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Forum > Argumente der Rs-Reformer
„Das tut ja die armen Kinderlein jetzt nur umso mehr verwirren!“
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Fritz Koch
12.11.2004 16.41
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Gerade habe ich meiner Enkeltochter erklärt,

daß man in der alten Rechtschreibung unterscheiden konnte, daß „greulich“ schrecklich bedeuten sollte und deshalb mit „eu“ geschrieben wurde und daß „gräulich“ etwas Graues bedeuten sollte und deshalb mit "äu“ geschrieben wurde, und daß man das in der neuen Rechtschreibung nicht mehr unterscheiden kann: Wenn in neuer Rechtschreibung jemand alles „gräulich“ sieht, muß man zusätzlich wissen, ob er am Grauen Star leidet oder ein Pessimist ist. Egal ist das in der neuen Rechtschreibung nur, wenn beides zutrifft, also der „Gräulich-Seher“ ein Pessimist mit Grauen Star ist.

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Fritz Koch
12.11.2004 17.49
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"Grundsätzlich tut es mir Leid,

daß wir Arafat nicht liquidiert haben.“ So zitiert die Süddeutsche Zeitung v. 12.11.04, Politik, „Der angebliche sechste Sinn“, Israels Premierminister Scharon.
Das ist doch logisch falsch: Es hat ihm und Israel Leid getan, denn jetzt kann Arafat ihnen nicht mehr Leid tun (nur leid tun).

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Rainer Petersen
12.11.2004 18.00
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Liebe Forumsgemeinde,

ich nehme mir mal eben „auf die Schnelle“ – gleich darf ich dem Kochdienst in der Küche frönen – Zeit, um einiges auszukommentieren:

@David: Nein, das war nicht gegen „Sie“ gerichtet, sondern gegen die inhaltliche Tendenz innerhalb dieses Threads, uns (Lehrbeauftragte) als „bloße“ Marionetten darzustellen bzw. Kinder als „hilflose Opfer“ irgendeines bevormundenden Systems darzustellen. Zu der Frage mit dem "-mus“, „muss“ usw., die ich im übrigen als rhetorische auffasse, da nach der alten Schreibe ja eh schon „muß" und "-mus“ (Endung bei Nomen) trotz gleicher Lautung parallel existierten, kann ich auch hier nur auf Regeln verweisen, die halt so gelernt werden müssen/mussten....

Bitte!!!!! – fühlen Sie sich nicht durch mich provoziert, dies ist nicht meine Absicht. Des Weiteren mache ich es mir im Unterricht durchaus zueigen, auch Widersprüche aufzuzeigen und den lieben jungen Schülern das kritische Herangehen an die neue Rechtschreibung zu erleichtern: bestes Beispiel: Kopf stehen (total „hirnrissig“), aber „kopfrechnen“....da gibt es mitunter recht ermunternde, kritische Kommentare von den Jugendlichen und Kindern...Humor nicht verlieren... Zweifel gibt es genügend, oder glauben Sie, dass ich als Lehrer geistig Einbahnstraßen abfahre???

@MARGEL: Ihr Posting spricht mir insgeheim aus dem Herzen – ja, das ist (manchmal) schon ein Elend, wenn man (erfolgreich) die alten Regeln gelernt hat und auf so viele (zusätzliche) Widersprüche in den neuen trifft. Aber ich kann Ihnen (allen!!!) versichern, ich betrachte immer beide Seiten der Medaille und versuche dies auch an meine Schüler(innen) weiterzugeben: die Tugend (die Sie auch erwähnten) im Umgang mit Sprache ist immer die kritische Herangehensweise und das Hinterfragen von Regelungen, jedoch auch die Würdigung von offensichtlichen!!! Verbesserungen. Das hat dann – wohl aus Sicht des Betrachters – auch mit Konservatismus, Misstrauen und Pädagogik was zu tun.

