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Daß ihr die Muttersprach so wenig acht.
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Hans Zimmermann
13.07.2012 22.09
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glaenzender Untergang sprachlicher Vielfalt.

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Sigmar Salzburg
02.07.2012 16.38
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Elsaß

Ein Hinweis von Reinhard Markner auf der Seite Sprachforschung.org:

In Straßburg, wo 1609 die erste überlieferte deutsche Zeitung gedruckt wurde, erscheint nun keine deutschsprachige Zeitung mehr, da die DNA ihre blaue Ausgabe eingestellt haben. Ein glänzender Erfolg der französischen Sprachpolitik.

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Sigmar Salzburg
21.05.2011 05.31
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Philipp von Zesen

Übrigens: Meuchelpuffer

Es gibt so Wörter, die gäbe es nicht, gäbe es nicht Philipp von Zesen: Abstand und Besprechung, Entwurf und Leidenschaft, Weltall und Zerrbild. Schöne deutsche Wörter. Aber bis Philipp von Zesen auf der Bildfläche erschien, sagte man dazu noch Distanz und Rezension, Projekt und Passion, Universum und Karikatur. Herr von Zesen regte sich über diese Fremdwörter auf – und erfand einfach neue Wörter dafür, die es vorher noch nicht gab.


Das kennen wir heute ja auch, und viele regen sich darüber auf: überall Englisch, wohin man in Deutschland schaut. Bei der Bahn gehe ich zum „Service Point“, dort kaufe ich eine Karte „Bike and Bahn“. Mit der Telekom erledige ich ein „City-Call“ zu einem „Call-Center“, in dem ich mit einem „Key Account Manager“ über „Flatrate“ und „Online-Banking“ spreche. Häh?

Häh? – Das dachte sich im 17. Jahrhundert auch besagter Philipp von Zesen. Im damaligen Deutsch wimmelte es zwar weniger von englischen, dafür aber von lateinischen, französischen und anderen Fremdworten. Und so setzte sich der Dichter hin und dachte sich neue Wörter aus: Abstand für Distanz, Angelpunkt für Pol und Anschrift für Adresse, Augenblick für Moment und Ausflug für Exkursion. Seine Erfindungen fanden schnell Eingang in den Sprachgebrauch: Bücherei statt Bibliothek, Emporkömmling statt Parvenü, Farbgebung statt Kolorit, Freistaat statt Republik und Gesichtskreis statt Horizont.

Noch mehr Beispiele gefällig? Glaubensbekenntnis (Credo), Gotteshaus (Tempel) und Grundstein (Fundament), Kerbtier (Insekt), Kreislauf (Zirkulation) und Letzter Wille (Testament), Mundart (Dialekt), Nachruf (Nekrolog) und Rechtschreibung (Orthografie).

Heute kämpfen manche Zeitgenossen immer noch gegen Fremdwörter im Deutschen. Ihre Vorschläge sind bisweilen allerdings unfreiwillig komisch: „Luftknödel“ wird sich für „Airbag“ wahrscheinlich ebenso wenig durchsetzen wie „Bimmelbüro“ für „Call-Center“. Auch Philipp von Zesen brachte nicht alle seine Wortschöpfungen durch: Seine „Blitzfeuererregung“ als Ersatz für Elektrizität setzte sich ebenso wenig durch wie die Wörter „Dörrleiche“ für Mumie, „Gottestum“ für Religion, „Tageleuchter“ für Fenster oder „Lotterbett“ für Sofa.

Einiges war den Zeitgenossen des Dichters wohl zu merkwürdig – etwa der „Jungfernzwinger“, den von Zesen für „Kloster“ vorgeschlagen hatte. Oder der „Meuchelpuffer“ für Pistole. Ich hätte auch „Weiberhof“ gut gefunden – statt Harem.

Ahlener Zeitung 20.5.2011

Das lateinische, ursprünglich vielleicht etruskische „fenestra“ hatte schon bessere germanische Wörter verdrängt, wohl ähnlich „window“ (Windauge, altisländisch vind-auga) oder gotisch „augadauro“ (Augentür).

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Norbert Lindenthal
22.03.2007 18.59
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Daß ihr die Muttersprach so wenig acht.

Frankenpost 21.3.2007

LEITARTIKEL
Böse Teutsche

CHRISTOPH WITZEL ZUR SPRACHPFLEGE
Ein Mensch mit dem schönen Namen Johann Michael Moscherosch, ein Mitglied übrigens der so genannten Fruchtbringenden Gesellschaft, hat es im 17. Jahrhundert folgendermaßen auf den Punkt gebracht: „Fast jeder Schneider will jetzund leider / Der Sprach’ erfahren sein und redt latein, / Wälsch und französisch, halb japonesisch, / Wann er ist doll und voll, der grobe Knoll. / Ihr bösen Teutschen, man sollt’ euch peitschen, / Daß ihr die Muttersprach so wenig acht.“

Tja, es ist offenbar nicht sonderlich viel passiert in den vergangenen vierhundert Jahren, nur dass statt „Welsch“ und „Japonesisch“ nunmehr Englisch das „geliebte Deutsch“ unseres Dichterfürsten durchdringt. Aber es hat wohl weniger mit Goethes 175. Todestag am morgigen Donnerstag zu tun, dass sich jetzt vier CDU-Abgeordnete den „sprachlichen Verbraucherschutz“ auf die Fahnen geschrieben haben und die deutsche Sprache vor allzu vielen englischen Einflüssen schützen möchten.

Nun kann man sich über Sprachpfleger jedweden Centuries, pardon . . . Entschuldigung: Jahrhunderts natürlich trefflich lustig machen, besonders wenn man erfährt, dass die CDU-Bundestagsfraktion auf ihrer Internet-Homepage (Weltnetz-Heimseite?) einen „Newsletter“ im Abonnement hat und ihren Chef Volker Kauder per „Podcasts“ anbietet. Aber das Ansinnen der vier Abgeordneten ist grundsätzlich durchaus ernst zu nehmen. Wer einmal in den Stellenanzeigen einer beliebigen Tageszeitung geblättert hat, möchte bestimmt nie wieder „Key Account Sales Manager“ werden, und nicht nur ältere Menschen verzweifeln mitunter, wenn sie am „Service Point“ einen „Coffee to go“ angeboten bekommen. Das, was da an „Denglish“ in den letzten Jahren allüberall Einzug gehalten hat, grenzt in der Tat nicht wenige Menschen aus dem öffentlichen Leben aus – weil sie es schlichtweg sprachlich nicht mehr verstehen.

Wie aber dagegen vorgehen? Welches Kuddelmuddel (= Durcheinander) entsteht, wenn der Staat die Sprache regeln will, haben wir kürzlich bei der so genannten Rechtschreibreform erlebt. Und die restriktive Sprachpolitik anderer europäischer Länder zeigt ebenfalls, dass damit wenig erreicht wird, sondern im Gegenteil manchmal irrwitzige Blüten getrieben werden. Das ist nicht nur in Frankreich so: In Slowenien beispielsweise darf der Computer-Hersteller Apple nur noch „Jabloko“-Geräte verkaufen und können Chefredakteure schon mal in den Knast wandern, wenn sie eine englischsprachige Überschrift im Blatte veröffentlichen.

Wir brauchen weniger den Staat, wenn es um den pfleglichen Umgang mit unserer Sprache geht, als vielmehr uns alle, die Sprecher und Schreiber, die so genannte Gesellschaft. Und vielleicht brauchen wir auch hin und wieder ein paar belächelte Sprachpuristen wie die von der Fruchtbringenden Gesellschaft. Dem Schriftsteller Philipp von Zesen verdanken wir zum Beispiel das wunderschöne deutsche Wort „Augenblick“ für den Moment. Ist doch groovy, oder?

Ein Coffee
to go am
Service Point,
please

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