sondern die Feinde von einst, Briten, Amerikaner, Franzosen.
spiegel.de 12.2.10

[Und Hauptziel des herrschenden „Mainstreams“ ist es, ebenso verfälschend, die Verantwortung und Schuld für die militärisch sinnlose Vernichtung von Menschen und Kulturgütern in den letzten Kriegsmonaten auch noch auf die Nazis abzuschieben – als ob die Alliierten keine andere Wahl gehabt hätten:]

Der Jahrestag der Zerstörung sei in Dresden traditionell ein „stiller Tag der Trauer“, sagte Orosz. Es müsse aber auch daran erinnert werden, „wer den verdammten Krieg losgetreten hat“. Sie verwies darauf, dass ausgerechnet in der Kunst- und Kulturstadt Dresden bereits im März 1933 eine erste Bücherverbrennung stattgefunden hatte. …
focus.de 13.2.10

Die Alliierten hätten, ohne den nahen „Endsieg“ zu gefährden, auf diese Angriffe verzichten können, genauso wie sie auf die Zerstörung der kulturhistorisch wertvollen Städte wie Hildesheim, Nürnberg, Pforzheim hätten verzichten können. Bei letzterem kam am 23.2.1945 mein Großonkel mit seiner Tochter im Keller des Kaufhauses Luplow ums Leben. Wenige Jahre vorher war er als „Jude“ erniedrigend auf einem Handkarren von einer grölenden Nazihorde durch die Stadt gezogen worden. Auch sein Sohn, der im vorletzten Jahr im Alter von 95 Jahren starb, hatte gewiß keine Sympathien für die Nazis. Eines stand aber für ihn immer fest: Es waren menschenverachtende Terrorangriffe der „angloamerikanischen“ Bomberflotten, die den Tod brachten.

Daß solche klaren Worte heute unterdrückt werden, macht es den Neonazis erst möglich, diese Lücke zu besetzen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.02.2010 um 08.51

Nicht nur die Kirchen haben sich willig der kultusministeriellen Schreibdiktatur unterworfen, sondern auch ihre erklärt unabhängigen Gegenspieler, die Freidenker, Humanistenverbände u.a.. Auch sie wollen ja für die indoktrinierte Jugend nicht „unleserlich“ schreiben. Dazu werden ebenso rücksichtslos alte Texte umgefälscht, wenn auch nicht fehlerfrei:

Folgen intensiver katholischer Mädchenerziehung

... Als theoretische Grundlage dieser Unterwerfungs-Sozialisation diente unter anderem das im deutschsprachigen Raum weit verbreitete Werk: „Lebenskunde. Angewandte Ideal-Pädagogik. Handbuch für Erzieher. Herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft von Jugendseelsorgern“ das in den Jahren 1943 bis 1965 sechs Auflagen hatte. …
Dieses Praxishandbuch für katholische Pädagoginnen und Priester gibt systematische Anleitungen zur Indoktrination von Kindern. Die Kinder sollten dazu angehalten werden, Schweigen zu bewahren: …

Hier eine Maßregelungsvorlage, die Anwendung finden sollte bei einem „Verstoß des Kindes“:

Magda.
Unschickliches, grobes Benehmen.

... Also, ich habe dir schon angedeutet, dass du zu wenig fein seiest für ein Mädchen…. Der Schnee war ja verlockend, gewiß. Aber die Buben fanden es auch verlockend, euch zuzuschauen, wie ihr zwei euch im Schnee gewälzt und eingerieben habt, die Beine in die Höhe gestreckt und so geschrieen habt, dass es auffiel. Weißt du, was eine Frau mir gesagt hat über euer Lachen und Kreischen: Wollüstig war´s!

hpd 8.2.2010

http://hpd.de/node/8772?page=0,0


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.02.2010 um 10.35

Die in klassischer Rechtschreibung berichtende linke Zeitung „junge welt“ meldet:

Drei Geistliche kritisieren Dagdelen
In einem Brief an die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Die Linke) kritisierten drei evangelische Geistliche aus Nordrhein-Westfalen … am Donnerstag, daß die Abgeordnete nach der Rede des israelischen Präsidenten Schimon Peres am 27. Januar im Bundestag sitzen geblieben war....
Sevim Dagdelen antwortete der Pfarrerin und den Pfarrern am Freitag mit folgendem Brief:

Sie wissen, daß es nicht stimmt. Daß ich niemals den Opfern des Holocaust meinen Respekt verweigern würde und dies auch nicht getan habe im Bundestag. Daß ich mich selbstverständlich erhoben habe zu Ehren der Opfer, die dem deutschen Rassenwahn zum Opfer gefallen sind, als der Bundestag am 27. Januar im Beisein von Schimon Peres der Opfer des Nationalsozialismus gedachte. Mich des Antisemitismus zu bezichtigten, ist infam….
jungewelt.de 8.2.10

Leider muß der Leser hier die falsche Hoffnung schöpfen, eine Bundestagsabgeordnete zeige sich ebenso resistent gegenüber den Amtsanmaßungen der Kultusminister wie der Schriftsteller Feridun Zaimoglu mit ähnlichem „Migrationshintergrund“. Die Homepage beweist das Gegenteil:

Sehr geehrte Pfarrerin von Bremen,
sehr geehrter Pfarrer Schöps,
sehr geehrter Pfarrer Wessel,

Sie wissen, dass es nicht stimmt. Dass ich niemals den Opfern des Holocaust meinen Respekt verweigern würde und dies auch nicht getan habe im Bundestag. Dass ich mich selbstverständlich erhoben habe …

Sevim Dagdelen, 05.02.2010

sevimdagdelen.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.02.2010 um 12.30

Selten: Eine Zeitung kündigt an, bestimmte Texte nicht mehr fälschen zu wollen:

Von Jürgen Amendt
Wege durch Dschungel im Netz
Liebe Leserinnen und Leser, in der linken Spalte dieser Seite finden Sie ab heute eine neue Rubrik, die auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich erscheinen mag: »Bildungsrauschen«. An dieser Stelle werden werden wir uns in Zukunft mit Bildungsdebatten in der Welt des Internets beschäftigen. …
Die neue Rubrik »Bildungsrauschen« will ein wenig Ordnung in diesen Dschungel bringen. Damit wollen wir einen Einblick in Diskussionen geben, die von Lehrern, Wissenschaftlern, Studenten, Eltern, Schülern und anderen auch nichtprofessionellen Textschreibern im Internet über Bildungsthemen geführt und die außerhalb des Netzes kaum wahrgenommen werden. Das können Beiträge eines Blogs, aber auch Leserkommentare der Online-Ausgabe einer Zeitungen sein. Nicht immer folgen die Beiträge dabei den gängigen Regeln deutscher Rechtschreibung. Wir verzichten aber bewusst auf Korrekturen, um die Authentizität der Texte zu erhalten.
neues-deutschland.de 5.2.10

P.S.:
Selber scheut sich ND aber auch nicht, bescheuert zu schreiben:

... Wie wird sich etwa die islamfeindliche Organisation »Pax Europa« verhalten, deren Berliner Landesvorsitzender, der CDU-Abgeordnete René Stadtkewitz, vor Kurzem mit Austritt drohte, weil er seine Ressentiments in der CDU nicht mehr vertreten sah? ...
neues-deutschland.de 5.2.10


eingetragen von Paul Lenz am 31.01.2010 um 09.19

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Lindenthal
Oh, wunderschönes Schloß, wer schließt Dich auf?
Welch schönes Bild: so manches "Schloß" scheint in der Tat noch übrig geblieben zu sein, von einer dicken Dornenhecke umgeben, wo die Zeit stehengeblieben ist.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 31.01.2010 um 08.22

Zitat:
… logisches Denkvermögen schon eher.

Oh, wunderschönes Schloß, wer schließt Dich auf?
__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Paul Lenz am 31.01.2010 um 07.21

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Wieder bediente sich jemand hellseherisch der erst 55 Jahre später mit der „Rechtschreibreform“ eingeführten Heyse-ss/ß-Schreibung.

Dafür, dass ich mich bereits in der Grundschule darüber wunderte, warum man bei "küssen - Küsse - Kuss" die Schreibweise wechseln soll, während man dies bei "grüßen - Grüße - Gruß" ja auch nicht tut, möchte ich keineswegs hellseherische Fähigkeiten beanspruchen; logisches Denkvermögen schon eher.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.01.2010 um 06.39

Aus der „Eßlinger Zeitung“:

„Lange schallt’s im Walde noch…“
ESSLINGEN: Comeback für Bildergeschichten-Klassiker - Esslinger Verlag J. F. Schreiber bringt erfolgreich Reprints der Lurchi-Sammelbände heraus

Stillsitzen und zig Paar Stiefel anprobieren müssen - ach, was war das Schuhekaufen als Kind doch öd und langweilig. Aber wenigstens von Salamander mussten die neuen Treter sein, denn da gab’s an der Kasse jedes Mal [„jedesmal“ verboten] ein neues Lurchi-Abenteuer. Die grünen Gratis-Heftchen mit den köstlichen Bildergeschichten, in rundlicher Schreibschrift und hübsch gereimt, waren für so manchen Grundschüler der allererste Lesestoff...

