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Sigmar Salzburg
03.08.2017 13.19
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Neue Regeln, alte Probleme

Die Krux mit der Rechtschreibung

Stand: 01.08.2017 05:06 Uhr

Mit ihr sollte alles einfacher werden. Seit zehn Jahren gilt die Rechtschreibreform in allen Schulen – und sorgt weiter für Verwirrung. Wann gilt die alte und wann die neue Schreibweise? Selbst Rechtschreibprofis kommen da ins Schlingern.

Von Christin Jordan, SWR

„Rad fahren“ oder „radfahren“? „Eis laufen“ oder „eislaufen“? Am „Mittwoch Abend“ oder „Mittwochabend“ etwas unternehmen oder doch lieber heute Abend? Sind Sie „fleißig“ oder wollen Sie das jemandem nur „weismachen“?

Wenn Sie spontan wissen, welches die richtige Schreibweise ist, sind Sie „top“ mit nur einem „p“. Oder brauchen Sie einen „Tipp“ mit zweien?

Auf den Tag zehn Jahre ist es her, dass die „neue“ Rechtschreibung bundesweit in allen Schulen vollständig verbindlich wurde. Vollständig bedeutet: inklusive des allerletzten Teils der Rechtschreibreform, auf den sich der Rat für deutsche Rechtschreibung erst im Jahr zuvor geeinigt hatte.

Der lange Weg zu kürzeren Regeln

In den 1950er-Jahren hatte die Kultusministerkonferenz festgelegt, dass in Sachen Rechtschreibung der Duden die Leitlinie vorgibt. Erste Reformbemühungen zur Vereinfachung der Schreibweise und der Kommaregeln scheiterten am Protest der Öffentlichkeit.

Nach jahrelangem Tauziehen gab es 1994 eine Orthografie-Konferenz mit Vertretern aller deutschsprachigen Länder. Sie beschloss neue Regeln, mit denen die Rechtschreibung vereinfacht werden sollte. 1996 unterzeichneten Deutschland, die Schweiz und Österreich eine Absichtserklärung zur Neuregelung der Rechtschreibung. Am 1. August 1998 trat sie offiziell für alle Schulen und Behörden in Kraft. Ein Reinfall.

Nur wenige Jahre später forderte beispielsweise das deutsche PEN-Zentrum das Ende der Rechtschreibreform. 2004 ließ die Kultusministerkonferenz umstrittene Schreibvarianten wieder zu und beschloss, einen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ einzusetzen. Dieses Gremium schlug 2006 weitere Überarbeitungen vor, unter anderem ging es um strittige Bereiche wie die Getrennt- und Zusammenschreibung, Silbentrennung und Zeichensetzung.

Die ungeliebte Reform

Gestritten wird seit dem Inkrafttreten des Kompromisses weiterhin – und nicht minder heftig. Von einem „Kniefall vor der fortschreitenden Legasthenisierung der Gesellschaft“ sprach Anfang 2006 Josef Kraus, Direktor eines bayerischen Gymnasiums. Verleger, Schriftsteller, Künstler meldeten sich zu Wort, mit teils harscher Kritik: Der 2013 verstorbene als „Literatur-Papst“ bekannte deutsch-polnische Autor und Publizist Marcel Reich-Ranicki nannte die Neuregelung „eine Katastrophe“.

Der Vorwurf: Die staatlich gewollte Vereinfachung der Schreibweise sei ohne Respekt für die gewachsene Sprache erfolgt; das ewige Hin und Her der Regelungen habe vor allem an Schulen ein heilloses Chaos hinterlassen. Selbst Lehrer wüssten oft nicht, was jetzt richtig sei. Und die Schüler erst recht nicht.

Viele Regeln, kein Durchblick

Tatsächlich hat sich die Zahl der Orthografiefehler in schriftlichen Arbeiten von Schülern laut einer Studie seit der Rechtschreibreform deutlich erhöht. Verfasser ist der Germanist Uwe Grund, seit jeher scharfer Kritiker der Reform. Besonders dramatisch in seinen Augen: Ausgerechnet in den drei wichtigsten Reformbereichen, nämlich der Getrennt- oder Zusammenschreibung, der Groß- und Kleinschreibung sowie der s/ss/ß- Schreibung werden die meisten Fehler gemacht.

Auch Josef Kraus, inzwischen Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, hält an seiner Kritik fest: Texte seien schlechter schreib- und lesbar, die Ausdrucksvielfalt habe sich deutlich reduziert.

„Keine Auswirkung auf Lesekompetenz“

Weniger dramatisch sieht Simone Ehmig von der Stiftung Lesen in Mainz die Rechtschreibreformen: „Man darf nicht meinen, dass man mit der Angleichung der Schreibweise an die Lautung (also Aussprache, etwa bei „Stängel“ oder „Selbstständig“) die Ursachen von Problemen mit der Schreib- und Lesekompetenz beseitigt. Rechtschreibung muss Regeln folgen, und die müssen gelernt werden, egal ob nach alter oder neuer Regelung.“ Die Veränderung detaillierter Regelungen, sagt Ehmig, habe kaum Einfluss auf die schriftsprachlichen Kompetenzen insgesamt, die von anderen Faktoren abhängen, vor allem der familiären Prägung.

