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Norbert Lindenthal
22.06.2007 15.01
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Bürgerinitiative appelliert an den Bundespräsidenten

Deutsche Sprachwelt, 22.6.2007

Rechtschreibreform: Bürgerinitiative appelliert an den Bundespräsidenten

Die Bürgerinitiative „Wir gegen die Rechtschreibreform“ in Schleswig-Holstein hat sich in einem Aufruf an den Bundespräsidenten gewandt und ihn gebeten, mit seinem moralischen Gewicht gegen die Folgen der „Rechtschreibreform“ einzutreten. Deren Durchsetzung über den Hebel der Schulen sei ein Skandal in Kultur, Politik, Finanzwesen, Justiz und Demokratie. Vor allem müsse die Rechtschreibung, in der die Werke der großen deutschsprachigen Schriftsteller seit hundert und mehr Jahren allgemein verbreitet werden, auch an den Schulen wieder als richtig anerkannt werden. Unterzeichner des Aufrufs (s. Anlage) sind unter anderem der Schriftsteller Günter Kunert, die Germanisten Prof. Dr. Heinz-Günter Schmitz, Prof. Dr. Hubertus Menke und der Vorsitzende des Elternvereins Schleswig-Holstein, Dr. Ulrich Kliegis.

Im folgenden geben wir diesen Brief wieder:

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
sehr geehrter Herr Dr. Köhler,

am Jahresende 2006 meldeten die Tageszeitungen:
Köhler: Bei Reformen nicht nachlassen.

Das griff Alexander Gauland im Rheinischen Merkur v. 18.1.2007 auf und verwies auf Ihr Ansehen, das Ihrer Forderung nach Reformen Gewicht verleiht, schrieb aber am Ende des Artikels:

„Kein Politiker, nicht Kohl, nicht Schröder oder Merkel, hat dem Reformbegriff mehr geschadet als die Betreiber der Rechtschreibreform. Hier fand statt, was Reformgegner überall vermuten: das sinnlose, hochmütige Beseitigen von Bewährtem ohne Not …“

Wir können nicht glauben, daß Sie mit „Reformen“ Betriebsamkeiten von einer derartigen Überflüssigkeit und Gemeinschädlichkeit gemeint haben könnten. Dennoch nehmen wir dies zum Anlaß, Sie noch einmal auf diesen unsäglichen Eingriff in die deutsche Schreibkultur hinzuweisen und Sie zu bitten, auch Ihren Einfluß geltend zu machen, um dieser sinnlosen Vernichtung des Bewährten Einhalt zu gebieten.

Die „Rechtschreibreform“ wurde nach überwiegender öffentlicher Einschätzung von den Kultusministern der Länder und ihren Zuarbeitern mit Dilettantismus, Traditions- und Demokratieverachtung betrieben, die ihresgleichen suchen.

Ihr Vorvorgänger, Bundespräsident Herzog, nannte diese Reform „überflüssig wie ein Kropf“. Dennoch hat sich der verschworene Haufen der Politiker von seinem Irrweg durch Protest und Volksentscheid nicht abbringen lassen – obwohl sich die Einsicht nach den Worten der KMK-Präsidentin von 2005, Johanna Wanka, durchgesetzt hatte:

„Die Kultusminister wissen längst, dass die Rechtschreibreform falsch war. Aus Gründen der Staatsräson ist sie nicht zurückgenommen worden.“ („Spiegel“1/06)

Wir kennen die Grenzen Ihrer Einflußmöglichkeit, meinen aber doch, daß Sie das moralische Gewicht Ihres Amtes in die Waagschale werfen sollten, um die deutsche Kultur von diesem „nationalen Unglück“ (Marcel Reich-Ranicki) zu entlasten.

Der Schriftsteller Günter Kunert, der durch die harte Schule der DDR-Unterdrückungen gegangen ist, hat die „Rechtschreibreform“ „eine irrwitzige Narretei“ genannt. Daher lassen Sie uns Ihnen noch einmal die wesentlichen Einwände wiederholen:

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Kulturskandal.
Sie besteht grob aus zwei Teilen: der exhumierten ss-Regelung nach Heyse und einem Sammelsurium von weiteren Dummheiten. Die ss-Regel zerstört eine sechshundertjährige deutsche Tradition. Der Jugend entfremdet sie alle bisherigen klassischen und neueren Texte und erzwingt demnächst Eingriffe in die Werke der Großen der Gegenwart. Sie wirkt zugleich als Einbruchwerkzeug für den zweiten Reformteil, mit dem sprachliche Fehler, hergesuchte Falschmünzereien und Albernheiten der „Reform“ in die Texte geschleust werden. Das ursprüngliche Ziel des leichteren Schreibenlernens wurde dagegen grob verfehlt – wenn dies überhaupt jemals die Absicht der literaturfremden Hauptakteure war.

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Politikskandal.
Kein deutsches Parlament hat jemals über die „Rechtschreibreform“ entschieden – außer unqualifiziert bei der Annullierung des Volksentscheids in Schleswig-Holstein, unter Mißachtung des Bundestagsbeschlusses „Die Sprache gehört dem Volk“ (26. 3. 1998). Der sinnlose Anschlag auf die Kontinuität der deutschen Schreibweisen wurde vorgetragen von einer Institution, der Kultusministerkonferenz, die im Grundgesetz überhaupt nicht vorgesehen ist und der niemand je eine Entscheidungs- oder überhaupt Initiativbefugnis hierzu ausgestellt hat.

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Finanzskandal.
Keine Landesregierung hat jemals eine Kosten-Nutzen-Untersuchung vorgelegt. Die tatsächlichen Milliardenkosten, gerade in einer Masterarbeit an der Fachhochschule München nachgewiesen, werden versteckt der Allgemeinheit als „kostenneutral“ untergeschoben – für eine Maßnahme ohne volkswirtschaftlichen Nutzen und einer derartigen allgemeinen und kulturellen Schädlichkeit, daß von einer Verletzung des Amtseids der Verantwortlichen gesprochen werden müßte.