@Herr Koch: Ihr Vergleich ist – mit Verlaub – absolut unangemessen. Ich verstehe Ihren Kommentar so, dass Sie auf einen historischen Abschnitt verweisen zu versuchen, der viel „Unglück“ über die Menschen gebracht hat. Sollte man sich gar anmaßen, in diesem Zusammenhang von einer „Sprachdiktatur“ oder von – wie geschmacklos, Entschuldigung – „Holocaust der Sprachkultur“ zu sprechen? Ich denke nicht, denn trotz der RSR können wir doch immer noch unsere Gedanken hier klar zum Ausdruck bringen, ohne von einer Obrigkeit verfolgt zu werden. So eine Übersteigerung ins Katastrophale im Zusammenhang mit Sprachkultur ist hoffentlich von Ihnen zynisch gemeint gewesen...schließlich gäbe es dieses Forum wohl nicht ohne Meinungsfreiheit – und wir sind freier denn je zuvor in unserer Geschichte. Sorry!

Ihre übrigen Kommentare in diesem Thread regen jedoch zum Nachdenken an – wenn auch auf etwas schwarzseherische Art und Weise.

Wie geht's hier nun weiter?

Vielen Dank für Ihre bisherigen Kommentare

Beste Grüße
Rainer Petersen

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Fritz Koch
12.11.2004 21.40
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Ich möchte ausdrücklich noch einmal betonen,

daß es nicht meine Absicht ist, jemanden persönlich anzugreifen. Falls sich jemand angegriffen fühlt, bitte ich um Entschuldigung.

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Rainer Petersen
14.11.2004 10.57
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Hallo Herr Koch,

nein, Sie haben mit Sicherheit niemanden „direkt“ angegriffen (das nehme ich zumindest für mich in Anspruch). Ich fand nur Ihren Kommentar „Daß das „gesunde Volksempfinden“ von der Regierung bestimmt wird,
das hatten wir auch schon mal, und es ist böse geendet. Es wird auch jetzt wieder böse enden.“
etwas übersteigert und somit unangemessen.

Ihre sonstigen Beiträgen innerhalb dieses und – wie ich es mir mittlerweile angelesen habe – auch anderen Threads finde ich recht ansprechend und sie regen zum Nachdenken über Sprache an. Ich hoffe, wir verstehen uns

Beste Grüße und noch einen angenehmen Sonntag (allen)
Rainer Petersen


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David
14.11.2004 12.19
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Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Rainer Petersen
Zu der Frage mit dem "-mus“, „muss“ usw., die ich im übrigen als rhetorische auffasse, da nach der alten Schreibe ja eh schon „muß" und "-mus“ (Endung bei Nomen) trotz gleicher Lautung parallel existierten, kann ich auch hier nur auf Regeln verweisen, die halt so gelernt werden müssen/mussten....


Lieber Herr Petersen, sein Sie mir nicht böse, aber Sie drücken sich gerade um den Beweis, daß dieses „Problem“ mittels der sogenannten reformierten Rechtschreibung nachvollziehbar gelöst werden könnte. Denn das war es doch, was Sie in Ihrem Beitrag vom 12.11. haben andeuten wollen, oder?
Regeln, „die halt so gelernt werden müssen/mussten...“
Naja, wenn man sowieso Regeln lernen muß, dann kann es ja nicht weit her sein mit der Nachvollziehbarkeit, die sich durch die sprachferne Pseudoregel „nach kurzem Vokal steht Doppel-s“ eigentlich zeigen sollte.
Warum dann das Ganze? Bringt es eine Erleichterung, wenn ich Schülern nun einpauken muß, daß es im Hinblick auf die Wortendung ganze drei Möglichkeiten gibt zu schreiben: nämlich mit -ß-, mit -s- und mit -ss-, wo ich zuvor nur zwei „Wahlmöglichkeiten“ hatte?
Bitte klären Sie mich da einmal auf, anscheinend sehen Sie in bezug hierauf ja keine Probleme.