Die Reform der Reform der Reform

Unterdessen hat der „Rat für Deutsche Rechtschreibung“ längst weitere Korrekturen an der reformierten Reform vorgenommen. Schreibweisen wie „Mohär“, „Ketschup“, „Wandalismus“ oder „Majonäse“ wurden gestrichen. Wieder erlaubt ist die Großschreibung etwa bei „Goldene Hochzeit“ oder „Technischer Direktor“ neben der Kleinschreibung.

Und der Bindestrich wird salonfähig: Der „Co-Trainer“ ist ebenso zugelassen wie der „Ex-Regierungschef“. Größte, wenn vielleicht nicht wichtigste Neuerung: die Einführung des "ß" als Großbuchstabe.

tagesschau.de 1.8.2017

Ein erster Kommentar:

Am 01. August 2017 um 06:32 von riewekooche
Schon das Wort „Orthografie“
erzeugt in mir, aus mehreren Gründen, ein Schaudern: Zum Einen hat man das ph gestrichen, das th aber beibehalten – warum??? Zum Anderen wird ein ph anders ausgesprochen als ein f, das wiederum anders als ein v, das wiederum anders als ein w.
Auch ein Wort wie „Stängel“ ist merkwürdig – in meiner Umgebung spricht kein Mensch ein ä in Stängel, dessen Mittelvokal hat eine deutliche Verfärbung zum e hin – daß die Schreibweise der Aussprache angepaßt werden sollte, ist hier wohl nicht der Grund.
Viele Worte wurden den Aussprachegewohnheiten derjenigen angepaßt, die die Rechtschreibreform durchgepeitscht haben – ohne Rücksicht auf den Wortstamm, den man anhand der neuen Schreibweise nicht mehr erkennen kann. Andere – wie der Stängel – sind so umgeformt worden, daß der Wortstamm zum Vorschein kommen sollte.
Alles in allem eine undurchdachte Reform ohne Struktur und ohne jeden Sinn. Sie stiftete mehr Verwirrung, als sie Verbesserungen schaffte. Und tut dies immer noch.
Und einer der letzten Kommentare:
Am 01. August 2017 um 11:30 von nostradamus 2015
Spiegel des politischen Dilettantismus
Von Berufs wegen musste ich mich ab 1996 mit der Rechtschreibreform auseinandersetzen und beide „Systeme“ abrufbereit parat haben.
So konnte ich die Respektlosigkeit vor der gewachsenen Sprache (teilweise Vulgarität), die Widersinnigkeit, die nicht zu Ende gedachten Änderungen bestimmter Regeln, den fehlenden Überblick der Neuerer, schlicht die ganze Stümperhaftigkeit der Reform im Detail studieren.
Damals überkam mich die Erkenntnis:
Wenn so dilettantisch wie die Rechtschreibreform bei uns auch die Politik im großen Stil gemacht wird, sodass es hinterher schlechter ist als vorher, dann „Gute Nacht, Deutschland!“.
Die Kommentare zeigen das Elend der staatlich erpreßten „Reform“: Leser(in) 1 will traditionell schreiben, ist aber bereits von der grotesken Reform-Großschreibung infiziert und phonetisch unsicher. Leser(in) 2 erkennt die Minderwertigkeit der „Reform“, will aber nicht durch „daß“ auffallen.

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Sigmar Salzburg
10.08.2010 05.09
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Noch eine Deutschreform?

Der UN-Menschenrechtsrat:
Die Ablösung der UN-Menschenrechtskommission durch den Menschenrechtsrat war einer der wesentlichen Reformvorschläge von UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Er wollte so die UN-Menschrechtspolitik stärken. Der Rat tagte erstmals im Juni 2006. Er setzt sich aus 47 gewählten Mitgliedstaaten zusammen, ist den Ausschüssen der UN-Generalversammlung gleichgestellt und berichtet unmittelbar an die Generalversammlung. Der Menschrechtsrat tagt jährlich zehn Wochen lang, auch Sondersitzungen sind möglich. …

tagesschau.de 10.8.2010

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Norbert Lindenthal
07.10.2004 05.17
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Inland 07.10.2004 04:05 Uhr

Alt oder Neu?

Länderchefs beraten über Rechtschreibreform


Aus Neu wieder Alt?

Im Zentrum der in Berlin beginnenden zweitägigen Jahreskonferenz der Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer steht die Diskussion um die umstrittene Rechtschreibreform.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) ist inzwischen von seiner Forderung nach einer kompletten Rücknahme der Rechtschreibreform abgerückt. Er will jetzt aber eine Verschiebung des Termins für die verbindliche Einführung der neuen Regeln zum 1. August 2005 erreichen. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen (SPD), geht dagegen davon aus, dass dieser Termin bestätigt wird. Bei Vorbesprechungen der Länder-Staatskanzleien hatte nur Niedersachsen – und verhalten auch das Saarland – die verbindliche Einführung abgelehnt. Bayern und Berlin, das turnusmäßig den Vorsitz der bis Freitag tagenden Ministerpräsidentenrunde hat, wollen vermitteln.


Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff


Kämpft für die Rechtschreibreform: Doris Ahnen

Rund 100 Autoren, Verleger und Wissenschaftler forderten auf der Frankfurter Buchmesse erneut die Rücknahme der Rechtschreibreform.

