Affentheater Rechtschreibreform
Aus dem Bericht 2010:
Im Berichtszeitraum haben zehn Sitzungen des Gesamtrats stattgefunden, an denen im Schnitt 25 Mitglieder also etwa zwei Drittel der Gesamtzahl, teilgenommen haben.
Es fehlten also meistens etwa um 15 Mitglieder.
Das ist verständlich: Nach wie vor ist die „Rechtschreibreform“ die dümmste und lächerlichste Unternehmung, die die Kultusministerkonferenz jemals in die Wege geleitet hat. Jetzt sollen 40 (vierzig) Leute, die meist Wichtigeres zu tun haben, beobachten, wie alberne Schreibvorschriften wie „belämmert“ und „Tollpatsch“ im allgemeinen Schreibgebrauch angenommen werden, und sie können doch nur vereinzelt erfassen, was die Korrekturautomaten der Zeitungen und Medien geleistet haben.
Eigentlich verbietet es sich nach kurzem Einblick in die Berichte, sich überhaupt weiter mit diesem Humbug zu beschäftigen.
Der volksetümelnde Augst-Schwachsinn heißt jetzt übrigens „Re- und Neumotivierungen“.
Weiter aus dem Bericht 2010:
Re- und Neumotivierungen
Durch die Reform wurde die Schreibung in 15 Einzelfällen geändert, davon sind 8 auf Remotivierung und 7 auf Neumotivierung zurückzuführen. Bei den Remotivierungen handelt es sich um die Fälle Bändel, behände, Gämse, Gräuel/gräulich, schnäuzen, Stängel, überschwänglich, (Schnee)wechte, bei den Neumotivierungen um die Fälle belämmert, ein-/verbläuen, Quäntchen, Ständelwurz, Tollpatsch und Zierrat. Dazu kommen folgende in Variantenschreibung zugelassene Fälle: Albtraum, Albdrücken und Messner neben weiterhin zulässigen Alptraum, Alpdrücken und Mesner/Mesmer.
Entsprechend den unter 2.1.1.1 formulierten Bedingungen mussten von diesen aufgrund niedriger Belegzahlen die Lexeme Ständelwurz, verbläuen und (Schnee)wechte ausgenommen werden. Für die anderen Lexeme wurden Untersuchungen durchgeführt. Dabei ergibt sich bei den Remotivierungen folgender Befund:
•Bändel weist keine Normabweichung auf. Vor der Reform betrug die Abweichung 100%.
•behände zeigt aktuell ansteigende Werte von nichtnormgemäßen Schreibungen. Ihr Anteil liegt im Jahre 2008 in den einzelnen Korpora zwischen 39 und 61%. Vor der Reform betrug die Abweichung bis zu 10%.
…
Bei den Neumotivierungen (sog. Volksetymologien) ergibt sich ein ähnliches Bild:
…
•Tollpatsch zeigt aktuell rückläufige Werte an nicht normgemäßen Schreibungen auf. Nach einem Rückgang bis auf 5% im Jahre 2002 zunächst relativer, dann abrupter Wiederanstieg bis auf einen Spitzenwert von 52% im Jahre 2006. 2007/08 Abfall auf 29% und weiter auf 25%. Beim Adjektiv sind die Werte rückläufig. Sie liegen aktuell bei ca. 12% normabweichenden Schreibungen und sind damit signifikant tiefer als vor der Reform mit 44%.
„Reformerfolg“ also: Vorher hätten danach 44% „tollpatschig“ geschrieben (wen hat es gestört?), jetzt schreiben nur noch 12% richtig „tolpatschig“. Für solche „wissenschaftlichen“ Erkenntnisse verdient der Rat den „IgNobelpreis!
Und so weiter und so weiter – es wäre einfach nur lächerlich, wenn es nicht Teil des Trauerspiels „deutsche Schreibkultur“ wäre.
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