Und was Herrn Kochs Kommentar angeht (der sich – so habe ich den Eindruck – auf eine in Parenthese stehende Bemerkung meinerseits bezieht), so muß ich ihm da vollends zustimmen: Es war ja im Dritten Reich, als es das letztemal einen staatlichen Eingriff großen Ausmaßes in die Sprache geben sollte (letztlich hat er sich dann nicht vollzogen, aber die Bestrebungen waren quasi ausgearbeitet), der ja mit der RSR zweifellos und in beunruhigender methodischer Ähnlichkeit passiert ist.
Ich denke, auf genau diesen Aspekt hat Herr Koch angespielt.
Daß man das nicht gerne hört bzw. hören will, scheint hingegen wirklich ein Werk des Zeitgeistes zu sein...

Zitat:
Wie geht's hier nun weiter?

Mir fällt da gerade, schlitzohrig wie ich bin (also nicht übelnehmen), eine Passage aus „Asterix und Kleopatra“ ein: Im Heft auf S. 44, vorletzte Bildzeile... Die letzten zwei Worte im Ausspruch Caesars allerdings bitte streichen!

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Rainer Petersen
14.11.2004 13.42
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Hallo lieber David:

PS: ALLE ZITATE VON DAVID IN ITALICS BZW. AUF ALTDEUTSCH KURSIV

Ursprünglich eingetragen von David

Zitat:
Lieber Herr Petersen, sein Sie mir nicht böse, aber Sie drücken sich gerade um den Beweis, daß dieses „Problem“ mittels der sogenannten reformierten Rechtschreibung nachvollziehbar gelöst werden könnte. Denn das war es doch, was Sie in Ihrem Beitrag vom 12.11. haben andeuten wollen, oder?

Nein, ich bin Ihnen bestimmt nicht böse. Meinungen/Argumente sind da, sie miteinander auszutauschen. Wenn es Ihnen in diesem Zusammenhang einen Triumph beschert, dann muss ich wohl einräumen, dass Sie hier mit der Anführung IHRES BEISPIELS voll ins Schwarze getroffen haben Ja – das Problem ist mittels der Reformierung natürlich „nicht anhand der aktuellen und von mir angeführten Regeln“ erklärbar – es sei denn, man legt den „Lernenden“ nahe, dass Nomen mit dieser Auslautung halt im Singular mit "-mus“ geschrieben werden, trotz kurzen Vokals. Da sehe ich allerdings kein Problem drin. Das war ja vorher auch schon so. Sie haben's ja auch richtig angedeutet, dass es auch Ausnahmen gibt Das "-ß" fällt ja nun glücklicherweise raus, so dass keine AUSNAHMEN mehr gelernt werden müssen wie z.B. in „Faß"...

Regeln, „die halt so gelernt werden müssen/mussten...“
Naja, wenn man sowieso Regeln lernen muß, dann kann es ja nicht weit her sein mit der Nachvollziehbarkeit, die sich durch die sprachferne Pseudoregel „nach kurzem Vokal steht Doppel-s“ eigentlich zeigen sollte.
Warum dann das Ganze? Bringt es eine Erleichterung, wenn ich Schülern nun einpauken muß, daß es im Hinblick auf die Wortendung ganze drei Möglichkeiten gibt zu schreiben: nämlich mit -ß-, mit -s- und mit -ss-, wo ich zuvor nur zwei „Wahlmöglichkeiten“ hatte?


Wo wird denn in der deuen Rechtschreibung nach kurzem Vokal "-ß" geschrieben, wo nehmen Sie denn da Bezug auf mein Beispiel??????? Das wurde doch glücklicherweise ausgemerzt, das "ß" nach kurzem Vokal...oder werfen Sie jetzt absichtlich die Beispiele durcheinander?

Bitte klären Sie mich da einmal auf, anscheinend sehen Sie in bezug hierauf ja keine Probleme.