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Justizskandal.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes v. 14. 7.1998 unter Vorsitz von Hans-Jürgen Papier (CSU) und der Präsidentin Jutta Limbach (SPD) war nicht unparteiisch: „Nicht nur die dürftige Argumentation, sondern auch die Umstände des Verfahrens zeigen, dass es dem BVerfG nicht um unbefangene Rechtsfindung, sondern darum ging, der KMK beizuspringen“ (Dr. Wolfgang Kopke, Mainz, in Neue Juristische Wochenzeitung 49/2005). Während hier in aller Eile ein Urteil erging, das die Landesregierungen als Freibrief für ihre Rechtschreibreform ausgeben konnten, werden die Eltern von Schülern – und nur sie können klagen, obwohl das ganze Volk betroffen ist – von den Gerichten jahrelang hingehalten.

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Demokratieskandal.
Bundesweite Volksbegehren werden den Bürgern vorenthalten – und diejenigen der Länder gewähren keine Rechtsgleichheit und waren in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Berlin begleitet von versuchten und vollendeten Tricks zur Verhinderung direkter Demokratie. Der Gipfel von Mißachtung der Demokratie war die Annullierung des Volksentscheids in Schleswig-Holstein durch den Landtag.

Daher bitten wir Sie: Setzen Sie sich dafür ein, daß auch die traditionelle Rechtschreibung, in der die Werke unserer großen Schriftsteller wie Thomas Mann, Hermann Hesse, Heinrich Böll oder Günter Grass u.a. abgefaßt sind, wieder an den Schulen anerkannt und gelehrt wird.
Zumindest dürfen die Schreibweisen der bewährten, klassischen Rechtschreibung an unseren Schulen nicht länger als „falsch“ diffamiert werden. Ein Wort von Ihnen hierzu würde sicher nicht ungehört bleiben.

Günter Kunert
Prof. Dr. Heinz-Günter Schmitz
Dr. Ulrich Kliegis
Dr. Walter T. Rix
Prof. Dr. Hubertus Menke
Dr. Horst P. Pütz
Anneliese Djalili
Ralf Joachimi
Sigmar Salzburg

<< Hauptseite geschrieben von wgr am 22.06.2007

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Norbert Lindenthal
09.05.2007 11.29
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Die Schweiz steigt aus der Rechtschreibreform aus

Deutsche Sprachwelt 9.5.2007
Allgemeine deutsch-schweizerische Presseagentur

Die Schweiz steigt aus der Rechtschreibreform aus

Die Schweizer Medien steigen weitgehend aus der Rechtschreibreform aus. Das hat die dritte Tagung der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) gezeigt, die am 7. Mai in Zürich stattfand. Anwesend waren Vertreter der wichtigsten Schweizer Zeitungen und Presseagenturen (Teilnehmerliste siehe unten). Auffällig war, daß aus Deutschland zwar Teilnehmer von Sprachvereinen, Verlagen und weiteren Institutionen angereist waren, jedoch keine Teilnehmer von Zeitungen oder Presseagenturen.

Nationalrat Filippo Leutenegger (Medienarena) eröffnete die Konferenz und kam gleich zu den seit der letzten Reform der Rechtschreibereform weiterhin bestehenden eklatanten Mängeln. Einige Beispiele, die der Orthographie-Fachmann Stefan Stirnemann anführen werde, seien nicht nur anregend, sondern auch haarstäubend, kündigte er an. Wegen der zahlreichen verschiedenen Entscheidungsträger, welche es bei der Rechtschreibereform gebe, sei es „wichtig, daß nun alle an einem Tisch säßen“.

Anschließend übergab Leutenegger das Wort an Peter Zbinden, den Präsidenten des Sprachkreises Deutsch (SKD). Zbinden ließ zu Beginn seiner Rede ein Bild mit einem Papierkorb erscheinen, in dem ein neuer Rechtschreib-Duden lag. Inzwischen sei es der SOK gelungen, wie angekündigt Wörterlisten zu veröffentlichen, durch welche die größten Mißstände der Rechtschreibreform korrigiert werden könnten.

Stirnemann (ebenfalls Sprachkreis Deutsch, Schweiz) sagte in seinem darauffolgenden Vortrag, daß neue Widerstandsaktionen organisiert werden müßten, und an die Konferenzteilnehmer gerichtet: „Wir sind Spielleute, die versuchen, heillos verstimmte Instrumente zu stimmen, damit sie wieder zusammen spielen können.“

„Warum ist die SOK erst jetzt gegründet worden?“ frug Stirnemann und lieferte die Antwort gleich mit: Man mußte erst die Arbeit des Rechtschreibrates abwarten. Immer wieder sei versprochen worden, die Fehler und Mängel der Rechtschreibereform würden korrigiert. Noch 2005 sei der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair vor die Presse getreten und hätte einige Änderungen und Anpassungen als große Korrektur verkaufen wollen. Er habe „der Öffentlichkeit vorgegaukelt, es wäre etwas verbessert worden, was gar nicht mehr zu verbessern war.“

Daß man die Wörter „Urinstinkt“ und „Sprecherziehung“ nicht mehr „Urin-stinkt“ und „Sprecher-ziehung“ trennen dürfe, sei nicht der angekündigte große Wurf gewesen, andere minimale Flickwerkereien auch nicht. Stirnemann führte aus, der Rechtschreiberat sei bloß eingerichtet worden, um die Öffentlichkeit etwas zu beruhigen: „Der eingesetzte Rat sollte der Öffentlichkeit vorgaukeln, die Probleme seien nun gelöst.“ Seine Rolle habe Zehetmair in Form eines heimeligen Landesvaters auch gut gespielt.