Die originalen Lurchi-Heftchen und -Bücher sind mittlerweile in Sammlerkreisen heiß begehrt und erzielen deftige Liebhaberpreise - die hochwertig aufgemachten Reprints des Bildergeschichten-Klassikers im Esslinger Verlag J. F. Schreiber sind dagegen auch für den kleineren Geldbeutel durchaus erschwinglich: „Lurchis Abenteuer. Das lustige Salamanderbuch“, die in drei Bänden erschienen sind, kosten je Band 12.90 Euro. Als Druckvorlagen dienten Original-Sammelbände, die eingescannt und - wo nötig - mit viel Fingerspitzengefühl behutsam modernisiert wurden: „Der Salamander-Schriftzug war ja ursprünglich rot eingefärbt, das haben wir verändert, wir wollen ja keine Schuhwerbung machen. Und wir haben den Text an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst“, erläutert Annika Stein, die beim Esslinger Verlag für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

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Mit Lurchi ist so mancher groß geworden, nicht nur Moderator Thomas Gottschalk, der mit dem Bekenntnis zitiert wird: „Ich verhehle nicht, die Welt hat sich auch mir durch die Lurchi-Heftchen erschlossen.“ Als im Jahr 2000 im Zuge einer umfassenden Modernisierung das Heft-Format geändert wurde und die Figuren einer Frischzellenkur unterzogen wurden, Lurchi plötzlich ohne Hut daherkam, zum Sunnyboy mutierte und pädagogisch-wertvolle Geschichtchen statt spannender Abenteuer erzählte, erhob sich ein Sturm der Entrüstung - die Fans wollten ihren alten Lurchi zurück. Salamander beugte sich dem Druck und gab Lurchi und Konsorten ihr gewohntes Erscheinungsbild zurück ...

Und häufig sitzen die anfänglichen Widersacher zum Schluss friedlich vereint um einen üppig gedeckten Tisch. Das Happy-End ist garantiert - und was wären die Lurchi-Geschichten ohne den Kult gewordenen, meist nur minimal variierten Schlusssatz: „Lange schallt‘s im Walde noch: Salamander lebe hoch!“

Eßlinger Zeitung 30.01.10


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.01.2010 um 14.55

… erhalten das Wohlwollen der Politiker und der Medienmacher:

Wussten die deutschen Soldaten vom Holocaust? Ja, sagt [die spätere Richterin] Annette Schücking-Homeyer, die als Rot-Kreuz-Helferin ein Soldatenheim hinter der Ostfront leitete. Über den Judenmord sei ganz offen gesprochen worden …

SPIEGEL: Sie schreiben am 5. November 1941 an die Eltern: "Das, was Papa immer sagt, dass von Menschen, die ohne moralische Hemmungen sind, eine merkwürdige Luft ausgeht, ist wahr; ich kann jetzt die Menschen unterscheiden, man riecht bei vielen richtig Blut. Ach, was ist die Welt für ein großes Schlachthaus." Sie glaubten, die Mörder erkennen zu können? ...

einestages.spiegel.de 26.01.2010

Wieder bediente sich jemand hellseherisch der erst 55 Jahre später mit der „Rechtschreibreform“ eingeführten Heyse-ss/ß-Schreibung.


eingetragen von Paul Lenz am 08.12.2009 um 20.02

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Neben Sachverstand kann man bei einem Mann der Innung natürlich auch Erfolgsneid und Standesdünkel vermuten. Näheres kann und will ich dazu nicht sagen.

Ich vermute eher folgendes: der Geigenbauer, von dem dieser Ausspruch kommt, bedient den Massenmarkt. Den muss es auch geben, denn niemand kauft seinem Kind eine Geige für 20.000 Euro für seine ersten Unterrichtsjahre. Wer für diesen Markt produziert, kann natürlich keine Zeit in Nachjustagen stecken.
Anders aber bei Spitzeninstrumenten. Karl Montag erzählte mir einmal, wie er bei einer Stradivari entdeckt hatte, dass die Zarge nachträglich um ein kleines Stückchen Holz verlängert worden war, weil der Meister es für nötig gehalten hatte, das Volumen zu vergrößern. Und es wird wohl niemand behaupten, Stradivari hätte an seinen Geigen "herumgebastelt".
Was die Flasche Wein betrifft: bis 1983 wurde der Pastor mehrmals gewechselt, vielleicht ist das Versprechen dadurch in vergessenheit geraten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.12.2009 um 09.31

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Paul Lenz
Zitat:
Woher stammt dieser Satz? Welcher "echte Profi" hat ihn ausgesprochen? ...
Paul Lenz

Moin, Herr Lenz!

Neben Sachverstand kann man bei einem Mann der Innung natürlich auch Erfolgsneid und Standesdünkel vermuten. Näheres kann und will ich dazu nicht sagen.

P.S.: In Bissendorf könnten wir uns begegnet sein, allerdings nicht in der Kirche. Nur einmal habe ich dort Anfang der 70er zu Heiligabend Laute gespielt, weil die Orgel ausgefallen war. Auf die versprochene Flasche Wein warte ich noch heute.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Paul Lenz am 07.12.2009 um 21.23

Zitat:
(Die Sorgfalt, die Montag seinen Instrumenten angedeihen ließ – er nahm angeblich die Decke zwanzigmal ab, um immer noch Verbesserungen anzubringen – sahen echte Profis als ungeheure Bastelei an:„Wenn ich so arbeiten würde, könnte ich meinen Laden zumachen.“ Bei einem Meisterinstrument muß alles auf Anhieb stimmen, dann stimmt auch der Klang.)
Woher stammt dieser Satz? Welcher "echte Profi" hat ihn ausgesprochen? Ich bin ein ehemaliger Freund von Karl Montag und kann mich über diese Aussage nur wundern.

Da dieses Thema nicht in dieses Forum gehört, würde ich eine persönliche Kontaktaufnahme begrüßen.

Paul Lenz


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.12.2009 um 07.32

Universitärer Schwindel um eine Fälschung des Religionsphantasten Joseph Smith von 1827:

Ausstellung "Das Buch Mormon als Quelle zur Erforschung präkolumbianischer Kulturen"
Unter dem Titel „Das Buch Mormon als Quelle zur Erforschung präkolumbianischer Kulturen in Mesoamerika“ zeigt die Universitäts- und Landesbibliothek im Schloss eine Ausstellung, die das Buch Mormon aus kulturhistorischer Perspektive betrachtet. Dieser Aspekt des Ur-Textes wird anhand zahlreicher Illustrationen und Texte aus den historischen Buchbeständen der ULB demonstriert und vertieft.
Uni-Bibliothek Darmstadt
05.11.2009

Wie wäre es mit einer Ausstellung in Mannheim
„Das amtliche Regelwerk als Quelle mittelalterlicher Schreibweisen“?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.11.2009 um 19.26

Neues Heft aus dem Predigt-Nachlass von Pastor Kalbers

Menden. Er bleibt als Seelsorger geschätzt und unvergessen. Und Pastor Hans-Jürgen Kalbers († 5. Mai 2002) gibt mit seinem Wirken auch sieben Jahre nach seinem Tod noch viele Impulse und Anregungen. …

Auch diesmal galt für die Verantwortlichen: An den Predigtkonzepten ist redaktionell nichts verändert worden. Einzig die Rechtschreibung wurde den heute geltenden Regeln angepasst.

WAZ 12.11.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.10.2009 um 09.18

Ab sofort im Handel
Der achte Band der Bibliothek

Am Sonnabend ist der achte Band der Abendblatt-Bibliothek erschienen - Hans Falladas großartiges Buch "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" über das Scheitern einer Resozialisierung.
Das Buch gehört zur 20-bändigen Romanreihe, zusammengestellt von der Abendblatt-Kulturredaktion, gemeinsam mit dem Literaturkritiker Hellmuth Karasek. Jeder Band offenbart eine besondere Facette der Stadt - als Ort der Handlung des Buches oder dadurch, dass der Autor oder die Autorin selbst Teil der Geschichte Hamburgs wurde. ….
Hamburger Abendblatt

Der Titel läßt befürchten, daß der 1934 erschienene Roman („der besseren Lesbarkeit halber“) in die Reformschreibung umgefälscht wurde – unter Beihilfe Karaseks.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.10.2009 um 15.34

Günter Wallraff
„Afrika den Affen“
Für sein neues Buch reiste Enthüllungsjournalist Günter Wallraff als Schwarzer maskiert durch Deutschland… Wallraff besteht darauf, das alles seien „keine Missstände“, sondern es sei die „soziale Realität in diesem Land“. …
Focus online 15.10.09

Die Basler Zeitung erinnerte gerade an Wallraffs erste verdeckte Recherche:

Heute vor …
... 32 Jahren: Wallraff deckt die Lügen der «Bild»-Zeitung auf

1977 enthüllt der Autor Günter Wallraff in seinem Buch die unseriöse Berichterstattung der deutschen Boulevardzeitung «Bild». [Bild]
Er bringt die Missstände in der Bild-Zeitung ans Licht: Günter Wallraff entlarvt die Machenschaften der grössten deutschen Boulevardzeitung.

Es ist die erste verdeckte Ermittlung, in die sich der damals 35-jährige Enthüllungsjournalist Günter Wallraff im Oktober 1977 wagt. Dieser Methode des Enthüllungsjournalismus wird sich Wallraff in seiner Tätigkeit als Journalist später noch einige Male bedienen.
Unter dem Namen Hans Esser schleicht sich Wallraff für vier Monate bei der «Bild»-Zeitung in Hannover ein …
Basler Zeitung online 9.10.09

Diese Reportage über BILD-Fälschungen in der verfälschenden Darstellung von Wallraff ist, in „neue“ Rechtschreibung umgefälscht, inzwischen Schulstoff geworden:

Dorothee Ammermann
Zur Person und zur Website:

Ich unterrichte die Fächer Deutsch und Geschichte am Gymnasium. Die Seiten dienen zum einen der Dokumentation von Projekten, an denen eine Klasse oder ein Kurs in meinem Unterricht teilgenommen hat, sowie als Unterrichtsmaterialien für Klassen/Kurse ...

http://ammermann.de/katharina%20Zeitung.htm

Günter Wallraff: Der Aufmacher – Der Mann, der bei BILD Hans Esser war (Auszug)
Vorbemerkung
Köln, den 16.9.1977
Ich verabscheue Gewalt und Terror. Ich verurteile die Morde an von Drenkmann, Buback und Ponto und den vier Begleitern Schleyers. Warum diese Vorbemerkung zu diesem Buch? Weil zur Zeit [„falsch“: nur noch „zurzeit“ zulässig!] in diesem Land ein Klima herrscht, in dem demokratische Kritik diffamiert und in Terroristennähe gerückt wird. …

„Ein armer alter Mann baut die herrlichsten Geigen der Welt"
In der Nähe von Hannover, bei Nienburg, lebt der Geigenbauer Montag, der mit ungeheurer Sorgfalt Meistergeigen herstellt. … Ich werde bei BILD immer wieder auf Themen unter dem Aspekt „Vom Tellerwäscher zum Millionär" angesetzt. Es kommt nämlich sehr darauf an, das Schöne und Edle, von dem hier geträumt und träumen gemacht wird, nicht ganz so unerreichbar erscheinen zu lassen, wie es in dieser Gesellschaft ist. Welch ein Potenzial an Klassenhass würde die BILD-Zeitung mit ihrem Baden im Glanz der Großen sonst erzeugen! … Schwindmann erfindet für meine Geschichte den Titel: „Ein armer alter Mann baut die herrlichsten Geigen der Welt." Nichts dergleichen habe ich geschrieben: Der Mann war weder arm noch alt, er war ein rüstiger Sechzigjähriger, der zwar wie viele Künstler ein Stipendium hatte und sicher nicht zu den Großverdienern zählte, aber finanziell ganz gut zurechtkam. Doch Schwindmann dichtet weiter: …. Alles reine Erfindung, ich werde nicht einmal gefragt, ob es so gewesen sein könnte. Der Geigenbauer ist sehr erbost, dass er so mitleidheischend dargestellt worden ist. …

Der Zufall wollte es, daß ich dem familiär und künstlerisch gescheiterten Kunstmaler Karl Montag wenige Tage nach Wallraff und dem Fotografen Günter Zint (ehemals Sexpostille „St. Pauli Nachrichten“) mit weiblichem Troß („das waren vielleicht Pflänzchen“) einen Besuch im Sozialwohnheim abstattete. Der BILD-Artikel war gerade erschienen, und Montag war damit beschäftigt, sich bei den Geigenbauern im Lande dafür zu entschuldigen. Besonders in Sorge war er jedoch, weil er Sozialhilfe bezog und gleichzeitig berühmte Geiger seine Instrumente für 20000 DM gekauft haben sollten. Daß BILD-Schwindmann sich dies alleine ausgedacht haben könnte, erschien mir immer recht wenig glaubhaft. Schließlich gibt Wallraff ja zu, daß auch der letzte nicht veröffentlichte Gag sein Phantasieprodukt war.

(Die Sorgfalt, die Montag seinen Instrumenten angedeihen ließ – er nahm angeblich die Decke zwanzigmal ab, um immer noch Verbesserungen anzubringen – sahen echte Profis als ungeheure Bastelei an:„Wenn ich so arbeiten würde, könnte ich meinen Laden zumachen.“ Bei einem Meisterinstrument muß alles auf Anhieb stimmen, dann stimmt auch der Klang.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.10.2009 um 05.02

Afghanistan-Buch
Gedruckter Sprengstoff

Das Enthüllungswerk eines Elitesoldaten versetzt dänische Militärs in Panik. Ins Arabische wurde es trotzdem übersetzt - aus zweifelhaften Motiven.

ftd.de 2.10.09

Peinlich für den dänischen Verteidigungsminister: Der Chef der IT-Abteilung des dortigen Militärs hat zu Propagandazwecken ein Dokument in Umlauf gebracht - dabei aber übersehen, dass die "Eigenschaften"-Funktion eines Worddokumentes ihn als Urheber identifiziertbar macht. … Dann tauchte im Netz eine arabische Version des Buches auf. Verteidigungsminister Sören Gade sagte daraufhin, da könne man ja sehen, dass der "Feind", also arabische Terroristen, sich brennend für das Buch des Soldaten interessierten. Dann aber stellte sich heraus: Das Arabisch des betreffenden Dokumentes war kaum verständlich - die Übersetzung war mit Google Translate gemacht worden. Und zwar vom IT-Chef des Militärs, wie der "Eigenschaften"-Anhang des Worddokumentes bezeugte.
spiegel.de 2.10.09

Nun, seit der „Rechtschreibreform“ sind solche Fälschungen durch Automaten bei uns alltäglich, wenn auch eher innerhalb der eigenen Sprache.

Über Spitzenleistungen der Übersetzungsautomaten hatte ich hier schon („Greensleeves“) und bei FDS berichtet.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.09.2009 um 04.52

… Wozu also noch ein weiteres Buch über das Glück? Christian Schenk wagte es und veröffentlichte kürzlich das Buch Rendezvous mit Göttern und Nymphen. Glücklicher mit Wieland. Wieland? Ja richtig, eben jener Christoph Martin Wieland, der zumeist in einem Atemzug mit Kant, Lessing und Lichtenberg oder Goethe, Herder und Schiller genannt wird …
Faszination entsteht dabei aber weniger aus Schenks leitenden Kommentaren, denn aus Wielands Texten selbst und man bedauert bald, nicht sogleich in die einzelnen Werke wechseln zu können. Ein ansatzweise genügender Kommentar zu den einzelnen Textstellen findet sich hier sicherlich nicht. Dass Wieland zudem – wie Schenk erst im Schlusskapitel zugibt – nicht im Original beibehalten, sondern der neuen Rechtschreibung angepasst wurde, dürfte einem fachkundigen Leser wenige Glücksgefühle entlocken. Schlimmer noch, es finden sich keine Markierungen zu Auslassungen oder »dem sinnvollen Zusammenhang dienende[n] kurzen Einfügungen«, so dass allmählich dämmert, wie subjektiv entstellt Wielands Werke hier präsentiert werden.

Christian Schenk: Rendezvous mit Göttern und Nymphen. Glücklicher mit Wieland. Frankfurt am Main: Haag + Herchen, 2009. 258 Seiten…
(3. September 2009)

http://www.kritische-ausgabe.de/index.php/archiv/1671/


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.08.2009 um 18.20

nach Focus.de:

Im August 1804, ein knappes Jahr vor seinem Tod, wird sein viertes Kind, Emilie, geboren. Schiller bittet daraufhin Prinzessin Caroline, die Tochter von Herzog Carl August und dessen Frau Louise, darum, die Patenschaft zu übernehmen: „Werden Sie mir verzeihen, gnädigste Prinzessin, dass ich mir die Freiheit genommen habe, Sie als Patin meiner kleinen Emilie zu nennen? [...] Schiller.“

focus.de 7.8.09

Ob sich die Fälschung schon in der besprochenen neuen Ausgabe des Sanssouci-Verlages findet, konnte ich noch nicht nachprüfen.

Der ss-Freund Kühnle zitiert hier wahrscheinlich originalgetreuer:

Werden Sie mir verzeihen, gnädigste Prinzessin, daß ich mir die Freiheit genommen habe, Sie als Pathin meiner kleinen Emilie zu nennen?

www.kuehnle-online.de

Nebenbei: Ortografisch werden Sie auch bei Google geholfen:

Meinten Sie: Sanssouci Verlag Schillers Pitt- und Bettelbriefe


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2009 um 08.15

Gestern erfuhr ich bei einem Klassentreffen, daß mein früherer Musiklehrer, Hermann Wagner, ein 1978 erschienenes Buch geschrieben hat,
„Das Jahr danach, 1945 -1946“,
in dem er kulturelle Neuanfänge, vor allem in Ostholstein, beschreibt. Neugierig geworden, fahndete ich im Internet und fand in einer Sammlung von biographischen Notizen zu Mathias Wiemann, dem großen Schauspieler und Rezitator, auch Abschnitte aus diesem Buch.

Ich bin sicher, daß Hermann Wagner eine solche „Rechtschreibung“ nie verwendet hat:

[In einem Lager mit deutschen Kriegsgefangenen:]

» ... Nach der Lesung am See war nun gewiß noch Außerordentliches zu erwarten, aber ob das heutige Wagnis glücken würde schien mir fraglich. Allerdings: Ein Urteil konnte ich mir kaum erlauben, denn ich hatte Goethes Werk bisher im Theater nicht erlebt ........... «
»M.W. beginnt, nachdem er wieder mit den Beinen festen Stand gesucht hat und, den Brustkorb mächtig hebend, Luft geholt hat. Merkwürdig, dass mich hier bei dem grössten Erlebnis, das ich durch ihn hatte, meine Erinnerung fast gänzlich in Stich läßt, während anderes, Geringeres bewahrt wurde. Ich weiss nur noch, das Ungeheuerliches auf mich niederging.


[usw.]

http://www.dieterleitner.de/w2bioglang_6_teil_45_50.htm

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.07.2009 um 21.30

So tönt Bachs Alphorn
Johann Sebastian Bach schrieb eine Motette für Instrumente, von denen heute niemand mehr weiß, wie sie sich angehört haben. Nun haben Forscher mit Hilfe von Hightech-Software den Sound aus längst vergangenen Jahrhunderten rekonstruiert - und ein sonderbares Bach-Horn nachgebaut….
… Begleitet wurde der vierstimmige Chor von einem trompetenähnlichen Kornett, drei Posaunen und zwei Litui. Es war eines der letzten Male, dass der Klang eines Lituus in der Öffentlichkeit vernommen wurde. Danach geriet das Krummhorn mit einem Kesselmundstück in Vergessenheit - und damit auch sein Klang.

spiegelde 22.7.09

Das deutsche Wort „Klang“ soll wohl aussterben. Ein „Kornett“ ist ein Blechblasinstrument, wie es etwa Louis Armstrong spielte. Gemeint ist hier auf deutsch ein „Zink“, ital. „Cornetto“, eine Holztrompete mit Grifflöchern. Schon Goethe übersetzte dies Wort in seiner deutschen Fassung der Cellini-Biographie etwas hilflos mit „Hörnchen“. „Krummhorn“ verwirrt, denn es ist ein altes Windkapselnstrument mit sehr geringem Tonumfang. Es wurde aber zur Bachzeit in lateinischen Texten auch als „Lituus“ bezeichnet. Was nachgebaut wurde, ist ein Instrument, das Prätorius 1619 „Hölzern Trommet“ nennt und nach dem Maßstab etwa zwei Meter lang ist. Der altrömische „Lituus“ war aus Blech und am unteren Ende aufwärts gebogen.

