Willkommen Die 20 neuesten Beiträge im Forum
Fadensuche     Suche
Kennkarte ändern     Häufig gestellte Fragen   zu anderen Nutzern  kostenlose Anmeldung   Anfang  verabschieden
Jemandem diese Seite senden! Druckvoransicht zeigen
Forum > Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen
SN Salzburger Nachrichten
< voriges Leitthema     nächstes Leitthema >
Verfasser
Leitthema    Post New Thread     Post A Reply
Sigmar Salzburg
11.07.2017 14.46
Diesen Beitrag ansteuern
Wieder kreißte der „Rat“ mit einem „gräulichen“ Mäuslein

Endlich wieder ein wichtiges Problem: Das "ß" als Großbuchstabe

Der Rechtschreibrat hat eines der wirklich zentralen Probleme der deutschen Orthografie gelöst. Oder so . . .

Von Viktor Hermann / 05.07.2017

In jenen Zirkeln, die sich mit der Klarheit und Schönheit der deutschen Sprache befassen, tobt seit Kurzem eine ziemlich heftige Debatte darüber, dass es in Hinkunft auch möglich sein soll, das „scharfe s“, mithin den Buchstaben "ß", auch als Großbuchstaben zu verwenden. Die einen glauben, der Rat für deutsche Rechtschreibung habe seine Kompetenzen weit überschritten, die anderen, er habe die Gelegenheit verpasst, diesen unsinnigen Buchstaben endgültig abzuschaffen.

Es tut der Betrachtung gut, das Corpus Delicti genauer unter die Lupe zu nehmen. Das "ß" ist tatsächlich kein Buchstabe, sondern eine Ligatur, also ein Buchstabenverbund zweier Buchstaben, nämlich des heute nicht mehr existenten langen „s“ und des „z“. Deshalb heißt es in der Schweiz ja auch „sz“. Nachdem der Rechtschreibrat bei der großen Rechtschreibreform das "ß" stark zurückgedrängt hat, macht dieselbe Institution den Buchstaben wieder wichtig, weil sie ihm gibt, was alle anderen Buchstaben haben: eine große Variante.

Nun möchte man meinen, nirgendwo ein Wort oder wenigstens einen Eigennamen finden zu können, der mit einem großen "ß" zu schreiben wäre. Wozu also das Theater? Nun, in der Werbung setzt man zunehmend Großbuchstaben ein, um ganze Botschaften zu vermitteln. Also ist wieder einmal die Werbung mit einem recht dümmlichen Auswuchs verantwortlich für die Verhunzung der Sprache. Wer ganze Sätze in Großbuchstaben schreibt, versucht damit besonders eindrücklich zu sein. Man könnte auch sagen, er schreit. Das erinnert an den Grundsatz aus der amerikanischen Radio- und Fernsehwerbung: „Wenn du nichts zu sagen hast, dann sing es.“ Und so brechen Werbetexter immer, wenn Argumente fehlen, in Großbuchstaben-Geschrei aus.

Und dafür erfindet jetzt der Rechtschreibrat einen neuen Großbuchstaben? Ganz abgesehen davon, dass noch kaum ein Computer in der Lage ist, solch ein Unding zu Papier zu bringen, schert sich die Werbung ohnehin kaum um Orthografie, Grammatik und sinnhafte Inhalte. Ihr gilt ja seit Langem, dass angebliche Kreativität wichtiger sei als korrektes und verständliches Deutsch, weshalb sie ja auch gern auf englische Phrasen ausweicht und diese dann auch noch falsch verwendet. Das große "ß" wird diesen Missstand mit Sicherheit nicht beheben.

Übrigens, seit mit der Rechtschreibreform der Konjunktion "daß" das "ß" weggenommen und durch ein "ss" ersetzt wurde, hat sich die Zahl der Verwechslungen des Bindeworts „dass" mit dem bezüglichen Fürwort „das“ potenziert. Darüber freuen sich höchstens die Korrektoren, deren Jobs damit zusätzlich unverzichtbar geworden sind.

salzburg.com 5.7.2017

Dr. Viktor Hermann ist stellvertretender Chefredakteur der Salzburger Nachrichten

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
23.11.2011 06.38
Diesen Beitrag ansteuern
Georg Kreisler gestorben

Wie die „Salzburger Nachrichten“ am Dienstagnachmittag erfuhren, verstarb der Schriftsteller, Sänger und Kabarettist im 90. Lebensjahr in Salzburg.