„Doch was haben wir jetzt?“ fragt Stirnemann: „Mehrere Wörterbücher mit unterschiedlichen Auslegungen und etliche sogenannte Hausorthographien. Die Rechtschreibung ist nicht mehr einheitlich.“ Anschließend erläuterte Stirnemann anhand zahlreicher Beispiele, man sei wieder in die Zeit zurückgefallen, bevor Konrad Duden eine einheitliche deutsche Rechtschreibung geschaffen hatte. Der Rechtschreibrat „habe es für gut befunden, Varianten zu häufen.“ Bei anderen neuen Schreibweisen handele es sich nicht bloß um Schreibweisen, sondern um Schreibweisen, die unterschiedliche Bedeutungen haben. So sei „handvoll“ nicht das gleiche wie „Hand voll“, „vielversprechend“ nicht gleich „viel versprechend“. Etliche Wörter, die einen Begriff darstellen, würden durch die willkürliche Getrenntschreibung nicht mehr als Begriff erfaßt werden.

Doch gerade dies sei ein ihr eigenes Merkmal der deutschen Sprache, eine Eigenart der deutschen Sprache, daß in ihr durch Zusammensetzung von Wörtern eigenständige Begriffe gebildet werden können. „Wie kommt man dazu, daß die Grundregel der Getrenntschreibung der Normalfall sein soll, wobei die deutsche Sprache von Zusammenschreibungen lebt?“ fragt Stirnemann und fügt hinzu, dies halte er für „den reinen Wahnsinn“.

Das Reformwerk „steht in Widerspruch zur Rechtschreibung und zur Entwicklung unserer Sprache. Es könne daher kein Regelwerk sein“ führte er weiter aus. Zur Eindeutschung von Fremdwörtern führte er aus: „Die Entwicklung der Eindeutschung von Wörtern ist frei nicht vorhersehbar. Man kann sie nicht regulieren.“

Dann kam Stirnemann auf die aufgrund des angeblichen „Wortstammprinzipes“ ausgetauschten Buchstaben zu sprechen und zeigte eindrücklich anhand etlicher Beispiele auf, daß es nicht sinnvoll sei, die Sprache ihrer Unterscheidungsmöglichkeiten zu berauben. „Die Reformer wollten solche Unterscheidungsmöglichkeiten offenbar aufheben.“ und: „Heutzutage muß man ständig rätseln.“

Dann kam Stirnemann auch auf die Groß- und Kleinschreibung zu sprechen. Es sei besser, jetzt zu korrigieren anstatt zu warten. Konrad Duden habe die unterschiedliche Behandlung von gleichgelagerten Fällen später zu recht kritisiert und vereinheitlicht. Nun empfehlen Wörterbücher wie Duden und Wahrig jedoch in genau gleichgelagerten Fällen etwas anderes.

Das in Kernbereichen unbrauchbare Regelwerk widerspreche der Sprache. Es könne daher nicht als Grundlage dienen. Früher habe man sich im Zweifel nach dem Sprachgefühl richten können und mußte keine willkürlichen Wörterlisten oder an den Haaren herbeigezogene „Regeln“ auswendig lernen, sagte Stirnemann sinngemäß und schloß: „Zur Rechtschreibung gehören Sprachbewußtsein und nicht das Auswendiglernen von Regeln.“

Auszug aus der Teilnehmerliste:

Prof. Dr. Aden, Verein Deutsche Sprache, Vorstandsmitglied; Dr. Max Behland, Verein Deutsche Sprache, Text & Presse; Dr. Dr. Urs Breitenstein, Schwabe AG; Remi Bütler, Schweizer Radio DRS, Journalist; Pieder Caminada, Die Südostschweiz, Stellvertretender Chefredaktor, Beauftragter Rechtschreibung; Jürg Dedial, Neue Zürcher Zeitung, Auslandsredaktor; Dr. Rainer Diedrichs, Zentralbibliothek Zürich, gew. Pressesprecher (Redaktor Librarium, Präsident Gottfried-Keller-Gesellschaft); Stephan Dové, Neue Zürcher Zeitung, Chefkorrektor, Mitglied Rat für deutsche Rechtschreibung; Helmut Eidinger, Blick, Textchef, Koordinator Rechtschreibung Blick-Familie; Inés Flück-Zaugg, Sprach-Art – Korrektorat, Lektorat, Übersetzungen; Peter A. Frei, Sportinformation Si AG, Direktor und Chefredaktor; Alois Grichting, Walliser Bote; Prof. Dr. Hans Haider, Peraugymnasium Villnach, Mitglied Rat für deutsche Rechtschreibung; Gottlieb F. Höpli, St. Galler Tagblatt, Chefredaktor; Arnold Kengelbacher, Zürcher Oberländer, Korrektorat; Walter Lachenmann, Forschungsgruppe Deutsche Sprache; Rolf Landolt, Bund für vereinfachte Rechtschreibung, Präsident, dipl. geogr., EDV UBS; Peter Lerch; Sportinformation Si SA, Stellvertr. Chefredaktor; Filippo Leutenegger, Medienarena, Verleger und Nationalrat; Reimuth Maßat, für die DEUTSCHE SPRACHWELT; Peter Müller, Schweizerische Depeschenagentur AG, Direktor; Rosmarie Neuhaus, Zürcher Oberländer, Korrektorat; Karin Pfeiffer-Stolz, Stolz-Verlag; Rolf Prévôt, Schweizer Beobachter, Leitung Korrektorat; Dr. Suzann-Viola Renninger, Schweizer Monatshefte, Ko-Herausgeberin; Dr. Kathy-Riklin, Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene, Gymnasiallehrerin und Nationalrätin; Marco Rodehacke, Basler Zeitung, Korrektorat; Stefan Stirnemann, Sprachkreis Deutsch, Gymnasiallehrer; Peter Stolz, Stolz-Verlag; Lea von Brückner, Sprachbox; Roderick von Kauffungen, SDA – Schweizerische Depeschenagentur, Leiter Marketing; Prof. Dr. Dr. Rudolf Wachter, Universität Basel; Peter Zbinden, Sprachkreis Deutsch, Präsident, gew. Schulleiter.

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Sigmar Salzburg
07.05.2007 19.06
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Aus Deutsche Sprachwelt

FAZ: Nach dem Einknicken folgt der Sprachpreis

Frank Schirrmacher, Herausgeber und Feuilletonleiter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), erhält den „Kulturpreis Deutsche Sprache“. Das teilte der Verein Deutsche Sprache (VDS) Anfang Mai mit. Der Verein verleiht den Preis noch zusammen mit der Eberhard-Schöck-Stiftung. Die Theo-Münch-Stiftung ist bereits vor einiger Zeit ausgestiegen. Das Preisgeld wurde in diesem Jahr von 35.000 Euro auf 30.000 Euro gesenkt.

Die Verleihung an einen FAZ-Herausgeber verblüfft Sprachfreunde, denn sie fällt ausgerechnet in das Jahr, in dem die FAZ wieder in reformierter Rechtschreibung erscheint, nachdem sie unter dem Druck der Kultusminister eingeknickt war und sich gegen die traditionelle Rechtschreibung entschieden hatte. Die Zeitung hatte damit zahlreichen sprachempfindlichen Menschen vor den Kopf gestoßen und unter ihren Lesern heftige Proteste ausgelöst. Die FAZ erwägt außerdem, in diesem Jahr auch die Frakturschrift abzuschaffen und auf der Titelseite Wort zum Teil durch Bild zu ersetzen. Sprachkritische Beiträge werden in der Zeitung im Gegensatz zu früheren Jahren nur noch selten abgedruckt. Warum also erhält ein FAZ-Herausgeber ausgerechnet jetzt diesen Sprachpreis?

Dieses zeitliche Zusammentreffen ist mit Sicherheit kein Zufall und muß im unmittelbaren Zusammenhang mit der Rechtschreibreform gesehen werden. Der Germanist Helmut Glück, der für die Preisverleihung an Schirrmacher verantwortlich ist, gehörte der „Studiengruppe Geschriebene Sprache“ an, einer Vereinigung von Sprachwissenschaftlern, die zwar einzelne Widersprüchlichkeiten der Rechtschreibreform kritisierte, die Reform insgesamt jedoch retten wollte. Neben Glück war auch der Rechtschreibreformer Peter Eisenberg Mitglied dieser Gruppe.

Der Bamberger Germanist Glück ist wahrscheinlich auch für die Verleihung der Ehrendoktorwürde der sprachwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bamberg an den Reformer Eisenberg verantwortlich. Eisenberg nahm diese Auszeichnung am 2. Mai dieses Jahres für seinen „Einsatz für eine brauchbare Rechtschreibung“ entgegen. Eisenberg, der noch heute Mitglied des von der Kultusministerkonferenz eingesetzten Rechtschreibrates ist, hatte mit einem Kompromißvorschlag geholfen, die Rechtschreibreform zu retten. „Eine Rücknahme der Reform wäre eine kulturpolitische Katastrophe“, hatte Eisenberg gewarnt.

Helmut Glück begründet die Entscheidung für die Preisverleihung an Schirrmacher folgendermaßen: „Die Beiträge von Frank Schirrmacher zeichnen sich aus durch Stilsicherheit, Eleganz und beispielhafte journalistische Qualität“. Der Kulturpreis Deutsche Sprache 2007 solle ein Zeichen dafür setzen, daß die Sprache des Journalismus eine Vorbildfunktion erfülle. Es müsse maßgebliche Zeitungen geben, die unabhängig sind von sprachlichen Moden. Die Redaktionen dieser Medien trügen deshalb eine große Verantwortung. Dieser Verantwortung werde Schirrmacher in vorbildlicher Weise gerecht.

Zumindest für die Verfechter der bewährten Rechtschreibung ist dieser Preis an Schirrmacher und noch vielmehr die Begründung ein Schlag ins Gesicht. Schirrmacher veröffentlichte sein Buch „Minimum“ bereits in einer reformierten Schreibweise, als die FAZ noch an der traditionellen Rechtschreibung festhielt. Nicht nur damit ist er dem Blatt, das er herausgibt, bei der Frage der Orthographie in den Rücken gefallen. Hatte Schirrmacher im August 2004 die Rechtschreibreform unter dem Eindruck des Ausstiegs der Springer-Presse noch als „öffentliches Unglück“ bezeichnet, war er im Februar 2006 der erste der FAZ-Herausgeber, der die geringfügigen Nachbesserungen an der Reform bejubelte und einen Kurswechsel seiner Zeitung ankündigte: „Die FAZ wird sich diesen Vorschlägen anschließen können“, sagte er damals der Frankfurter Rundschau.

Vielleicht hat für Schirrmacher – laut „tageszeitung“ (taz) dürfen ihn seine Freunde „Frankie-Boy“ nennen – bei der Annahme dieses Sprachpreises der Gedanke eine Rolle gespielt, mit diesem vom peinlichen Einknicken der FAZ bei der Rechtschreibung ablenken zu können. Dafür hat er einen bereitwilligen Partner gefunden, der sich vermutlich im Gegenzug wohlwollende Berichterstattung erhofft. Die taz hat darauf hingewiesen, daß im Feuilleton der FAZ „etwa in den Wochen vor Schirrmachers Auftritt in der Gesprächssendung ‚Beckmann‘ keine Zeile und schon gar keine kritische über die ARD-Sendung zu lesen“ war.

Ist Schirrmachers Feuilleton tatsächlich so unabhängig von Mode und Zeitgeist, wie die Begründung für die Preisverleihung vermuten läßt? In den Feuilletondebatten um Walser, Oettinger oder Grass war Schirrmacher jedenfalls immer auf der sicheren Seite. Viele Beobachter sind der Ansicht, daß der FAZ-Herausgeber den Kulturteil stärker dem Zeitgeist verpflichtet hat. Als Schirrmacher im Februar 2001 seine besten Feuilletonredakteure, darunter etwa Thomas Steinfeld oder Franziska Augstein, an die „Süddeutsche Zeitung“ verlor, bedeutete das einen herben Verlust an sprachgewandten Verfassern. Das FAZ-Feuilleton erholte sich nur schwer davon.

Schirrmacher sollte diesen Preis nur annehmen, wenn er gleichzeitig die Rückkehr der FAZ zu den bewährten Rechtschreibregeln erklärt. Alles andere wäre unglaubwürdig.

geschrieben von Thomas Paulwitz am 07.05.2007

http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=440

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PL
13.12.2006 11.53
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Zitat:
Der anhaltende Widerstand der meisten deutschen Schriftsteller und ihrer Verlage, die Not von Schülern, Lehrern und Eltern, die Proteste in den Medien, nicht zuletzt die Empörung in weiten Teilen der Öffentlichkeit angesichts einer anmaßenden Kultusbürokratie – all dies hat dazu geführt, daß die Reform mehrfach reformiert wurde.

Als ob Werner D’Inka all dies bedauern würde! Unerträglich erscheint mir diese Heuchelei. Die beste Reform der Reform wäre ihre vollständige Rücknahme gewesen.

Zitat:
Wir tragen eine Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber, und zu dieser Öffentlichkeit zählen auch die Schüler. Wir sind den jungen Menschen schuldig, daß wir für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung alles tun, was in unserer Macht steht.

Welch’ seltsame Auffassung von Verantwortung – und welche Verlogenheit! Die Journalisten passen sich der „Öffentlichkeit“ an? Die Wahrheit ist, daß sie einen faulen Kompromiß mit den Kulturbürokraten eingehen. Die Journalisten passen sich den Schülern an? – obschon sie wissen, daß die Lehrer sich nach dem Kultusbürokratenkram zu richten haben? Gemäß diesem erzieherischen Verständnis hätten sich die Eltern dem Willen ihrer Kinder zu fügen.

Zitat:
Unser Entschluß dient den Lesern ebenso wie der Redaktion. Er dient den Schülern, Lehrern und Eltern, und er dient der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung, die von den Reformern ohne Not aufs Spiel gesetzt wurde.

Also nochmals – Werner D’Inka gibt es zu: Die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung wurde von den Reformern ohne Not aufs Spiel gesetzt. Wäre es deshalb nicht höchst notwendig gewesen, sie unverzüglich zurückzunehmen?

Von „der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung“ ist jetzt überall die Rede, überhaupt von „Einheitlichkeit“. Dieser feste Begriff wird sofort brüchig, wenn er im Zusammenhang mit der verhunzten Rechtschreibung gebraucht wird. Nach wie vor stehen Wahrig und Duden gegeneinander, und Hausorthogaphien unterscheiden sich weiterhin von der üblichen Schreibgepflogenheit der Schreibgemeinschaft. Ihr bleibt zum Trost noch der Mackensen übrig.

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Norbert Lindenthal
13.12.2006 08.08
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FAZ-Herausgeber verteidigt sich

Deutsche Sprachwelt 6.12.2006

FAZ-Herausgeber verteidigt sich

Zahlreiche Protestbriefe erreichen die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) für ihre Entscheidung, in der Frage der Rechtschreibreform einzuknicken. Der FAZ-Herausgeber Werner D’Inka verteidigt sich gegenüber den Lesern mit folgenden Worten:

Den Schritt, die Rechtschreibung in der Zeitung zum 1. Januar 2007 den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen anzupassen, haben wir haben uns wirklich nicht leicht gemacht. Allerdings sind wir nach sorgsamer Abwägung davon überzeugt, daß wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Was wird sich in der Zeitung ändern? Am sichtbarsten wird die Doppel-S-Schreibung in Wörtern wie „dass“, „muss“ oder „Schluss“ sein. „Mess-Ergebnis“ läßt als Kuppelwort kein Mißverständnis zu, und ich persönlich ziehe es ohnehin vor, von der „Erhaltung des Schlosses“ zu schreiben als von der „Schlosserhaltung“. Zudem werden wir der Regel folgen, daß drei Konsonanten auch in den Fällen geschrieben werden, in denen es bisher zweien blieb (am „helllichten“ Tag) – Regeln also, die eher Konventionen sind. Ich darf darauf hinweisen, daß in den Konstellationen, da ein weiterer Konsonant folgte, wie in „Sauerstoffflasche“ oder „fetttriefend“, auch nach den „alten“ Regeln drei Konsonanten aufeinandertrafen. Wo es aber um Sinn und um Sprachnuancen geht, bleiben wir bei den bewährten Schreibweisen. Deshalb werden wir auch künftig auf dem Unterschied zwischen einem „vielversprechenden“ und einem „viel versprechenden Politiker“ bestehen. Denn nach jahrelangen Auseinandersetzungen haben die Reformgegner erreicht, daß der von der Kultusministerkonferenz eingesetzte Rat für Rechtschreibung zahlreiche Fehlentscheidungen der Reformer korrigiert hat. Es ist also wieder in vielen, ja sogar in den allermeisten Fällen möglich, die bewährten Schreibweisen anzuwenden. Das ist ein großer Erfolg, und er ist größer, als man nach dem Verlauf der Debatte in den letzten Jahren erhoffen durfte.