Warum aber ist „Albhorn“ trotz der Augstschen Vereinfachungsetymologie immer noch nicht zulässig? Wo doch Übereifrige schon nie dagewesene „Gämshörner“ blasen. Bald werden auch wohl alle Orgelregister neu beschriftet – es ist einfach zu Kotzen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.07.2009 um 19.21

Ehrung für Israel-Kritikerin stürzt Köhler in Erklärungsnot
… Ebenfalls entsetzt sind die beiden jüdischen Publizisten Ralph Giordano und Arno Lustiger. …
So schwer es ihm auch falle: Er plane, seine Auszeichnungen, das Große Verdienstkreuz und das Bundesverdienstkreuz "für den Fall zurückzugeben, dass Felicia Langer das Bundesverdienstkreuz nicht aberkannt wird". Von Lustiger hat Köhler am Dienstag ein ähnliches Schreiben bekommen.…

Spiegel online 21.7.09

Giordano hatte aber, wie aus dem heute faksimilierten Brief bei spiegel.de hervorgeht, geschrieben:

Angesichts des konkreten Falles sehe ich mich jedoch zu etwas gezwungen, was mir nur schwer, sehr schwer aus der Feder geht - den Entschluß, meine Auszeichnungen für den Fall zurückzugeben, daß Felicia Langer das Bundesverdienstkreuz nicht aberkannt wird.

Diese Verfälschung ist deswegen irreführend, weil der Verdacht aufkommen kann, der Reformverächter Giordano sei nun doch zu Kreuze gekrochen oder habe sich gegenüber dem Bundespräsidenten „amtlich korrekt“ verhalten wollen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.06.2009 um 17.26

In „Tribut an Freud“ schildert Hilda Doolittle ihre Arbeit mit dem Gründungsvater der Psychoanalyse
… Neben „Schrift an der Wand“ enthält der Band mit „Advent“ auch das Tagebuch Doolittles, das sie während der Arbeit mit Freud führte und in dem sie sich über die Methoden und die Schlussfolgerungen des Meisters deutlich kritischer äußert, sowie 21 Briefe beziehungsweise Postkarten Freuds, die sich in Doolittles Nachlass fanden. Diese werden in der jeweiligen Originalsprache (Deutsch beziehungsweise Englisch) dargeboten; auf jene Briefe, die Freud auf Englisch verfasste, folgt deren deutsche Übersetzung. Warum man es allerdings für nötig hielt, die Orthografie der Briefe zu „moderniser[en]“, wird ein editorisches Enigma bleiben.
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=13145
Hilda Doolittle (Hg.): Tribut an Freud ...
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Michael Schröter.
Urs Engeler Editor, Basel 2008.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.06.2009 um 09.23

[Das Heyse-ss/ß-System wurde nur ein Jahrzehnt vor 1902 in Österreichs Schulen gelehrt und dann erst wieder durch die „Rechtschreibreform“ ab 1996 exhumiert. Wenn es außerhalb dieses Rahmens auftritt, besteht der dringende Verdacht, daß jetztzeitliche Fälscher oder gar Fälscherbanden am Werk waren. Immerhin werden nun nur noch Buchstaben ausgetauscht und nicht ganze Leichname, wie möglicherweise im Falle Rosa Luxemburg.]

DIE ZEIT, 04.06.2009 Nr. 24

Grabrede für Rosa Luxemburg
Jahrzehnte lag sie unbeachtet im Archiv, jetzt wird sie erstmals veröffentlicht: Die Totenrede, die Paul Levi, Anwalt und Geliebter Rosa Luxemburgs, am 13. Juni 1919 bei deren Beerdigung hielt


Liebe Genossen und Genossinnen!
Nach fünf Monaten bringen wir hier zur Erde, was von Rosa Luxemburg zur Erde gehört. Fünf Monate treibt der Körper auf der Welt umher, gehasst noch im Tode, geschändet noch im Tode, verflucht noch im Tode von denen, die sie gemordet haben.
Aber der tote Körper steht auf, und auf steht mit ihm der Fluch, der dreifache Fluch für die, die das getan haben. Der Fluch, nicht für die, die vorgeschoben sind, nicht für die Henker, der dreifache Fluch gilt denen, die den Mord veranlasst haben und heute noch in den Ministersesseln sitzen.

[In diesen Tagen wurde oft genug wiederholt, daß Rosa Luxemburg von rechten Freicorpskämpfern ermordet wurde, aber ebenso oft unterdrückt, daß dies mit Rückendeckung der damaligen SPD-Regierung geschah]

Der dreifache Fluch gilt denen, die nach der Schande eines Krieges von fünf Jahren noch eine tausendfach größere Schande verübt haben.
[…]
Nicht mit gedämpftem Trommelschall können wir die Tote zur Erde betten. Wie über dem Reitergrab als letzter Gruß der Klang der Retraite erklingt, so müssen wir der Toten heute zurufen den Gruß, von dem wir wissen, Millionen und Abermillionen auf der weiten Welt werden ihn aufnehmen.
Wir senden heute dieser Toten als letzten Gruß den Gruß der proletarischen Welt, den Gruß der Internationale, den Gruß vom Leben, den Ruf: »Es lebe die Weltrevolution.«

Quelle: Archiv der sozialen Demokratie, Friedrich Ebert Stiftung; NL Levi, Box 142, Mappe 285

http://www.zeit.de/2009/24/Grabrede

[Selbstverständlich ist auch das Zitat des Mordtruppanführers Pabst aus Klaus Gietingers Buch „Eine Leiche im Landwehrkanal – Die Ermordung der Rosa L.“ bei Wikipedia ss-verfälscht:

„Daß ich die Aktion ohne Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte (mit Ebert im Hintergrund) und auch meine Offiziere schützen mußte, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin... Ich habe als Kavalier das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, daß ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit.“]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.06.2009 um 05.55

Die Wikipedia-Mischung von Nachlässigkeit und Reformfälschereifer erstaunt immer wieder, hier im Zitat Lessings über Goethes „Werther“:

„Wenn aber ein so warmes Produkt nicht mehr Unheil als Gutes stiften soll: meynen Sie nicht, daß es noch eine kleine kalte Schlußrede haben müsste? Ein Paar Winke hinterher, wie Werther zu einem so abentheuerlichen Charakter gekommen; wie ein andrer Jüngling, dem die Natur eine ähnliche Anlage gegeben, sich dafür zu bewahren habe. Denn ein solcher dürfte die poetische Schönheit leicht für die moralische nehmen und glauben, dass der gut gewesen seyn müsse, der unsre Theilnehming so stark beschäftiget. Und das war er doch wahrlich nicht. [...] Also, lieber Göthe, noch ein Kapitelchen zum Schlusse; und je cynischer, je besser! (26. 10. 1774 an den Literaturhistoriker J. J. Eschenburg)“
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Leiden_des_jungen_Werther

Wenn mir auch der volle Orignaltext nicht zu Verfügung steht, erinnere ich mich doch nicht an Dass-Deutsch in Lessings Briefen. Richtiger wird der Ausschnitt sein, wie Fritz J. Raddatz am 13.02.1981 ihn in der ZEIT zitierte:

Also, lieber Göthe, noch ein Kapitelchen zum Schluße; und je cynischer je besser!"

http://www.zeit.de/1981/08/Ein-Buerger-ein-Radikaler

… oder noch wahrscheinlicher: Vera Lind – „Selbstmord in der frühen Neuzeit“, 1999 :

»Also lieber Göthe, noch ein Kapitelchen zum Schluße, und je cynischer je beßer!« forderte Lessing ...

Lind Selbstmord


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.05.2009 um 14.53

Unter großem Trara und unter der Mitwirkung der Bildungsministerin Erdsiek-Rave wurde vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag ein Portal „GeZeiten“ eröffnet, in dem angemeldete Bürger Erlebnisberichte veröffentlichen können. Dazu muß man dem Verlag jegliche Verwertungsrechte einräumen, einschließlich der redaktionellen Änderung (was sicher auch die Rechtschreibung einschließt).

Ein Blick in die Briefe eines Wilhelm Christian Wilkens aus der Zeit des Kriegsendes zeigt den munteren Fälschergeist, der die Redaktion und ihre Helfer beflügelt. Dabei kann man über die Schreibfertigkeiten des Schreibers nur spekulieren. Eine gewisse ss-Verwirrung ist nicht auszuschließen, da zur Kriegzeit oft, gerade beim Militär, ß-los geschrieben wurde. Jedoch fehlen die zugehörigen ss nach Langvokal ganz, und das systematische Heyse-ß war allgemein unbekannt. Nach der neuen Orthographie-Chronometrie wurde die Fälschung mit 70 prozentiger Wahrscheinlichkeit nach 2006 hergestellt, da das große „Du“ nicht angetastet ist: Aber sonst ist den Fälschern eine besondere Kenntnis und Gründlichkeit nicht nachzusagen:

25. Februar 1946
Wenn ich auch überzeugt bin dass Deine Zeit mehr in Anspruch genommen ist, die Werkstatt endlich einmal unterzubringen und mit ihr zum Arbeiten zu kommen, so glaube ich doch, dass Zeit für ein paar Zeilen an mich gewesen wäre. Ich habe noch einmal an Lungwitz in demselben Sinne wie an Stams geschrieben, da ja, weil ich nichts von Dir hörte. angenommen werden kann, daß dieser Brief verloren_ging….
Vor etlichen Tagen schrieb ich an Hauke … Ich hoffe, daß mein Brief ankommt. Welche Nachricht hast Du von zu Hause? Kann S. gut an?
In der Hoffnung, dass Dich dieser Brief zu einem kurzen Bericht veranlassen wird, bin ich mit herzlichen Grüßen Dein WW