In den USA wurde es Georg Kreisler im Verlauf der Fünfzigerjahre zu eng. Dabei sah es eine Zeit lang dort gut für ihn aus…. 1955 kehrte er zurück nach Wien, von wo er 1938 als Jude vertrieben worden war… Der Neigung zur Milde verwehrte sich Kreisler bis zuletzt. Er war ein gnadenloser Beobachter der Menschen, denen er nachwies, dass ihr Streben und Tun nur Schreckliches nach sich zieht…. Vor Kurzem erschien der neu überarbeitete Roman „Ein Prophet ohne Zukunft“ (Verbrecher Verlag), der ein satirisches Panorama der Nachkriegszeit in Wien entwirft...
Ein Glücksfall in seinem Leben war Barbara Peters, mit der er ab 1977 gemeinsam auftrat. Nachdem er fünfzehn Jahre in Basel gelebt hatte, entschied sich Georg Kreisler im Jahr 2007, nach Salzburg zu ziehen. Hier starb er am Dienstag im 90. Lebensjahr.
Salzburger Nachrichten 22.11.2011

Und mit seinem eigenen Text:


Willkommen auf meiner Homepage

[22. November 2011]
[Eine letzte Meldung: Georg ist nicht mehr unter uns.]

Februar 2011
Unser Urlaub ist nun beendet, wir haben uns gut erholt. Barbara Peters und ich sind wieder bereit für neue Lesungen. Zum bisherigen Stand der Bühnendinge sind neue Termine hinzu gekommen, manches Vorgesehene hat sich in Schall und Rauch aufgelöst. So ist das im Leben. Wer den aktuellen Stand der Auftritte wissen will, sollte auf der Terminseite nachschauen.

Oktober 2010
Um noch einmal darauf zurückzukommen: Barbara Peters und ich lesen aus verschiedenen Büchern von mir. Mit dem letzten Termin am 16. November in Stuttgart ist unser Lesepensum für dieses Jahr erledigt. Fürs nächste Jahr haben wir bereits fünfzehn Lesungen gebucht, auf die ich noch später zurückkomme.

Ich setze mich nicht mehr ans Klavier und singe meine Lieder, aber nicht, weil ich das nicht könnte, sondern weil ich es falsch fände. Es paßt einfach nicht zu einem alten Mann wie mir.
Ich habe in meinen jüngeren Jahren öfter erlebt, wie alte Männer ihre Lieder noch selbst gesungen haben, und es hat mir jedes Mal mißfallen. Bei einem Lied kommt es ja auch auf den Text an, und worüber soll ein alter Mann singen?
Über die Liebe? Lächerlich! Über seine Träume? Wen interessiert das? […]

Dezember 2009
Eine Oper ist schrecklich viel Arbeit. Ich werde keine Oper mehr schreiben, zwei sind genug. Meine zweite Oper -„Das Aquarium” – hatte dieser Tage in Rostock Uraufführung.
Es war spannend, denn die Oper hat keine Handlung. Es ist eine absurde Oper, drei Männer und drei Frauen, die miteinander befreundet sind, dann sind sie wieder gegeneinander, dann wieder befreundet, kurz, alles ist aus unserem absurden Leben gegriffen, die Wirklichkeit geht vorbei, was geschieht, geschieht grundlos.
Dazu kommt ein Männerchor, der alles falsch kommentiert. Wahrscheinlich müßte man die Oper mindestens zweimal hören, um sie zu verstehen, aber das ist ja praktisch bei allen Opern so.
Es gibt auch Opern oder Bücher oder Bilder, die man nie versteht, das ist gerade das Faszinierende daran. Bei der Kunst darf man nicht die Geduld verlieren, und bei der Popmusik muß man die Geduld verlieren – ich wenigstens verliere immer die Geduld dabei und schalte ab.

[…]

Georg Kreisler
http://www.georgkreisler.de/

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
17.11.2008 05.56
Diesen Beitrag ansteuern
Schreibfriede in weiter Ferne

Ärger über das amtliche Rechtschreiben
16. November 2008 | 17:42 | | ANTON THUSWALDNER (SN).