Der anhaltende Widerstand der meisten deutschen Schriftsteller und ihrer Verlage, die Not von Schülern, Lehrern und Eltern, die Proteste in den Medien, nicht zuletzt die Empörung in weiten Teilen der Öffentlichkeit angesichts einer anmaßenden Kultusbürokratie – all dies hat dazu geführt, daß die Reform mehrfach reformiert wurde. Deshalb scheint uns jetzt, ein halbes Jahr bevor die Übergangsfrist in den Schulen am 31. Juli 2007 abläuft, der Zeitpunkt gekommen, die Rechtschreibung in der Zeitung der Rechtschreibung in den Schulen anzugleichen. Unsinnigen Regeln werden wir freilich auch in Zukunft nicht folgen. Auch künftig wird es also weder „Stängel“ noch „Quäntchen“, sondern nur Stengel und Quentchen in Ihrer Zeitung geben. Desgleichen werden wir an einer Silbentrennung festhalten, die beispielsweise bei Fremd- oder Lehnwörtern deren Herkunft erkennen läßt: „Sub-stanz“, „Inter-esse“. Leute, die der „alten“ Rechtschreibung durchaus gewogen sind, sagen, daß es unter diesen Auspizien – also abgesehen von „ss“ oder „ß“ – beispielsweise im „Spiegel“ nur auf jeder dritten Seite zu einer neuen Schreibweise komme.

Wir wissen, daß viele unserer Leser jeden Kompromiß in dieser Frage strikt ablehnen. Im Privatleben ist eine solche rigorose Haltung möglich, denn privat kann zum Glück nach wie vor jedermann so schreiben, wie er es für richtig hält. Aber für eine Zeitung verhält sich die Sache anders: Wir tragen eine Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber, und zu dieser Öffentlichkeit zählen auch die Schüler. Wir sind den jungen Menschen schuldig, daß wir für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung alles tun, was in unserer Macht steht.

Deshalb hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung sich gemeinsam mit den Redaktionen des „Spiegels“ und der „Süddeutschen Zeitung“ zu diesem Schritt entschlossen. Er entspringt dem Wunsch, endlich einen Schlußpunkt hinter diese überflüssigsten aller Reformen zu setzen. Unser Entschluß dient den Lesern ebenso wie der Redaktion. Er dient den Schülern, Lehrern und Eltern, und er dient der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung, die von den Reformern ohne Not aufs Spiel gesetzt wurde.

Werner D’Inka
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Herausgeber


geschrieben von dsw am 06.12.2006

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Norbert Lindenthal
31.07.2006 17.53
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Falsche Angaben der Bundesregierung zur Rechtschreibreform

Deutsche Sprachwelt, 31.7.2006

Falsche Angaben der Bundesregierung zur Rechtschreibreform

Die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ protestiert gegen falsche Angaben im Netzauftritt der Bundesregierung. Dort wird die Rechtschreibreform zu den „gesetzlichen Neuregelungen zum 1. August“ gezählt und als „für alle verbindlich“ bezeichnet. Dies widerspricht dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 1998. Demnach ist die Regelung auf die Schulen beschränkt: „Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“

geschrieben von dsw am 31.07.2006

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Norbert Lindenthal
20.07.2006 08.18
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gut unterrichtet

Deutsche Sprachwelt, 20.7.2006

F.A.Z. vertagt offenbar Einführung der Rechtschreibreform

Offenbar ist die F.A.Z. davon abgerückt, ab dem 1. August dieses Jahres reformiert zu schreiben, und hat den neuen Stichtag auf den 1. Januar 2007 verlegt. Das lassen Kreise verlauten, die gewöhnlich gut unterrichtet sind. In den letzten Tagen hatte es zahlreiche Appelle an die F.A.Z. gegeben, nicht den Widerstand gegen die mißglückte Reform aufzugeben. Eine Flut von Abonnementkündigungen war erwartet worden. Heute und morgen erscheinen im Feuilleton der F.A.Z. sorgfältige Besprechungen der neuen Wörterbücher von Bertelsmann und Duden. Verfasser ist der Reformkritiker Theodor Ickler.

geschrieben von dsw am 20.07.2006

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Norbert Lindenthal
15.07.2006 17.43
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Wie brüchig die „reformierte Reform“ ist

DSW in „medien aktuell“ zur Rechtschreibreform 15.7.2006

medien aktuell 27/06 vom 3. Juli 2006:
„Trotz Reform ist Einheitlichkeit angestrebt“
Wie Springer mit Duden rechtschreiben will

So ganz wohl scheint man sich bei Axel Springer über die Einführung der „reformierten“ Rechtschreibreform zum 1. August 2006 nicht zu fühlen. Bekanntlich war der Verlag, etliche Monate nach der „FAZ“ und deren Tochter „Märkische Allgemeine“, zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt, nachdem man sich zunächst manchem Unsinn der neuen Schreibweise unterworfen hatte. Es mag wie das Pfeifen im Walde klingen, wenn Springer seinen derzeitigen Schritt so begründet: „Trotz der Reform und der vielen erlaubten Schreibvarianten kann es gelingen, die Einheitlichkeit der Schreibung der deutschen Sprache wiederherzustellen.“ Dazu will der Verlag „zukünftig den Schreibempfehlungen des Duden folgen, die dieser in der neuen 24. Auflage enthält“. Wie brüchig die „reformierte Reform“ ist, belegen die verschiedenen zulässigen Schreibvarianten, die laut Duden künftig erlaubt sind. Dudenverlag und Axel Springer sind eine „Technologie-Partnerschaft“ eingegangen, die „insbesondere der Prüfung und Einbindung von Software-Werkzeugen des Dudenverlages zur Rechtschreibprüfung in die IT-Systemlandschaft von Axel Springer“ dienen soll.