5. März 1946
Heute morgen gingen Deine beiden Briefe bei mir ein...
Als Letzte gingen wir aus den Kessel St.Loo und retteten uns am 24.8. nach Rouen …
Ich selbst konnte in meiner alten Branche einstweilen nichts mehr werden, wegen völligen Fehlens irgendwelcher Materialien: zurzeit bin ich mäßig bezahlter Geschäftsführer einer Selterwasserfabrik |sie stellten u. a. Heißgetränke aus einem grässlichen roten künstlichen Sirup her, aus dem Mutti uns „Rote Grütze“ kochte.
Grüß bitte recht herzlich Deine Frau von mir. Ich freue mich, dass Ihr so schnell wieder zusammengefunden habt und dass nun dieses Zusammenkommen gekrönt wurde durch das Erscheinen eines Buben.


gezeiten.shz.de


P.S.: Versuchsweise habe ich meine erste Auseinandersetzung mit dem Kieler Kultusministerium dort eingesetzt – reformresistent.
– geändert durch Sigmar Salzburg am 01.06.2009, 13.44 –


eingetragen von Norbert Lindenthal am 14.04.2009 um 13.28

Heute ist wohl mein letzter Morgen …


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.04.2009 um 09.24

Focus.de 7.4.09

Landshut-Bluttat

Franz Josef N. hatte das Blutbad im Landshuter Gericht lange geplant. In einem Abschiedbrief, der FOCUS-Online vorliegt, erklärt er sein Motiv …
„Heute ist wohl meiner letzter Morgen. Ich fühle mich nicht als Mörder, wenn es passiert. Ich werde diese Menschen für den jahrzehntelangen Terror bestrafen. Ich zahle dafür den höchsten Preis: mit meinem Leben. So geht es nicht mehr weiter. Wenn man Angst vor der Post haben muss, da fast täglich Anwalts, Gericht- oder Post von der Staatsanwaltschaft kommt. Und wir haben niemals etwas Unrechtes getan.“

Das beigegebene Bild des Briefes zeigt jedoch, daß der Täter herkömmlich „muß“ geschrieben hat und außerdem „etwas unrechtes“.

http://p3.focus.de/img/gen/E/c/HBEce9wd_Pxgen_r_Ax480.jpg

Es darf nicht daran erinnert werden, daß die Schreibung mit „ß“ ist immer noch gültig und weit verbreitet ist.

Dafür zeigt die wohl mit Autokorrektur geschriebene maschinenschriftliche „Erklärung des Täters, datiert auf den 1.4.2009“ die staatkonformen ss-Zeichen. Verbessert wurde im Focus-Text nur „meine Krebskranke Frau“ geändert – ein Fehler, der sicher eine verunsicherte Zusammenziehung der Reformerzeugnisse „Krebs erregend“ und „Krebs krank“ ist.


http://p3.focus.de/img/gen/h/K/HBhKN02X_Pxgen_r_700xA.jpg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.03.2009 um 12.09

Die „Essesssucht“ der staatlichen Reformpolitik hat dazu geführt, daß man sich auf die Wiedergabe alter Texte nicht mehr verlassen kann. Korrekturautomaten und Unterwerfungseifer erzeugen ein unentwirrbares Konglomerat von „alter“, „ganz alter“ und „neuer“ Rechtschreibung – ein Rückfall in vorwissenschaftliche Zeiten. Ein gerade gefundenes Beispiel:

Die Pavane kommt ursprünglich aus Spanien, wie Prätorius in seiner Aufzeichnung „Syntagma musicum“ im Jahre 1619 schreibt. Weiter beschreibt er „Inmaßen man siehet, dass er mit sonderlichen, langsamen, zierlichen Tritten und spanischer gravitet formieret werden muss.“

http://www.weg-musik.de/Menuett/Florians_Recherche/Florians_Recherche.htm

Der Satz im Original sieht so aus:

Inmaſſen man ſihet, daß er mit ſonderlichen / langſamen / zierlichen Tritten und Spaniſcher gravitet formiret werden muß.

Der Ersatz des langen „s“, das im üblichen Zeichensatz fehlt, ist noch verständlich. Für die „Heysifizierung“ alter Texte gibt es jedoch keine Entschuldigung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.03.2009 um 17.22

Google News meldet:

APIC - ‎11.03.2009‎
Die Presseagentur Kipa dokumentiert den Brief in einer gekürzten Fassung und in der vom Papst benutzten alten deutschen Rechtschreibung. ...

domradio - nachrichten - ‎11.03.2009‎
Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Brief in einer gekürzten Fassung und in der vom Papst benutzten alten deutschen Rechtschreibung. ...

Nun dürfen die Leser der DOMRADIO-Seite also doch noch die Papstworte in der richtigen Rechtschreibung lesen. Nicht die KNA hatte gefälscht, sondern DOMRADIO.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.03.2009 um 07.52

Auf der Internetseite des Vatikans steht weiterhin die jüngste Verlautbarung des Papstes in seiner kultivierten traditionellen Rechtschreibung:
Benedikt XVI, Vatikan

Die Deutsche Bischofskonferenz macht jedoch, ehe sie den Text des Papstes veröffentlicht, zuvor noch den Kotau vor der deutschen Kultusministerkonferenz und schreibt alles aufs ss-Deutsch um:
Deutsche Bischofskonferenz


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.03.2009 um 07.59

Der gestern bekanntgewordene Brief des Papstes (in traditioneller Rechtschreibung) zeigt wieder einmal die Bereitschaft der Zeitungen und Medien zur „harmlosen“ Quellenfälschung.

FAZ und WELT bringen das Schreiben in originaler Rechtschreibung.
faz.net; welt.de

Die „Wiener Zeitung“ („Papst-Brief im Wortlaut“) bringt nur kurze Ausschnitte in „dass-Deutsch“.
Printausgabe vom Donnerstag, 12. März 2009
wienerzeitung

Desgleichen die Deutsche Welle
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4090849,00.html

Focus zitiert nach der FAZ, besteht aber gleichfalls auf „dass“.
focus.de

Das gilt auch für das „Domradio.de“. Dort zitiert man nach der KNA (Katholische Nachrichtenagentur). Wo es geht, meidet man die „ss“:
Zugleich beklagt das Kirchenoberhaupt, dass „auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu müssen glaubten“…. Um so mehr danke er „den jüdischen Freunden, die geholfen haben, das Missverständnis schnell aus der Welt zu schaffen …
http://www.domradio.de/aktuell/artikel_51302.html

Die sich sonst seriös gebende „Süddeutsche“ schreibt den Papstbrief ganz dreist einfach um:
Eine für mich nicht vorhersehbare Panne bestand darin, dass die Aufhebung der Exkommunikation überlagert wurde von dem Fall Williamson.
http://www.sueddeutsche.de/politik/712/461338/text/

Dem schließt sich auch der „Stern“ mit seinen sparsameren Zitaten an:
". Es betrübe ihn dabei, "dass auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu müssen glaubten".
stern.de

Die katholische Tagespost wiederum meidet zu reformierende Zitate:
die-tagespost.de

Die „Reform“ ändert an dem Brief des Papstes fast fünfzig „ß“. Davon sind 56 Prozent „daß“ – verwirrend und um nichts erleichternd. Die übrigen Schluß-ß sind gute deutsche Tradition, die nie jemand Schwierigkeiten bereitet hat, aber deren Änderung nun die unterwürfigen Medien zu lächerlichsten Eiertänzen verführt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.02.2009 um 08.49

Der SPIEGEL rezensiert ein neues Hörbuch, das den Briefwechsel zwischen dem Verleger Unseld und dem Dramatiker Thomas Bernhard wiedergibt:
"Holzhacken ist mir lieber als Schreiben"

Gute Geschäfte zu machen, das gab Bernhard kokett zu, sei für ihn "wenigstens so schön ... wie Schreiben". Als sich sein Roman "Verstörung" 1968 zum Ladenhüter entwickelte, stichelte er gegen Unseld: "Dass ein so großer und so guter Verlag wie der Ihre aber nicht mehr als 1800 Exemplare verkaufen hat können, ist so absurd, dass das kein Mensch glaubt, wenn ich das sagte. Denn selbst wenn ich ganz allein mit meinem Rucksack durchs Land ginge, verkaufte ich in vier Wochen sicher mehr." … Als Unseld nur 2000 Mark zahlen wollte, drohte er subtil: "Ich brauche etwas zum Leben, also: Wenn ich nichts habe, muss ich, wie jeder andere Mensch auch, arbeiten gehen. Dagegen habe ich nichts, im Gegenteil: Holzhacken oder Ähnliches ist mir die längste Zeit lieber als Schreiben, aber dann kann ich auch nicht daran denken, den Roman, an dem ich arbeite, weiterzubringen und so fort." Unseld beugte sich.
Spiegel online 9.2.09

Ein Blick in zugängliche Facsimiles von Originalbriefen des Dichters zeigt: Selbstverständlich verwendete er handschriftlich wie auch maschinenschriftlich unsere übliche traditionelle Rechtschreibung. In seltenen Fällen, wo wohl die ß-Type fehlte, fndet man die ß-lose Schreibung. Das Heyse-System, das vor 1900 einige Jahre in Österreich propagiert wurde, benutzte er nicht. Für die Spiegelfälscher bleibt nur die Behauptung, sie hätten die Texte nach Gehör aufgeschrieben. Wie es in der Suhrkamp-Ausgabe selbst gehandhabt wird, ist nicht ersichtlich.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.01.2009 um 07.51

Eine Ära ging zu Ende und mit ihr das Interesse an Rezepten wie jenen des Briten John Keogh. Bei "Schwindel" empfahl der 1754 verstorbene Prediger beispielsweise pulverisiertes menschliches Herz. Dosis und Art der Anwendung: "Ein Quäntchen am Morgen - auf nüchternen Magen."
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,604175,00.html

Das Original (in Latein oder Manx? – der ausgestorbenen Sprache der Insel Man) liegt uns nicht vor. Gemeint ist aber zweifellos die kleinste Gewichtseinheit Quent(chen), deren Kenntnis durch die verdummende „Rechtschreibreform“ ausgelöscht werden soll.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.04.2008 um 11.57

Mit einer "Erklärung" vom 6. November 1989 endet die Akte "Schubert": Der IM entpflichte sich schriftlich vom Stasi-Dienst, kurz zuvor hatte er den Führungsoffizier noch um Hilfe beim Kauf eines Autos gebeten. S. kündigte seine Übersiedlung "in die BRD" an und stellte doch vage eine Rückkehr in Aussicht. Die Erklärung - drei Tage vor dem Mauerfall - endet mit dem Satz: "Falls Sie eines Tages alle Minister, die diese innen- und außenpolitische Schande auf dieses Volk gebracht haben, hinter Schloss und Riegel bringen, bin ich der Erste, der wiederkommt."