Nein, die Ausnahmen musste ich vorher auch vermitteln. Das lässt sich erklären, und sei es mit dem Verweis, dass „Ausnahmen“ die Regel sind, und solche Regeln dann halt beherzigt werden müssten. Wo drücke ich mich um einen Beweis? Sie kennen doch die Regeln und deren AUSNAHMEN so gut wie ich...Sie finden sich einfach mit den Widersprüchen nicht ab, die EBENSO in der alten Rechtschreibung als gegeben (und damit ja quasi auch 'aufdiktiert' wurden) dastanden – Bsp.: Ich habe weniger Erklärungsarbeit und bessere Nachvollziehbarkeit, wenn ich den Schülern sagen kann: „du fasst“ kommt von „fassen“ und muss nicht auf „du faßt“ als abweichende Schreibweise hinweisen. Das ist logischer nachvollziehbar. Darum ging's mir in meinem Beispiel. Haben Sie das nun auch nachvollzogen?

Und was Herrn Kochs Kommentar angeht (der sich – so habe ich den Eindruck – auf eine in Parenthese stehende Bemerkung meinerseits bezieht), so muß ich ihm da vollends zustimmen: Es war ja im Dritten Reich, als es das letztemal einen staatlichen Eingriff großen Ausmaßes in die Sprache geben sollte (letztlich hat er sich dann nicht vollzogen, aber die Bestrebungen waren quasi ausgearbeitet), der ja mit der RSR zweifellos und in beunruhigender methodischer Ähnlichkeit passiert ist.

Wo liegt denn die Ähnlichkeit Ihrer Meinung nach? In der Art und Weise, wie in Nacht und Nebel „neue“ und „teilweise“ nicht nachvollziehbare Neuregelungen rechtskräftig werden sollten? Ich habe ja auch eingeräumt in den weiteren Postings, dass Widersprüche bestehen und dass kritischer Umgang mit Sprache und Regeln vonnöten sei!!!

Was aber bitte schön hat das mit dem Dritten Reich zu tun?!?! Die beunruhigende methodische Ähnlichkeit beruht ja nicht auf einem nationalsozialistischen und diktatorischen System, die den gesamten Hintergrund der damaligen Zeit bildete, sondern eine „Erleichterung“ vor dem Hintergrund einer Demokratie, in der wir HEUTE!!! leben. Sind Sie im Jetzt eigentlich schon angekommen?

So gesehen könnte ich ja jede Änderung einer Umsatzsteuer-Durchführungsverordnung, jede Sozialreform usw. als Orwellsche Schwarzmalerei bzw. Verschwörung/Bevormundung durch den „Staatsapparat“ auffassen. Wir sollten aufhören, ständig auf diesen Zeitabschnitt zu verweisen, der immer wieder aufgekocht wird – erst recht, wenn wir uns hier um aktuelle Änderungen im Sprachgefüge unterhalten. Wie unangemessen – unabhängig davon, wie schlimm das Dritte Reich auch war – und unbedacht ein solcher Vergleich polemisch in diesem Zusammenhang als Floskel gebraucht worden ist!!!!!

Ich denke, auf genau diesen Aspekt hat Herr Koch angespielt. Daß man das nicht gerne hört bzw. hören will, scheint hingegen wirklich ein Werk des Zeitgeistes zu sein...

Das mag ja so sein. Okay. Wo kommen wir denn dahin? Ja – fehlt nur noch, dass wir nur noch Bevormundung oder gar Hakenkreuze (Verzeihung, ich bin ja auch manchmal Zyniker ) hinter jeder größeren Verordnung wittern sollten, weil uns die „Geschichte“ dies so indoktriniert hat. In welcher Art von Moderne leben wir (oder Sie??? ) eigentlich? Ist die Demokratie nur noch eine Worthülse? Werden unsere Stimmen gezählt bei Wahlen? Ich bitte Sie!

Mir fällt da gerade, schlitzohrig wie ich bin (also nicht übelnehmen), eine Passage aus „Asterix und Kleopatra“ ein: Im Heft auf S. 44, vorletzte Bildzeile... Die letzten zwei Worte im Ausspruch Caesars allerdings bitte streichen!

Würde ich, aufgewühlt wie ich bin, weil hier zwei Argumentationen aufgrund von Grundanschauungen bzw. Paradigmen einfach nicht zueinander finden , gerne lesen, denn ich habe das Belegexemplar gerade nicht zur Hand... Veni, vidi...wie geht's weiter????????