Streitpunkt: Die Rolle der Kultusministerkonferenz

Die Rolle der Kultusministerkonferenz und die Anhebung der Rundfunkgebühren sind zwei weitere Themen, die die Ministerpräsidenten diskutieren wollen. Der Ausstieg Niedersachsens aus der Kultusministerkonferenz sorgt dabei für Zündstoff.

Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) verlangt die organisatorische Aufteilung des Gremiums und mehr Gewicht für die großen Länder. Künftig sollten Wissenschafts- und Kultusminister separat verhandeln und nur noch gemeinsame Bereiche auch gemeinsam diskutieren, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (SPD) und sein sächsischer Kollege Matthias Rößler (CDU) lehnten eine solche Zweiteilung ab. Der saarländische Kultus- und Wissenschaftsminister Jürgen Schreier (CDU) kann sich dagegen eine Wissenschaftsministerkonferenz vorstellen. Nordrhein-Westfalen wiederum weist Forderungen Niedersachsens zurück, den Sitz der Kultusministerkonferenz nach Berlin zu verlagern.

Abschließende Beratung über Rundfunkgebühren

Zudem werden die Ministerpräsidenten abschließend über die Anhebung der Rundfunkgebühr zum 1. April 2005 beraten. Nach einem Treffen mehrerer Länderregierungschefs im September zeichnet sich eine Erhöhung um 86 Cent auf 17,07 Euro je Monat ab. ARD und ZDF hatten ursprünglich rund zwei Euro Anhebung beantragt, die unabhängige Gebühren-Kommission KEF schlug 1,09 Euro vor.

Ein weiteres Thema des Treffens ist die Arbeit der Föderalismuskommission von Bundestag und Bundesrat.

„Süddeutsche“ will nicht „alt“ schreiben

Dossier: Die Rechtschreibreform – wieder abgeschrieben?

Stand: 07.10.2004 04:05 Uhr

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Norbert Lindenthal
06.10.2004 16.26
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Tagesschau

6.10.2004

Alles bleibt anders

„Süddeutsche“ will „Rechtschreib-Mix“


Alte oder neue Rechtschreibung? Die deutschen Medien sind noch uneins.

Die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) wird nicht zur alten Rechtschreibung zurückkehren. Die „SZ“, die lange Zeit mit dem Vorstoß des Axel-Springer-Verlags, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und des Spiegel-Verlags sympathisierte, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, ist auf Distanz zu diesen Plänen gegangen. „Wir wollen nicht zur alten Rechtschreibung zurückkehren, aber auch nicht die jetzige Form beibehalten“, sagte ein Verlagssprecher.

Votum der Redakteure zählt

Wie das Hamburger Magazin stern in seiner neuen Ausgabe berichtet, waren nach einer internen Umfrage der Chefredaktion nur vier Prozent der „SZ“-Mitarbeiter für die Rückkehr zur alten Rechtschreibung, etwa jeder Dritte will die neue beibehalten. Knapp zwei Drittel sprachen sich für eine modifizierte Form der reformierten Schreibweise aus. „SZ“-Chefredakteur Werner Kilz zum stern: „Ich habe von dem Vorpreschen nichts gehalten, wir sind für einen Konsens.“

Einige Zeitungen des Verlags Axel Springer erscheinen seit Sonntag wieder in der alten Rechtschreibung. Der „Spiegel“-Verlag und die Axel Springer AG hatten am 6. August gemeinsam angekündigt, in allen Print- und Online-Publikationrn schnellstmöglich zu den alten Regeln zurückkehren zu wollen. Der „Spiegel“ hat hierfür nach eigenen Angaben aber noch keinen Termin.

„Frankfurter Appell“ der Schriftsteller

Im so genannten „Frankfurter Appell“ forderten prominente Schriftsteller die Rücknahme der Rechtschreibreform. Zu den Unterzeichnern des auf der Buchmesse veröffentlichten Aufrufs gehören Günter Grass, Martin Walser, Ulla Hahn, Elfriede Jelinek, Hans Magnus Enzensberger und Ralph Giordano. Die Kultusminister werden aufgefordert, „nach acht Jahren zunehmender Verwirrung das Experiment Rechtschreibung zu beenden“.

Auf der am Donnerstag beginnenden Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) in Berlin wollen die Länderchefs über die umstrittene Rechtschreibreform beraten. Die große Mehrheit der Bundesländer will dem Vernehmen nach an der Reform festhalten.


Wieder unter die Lupe genommen: Die Rechtschreibreform

Das Thema wird auch bei der nächsten Kultusministerkonferenz (KMK) am 14. und 15. Oktober im Saarland behandelt. Eine wichtige Rolle dürfte dabei der vom KMK-Präsidium vorgeschlagene „Rat für deutsche Rechtschreibung“ spielen, der künftig den „Schriftgebrauch der deutschen Sprache beobachten und Vorschläge zur Weiterentwicklung der Rechtschreibung erarbeiten“ soll.

Dossier: Die Rechtschreibreform – wieder abgeschrieben?