Neues Buch „Ixbeliebige Wahr-Zeichen?“ von Ludwig Laher – Franzobel ist ein „Ph-Verfechter“

Nach der Reform der Reform der Rechtschreibung ist die Gesellschaft gespalten: Ein Teil – etwa viele Schriftsteller – hält an der alten Rechtschreibung fest. Die anderen versuchen, sich so gut wie möglich an die neuen Regeln zu halten. Zumeist ist eine Mischvariante zu beobachten: Geschrieben wird so, wie es dem jeweils Schreibenden einleuchtend erscheint. Genügt das als Grund für eine Empörung?

Für Ludwig Laher schon. Der Autor, bekannt für einen scharfen Blick für verdrängte und verschwiegene österreichische Zustände, macht sich ein ganzes Buch lang Luft über Versäumnisse und Ungereimtheiten der Rechtschreibreform. „Ixbeliebige Wahr-Zeichen?“ ist soeben im Innsbrucker Studienverlag erschienen.

Welch großes Anliegen ihm das rechte Schreiben und dessen Veränderlichkeit ist, sieht man an seiner Formulierwut. Ludwig Laher, der logisch zu argumentieren versteht, reagiert immer wieder emotional, so heftig setzt ihm diese Sache offenbar zu. Er rügt die „verblüffende Inkonsequenz“ der Reform, prangert „mutwillig verordnete überflüssige Eingriffe“ an und hält zahlreiche Änderungen für „haarsträubend“.

Bibliotheken gesäubert
Gewiss, es gibt Anlass, aufzubegehren. Wie eine Sprache gehandhabt wird, spiegelt den Zustand einer Gesellschaft. Selbstverständlich brauchen wir Regeln, an die wir uns beim Schreiben halten, sonst missverstehen wir uns pausenlos. Und befremdlich ist, wenn über die Schreibregeln nach dem Befehlen-Gehorchen-Prinzip befunden wird. Das zeigt das Beispiel der Säuberung von Schulbibliotheken, aus denen jene Bücher entsorgt werden, die nicht den Maßstäben der aktuellen Rechtschreibung entsprechen.

Als im Jahr 2004 das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur dieser Bücherverbannung Einhalt gebot, tat es dies mit folgender Begründung: „Das Kennenlernen von literarischen Texten und die aktive Auseinandersetzung mit ihnen sollen nicht geringer bewertet werden als die verwendete Schreibweise.“ Heißt das also, dass die Qualität eines literarischen Textes nur so viel wert wie die Normschreibung?

Ludwig Laher meldet sich als Schriftsteller zu Wort. Diese Berufsgruppe lebt zu einem guten Teil davon, Regeln, also auch Sprech- und Schreibregeln, zu brechen. Laher befasst sich in diesem Buch etwa mit Elfriede Jelinek, Kathrin Röggla, Raoul Schrott oder Peter Waterhouse. Auch Goethe, Stifter, Kafka oder Uwe Johnson kommen zur Sprache.

Elfriede Jelinek, eine eifrige Verfechterin kalkulierter, nicht zufälliger Regelverstöße, wehrt sich in ihrer Einleitung zu diesem Buch gegen die Zurufe von außen, die Literaten auf eine Einheitsorthografie einzuschwören: „. . . jeder, der ein Buch liest, begibt sich in ein eigenes Universum eines Autors hinein und wird gerade das Nichtgenormte eines Autors, an einer Autorin interessant finden.“ Zudem stellt sie fest: „Ich halte jede Reglementierung eines lebenden Organismus, wie es Sprache ist, für unangebracht und schädlich.“ Franzobel formuliert seine Vorstellungen so: „Ich bin ein Ph-Verfechter, was soweit geht, dass ich neben Photo und Phantasie am liebsten auch Elephant schriebe, was mir die Korrektoren aber nie durchgehen lassen.“

© SN/SW
Salzburger Nachrichten 16.11.2008

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Lindenthal
11.08.2004 06.52
Diesen Beitrag ansteuern
SN Salzburger Nachrichten



Der Standpunkt: Nicht jammern, sondern weiterschreiben!