Mal im Ernst: es geht hier doch um Sprache und im engeren Sinne um die Vermittlung von Regelwerk und Wissen. Sind wir Lehrer/Übersetzer/Journalisten denn – unbewusst womöglich – alle insgeheime Botschafter eines totalitären Systems? Haben Sie versucht, meine Kritik aus MEINER Warte zu betrachten? Darf ich mich nach Ihrem Alter erkundigen, nur aufgrund der Tatsache, dass Sie hier Parallelen zum Dritten Reich aus der RSR ableiten?

Immer erfreut, von Ihnen (allen) zu lesen.

Beste Grüße
Rainer Petersen
- Übersetzer, Journalist und Privatdozent -

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margel
14.11.2004 14.38
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Nichts Neues

Lieber Herr Petersen, ich weiß nicht, wie lange Sie die Diskussion im Forum schon verfolgen. Von den „Erleichterungen“ und der größeren „Logik“ der reformierten Schreibung und ihrer Regeln mögen manche ehrlich überzeugt sein. Es urteilen dabei diejenigen, die bereits die traditionelle Orthographie gut beherrschen. Da aber die Rechtschreibreform nicht für diejenigen gemacht wurde, die bereits gut und sicher rechtschreiben können, sie also nicht eine Verbesserung, sondern nur eine Erleichterung für die Lernenden und „Wenigschreiber“ im Auge hatte, zählt bei der Bewertung allein, ob dieses Zeil erreicht worden ist. Nach allen glaubwürdigen Auskünften ist dies nicht der Fall. Man schreibt eben nicht nach Regeln, sondern nach einem verinnerlichten Programm, das hauptsächlich durch Lesen des Korrekten, dann auch durch Wiederholung und Analogiebildung erworben wird. – Eine fatale, aber eigentlich zwangsläufige Folge der staatlich verordneten Rechtschreibung ist, daß nun auch die bisher einigermaßen sicheren Schreiber eine Menge bisher unbekannter Fehler machen. Jede Ausgabe einer „reformierten“ Tageszeitung beweist das. Die sogenannte Rechtscheibreform ist also auf der ganzen Linie gescheitert, mußte scheitern aufgrund eines falschen Ansatzes und Verständnisses von der Verschriftung der Sprache.

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Fritz Koch
14.11.2004 15.29
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Wo ich die neue Rechtschreibung besser finde:

die neue Zusammenschreibung von 'irgendetwas' (in Analogie zu 'irgendwas') und von 'irgendjemand' (in Analogie zu 'irgendwer').
Im Ickler-Wörterbuch wird es als 'seltener' zugelassen.

Habe ich damit einen Streithandschuh in den Ring geworfen?

Solche Brosamen könnte man den Reformern hinwerfen, damit ihnen wenigstens etwas von der Reform übrigbleibt.

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Fritz Koch
14.11.2004 15.40
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Mein geschichtlicher Vergleich betraf

die Anmaßung der Kultusminister, d.h. der Regierung, zu bestimmen, was das Volk als gut oder schlecht zu finden hat:
Das Volk hat die alte Rechtschreibung schlecht und die neue gut zu finden, nur um sich als 'reformfähig' zu beweisen. Andernfalls wird es als 'reformunfähig' eingestuft, und es darf gegen seinen Willen entschieden werden.

Ich kann mir nicht helfen, aber diese Anmaßung erinnert mich daran, wie die Deutschen alle Juden als schlecht zu finden hatten, auch wenn sie vom Gegenteil überzeugt waren und Gegenbeispiele kannten. Solche Einzelfälle hatten nichts zu bedeuten.

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David
14.11.2004 15.56
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Ich mache mal munter weiter... Und zum Zeitpunkt des Absendens meiner Antwort hatten Herr Koch und margel bereits einige Punkte erläutert. Ich bitte also eventuelle inhaltliche Wiederholungen zu übersehen.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Rainer Petersen

Wo wird denn in der deuen Rechtschreibung nach kurzem Vokal "-ß" geschrieben, wo nehmen Sie denn da Bezug auf mein Beispiel??????? Das wurde doch glücklicherweise ausgemerzt, das "ß" nach kurzem Vokal...oder werfen Sie jetzt absichtlich die Beispiele durcheinander?