Stand: 06.10.2004 17:51 Uhr

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Norbert Lindenthal
27.09.2004 06.33
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Tagesschau

„Es gibt viele Gründe, verärgert zu sein“

Tagesschau-Film vom 25.9.2004, Redakteurin Will spricht mit Christian Wulff

Film im Realplayer-Format

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Dominik Schumacher
30.08.2004 12.31
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Tagesschau

Inland 30.08.2004 14:16 Uhr

Rechtschreibreform

Akademiemitglieder wollen mit Vollgas zurück

Seit sieben Jahren leben die Deutschen mit einer gespaltenen Orthografie. Die Ankündigung einiger Verlage, zur alten Schreibung zurückzukehren, hat die Diskussion nicht gerade entschärft. Jetzt wollen die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sowie andere Experten die Debatte um die Rechtschreibreform mit einem Kompromiss lösen helfen.

„Rückweg zur Vernunft ohne Gesichtsverlust“

Sie plädierten auf einer Pressekonferenz für einen „klaren Neuanfang“ und einen „Rückweg zur Vernunft ohne Gesichtsverlust“. Die Vorschläge sehen unter anderem vor, einzelne Teile der neuen Regelungen zu übernehmen bei gleichzeitiger Lockerung der Schreibregeln sowie die „fehlerhaften, unsere Sprache entstellenden Eingriffe rückgängig zu machen“.


Günther Grass für Abkehr von der Reform

Doch auch unter den Mitgliedern der Akademien herrscht kein Konsens. 37 von ihnen forderten eine völlige Rücknahme. Neben den Akademiemitgliedern Wulf Kirsten, Michael Krüger, Reiner Kunze und Guntram Vesper als Erstunterzeichner haben unter anderem Nobelpreisträger Günter Grass, Vicco von Bülow, Joachim Fest, Elfriede Jelinek, Joachim Kaiser, Günter Kunert, Siegfried Lenz, Hans Maier und Martin Walser die Stellungnahme unterschrieben.

„Innerlich verfehlt“ und teuer

Nach ihrer Ansicht sei die Rechtschreibreform „innerlich verfehlt“ und habe lediglich sehr viel Geld und Arbeitskraft gekostet. Eine Rücknahme entspreche dem erkennbaren Willen der großen Mehrheit der Bürger in Deutschland, Österreich und der Schweiz und wäre deshalb ein wichtiger Beitrag zur demokratischen Kultur, hieß es in der Erklärung.

Die Rechtschreibreform betreffe im Verlagswesen nicht nur die Schulbuchkonzerne, sondern auch Literaturverlage. Diese gerieten bei einer endgültigen Durchsetzung der „Neuregelung“ in die Zwangslage, Neuauflagen ihrer Bücher entweder in der bisherigen, dann von Amts wegen fehlerhaften Schreibung nachzudrucken oder mit hohen Kosten neu zu setzen, erklärten die Akademiemitglieder.


Reformfolge: Aussortierung wichtiger Literatur


Müssen die Schüler jetzt wieder umlernen?

Seit 1996 habe die Reform zur Aussonderung zahlloser Kinder- und Jugendbücher aus Bibliotheken geführt. Sie werde am Ende der Übergangsfrist 2005zu einer schlagartigen Wertminderung aller privaten wie öffentlichen Buchbestände führen, die als orthografisch „fehlerhaft“ und für Schüler nicht empfehlenswert gelten.

Rechtschreibreform im Praxistest [br]
Umfrage: Zurück zur alten Schreibweise – ein Fehler?
Forum: Rechtschreibreform
Goethe-Institut für Schreibregel-Kompromiss
Dossier: Die Rechtschreibreform – wieder abgeschrieben?

Stand: 30.08.2004 14:16 Uhr

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Fritz Koch
15.08.2004 08.18
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Wenn die "alte" Schreibweise erlaubt bleibt,

braucht kein Kind deswegen durch eine Prüfung fallen und keine Schule deswegen verklagt werden. Bücherverbrennungen darf es nicht mehr geben.

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Dominik Schumacher
15.08.2004 07.26
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Tagesschau

14.8.2004

Rechtschreibreform

Schulbücher zu Altpapier?

Wieder unter die Lupe genommen: Die Rechtschreibreform

Seit dem Vorstoß von Spiegel und Springer, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, wird in den Finanzabteilungen der Verlagsbranche fieberhaft gerechnet. Der Frankfurter Verband für Bildungsmedien (VdS) bezifferte die Kosten für eine Rücknahme der Reform bei den Schulbüchern auf insgesamt 250 Millionen Euro, wenn die Schulbücher auf einen Schlag umgestellt werden müssten. Gegenüber tagesschau.de bekräftigte Rino Mikulic vom VdS die Kostenschätzung des Verbandes. Dabei würden die Investitionskosten für die Korrektur der Bücher mit 60 Millionen Euro veranschlagt. Die Makulierung, das heißt das Einstampfen der Lagerbestände, würde mit ca. 190 Millionen Euro zu Buche schlagen. Die Einschätzung der Korrekturkosten beruht auf einer genauen Kostenerhebung, die der VdS im Rahmen der Anhörung zur Klage gegen die Rechtschreibreform beim Bundesverfassungsgericht 1998 unter den Verlagen ermittelt hatte. Schon bei der Umstellung auf die „neue Rechtschreibung“ wurden Bearbeitungskosten von durchschnittlich 12.000 DM pro Schulbuch-Titel errechnet. Wenn der VdS jetzt von 6.000 EUR Umstellungskosten pro Titel ausgehe, dann seien die Preissteigerungen noch nicht eingerechnet.