Spiegel online 7.4.2008

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,546044-2,00.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.03.2008 um 23.47

"Mein liebes Tagebuch"
sueddeutsche.de - 20. März 2008
... ob Liebesbeichte oder Frontbericht: In ihrer Summe gewähren diese Texte, die wir in originaler Rechtschreibung und Zeichensetzung abdrucken, ...


[Wenn auch der Hinweis auf die originale Schreibung nur noch bei Google auffindbar ist, berechtigt die Praxis doch zu Hoffnungen.]

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.03.2008 um 20.36

Am 28.Oktober 1717 verordnet der König von Preußen die allgemeine Schulpflicht:

„Wir vernehmen missfällig und wird verschiedentlich von denen Inspectoren und Predigern bey Uns geklaget, dass die Eltern, absonderlich auf dem Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen, und dadurch die arme Jugend in grosse Unwissenheit, so wohl was das lesen, schreiben und rechnen betrifft, als auch in denen zu ihrem Heyl und Seligkeit dienenden höchstnötigen Stücken auffwachsen laßen..“

http://www.preussen-chronik.de/_/episoden/002390_jsp.html

Ein Vergleich mit einem Faksimile-Text zeigt, daß wieder nach Laune einige alte Schreibweisen als skurrile Zeitzeugnisse beibehalten wurden, andere jedoch geändert, vor allem aber die herkömmlichen ß durch „neue“ ss ersetzt. Daß dies nicht ein blinder „Heyse“-Korrekturautomat erzeugt hat, lassen die Ausnahmen „grosse“ und „laßen“ vermuten:

„Wir vernehmen mißfällig und wird verſchiedentlich von denen Inſpectoren und Predigern bey Uns geklaget, daß die Eltern, abſonderlich auf dem Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule ſich ſehr ſäumig erzeigen, und dadurch die arme Jugend in groſſe Unwiſſenheit, ſo wohl was das leſen, schreiben und rechnen betrifft, als auch in denen zu ihrem Heyl und Seeligkeit dienenden höchſtnötigen Stücken auffwachſen laßen..“

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Norbert Lindenthal am 04.03.2008 um 10.01

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
…Bandwurm-Links…

Bandwurmklickverweise können wie folgt angegeben werden:

<a href=Bandwurmklickverweis>Lesbarer Teil</a>
Der Stöberer zeigt dann
Lesbarer Teil.
Somit: Zitat Grimmelshausen


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.03.2008 um 07.12

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von glasreiniger
Man findet diese Quelle übrigens mit ...
Bandwurm-Links können hier anscheinend nicht verkürzt oder mit Zeilenumbruch angegeben werden. Um Monsterbildbreiten zu vermeiden, hatte ich auf diese Angabe verzichtet. Manchmal behelfe ich mich damit, nur den ersten Teil als Netzziel anzugeben und das Folgende in den nächsten Zeilen zu ergänzen.
__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von glasreiniger am 03.03.2008 um 18.47

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
(... im Originaltext steht "interessirt" - mit Doppel-s).

Meine Quelle schreibt innerhalb des Frakturtextes „interesirt“ in Antiqua, wie damals üblich – glaubwürdig, aber eben kein Faksimile. Nur dies könnte Gewißheit geben.


Man findet diese Quelle übrigens mit http://books.google.de/books?id=ZLYJ6-vCi64C& pg=PA312&lpg=PA312& dq=zuvor+hatte+ich+die+verkehrte+art+der+welt+wenig+beobachtet& source=web&ots=_xJfIB27Kn&sig=qgdomLicib95xSZZ2MGfYNQog94&hl=de#PPA312,M1


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Gruß vom Techniker ... Machen Sie es doch folgendermaßen, und beiden Seiten ist gedient:
http://books.google.de/books?id=ZLYJ6-vCi64C...
also nach diesem Muster:
<a href=meine-ganz-lange-anschrift.de/weiter/Pfad?Sendgroesze1=111&Sendgroesze2=222>Kurzanschrift.de</a>



eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.03.2008 um 12.49

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
(... im Originaltext steht "interessirt" - mit Doppel-s).

Meine Quelle schreibt innerhalb des Frakturtextes „interesirt“ in Antiqua, wie damals üblich – glaubwürdig, aber eben kein Faksimile. Nur dies könnte Gewißheit geben.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Christoph Kukulies am 03.03.2008 um 10.23

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
SÖLDNER IM DREISSIGJÄHRIGEN KRIEG
Handwerker des Todes

"Zuvor hatte ich die verkehrte Art der Welt wenig beobachtet und noch weniger, dass ich selbst mit interessirt wäre." Er nimmt sich vor, dem Beispiel des Autors zu folgen und die Torheiten der menschlichen Existenz genau zu studieren, "um meinen wenigen Verstand zu schärpffen" und darüber spotten, lachen oder weinen zu können.

Spiegel online 2.3.2008

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,535469,00.html

Das Grimmelshausen-Zitat folgt dem inzwischen verbreiteten Verfälschungsmuster: Die Eigentümlichkeiten der alten Schreibweisen werden als Zeitkolorit übernommen, unrefomierte Schluß-ß, vor allem „daß“, aber werden den Lesern vorenthalten.
Im fraglichen Text heißt es richtig: … daß ich selbst mit interesirt wäre;


Ich glaube, daß da Textfilter gnadenlos, ob historischer Text oder nicht, ihr Werk tun, gesteuert von minder begnadeten Schreibkräften.

(Übrigens, Herr Salzburg, im Originaltext steht "interessirt" - mit Doppel-s).



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Christoph Kukulies


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.03.2008 um 08.49

SÖLDNER IM DREISSIGJÄHRIGEN KRIEG
Handwerker des Todes

"Zuvor hatte ich die verkehrte Art der Welt wenig beobachtet und noch weniger, dass ich selbst mit interessirt wäre." Er nimmt sich vor, dem Beispiel des Autors zu folgen und die Torheiten der menschlichen Existenz genau zu studieren, "um meinen wenigen Verstand zu schärpffen" und darüber spotten, lachen oder weinen zu können.

Spiegel online 2.3.2008

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,535469,00.html

Das Grimmelshausen-Zitat folgt dem inzwischen verbreiteten Verfälschungsmuster: Die Eigentümlichkeiten der alten Schreibweisen werden als Zeitkolorit übernommen, unrefomierte Schluß-ß, vor allem „daß“, aber werden den Lesern vorenthalten.
Im fraglichen Text heißt es richtig: … daß ich selbst mit interesirt wäre;

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.02.2008 um 08.55

Die Wikipedia-Neuschreib-Stasi verfolgt jeden, der es wagt, Wörter in die traditionelle Rechtschreibung zu ändern. Umgekehrt ist man gegenüber Quellenverfälschungen großzügig. Die SPIEGEL-Darstellung in „75 Jahre Reichtagsbrand“ ...

Der Kampf gegen die Alleintäterthese ist heute im Bereich des Obskurantismus angekommen. … Aus diesem Umfeld kommt womöglich auch der umfängliche, aber wenig erhellende Eintrag zum Reichstagsbrand bei Wikipedia.

... führt zu Paul Carell (eigentlich Paul Karl Schmidt).

Es wird ein Schmidt-Text v. 27.Mai 1944 zitiert mit der ausdrücklichen Quellenangabe „Nürnberger Dokument Dokument NG-2424, Bundesarchiv, Außenstelle Ludwigsburg“. Ein Vergleich mit dem gleichen Text in anderen Zitaten läßt folgende Verfälschungen vermuten (fett):

"Die geplante Aktion [gegen die Budapester Juden] wird in ihrem Ausmaß große Aufmerksamkeit erregen und Anlass zu einer heftigen Reaktion bilden. Die Gegner werden schreien und von Menschenjagd usw. sprechen und unter Verwendung von Gräuelberichten die eigene Stimmung bei den Neutralen aufzuputschen versuchen. Ich möchte deshalb anregen, ob man diesen Dingen nicht vorbeugen sollte dadurch, dass man äußere Anlässe und Begründungen für die Aktion schafft, z.B. Sprengstofffunde in jüdischen Vereinshäusern und Synagogen, Sabotageorganisationen, Umsturzpläne, Überfälle auf Polizisten, Devisenschiebungen großen Stils mit dem Ziel der Untergrabung des ungarischen Wirtschaftsgefüges. Der Schlussstein unter eine solche Aktion müsste ein besonders krasser Fall sein, an dem man dann die Großrazzia aufhängt."

Lediglich das letzte „müsste“ scheint original zu sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Carell

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.02.2008 um 11.54

Rote Liste: "Sie werden plaziert!"
War es Stollberg oder Wernigerode? Oder Ilsenburg? Wir waren im Harz unterwegs. Mittag war schon vorüber, als wir in ein Restaurant einkehren wollten, um etwas zu essen. Ein Schild im Windfang verwehrte uns den Zutritt: "Sie werden plaziert!"
Auch wenn die Schreibweise des Verbs aus heutiger Sicht merkwürdig anmutet, sie war korrekt. An eine Rechtschreibreform dachte damals niemand, schon gar nicht, wenn der Magen knurrte. Das fehlende "t" wurde im Geiste mitgesprochen, es verlieh dem Spruch eine zusätzliche Schärfe. Sie werden platt-ziert!

Das klang wie eine Drohung. Die mit Zaun und Splitterminen gesicherte Grenze war nah und allgegenwärtig, im Zug, beim Spaziergang im Wald, selbst bei einem Restaurantbesuch. Halt! Keinen Schritt weiter, oder Sie werden erschossen! …

[„Amtliche Rechtschreibung“ soll heute ähnlich wirken!]

Frank Quilitzsch: Weißt du noch? Ein Sammelsurium der Dinge, die wir vermissen.
Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin, 221 Seiten mit Vignetten von Nel, 7.95 Euro

Thüringische Landeszeitung 07.02.2008

http://www.tlz.de/tlz/tlz.kultur.
volltext.php?kennung=on3tlzTRETreNational39484&zulieferer=
tlz&kategorie=TRE&rubrik=Treffpunkt®ion=National&auftritt=TLZ&dbserver=1

Viele kannten noch die originalere Schreibweise „placieren“ – und bei „spazieren“ wurde und wird auch kein „t“ vermißt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.02.2008 um 14.50

Wieder ein Beispiel für die ss-Afferei:
Ein alter Artikel aus der Zeitschrift „Laute & Gitarre“ von 1979
wird völlig unnötig „angepasst“, indem (fast) nur die „daß“ gegen „dass“ ausgetauscht werden.
Auch Freunde der alten Kultur können kulturlos sein.

http://www.johannes-klier.de/Publikationen/Fachartikel/FA_8/hauptteil_fa_8.html

In den Kieler Nachrichten erschien vor Jahren ein ganzer Fortsetzungsroman in dieser Weise.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.02.2008 um 14.07

Goscinny / Uderzo

Asterix bei den Olympischen Spielen

Erschienen 02/2008
Ehapa Verlag, Köln 48 Seiten / € 5,00
„Asterix bei den Olympischen Spielen“ – Moment, gab es den Comic nicht schon mal?
[…]
Aber das Heute hat auch sein Gutes. Heute ist die Schrift größer, was die schwächelnde Sehstärke mit Erleichterung feststellen wird. Das füllt sogar die Sprechblasen harmonischer aus. Dazu sind viele Soundwords und Ausrufe nun in ansehlichem Handlettering. Aktuelle Rechtschreibung ist ebenfalls enthalten und nur Freunde der Reichsmark werden sich an diesem Detail stören …

http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2382


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.01.2008 um 11.10

Im Eckernförder Teil der Kieler Nachrichten v. 12.1.08 berichtet Dr. Stefan Deiters wieder einmal von historischen Begebenheiten nach alten Quellen, diesmal von der „Reichsgründungsfeier“ von „Stahlhelm“ und „Bund Königin Luise“ am 13. Januar 1933:

Eine Feier für „alle wahrhaft Deutschgesinnten“
Er zitiert aus einem Zeitungsbericht (wohl Eckernförder Zeitung) Die Kapelle, fährt der Bericht fort, sorgte dafür, „dass die Herzen der Anwesenden sich lösten vom Alltag und sich wehrhaften Gedanken, die uns so nottun, öffneten“.

Das „dass“ ist unwahrscheinlich, denn die Eckernförder Zeitung erschien damals in Fraktur. Auch das „nottun“ ist unglaubwürdig:

Adelung (um 1800) nennt „not[h]“ „ein Nebenwort, nöthig, nothwendig, so wohl bedürfend, als auch zu einer Sache erforderlich.“ Duden gibt 1880 bis 1996 (auch 1933) die Kleinschreibung dieses „Nebenwortes“ an. Erst durch die „Reformer“ und Kultusminister wird es ab 1996 als angebliches „Substantiv“ in Schülerhirne eingebimst und in „fortschrittliche“ Texte hineingeferkelt – „Not tun“. Und erst der Rechtschreibrat machte 2006 daraus das nuttige „nottun“.

Der Neudumm-Duden 2006 bleibt daneben aber bei „Not sein“, in der Bedeutung „nötig sein“. (Wolfram Metz stellte am 13.10.2007 bei FDS allerdings fest: „Heimlich, still und leise hat die Dudenredaktion die Schreibung Not sein kassiert! In der in diesem Jahr erschienenen dunkelblauen Weltbild-Sonderausgabe der 24. Auflage des Rechtschreibdudens hat sich ein not sein in den Textkasten zum Stichwort „Not“ eingenistet, wobei not in unschuldigem Schwarz daherkommt, ganz so, als ob es die Reform nicht gegeben hätte.“)

Das „nottun“ des Dr. Deiters spiegelt also möglichweise nur wider, daß er das neueste Duden-Korrekturprogramm von 2006 verwendet – das mußte wohl „Not“ sein.


– geändert durch Sigmar Salzburg am 21.01.2008, 15.40 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.12.2007 um 23.16

ZDF-Programmhinweis / Montag, 24. Dezember 2007, 23.05 Uhr,
Es gibt noch Haselnusssträucher


(Spielfilm 1983, mit Heinz Rühmann)

Im Titelvorspann des Films
prangen jedoch groß und schön

Haselnußsträucher


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2007 um 14.26

Einmal muß der Herausgeber Farbe bekennen und schreibt ein verfängliches „muss“ – vermutlich eine Fälschung (aber Guido Knopp macht es ja nicht anders):

"Lieber Manfred, wir haben nur wenig zu klagen..."
Von Florian Harms
4. Teil: 3. Karte: "Alles war mit der Harke auf den Feldern"
Postkarte vom 2.6.1986

Schwarzes Meer
Liebe Mutti, wir hatten eine Reise voller schöner Eindrücke bei bestem Wetter. Ich muss jetzt gedanklich erstmal sortieren. Rumänien ist ein wunderschönes Land mit schwer arbeitender Landbevölkerung. Keine Technik. Alles war mit der Harke bei glühender Hitze auf den Feldern. In Ungarn und Bulgarien nicht. Liebe Grüße L + H


http://www.spiegel.de/jahreschronik/0,1518,518248-4,00.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.09.2007 um 09.16

WAS DAMALS GESCHAH: BEMERKENSWERTES AUS DER ECKERNFÖRDER STADTCHRONIK

25. Wiederkehr des Sedantages wurde groß gefeiert

Von Dr. Stefan Deiters
… Am 31. August 1895, einem Sonnabend, hatte die Titelseite der „Eckernförder Nachrichten“ fast ausschließlich den Tag von Sedan zum Thema. Mit vaterländischem Pathos erinnerte die Zeitung an die Ereignisse vor 25 Jahren: „Den deutschen Rhein zum fränkischen Strom zu machen, war der Frankenkaiser ausgezogen, frevlen Übermutes voll, und als Gefangener des preußischen Königs, um dessen deutsches Banner sich Nord- und Süddeutschland geschaart, überschritt er den deutschen Rhein." …. „Auf dem Gänsemarkt wurden die Fackeln zusammengeworfen, worauf der Commers im Hotel ,Stadt Hamburg' seinen Anfang nahm. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, auch die Galerie war von Damen in Beschlag genommen.“ Die Feier in Eckernförde, so das Fazit der Zeitung, „war in allen Teilen gelungen und von keinem Misston gestört.“


[Kieler Nachrichten (Eckernförder Ausgabe) v. 1.9.2007]

Die alten „Eckernförder Nachrichten“ erschienen zudem in Fraktur – also keine Chance für „Missstandsschreibung“!

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.01.2005 um 13.29

eMail 6. Januar 2005 12:56

Sehr geehrter Herr Salzburg,

Haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihren Hinweis bezüglich der
Verwendung von "ß" und "ss". Ich denke, dass die Kieler Nachrichten hier
keinerlei Schuld trifft. Ich bemühe mich zwar, bei Originalzitaten, die
altertümliche Schreibweise beizubehalten, doch verfügt mein
Textverarbeitungsprogramm über eine automatische Korrektur, die "daß" zu
"dass" macht. Ich versuche dieses - wenn ich es bemerke - rückgängig zu
machen, offenbar aber nicht immer erfolgreich.

Ich werde in Zukunft genauer darauf achten, dass ein "daß" ein "daß" bleibt.

Mit besten Grüßen,
Stefan Deiters


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.01.2005 um 14.08

Und wieder Dr. Stefan Deiters:

Mit leichter Verspätung trafen die Neujahrswünsche aus Gottorf im Jahr 1744 in Eckernförde ein: Ein Beamter hatte den Brief am 6. Januar 1744 „auf speziellen hochfürstlichen Befehl abgefasst wegen Abwesenheit des Herzogs." Der Inhalt der Grußbotschaft dürfte – sieht man von der altertümlichen Sprache einmal ab – den diesjährigen Wünschen zum neuen Jahr nicht unähnlich sein: „Hoch und Wohledle, hoch und vielgeehrte Herren", beginnt der Brief in verschnörkelter Schrift. „Wie ich mit gantz verbindlichem Dank erkenne, dass Euer Hoch- und Wohledlen mir zu dem hinterlegten Zeit-Wechsel felicitiren wollen: Also wünsche denenselben hinwiederum alles gedeihlichen Wohlergehen in diesem und vielen folgenden Jahren, mit der völligen Versicherung, dass wenn dazu etwas beizutragen vermag, ich jederzeit alle Dienst-Begierde werckthätig zu machen suchen werden."

Liebevolle Wiedergabe der alten Orthographie, aber mit neuen ss. Sind die alten ß (im beigefügten Faksimile erkennbar) den Lesern nicht mehr zumutbar?




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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.07.2004 um 09.34

Von Dr. Stefan Deiters
(KN- Eckernförder Nachrichten v. 24.4.2004)

Es wird den Interessierten die Freude gemacht, den Text in der Rechtschreibung von 1888 zu lesen, vierzehn Jahre vor Konrad Dudens deutscher Einheitsschreibung.