Thomas Paulwitz, Chefredakteur der „Deutschen Sprachwelt“, die an der herkömmlichen Schreibweise festhält, betrachtet das Vorhaben von Springer und Duden als die „Quadratur eines Kreises“. Springer werde die Zusammenarbeit mit Duden „viel Geld kosten“. Begründung von Paulwitz: „Die Nachbesserungen an der Reform werden weitergehen, da durch die jüngste Reform der Rechtschreibreform neue Widersprüchlichkeiten ins Regelwerk geraten sind. Es müssen also immer wieder Auffrischungen ('Updates') der Rechtschreibprogramme gekauft werden. Duden hat durch seine Mitarbeit im Rechtschreibrat dafür gesorgt, finanziellen Nutzen daraus zu ziehen. Axel Springer macht sich zur Beute, zur Geisel eines Wörterbuchverlages.“ Zudem unterstütze Springer „die Wiedereinführung des Dudenprivilegs, das durch die Rechtschreibreform aufgehoben werden sollte. „Faktisch“, so Paulwitz, „herrscht derzeit ein Duden-Bertelsmann-Privileg, da nur die beiden Wörterbuchverlage die Vorgaben des Rechtschreibrates interpretieren dürfen.“

geschrieben von dsw am 15.07.2006

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Norbert Lindenthal
14.07.2006 20.07
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bei der klassischen Rechtschreibung zu bleiben

Deutsche Sprachwelt, 14.7.2006

Appelle an die F.A.Z.

Die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ wendet sich als Wortführer der Mehrheit der 885.511 Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein, die im Volksentscheid die Rechtschreibreform abgelehnt haben, an die Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und bittet sie, bei der klassischen Rechtschreibung zu bleiben, wie sie auch von den großen deutschen Schriftstellern und Literaten verwendet wird. Die versprochenen Erleichterungen des Schreibens durch die „Reform“ seien nicht eingetreten. Spätestens seit dem repräsentativen Volksentscheid in Schleswig-Holstein seien daher die Betriebsamkeiten der Länderregierungen zur Durchsetzung der Rechtschreibreform – einschließlich der Annullierung des Volksentscheids – „verfassungsrechtlich“ nicht „hinreichend gerechtfertigt“ gewesen. Dies würden auch die noch laufenden Gerichtsverfahren erkennen lassen. Nachdrücklich unterstützt wird der Aufruf von Schriftstellern, Literaturwissenschaftlern und Lehrern, unter anderem dem Schriftsteller Günter Kunert, auch als Präsident des PEN-Clubs deutschsprachiger Autoren im Ausland.

geschrieben von dsw am 14.07.2006

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Norbert Lindenthal
20.06.2006 09.34
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Zehetmair hat seine Unabhängigkeit aufgegeben

Deutsche Sprachwelt 20.06.2006

Unabhängigkeit weg: Zehetmair wirbt für Bertelsmann

Mit einer Kaufempfehlung für ein Rechtschreibwörterbuch hat Hans Zehetmair, der Vorsitzende des Rechtschreibrates, seine Unabhängigkeit nun offiziell aufgegeben. Im Vorwort zur neuen Auflage des Bertelsmann-Wörterbuches „Wahrig“ schreibt Zehetmair:

„Ich beglückwünsche die WAHRIG-Redaktion, die eine konstruktive, wichtige und engagierte Rolle bei der Neufassung des Regelwerks im Rat für deutsche Rechtschreibung gespielt hat, sehr herzlich zur Neuausgabe von „Wahrig Die neue Rechtschreibung“. Neben Lernenden und Lehrenden bietet dieses Werk allen, die mit Sprache und Schrift zu tun haben, eine verlässliche Orientierungshilfe.“

Die enge Verbindung von Wörterbuchverlagen mit dem Rat für deutsche Rechtschreibung sahen Kritiker schon seit langem als einen Geburtsfehler, der von der Kultusministerkonferenz gezielt herbeigeführt wurde. Sachfragen mußten sich wirtschaftlichen Interessen unterordnen. Nun sehen sich diejenigen ein weiteres Mal bestätigt, die dem Rechtschreibrat aufgrund fehlender Unabhängigkeit nichts zutrauten.

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Norbert Lindenthal
26.03.2006 06.36
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Armin Rohde: „katastrophal“

24.3.2006

Hotzenplotz findet Rechtschreibreform „katastrophal“

Der Schauspieler Armin Rohde, der in einem neuen Kinofilm den Räuber Hotzenplotz verkörpert, äußerte sich in diesen Tagen gegenüber dem Nordkurier zur Rechtschreibreform:

Nordkurier: Dieser Waldschrat hat offensichtlich ein ernsthaftes Orthographie-Problem. Was halten Sie generell von der Reform der Rechtschreibung?

Armin Rohde: Katastrophal! Sprache ist etwas so Lebendiges, daß sich kein Club von selbsternannten Sprachregulierern hinsetzen und reformieren kann. Es ist ein schwieriges Feld. Eine meiner Nichten ist Legasthenikerin. Was die unter uninformierten Lehrern zu leiden hat, ist wirklich unglaublich. Es gibt tatsächlich Lehrer, die Legasthenie nicht erkennen und meinen, einen kleinen Menschen vor der Klasse herabwürdigen zu können. Da platzt mir der Kragen.

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Norbert Lindenthal
11.10.2004 14.33
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Deutsche Sprachwelt

11.10.2004

Rechtschreibreform: Widerstand der Schriftsteller und Verleger wächst

Dem Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform, in dem die „Beendigung des Experiments Rechtschreibreform“ gefordert wird, sind im Verlauf der Frankfurter Buchmesse weitere 150 namhafte Persönlichkeiten des literarischen Lebens beigetreten, unter ihnen die Autoren Volker Braun, Robert Gernhardt, Durs Grünbein, Bodo Kirchhoff, Georg Klein, Alexander Kluge, Martin Mosebach, Sven Regener, Rüdiger Safranski, Urs Widmer und Christa Wolf sowie die Verleger Dr. Hans Dieter und Wolfgang Beck, Matthias Bischoff (Eichborn), Daniel Keel (Diogenes), Michael Klett, Michael Krüger und Klaus Wagenbach.