Klett-Verlag befürchtet 45 Millionen Euro an Kosten

Schüler im Deutschunterricht

Nach der Reform der Rechtschreibung und der Einführung des Euro müssten sie zum dritten Mal einen großen Teil ihres Angebotes korrigieren. Hannelore Ohle-Nieschmidt vom Klett-Verlag geht davon aus, aus, dass etwa 50 Prozent der Verlagstitel betroffen sind, also etwa 4500 Titel. Die Umstellungskosten liegen bei 10.000 Euro pro Titel. Die würden sich auf rund 45 Millionen Euro belaufen, zudem könnte der Verlag Lagerbestände im Wert von 35 Millionen wegwerfen.

Der Schulbuchverlag Westermann etwa kalkuliert mit Umstellungskosten von 6000 Euro je Titel. Bei 10 .000 Titeln käme man auf eine Summe von 60 Millionen Euro. Selbst wenn dieser Betrag nicht auf einmal anfalle, werde der Verlag dadurch vorübergehend in den Verlust getrieben, so Ulrike Jürgens, die in der Geschäftsführung von Westermann für die Schulbuchverlage verantwortlich ist. Auch der Fachverlag Springer Science und Business Media, der sechstgrößte Fachinformationsanbieter der Welt, befürchtet einen „erheblichen Kostenfaktor“.

Oldenbourg-Verlag befürchtet „Katastrophe“

Der Verleger des Oldenbourg Schulbuchverlags, Wolfgang Dick, spricht von einer „Katastrophe“. „Das würde für uns Kosten von mindestens sieben Millionen Euro bedeuten.“ Übergangsfristen lehnt er im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen ab. „Solange eine ganze Nation einen Sport darin sieht, Schulen zu verklagen, wenn die Kinder durch Prüfungen fallen, wird sich keiner mit alten Lehrbüchern zufriedengeben.“ Die Kosten entstehen zum einen dadurch, dass Schulbuch- wie auch Kinderbuchverlage voraussichtlich einen Großteil ihres Bestands an Titeln abschreiben müssten.

Schulen und Eltern massiv geschädigt

In Niedersachsen und im Saarland müssten die Kosten von den Eltern bezahlt werden, da es dort keine Lernmittelfreiheit mehr gäbe. In den anderen Bundesländern müssten die Lernmitteletats der Länder oder Kommunen drastisch angehoben werden – allein um neue Schulbücher für die rechtschreibsensiblen Bereiche anschaffen zu können. Allein 2003 lagen die privaten Ausgaben für Lernmittel bundesweit bei 200 Millionen Euro. Auch diese Bücher würden durch einen Rückkehrbeschluss sofort entwertet und ließen sich dann nicht mehr an Geschwister weitergeben oder auf Schulbuchbörsen verkaufen. Auch die Schulen würden massiv geschädigt. Bücher in neuer Rechtschreibung zum Einkaufspreis von rund zwei Milliarden Euro würden sofort entwertet werden.

Random House: Schaden wäre überschaubar

Nach der ersten Aufregung mehren sich in der Branche indes auch die Stimmen, die eine Rücknahme für ökonomisch vertretbar halten. Der Verleger der Bertelsmann-Buchsparte Random House, Klaus Eck, hält den Schaden für überschaubar, solange die Reform schrittweise zurückgeführt werde.


Neue Übergangsregelung bei Umstellung

Auch der Verband für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege (VRS) spricht lediglich vom einem Schreckgespenst. Die Schulbuchverlage hätten offensichtlich angenommen, dass bei einer Rücknahme der Reform alle Schulbücher von einem Tag auf den anderen ausgetauscht werden müssten. Doch nichts spreche dagegen, einen großzügigen Übergangszeitraum zu schaffen. Als die Verlage ihre Schulbücher auf „neue“ Rechtschreibung umgestellt hätten, sei es um völlig unerprobte Regelungen gegangen, was einen hohen Arbeitsaufwand erfordert habe. Bei einer „Rückumstellung auf das Bewährte“ gäbe es solche Erschwernisse nicht. In vielen Fällen dürften die Schulbuchtexte und Druckvorlagen früherer Auflagen noch in den Archiven der Verlage bereitliegen. Unabsehbare Kosten fielen allerdings bei einer Fortsetzung des Reformkurses an, da weitere Änderungen des Regelwerks und der Schreibweisen geplant seien.

Duden-Verlag bleibt gelassen

Gelassen verfolgt der Duden-Verlag die Debatte. Im Gegensatz zur ersten Diskussion um die Rechtschreibreform vor einigen Jahren zeigten sich die Konsumenten nicht verunsichert und kauften eifrig die derzeit gültige Duden-Ausgabe, so der Leiter der Duden-Redaktion, Matthias Wermke. Am 28. August soll, wie geplant, die überarbeitete Neuauflage in die Läden kommen.

Stand: 09.08.2004 17:57 Uhr

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Dominik Schumacher
14.08.2004 08.47
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Tagesschau



14.8.2004

Random House: Schaden wäre überschaubar

Nach der ersten Aufregung mehren sich in der Branche indes auch die Stimmen, die eine Rücknahme für ökonomisch vertretbar halten. Der Verleger der Bertelsmann-Buchsparte Random House, Klaus Eck, hält den Schaden für überschaubar, solange die Reform schrittweise zurückgeführt werde.