Ich glaube, wir haben da ein wenig aneinander vorbei geredet, was dann vielleicht auch mein Verschulden ist.
Also versuche ich es noch einmal etwas ausführlicher:

„Nach kurzem Vokal Doppel-s“ – so heißt es nach „neuer „Regelung“. Und das soll eine Vereinfachung sein, weil damit die „Unregelmäßigkeit ß" „glücklicherweise ausgemerzt“ (Sie schreiben das wirklich so!!) wurde.
Daraus folgt, daß nach der „neuen Regelung“ nach kurzem Vokal also überhaupt kein -ß- mehr steht, was die Sache also einfacher zu lernen machen soll.
Trugschluß.
Denn: Es gibt immer noch Ausnahmen („er hastet“, „das Zeugnis“ usf.); genauso kommt es auch nach Diphthong und Langvokal vor, daß kein -ß- steht („Ausland“ obwohl „außen“, „der Reis“ usf.)
Das mag für diejenigen, die mit der „alten Regelung“ vertraut gewesen sind, ja noch recht überschaubar sein, aber jemand, dem ein -ß- an den angesprochenen Stellen gar nicht mehr geläufig ist, der schreibt dann auch (ganz regelkonform!) „Außland“, „er hasstet“, „ein Reißgericht“, „mein Zeugniss“ usw. Habe ich alles schon zur Genüge gesehen.

Ich glaube, Sie verstehen mich in einem wichtigen Punkt miß: Ich habe niemals behauptet, daß das „s-ss-ß-Problem“ nach der „alten“ Regelung klar geregelt gewesen ist. Es gab ein -ß- sowohl nach langem als auch nach kurzem Vokal. Vielfach muß es also wohl als Silbenschlußzeichen angesehen werden, schlichtweg als Schreibweise (in aller Vorsicht drücke ich das mal so aus!!!) also, die – und das setze ich mal kursiv, um (Tatatataaa!) die Wichtigkeit hervorzuheben – sich im Sprachgebrauch etabliert hatte.
Also versuchte man mit der „neuen“ Regelung, etwas Unsystematisches – allerdings gut Funktionierendes!! – zu systematisieren.
Hat es hingehauen? Also gab es dadurch eine komplette Vereinfachung? Ist das „Problem“ gelöst?
Nein, denn es gibt dort, wo man zuvor zwischen zwei Varianten entscheiden mußte (am Wortende, beispielsweise bei Wörtern wie „Verriß" und „Zeugnis“), da es -ss- am Schluß eines Wortes generell nicht gab (außer bei Fremdwörtern i.w.S., die dann auch in eigedeutschter Form existent waren: Fitness – Fitneß), die Wahlmöglichkeit zwischen gleich drei Möglichkeiten: „ein Muss – ein Mus – vielleicht doch ein Muß??“
Darin sehe ich keine Vereinfachung durch eine Regel, die etwas zuvor nicht logarithmisch Geregeltes nun auf ebendiese Art und Weise zu regeln versucht.
Und auch die oft angeführte Herleitung vom Wortstamm ist nicht eindeutig, weil die etymologische „Richtung“ nicht immer eindeutig gegeben ist. Beispiel:
Hassen – Doppel-ss. Also: Er hasst, der Hass.
Ist denn verbürgt, daß sich das Substantiv in seiner Schreibweise immer vom Verb ableitet, oder ist es eher umgekehrt:
Haß – hassen, weil eine Infinitivendung folgt (gibt es hier vielleicht doch eine Regelmäßigkeit i.w.S.??), er haßt usw.
Außerdem funkt mir bei der scheinbaren Eindeutigkeit der Rechtfertigung mittels des Wortstammes der Diphthong dazwischen:
Wissen – aber: ich weiß, nicht ich „weiss“.
Außen – aber Ausland, nicht „Außland“.

Ist das denn wirklich einfacher??
Ist das denn alles nachvollziehbar für jemanden, der nicht einfach „alt“ gegen „neu“ eintauschen kann, weil er eben „alt“ überhaupt gar nicht erst kennt??

Das wage ich doch zu bezweifeln!!

Diesbezüglich möchte ich auf einen externen Link verweisen: http://www.schriftdeutsch.de
Stöbern Sie dort einmal, es wird da vermutlich besser erläutert, als ich es hier wiedergebe.
Und auch auf diesen Seiten gibt es diesbezüglich schon genügend Diskussionen.

Zitat:
...die EBENSO in der alten Rechtschreibung als gegeben (und damit ja quasi auch 'aufdiktiert' wurden)

Nein, Herr Petersen! „Aufdiktiert“ wurde die sog. „alte“ Rechtschreibung niemals!! Auch nicht „quasi“!!

Zitat:
Was aber bitte schön hat das mit dem Dritten Reich zu tun?!?! Die beunruhigende methodische Ähnlichkeit beruht ja nicht auf einem nationalsozialistischen und diktatorischen System, die den gesamten Hintergrund der damaligen Zeit bildete, sondern eine „Erleichterung“ vor dem Hintergrund einer Demokratie, in der wir HEUTE!!! leben.

Ich habe eine methodische, keine ideologische Ähnlichkeit erwähnt. Und zwar in der Durchführung, falls das nicht deutlich geworden sein sollte. Und das sollte jetzt Differenzierung genug sein.
Gibt da ein interessantes Buch zu diesem Thema, ich glaube, auf dieser Seite ist es irgendwo auch vermerkt.
Und noch eines: Ich habe niemals behauptet, daß Verbrechen und Greueltaten des Dritten Reiches mit der RSR nur irgendwie vergleichbar seien! Ich habe mich auf einen dezidiert abgesteckten Bereich differenziert (ich hoffe, ausreichend differenziert) bezogen.

Zitat:
So gesehen könnte ich ja jede Änderung einer Umsatzsteuer-Durchführungsverordnung, jede Sozialreform usw. als Orwellsche Schwarzmalerei bzw. Verschwörung/Bevormundung durch den „Staatsapparat“ auffassen. Wir sollten aufhören, ständig auf diesen Zeitabschnitt zu verweisen, der immer wieder aufgekocht wird – erst recht, wenn wir uns hier um aktuelle Änderungen im Sprachgefüge unterhalten. Wie unangemessen – unabhängig davon, wie schlimm das Dritte Reich auch war – und unbedacht ein solcher Vergleich polemisch in diesem Zusammenhang als Floskel gebraucht worden ist!!!!!

Wenn der Sprachgebrauch staatlich vorgegeben wird, dann ist es mehr als gerechtfertigt, doppelt und dreifach zu warnen! Sprache bedeutet Äußerung des Denkens. Und wenn man mir so etwas vorschreiben will, also das Denken quasi in seiner Äußerung staatlicher Kontrolle unterwirft – das finden Sie nicht im höchsten, im allerhöchsten Grade gefährlich???

Zitat:
Ist die Demokratie nur noch eine Worthülse?

Was die Durchsetzung einer sog. RSR angeht: anscheinend ja.

Zitat:
Würde ich, aufgewühlt wie ich bin, weil hier zwei Argumentationen aufgrund von Grundanschauungen bzw. Paradigmen einfach nicht zueinander finden , gerne lesen, denn ich habe das Belegexemplar gerade nicht zur Hand... Veni, vidi...wie geht's weiter????????

Es war wirklich ein spontaner Einfall, ich will es aber gerne zitieren:
Nachdem Kleopatra Caesar – auf gut deutsch – zusammengestaucht hat, weil er die Bauarbeiten an seinem Palast zu unterbinden sucht (ich hoffe, Sie kennen die Geschichte), fragt ein Zenturio den Großen Feldherren recht Kleinlaut: „Also...äh... was machen wir jetzt?“
Caesar brüllt ihn darauf hin an: „Die Belagerung aufheben und den Schaden reparieren, du Idiot!!!“
Wie gesagt, ich bitte dringend (wie ich schon erwähnte), die letzten beiden Worte Caesars zu streichen!! Und ich bitte, das groooße Augenzwinkern meinerseits zu beachten!!!