Der Zuspruch, den der Appell innerhalb weniger Tage gefunden hat, beweist aufs neue, daß die reformierte Rechtschreibung auch über den 1. August 2005 hinaus für das literarische Leben in den deutschsprachigen Staaten keinesfalls „verbindlich“ sein wird.

geschrieben von rdr am 11.10.2004

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Norbert Lindenthal
21.09.2004 05.41
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Deutsche Sprachwelt

20.9.2004

20. September 2004

Die Rechtschreibreform
muß vom Tisch!

Die deutsche Sprache braucht Klarheit, Deutlichkeit und Eindeutigkeit

Von Christian Wulff

Keine Debatte wurde in den vergangenen Jahren über einen so langen Zeitraum so intensiv und auch emotional geführt wie die zur Rechtschreibreform. Befürworter wie Gegner lieferten sich wahre „Wort“-Schlachten, selbst das Bundesverfassungsgericht wurde bemüht. Ergebnis: Die reformierte Schreibung durfte seinerzeit mit all den bekannten Unzulänglichkeiten verkündet werden. Goethe, nicht nur viel- und weitgereist, wußte schon zu seiner Zeit: „Jede Lösung eines Problems ist ein neues Problem.“ Fürwahr!

Es rächt sich heute, daß die Kultusministerkonferenz (KMK) 1996 nicht die notwendige Einsicht und Kraft hatte, die sogenannte Rechtschreibreform anzuhalten. Auch nach sechs Jahren reformierter Schreibung gibt es Unsicherheit, aber auch Ärger und Unbehagen in breiten Teilen der Bevölkerung. Sie hat bei vielen Menschen eher zur Verwirrung als zu mehr Klarheit beigetragen. Es ist Konfusion und Beliebigkeit im Umgang mit der Orthographie eingetreten. Die Entscheidung der KMK von Anfang Juni bestärkt mich in dieser Auffassung. Klarheit, Deutlichkeit und Eindeutigkeit braucht die deutsche Sprache. Oder soll es wirklich so sein, daß die deutschen Schüler eine andere Rechtschreibung lernen als Günter Grass, Martin Walser und andere sie verwenden? Soll es wirklich so sein, daß im Land der Dichter und Denker die Schülerinnen und Schüler anders schreiben als jene zeitgenössischen Schriftsteller, deren Texte sie in der Schule bearbeiten? Deutschland als Land zweier Schreibungen?

Tatsächlich ist die Beherrschung der Rechtschreibung eine Kernkompetenz, ohne die in vielen Lebenslagen und Wissensgebieten keine wirkliche Verständigung möglich ist. Die Stärkung dieser Kernkompetenz hat für mich eine hohe Vorrangigkeit. Deshalb setze ich mich seit Jahren für die Beibehaltung der klassischen Rechtschreibung ein. Die gegenwärtige Debatte über Zustand und Zukunft der deutschen Sprache sehe ich als Gelegenheit, die Rechtschreibreform noch einmal grundsätzlich in Frage zu stellen. Doch Niedersachsen allein kann diese Reform nicht umkehren. Hierzu wird die Unterstützung aller Bundesländer, der Bundesregierung und der anderen mitunterzeichnenden Staaten benötigt. Nur gemeinsam kann ein solcher Umkehrungsprozeß eingeleitet werden, damit Deutschland gestärkt aus der orthographischen Krise herauskommt und die geschriebene deutsche Sprache wieder eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung findet.

„Auf dem Gebiete der deutschen Rechtschreibung herrscht augenblicklich ein unerquicklicher und namentlich für die zum Lehren Berufenen unbefriedigender Übergangszustand“ beschreibt Konrad Duden die Lage, als er 1872 versuchte, die Vielfalt der in Schulen, Dienststellen und Verlagen herrschenden Schreibung zu vereinheitlichen. Diesen Gedanken Dudens, nämlich die Einheitlichkeit der Schreibung zu wahren, sollten wir wieder stärker in den Vordergrund stellen und nicht unter seinem Namen die Vielfalt und Beliebigkeit zulassen.

Wenn sich im Oktober die Ministerpräsidentenkonferenz und anschließend im Lichte dieser Beratungen die KMK mit der Rechtschreibreform befassen, täten wir gut daran, endlich den Knoten zu durchschlagen und zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren. Politik muß auch in der Lage sein, Fehlentscheidungen zu widerrufen. Hierin zeigt sich wahre Größe. Dann sind Kompromisse und behutsame Veränderungen allemal möglich.

Christian Wulff ist niedersächsischer Ministerpräsident und stellvertretender Vorsitzender der CDU.

erschienen am 20. September 2004 in der 17. Ausgabe der DEUTSCHEN SPRACHWELT auf Seite 3

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Dominik Schumacher
30.08.2004 12.38
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DSW Deutsche Sprachwelt

30.8.2004

Mitglieder der Sprachakademie gegen Kompromiß

Der Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zur Rechtschreibreform findet offenbar nicht die Unterstützung der Akademiemitglieder. Nur kurz vor der abermaligen Kompromißvorstellung unter anderem durch den Akademiepräsidenten Klaus Reichert in Berlin haben in Weimar Mitglieder der Akademie und der Berliner Akademie der Künste eine völlige Rücknahme der ihrer Ansicht nach „innerlich verfehlten und sehr viel Geld und Arbeitskraft kostenden Rechtschreibreform“ gefordert. Insgesamt 37 Mitglieder der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Berliner Akademie der Künste unterschrieben eine entsprechende Resolution.

geschrieben von dsw am 30.08.2004

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Fritz Koch
21.08.2004 16.40
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Wenn Österreichisch eine eigene Sprache wird,

müssen wohl äußere Erkennungsmerkmale her.
Sie können ja das ß abschaffen und Substantive klein schreiben, aber die Anredepronomen wohl kaum. Vielleicht übernehmen sie auch die Vokal-Diphtongierungen in die Schriftsprache.

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