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Norbert Lindenthal
10.08.2004 22.04
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Tagesschau

10.8.2004

Inland
Debatte um Rechtschreibreform

ARD will zunächst nicht zurück zu alten Regeln

Die ARD will dem Spiegel- und Springer-Verlag nicht folgen.

Die öffentlich-rechtlichen Sender der ARD haben angekündigt, die reformierte Rechtschreibung zunächst beizubehalten. ARD-Intendant Jobst Plog sagte, dass übereilte Schritte ungeeignet erschienen, um die Konfusion zu verringern, die nach der Ankündigung des Spiegel- und Springer-Verlags herrschten. Man ließe sich bei dieser Entscheidung besonders von der Verantwortung für die junge Generation leiten, erklärten die Intendanten. Die ARD wird sich auf einer Konferenz im September ausführlich mit dem Thema beschäftigen. Die neun Landesrundfunkanstalten und die Deutsche Welle waren ebenso wie die Nachrichtenagenturen, Zeitschriften und nahezu alle Zeitungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor fünf Jahren zur neuen Rechtschreibung übergegangen.

Auch die Verlagsgruppe Handelsblatt will an den neuen Regeln festhalten. Die Chefredakteure der vier Wirtschaftsmagazine des Konzerns sind sich einig, dass es keinen Grund zu einer Rückkehr gebe. Als Demokraten respektiere man die getroffene Entscheidung einer demokratisch legitimierten Institution.

Keine Entscheidung vor September

Die Süddeutsche Zeitung wird nicht vor September entscheiden, in welchem Umfang sie die reformierte Rechtschreibung in ihren Publikationen ändern wird. Zuerst wolle man sich mit Kultusministern, Schulbuchverlagen, Nachrichtenagenturen und anderen Verlagen abstimmen, heißt es in einer Erklärung des Blattes.

Mit ihrer Ankündigung, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, hatten „Spiegel“, Axel-Springer-Verlag und „Süddeutsche Zeitung“ die Diskussion über die richtige Schreibweise in Deutschland voll entfacht. Wie sich jedoch nun herausstellt, wissen die Verlage selbst noch nicht, welche Rechtschreib-Norm für sie gelten soll.

„Spiegel“ lässt sich Zeit

Bald wieder mit alter Rechtschreibung? Der Spiegel und die Publikationen des Springer-Verlags.

Entgegen einer vorherigen Ankündigung werde der „Spiegel“ sich noch nicht in seiner kommenden Ausgabe von der derzeitgen Rechtschreibung verabschieden, erklärte Pressesprecher Hans-Ulrich Stoldt gegenüber tagesschau.de. Der Verlag werde zu der Form zurückkehren, „die wir vor der Reform hatten“, sagte Stoldt. Allerdings sei man Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, „wenn sie im Konsens aller Beteiligten getroffen werden“.

Die Axel Springer AG kündigte eine zügige Änderung an. „In etwa vier Wochen stellen wir die Schreibung um“, sagte Unternehmenssprecherin Edda Fels dem Berliner „Tagesspiegel“. Welche Blätter im Verlag den Anfang machen, stehe noch nicht fest.

Kostendebatte um Rücknahme der Rechtschreibreform
Klett-Verlag befürchtet Millionenverluste [swr]
Umfrage: Zurück zur alten Schreibweise – ein Fehler?
Forum Rechtschreibreform
Dossier: Die Rechtschreibreform – wieder abgeschrieben?

Stand: 10.08.2004 15:22 Uhr

Umfrage
Nach der FAZ im Juli 2000 kehren nun auch die Verlage Springer und Spiegel – und damit ein großer Teil der deutschen Presselandschaft – zur alten Rechtschreibung zurück. Wie beurteilen Sie diesen Schritt?

Umfrage
Dies ist ein richtiger Schritt
Das halte ich für falsch
Dazu habe ich keine Meinung / Das ist mir egal

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Norbert Lindenthal
10.08.2004 21.47
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Tagesschau



10.8.2004

Inland

Verlage zur Rechtschreibreform

Der Aufstand der Zaghaften

Bald mit alter Rechtschreibung: Der „Spiegel“ und die Publikationen des Springer-Verlages.

Mit ihrer Ankündigung, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, haben „Spiegel“, Axel-Springer-Verlag und „Süddeutsche Zeitung“ die Diskussion über die richtige Schreibweise in Deutschland wieder voll entfacht. Wie sich jedoch nun herausstellt, wissen die Verlage selbst noch nicht, welche Rechtschreib-Norm für sie gelten soll.

„Spiegel“ lässt sich Zeit

Entgegen einer vorherigen Ankündigung werde der „Spiegel“ sich noch nicht in seiner kommenden Ausgabe von der derzeitgen Rechtschreibung verabschieden, erklärte Pressesprecher Hans-Ulrich Stoldt gegenüber tagesschau.de. Der Verlag werde zu der Form zurückkehren, „die wir vor der Reform hatten“, sagte Stoldt. Allerdings sei man Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, „wenn sie im Konsens aller Beteiligten getroffen werden“.

Die Axel Springer AG kündigte eine zügige Änderung an. „In etwa vier Wochen stellen wir die Schreibung um“, sagte Unternehmenssprecherin Edda Fels dem Berliner „Tagesspiegel“. Welche Blätter im Verlag den Anfang machen, stehe noch nicht fest.

„SZ“ muss erst den „Status quo ante“ finden

Der Süddeutsche Verlag teilte auf Anfrage mit, es sei noch unklar, wann die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) umstelle. Auch müsse intern noch geklärt werden, zu welchem Standard die Zeitung zurückkehre, sagte Pressesprecher Sebastian Lehmann. Am Samstag hatte die Zeitung geschrieben, eine Rückkehr müsse „nicht die ausnahmslose Wiederherstellung des Status quo ante meinen“.

FAZ ändert Schülertexte

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die als erste überregionale Zeitung in Deutschland schon seit langem die alte Rechtschreibung verwendet, trimmt nun auch die von Schülern verfassten Texte für die Jugendseite nachträglich auf „alt“. Die Kinder liefern ihre Beiträge für die Seite „Jugend schreibt“ in neuer Rechtschreibung an, wie die FAZ am Montag der Nachrichtenagentur dpa bestätigte. Die FAZ-Redaktion redigiert die Texte und ändert sie dabei gemäß den alten Rechtschreibregeln ab. So finden die jugendlichen Autoren eine Schreibweise in ihren gedruckten Beiträgen, die ihnen im Diktat in der Schule als falsch angestrichen würde.

Schröder kritisiert Beschluss

Bundeskanzler Gerhard Schröder hält eine Rücknahme der Rechtschreibreform für falsch. Das bekräftigte der stellvertretende Regierungssprecher Hans-Hermann Langguth in Berlin. Er verwies aber zugleich darauf, dass es sich um eine Angelegenheit der Länder handele.

(Bild: lächelnde Doris Ahnen)
Kämpft für die Rechtschreibreform: Doris Ahnen

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Doris Ahnen, sprach sich gegen eine Volksabstimmung im Streit um die Rechtschreibreform aus. In der ARD-Sendung „Sabine Christiansen“ sagte Ahnen, die Mehrzahl der Bürger in diesem Land hätten „ganz andere Sorgen“. Die SPD-Politikerin verwies auf einen „einstimmigen Beschluss“ in der KMK, die Rechtschreibreform zum 1. August 2005 einzuführen. Zur Demokratie gehöre auch „Verlässlichkeit“, fügte die rheinland-pfälzische Kultusministerin hinzu und betonte: „Wir können nicht alle drei Tage die Pferde wechseln.“

Der Chefredakteur der „Bild am Sonntag“, Claus Strunz, hatte sich in der Sendung für eine Volksabstimmung in der Frage ausgesprochen.

Keine Änderung bei der ARD

Die ARD wird bei ihrer bisherigen Haltung bleiben und an der Rechtschreibreform festhalten. Damit wird auch tagesschau.de weiter nach den neuen Regeln schreiben.

Kostendebatte um Rücknahme der Rechtschreibreform
Ein Sommerwitz für Österreicher und Schweizer
Umfrage: Zurück zur alten Schreibweise – ein Fehler?
Forum Rechtschreibreform
Dossier: Die Rechtschreibreform – wieder abgeschrieben?

Stand: 09.08.2004 18:44 Uhr

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Norbert Lindenthal
09.08.2004 05.45
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Tagesschau

07.08.2004 08:39 Uhr

Rechtschreibreform

Gemischte Gefühle bei den Politikern

Wieder unter die Lupe genommen: Die Rechtschreibreform

Nach der Ankündigung des Axel-Springer- und Spiegel-Verlags, wieder zur alten Rechtschreibung zurückzukehren ist der Streit um die Reform wieder heftig aufgeflammt: Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen, kritisierte, die Entscheidung führe „in hohem Maße zu Verunsicherung, gerade bei Kindern und Jugendlichen“. Seit 1998 lernten rund 12,5 Millionen Schüler weitgehend problemlos nach der neuen Rechtschreibung.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte die Kultusministerkonferenz auf, an der Rechtschreibreform festzuhalten. „Es ist unverantwortlich, wie hier auf Kosten von Kindern, Eltern und Schulen Stimmung gemacht wird, um das Sommerloch zu füllen und die eigene Macht zu demonstrieren“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Marianne Demmer. Schließlich zeige die Erfahrung an den Schulen, dass die Kinder nach den neuen Regeln weniger machten.

Mehrheitlich ostdeutsche Politiker gegen Rücknahme

Auch die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, Kurt Beck, Harald Ringstorff und Dieter Althaus, wollen an der Rechtschreibreform festhalten. Beck kritisierte im „Tagesspiegel“, der Vorstoß von Axel Springer und Spiegel habe „viel mit Kampagne und Public Relations, wenig mit Inhalt zu tun“. Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche kritisierte in der „Märkischen Allgemeinen“ kritisierte die Verlage für ihre Entscheidung. „Ausgerechnet die Verlage, die immer nach Reformen rufen, richten jetzt ihr Fähnlein nach dem Wind. Ich finde das nicht sehr konsequent“, sagte er.

Chef der Rechtschreib-Kommission: „Erpressung“

Der Geschäftsführer der Rechtschreibkommission, Klaus Heller, kritisierte die Rückkehr zur alten Rechtschreibung scharf und brandmarkte die Aktion als Erpressungsversuch. Heller sagte der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, der Boykott der neuen Regeln sei zwar nicht ungesetzlich. „Ich halte es aber für unmoralisch. Die Rechtschreibreform ist ein jahrzehntelanger demokratischer Prozess gewesen. Jetzt wird versucht, diesen einfach auszuhebeln.“ Heller befürchtet ein Chaos: „Es kann doch nicht sein, dass in der Schule etwas gelehrt wird, das anders ist als das, was man liest.“

Wulff und Müller: Reform komplett zurücknehmen

Die CDU-Ministerpräsidenten von Niedersachsen und dem Saarland, Christian Wulff und Peter Müller, kündigten an, sich weiter für die „komplette Rücknahme“ der Rechtschreibreform einzusetzen. Die Rückkehr der großen Verlage zur alten Rechtschreibung sei ein „wichtiger Schritt“, um diese „total gescheiterte Reform“ zu korrigieren. Die FDP schloss sich dieser Meinung an: Er werde seiner Fraktion und allen Mitarbeitern empfehlen, „fortan nur noch die alte Schreibweise zu benutzen“, sagte der Vorsitzende der FDP Bundestagsfraktion, Wolfgang Gerhardt, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Westerwelle will für alte Rechtschreibung kämpfen

Auch FDP-Chef Guido Westerwelle stellte sich auf die Seite der Gegner der neuen Schreibweise. „Die neue Rechtschreibung ist so überflüssig wie ein Kropf“, sagte Westerwelle in einem vorab veröffentlichten Interview der „Welt am Sonntag“. „Die kann und sollte man rückgängig machen“, sagte er und fügte hinzu: „Ich werde dafür kämpfen.“

Stoiber: Reform wieder auf die Tagesordnung

Bayerns Ministerpräsident und derzeitiger Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, Edmund Stoiber, erklärte: „Nach kritischen Stimmen aus vielen Ländern habe ich das Thema Rechtschreibreform bereits auf die Tagesordnung der Ministerpräsidenten gesetzt.“ Dabei sei zu prüfen, „ob Lösungen möglich sind, mit denen Teile der bisherigen Rechtschreibreform beibehalten und andere Teile aufgegeben werden können“.

Stand: 07.08.2004 08:39 Uhr

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Norbert Lindenthal
06.08.2004 21.41
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Tagesschau

06.08.2004 18:22 Uhr

Ausland

Kommentar

Die Rechtschreibreform ist unumkehrbar

Von Reinhard Hübsch, SWR-Kulturkorrespondent

Die Rechtschreibreform wird kommen, das ist so sicher wie das „daß" mit Doppel-ss. Es gibt einen rechtlich verbindlichen Beschluss der Kultusministerkonferenz, und wer auf die Idee kommen sollte, in letzter Instanz gar das Bundesverfassungsgericht zu bemühen, dem muss gesagt werden, dass das Karlsruher Gericht bereits im Juli 1998 eine Beschwerde gegen die Reform zurückgewiesen hat. Wenn nun also einzelne Ministerpräsidenten – die in dieser Frage gar keine Zuständigkeit haben – gegen die Reform ebenso murren wie die Kulturstaatsministerin im Kanzleramt, dann wird das folgenlos bleiben.

Die Reform zurückzunehmen, das kann sich niemand leisten: die Politiker nicht und die Verlage nicht. Die Kultusminister der Länder nicht, weil ihre Glaubwürdigkeit damit auf dem Spiel steht, nach den jahrelangen Debatten und Verhandlungen – die ja übrigens auch auf zwischenstaatlicher Ebene stattfanden, denn die Reform gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz.


Rückkehr zur alten Rechtschreibung würde teuer


Leisten können es sich aber auch die Verlage nicht: Eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung wäre für die Schulbuchverlage eine Katastrophe und würde Kosten von 250 bis 260 Millionen Euro verursachen. Länder und Kommunen müssten dann übrigens neue Schulbücher anschaffen – dazu sind sie gar nicht in der Lage: Die öffentlichen Ausgaben für Schulbücher sind von 400 Millionen Euro im Jahr 1991 auf 250 Millionen Euro im vergangenen Jahr gesunken.


Nein, die Reform ist nicht rückholbar, auch wenn wir, wenn Sie und ich das wünschen, auch wenn die Mehrheit der Bevölkerung das will – und nach einer Emnid-Umfrage sind drei Viertel aller Befragten gegen die Reform. Aber was wird sich ändern? Nicht viel. Gut, die Schülerinnen und Schüler werden ab August 2005 auf die neue Schreibweise, auf die neue Zeichensetzung verpflichtet sein – aber letztlich entscheiden die Lehrerinnen und Lehrer, wie sie Fehler gewichten.

Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller werden, wie in den vergangenen Jahren, schreiben, wie es ihnen gefällt: daß mit ß, Mayonnaise und Portemonnaie – wenn sie es wollen – so, daß man die Herkunft des Wortes noch erahnen kann. Und sie werden auch weiterhin Schreibweisen finden, die von keinem Duden gedeckt sind, wenn es künstlerisch sinnvoll ist. Und wenn die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und BILD zukünftig die alte Rechtschreibung bevorzugen, wird ihnen das niemand verbieten können. So werden wir also zukünftig mindestens zwei Schreibkulturen nebeneinander lesen. Und mehr. Die Aufgeregtheit um die Rechtschreibreform ist also grundlos: Sie wird kommen – und mancher wird noch in 30 Jahren dass mit ß schreiben.

Stand: 06.08.2004 18:22 Uhr

ein paarmal auch im SWR gehört: dumm. NL

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