Zitat:
Mal im Ernst: es geht hier doch um Sprache und im engeren Sinne um die Vermittlung von Regelwerk und Wissen. Sind wir Lehrer/Übersetzer/Journalisten denn – unbewusst womöglich – alle insgeheime Botschafter eines totalitären Systems? Haben Sie versucht, meine Kritik aus MEINER Warte zu betrachten?

Zu letzter Frage: Jaaa, habe ich. Und mir selbst droht ein ähnliches „Schicksal“, ich bin nämlich Lehramtsstudent.

Zu ersterer: Botschafter eines totalitären Systems... also so hätte ich das nicht ausgedrückt, zumindest nicht bezüglich des Wortes „Botschafter“. Unbewußte – in vielen Fällen – Handlanger auf dem Gebiet der Sprachverordnung (und nur dort!!) vielleicht schon eher...

Ich grüße zurück!

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margel
14.11.2004 16.07
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Verfehlt

Jeder Vergleich oder gar eine Gleichsetzung der Verbrechen des Dritten Reichs mit der Rechtschreibreform ist unangemessen und kann der Sache der Gegner nur schaden. Die Reform ist ein Ärgernis, ihre Einführung erinnert an Gepflogenheiten totalitärer Regimes, sie hat großen Schaden angerichtet. Man sollte sich aber vor übertriebener Polemik hüten, wenn man ernst genommen werden will. Überlassen wir doch die blindwütige Denunziation den Reformern und ihren Handlangern und Mitläufern. (Nebenbei: Viele Ausrufezeichen hintereinander sind auch nicht so eindrucksvoll wie eine einziges...)

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David
14.11.2004 19.25
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Und noch einmal ich, weil mir da etwas ins Auge gesprungen ist, was ich zuvor vergessen hatte:

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Rainer Petersen

Mal im Ernst: es geht hier doch um Sprache und im engeren Sinne um die Vermittlung von Regelwerk und Wissen.


Genau, um die Vermittlung von Wissen geht es. Die sog. RSR ist allerdings allein schon sprachwissenschaftlich in viel zu vielen Bereichen einfach unhaltbar. Und derjenige, der sich mit der Materie auskennt und genauer beschäftigt hat, der weiß das. Und von demjenigen – denn Lehrer studieren ja nun auch – wird verlangt, daß er wissentlich Falsches verbreitet – das dann auch noch unter denen, die aufgrund ihrer Stellung in der Gesellschaft es weder besser wissen noch sich dem entziehen können.

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margel
14.11.2004 21.21
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Ergänzung

Lieber David, ich schätze Ihre klarsichtige, unbeirrbare Argumentation. Vielleicht sollte man ergänzen, daß es bei der Beherrschung der Orthographie weniger um ein „Wissen“ (und schon gar nicht um das Auswendiglernen eines Regelwerks) geht, sondern vor allem um ein Können. Gute, sichere Rechtschreibung kann als reine Praxis bestehen und beherrscht werden. Sie kann auch so erworben werden, und so geschieht es auch regelmäßig. Das heißt, man braucht im Gegensatz zu manchen anderen Kompetenzen nicht ein einziges „Quäntchen“ Theorie. – Prof. Ickler hat das übrigens schon alles in seinen einschlägigen Schriften klar und unwiderlegbar dargelegt.

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David
14.11.2004 22.09
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Da haben Sie sehr recht. Es gibt ja nun auch genügend Menschen, die nicht den – grob gesagt – wissenschaftlichen Einblick in die Schriftsprache haben, also in Sprachtheorie nicht bewandert sind (ich drücke es mal so aus), aber trotzdem sehr gutes Deutsch schreiben, grammatisch wie orthographisch.
Mit bloßem Wissen könnte man allerdings die unsäglichen Volksetymologien und die ungrammatischen Schreibweisen schon einmal leicht durchschauen, die ja die RSR wirklich zur Genüge bereithält.


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