Die erste Ausgabe der „Eckernförder Nachrichten" erschien am 15. September 1888. Es war eine Probenummer, die mit einer direkten Ansprache an die Leserschaft aufmachte: „Die erste Probenummer der vom 1. Oktober an in unserem Verlage erscheinenden Eckernförder Nachrichten legen wir hiermit zu gefl. Beurtheilung in die Hände des geehrten lesenden Publikums", so lautete der erste Satz. … Außerdem versprachen die Herausgeber, dass „unseren Nachrichten" vom 1. Oktober an „ein hochinteressantes, illustriertes, belletristisches Sonntagsblatt" namens „Der frohe Gast" gratis beiliegen wird, „welches, am Jahresschluss aufgebunden, einen bleibenden Werth haben dürfte." Pro Quartal kosteten die „Eckernförder Nachrichten" 1,50 Mark, bei Bezug über die Post 1,75 Mark.

Wie aus der beigefügten Photographie der Titelseite ersichtlich, hatte man tatsächlich aber im Fraktursatz „Jahresschluß“ geschrieben. Das gleiche gilt für die folgenden „dass“, „gewiss“. Erhalten blieben dagegen im Zitat die altertümlichen „communal“, „Werth“, „Vaterlandsvertheidiger“, „Correspondenten“, „errathen“, „Gratification“. Stefan Deiters wollte also das Zeitkolorit der alten Orthographie, durfte aber keine Sehnsucht nach den kultivierten ß-Schlüssen vor 1999 wecken.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.05.2002 um 05.33

Die Aufzeichnungen von Traudel Junge („Bis zur letzten Stunde" Hitlers letzte Sekretärin erzählt ihr Leben unter Mitarbeit von Melissa Müller, Claassen 2002)
Editoriale Notiz:
Der Text wurde lediglich den aktuellen orthographischen Regeln angepasst – dort geringfügig geändert, wo er manuskripttypische Schwächen aufwies (uneinheitliche Orthographie, fehlerhafte Namensschreibung, einzelne Wortauslassungen)

Eine Seite im Faksimile zeigt: Die eszettlose Schreibmaschinenschrift wird (behutsam!) um neuschreiblich unvermeidliche Eszett bereichert. Zur ehrabschneiderischen Fälschung wird die „Anpassung" allerdings, wenn der Spitzensekretärin grammatische Unfähigkeit untergeschoben wird: „Im Sommer allerdings musste ich meinem Chef zu einem großen Teil Recht geben, ..."
Auch die übrigen erkennbaren Verbesserungen „manuskripttypischer Schwächen" lassen das Vertrauen in die Verläßlichkeit des Textes stark schrumpfen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 09.03.2002 um 03.16

Auf diese Fälschungen in Knopp-Büchern hatte ich schon unter "Geschichtsfälschungen bei Bertelsmann" (Rechtschreibforum) hingewiesen, und zwar am Beispiel von "Hitlers Frauen". Da kaum anzunehmen ist, daß Knopp selbst sich irgendwelche Gedanken darüber gemacht hat, muß man wohl mit einer Verlagsstrategie rechnen, die herkömmliche Rechtschreibung flächendeckend in Vergessenheit geraten zu lassen.
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Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.03.2002 um 20.55

Auch in der Zeit des Bestehens der NSDAP galt die klassische Rechtschreibung von 1901. Dennoch gab es etliche Schreibmaschinen, die kein ß auf der Tastatur hatten, so daß es durchgängig durch ss ersetzt werden mußte. Manches wurde auch so gedruckt. Die Heysesche ss/ß-Schreibung jedoch gehörte wohl schon lange zu den fossilen Orthographien, die erst mit der "Rechtschreibreform" reanimiert wurden.

Deshalb verwundert es schon beim ersten Durchblättern, wenn Guido Knopp in seinem "Jahrhundertkrieg" (2001, Econ) wieder alle Handelnden hellseherisch die neue Rechtschreibung von 1996 benutzen läßt. Goebbels schreibt am 27. Juni in sein Tagebuch: „Rommel ist überhaupt ein General, der durch seine Erfolge auch die größten Propagandaerfolge erficht. Solche Generäle müssten wir mehr haben." U-Boot-Kommandant Reinhard Hardegen schreibt: „Ich war als Erster vor New York. Ich dachte damals, das wäre eine große Überraschung für die Amerikaner. Ich wusste ja nicht, dass die Engländer bereits unseren Code geknackt hatten." (S.92), U-Boot-Kommandant Erich Topp soll geschrieben haben: „ Vier Boote liefen aus, zwei wurden auch versenkt, eines schwer beschädigt. Ein Einziges kam heil in den Oslo-Fjord." (S.116) und Oberleutnant Hans Peter Quaatz vom Deutschen Afrika-Korps: „... ich sagte: »Ach kucken Sie mal, da hinten eine Oase...«

Selbst Literaturangaben werden „reformiert":

Rommel, Erwin: Krieg ohne Hass, Heidenheim 1956;

Rohwer, Jürgen: Der Einfluss der alliierten Funkaufklärung auf den Verlauf des Zweiten Weltkrieges, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 27, (1979), S. 325

Möglicherweise ist Rommels postumer Titel in Versalien gedruckt. Ganz gewiß ist aber der zweite Titel verfälscht und bei der Sucheingabe nur von Leuten zu finden, die sich dunkel erinnern, daß der Verfasser „Einfluß" geschrieben haben könnte.

Für Spätgeborene: Eigene Wortschöpfung „kujaunieren“ nach
Konrad Kujau, dem Fälscher der Hitler-Tagebücher – in Anlehnung an „kujonieren“ (schikanieren).


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Sigmar Salzburg


eingetragen von J.-M. Wagner am 28.01.2002 um 18.33

Für meine Begriffe ändert sich etwas an einer Sprache, wenn
a) sich der Wortschatz ändert oder
b) sich die Grammatik ändert (ohne daß sich etwas am Sinn ändert; Bsp.: »wegen dem« statt »wegen des«), oder
c) sich die Bedeutung ändert (Bsp.: Verwendung von »geil« früher und heute).

Manche Neuerungen der RSR erfüllen alle drei Kriterien auf einmal; und vielleicht haben ja deswegen manche Leute Schwierigkeiten damit, den sprachverändernden Einfluß der Neuregelung zu erkennen, denn es scheint weiterhin alles zu stimmen: Die Bedeutung kann ja gar nicht verlorengegangen bzw. verändert worden sein, weil es keine Alternative mehr gibt, die eine andere Bedeutung haben könnte.
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2002 um 10.57

Auch die Bundesjustizministerin behauptet ja ganz amtlich, durch die neue Rechtschreibung trete nirgendwo eine Bedeutungsänderung ein, und damit rechtfertigt sie die Umstellung der Gesetzestexte. Sie irrt aber, und das tun alle, die ihr nacheifern.

Für Argumente und Beweise sind diese Leute aber nicht zugänglich.
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Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.01.2002 um 10.47

Eine Antwort von Guido Knopp ist wohl (verständlicherweise) nicht mehr zu erwarten, da er sich Wichtigerem widmen muß:

http://www.satiricum.de/a2002/01/a42_t3.htm

[P.S. Es ging um Knopps nächste Werke „Hitlers Hunde“ usw.]

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.01.2002 um 10.44

Sigmar Salzburg, 10.11.01, Dänischenhagen


Herrn Professor
Dr. Guido Knopp
Redaktion Zeitgeschichte
ZDF
Postfach 4040.
55100 Mainz.

„Holokaust"
Sehr geehrter Herr Professor,
kürzlich wollte ich meiner kleinen Bibliothek Ihr Buch „Holokaust" hinzufügen. Zu meinem Entsetzen mußte ich feststellen, daß darin anscheinend alle originalen Schriftstücke sowohl von Tätern wie von Opfern nach den fragwürdigen Regeln der sogenannten neuen Rechtschreibung umgewandelt wurden.
Ich meine, daß es gerade bei einem so heiklen Thema wie dem Holocaust unumgänglich ist, auch nur den geringsten Eindruck einer Quellenverfälschung zu vermeiden. Durch diese völlig unnötigen Änderungen wird doch Kräften zugearbeitet, die auf so etwas nur warten.
Kurz nach der Umstellung der Zeitungen auf die neue Rechtschreibung wurden in der WELT Aufzeichnungen von Adolf Eichmann veröffentlicht mit dem Hinweis, daß keine stilistischen und orthographischen Veränderung am originalen Text vorgenommen wurden. Es geht also auch anders.
Wie Sie wissen, ist die neue Schulrechtschreibung eine veränderte Form der seit 1901 allgemein üblichen Rechtschreibung, die in manchen Fällen, etwa bei den neuen Auseinanderschreibungen, auch zu Sinnentstellungen führen kann.
Nun sehe ich gerade, daß Ihr Buch „Hitlers Frauen" in der gleichen Weise mit dem Quellenmaterial umgeht. War das Ihre Absicht oder ist dies auf einen Eingriff des Verlages in das Manuskript zurückzuführen? Ist der Text womöglich kurz vor der Schlußredaktion einfach pauschal mit einem Konvertierungsprogramm bearbeitet worden? Aus eigener Erfahrung mit alten Handschriften weiß ich, daß jede Art von Transkription auch bei der größten Sorgfalt subtile Sinnentstellungen mit sich bringen kann.
Lesen Sie den Satz:
Mit dem Holocaustdenkmal wird bewußtgemacht, daß die Juden uns leid tun.
in neuer Rechtschreibung:
Mit dem Holokaustdenkmal wird bewusst gemacht, dass die Juden uns Leid tun.
Dann wissen Sie, was ich meine.
Können Sie dann noch zusichern, daß durch die „neue" Rechtschreibung kein Sinnverlust und keine Sinnveränderung eingetreten ist? Das wäre für meine Kaufentscheidung von großer Bedeutung.
Mit freundlichem Gruß

__________________
Sigmar Salzburg


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