11. August 2004

Hedwig Kainberger

Wir müssen nun „Porträt“ schreiben, und nicht mehr – wie früher – „Portrait“, obwohl wir dieses Wort nach wie vor aussprechen wie „Porträ". Wir schreiben „groß", obwohl die Schweizer längst mit „gross“ zurechtkommen. Und wer einmal geglaubt hat zu wissen, wie Beistriche zu setzen sind, weiß nun fast nichts mehr, denn viele Beistrich-Regeln sind von Muss- zu Kann-Bestimmungen geworden. Ja, es stimmt: Vieles in der neuen Rechtschreibung ist nicht streng logisch. Einiges könnte noch einfacher werden, als es geworden ist. Hingegen hat manches – wie das "ß" am Ende eines Wortes – mit den neuen Regeln den Charme seiner Herkunft aus der Kurrent-Schrift verloren.

Doch alle derartigen Einwände kommen acht Jahre zu spät. Denn das Regelwerk wurde 1996 beschlossen und zwei Jahre später in Kraft gesetzt. Wer es als schlecht erachtet, hätte vor diesem Beschluss (als eine internationale Kommission daran tüftelte) oder kurz danach (als die Neuerungen in allen Details publiziert wurden) protestieren müssen. Jetzt Zeter und Mordio zu schreien, ist so, wie wenn jemand während einer Zugfahrt von Innsbruck nach Wien in St. Pölten die Notbremse zu ziehen versucht, um in Kufstein auszusteigen.

Lächerlich machen sich vor allem jene, wie „Spiegel“ oder „Süddeutsche Zeitung“, die die neue Rechtschreibung übernommen haben und nun eine Rückkehr in die Zeit vor der Reform fordern. Denn: Wenn etwas als unbrauchbar zu beurteilen ist, warum dann bitte nicht von Anfang an?

Außerdem stand und steht es jedem Verlag, jeder Zeitungsredaktion, jedem Schriftsteller, jedem Briefschreiber frei zu schreiben, wie es beliebt. Für „daß" und „Portrait“ und „gross“ und „Mittwoch abend“ gibt es keine Geldstrafen oder sonstigen Sanktionen. Es wurde auch noch kein Dichter verhaftet, der ausschließlich Gedichte in Kleinbuchstaben verfasst hat.

Einzig für Schüler und Lehrer fällt die Rechtschreibreform in die Kategorie „Ernst des Lebens“. Neue Regeln zu befolgen oder nicht, kann entscheiden, ob eine Note besser oder schlechter ausfällt. Und auch unter diesem Blickwinkel ergibt sich ein Argument gegen die Absage der Reform: Viele der jetzigen Schüler mussten auf neue Rechtschreibung umlernen. Sollen sie nun wieder zurücklernen? Für Jugendliche gibt es Wichtigeres, als sich ein zweites Mal mit jener fragwürdigen Logik auseinander zu setzen, die von „dass oder daß", „schnäuzen oder schneuzen“ und „Stillleben oder Stilleben“ abzuleiten wäre! Außerdem: Wer zahlt das neuerliche Umschreiben der Schulbücher? Die Eltern über Preiserhöhungen?

Was ist zu tun? Erstens: Nicht jammern! Zweitens: Weiterschreiben! Drittens: Ab und zu einen Mozart-Brief in originaler Orthografie (Achtung: nicht „Ortografie“!) lesen und sich wundern, wie anstrengend das Lesen ohne ungefähr einheitliche Regeln ist.


© SN.

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Lindenthal ansehen    An Norbert Lindenthal schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Lindenthal        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Alle Zeiten sind MEZ    Neuen Faden beginnen     antworten
Gehe zum Forum:
< voriges Leitthema     nächstes Leitthema >

Benutzungs-Regeln:
Wer kann im Forum lesen? Jeder Gast / jeder angemeldete Nutzer.
Wer kann ein neues Leitthema oder eine Antwort eintragen? Jeder angemeldete, eingewählte Nutzer.
Einträge können von ihrem Verfasser geändert oder auch gelöscht werden.
HTML-Kennungen beim Eintragen erlaubt? AN. Schnuten erlaubt? AN. vB-Kennungen erlaubt? AN. Bilder-Einbindung mit [IMG] erlaubt? AN.

Maßnahmen der Verwaltung:
Leitthema öffnen / schließen
Leitthema umziehen lassen
Leitthema löschen
Leitthema ändern

Herausgeber · Schreiben Sie uns · Forum

Technik von: vBulletin, Version 1.1.4 ©Jelsoft Enterprises Ltd. 2000. Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage