Acta diurna
Michael Klonovsky berichtet süffisant über den erlebten Wahlabend in Berlin und ist stolz auf seinen angerichteten „Metaphernsalat“. Uns interessiert auch noch seine modifizierte Rechtschreibung neben den Tarn-ss.25. September 2017
Wahlabendsplitter. Ankunft zur 18 Uhr-Runde im Wahlstudio der ARD. Jörg Meuthen ist als erster da und nimmt auf dem meterlangen Sofa im Akklimatisierungs- und Warmmachbereich vor dem Sendestudio Platz. Später treffen Kauder, Oppermann, Kubicki, Dietmar Bartsch und Anton Hofreiter ein. Man kennt sich, grüßt sich, plaudert miteinander, aus den Augenwinkeln den Uruk [Tolkien] auf dem Sofa musternd und eine Distanz von exakt vierzehneinhalb Fuß haltend...
Frau Miosga bittet vor die Kameras, Oppermann geht voran, bedeutet Meuthen mit einer durchaus charmanten Geste, sich einzureihen, und gibt ihm die Hand, Bartsch und Kubicki tun es ihm nach. Mit sichtlichem Widerwillen (er kann doch zwei Gesichter!) fügt sich auch Kauder ins Unvermeidliche, Hofreiter hat Glück oder lässt sich absichtlich so weit zurückfallen, dass er den Unreinen nicht nach hier einstweilen noch geltenden, jedoch bald täglich neu auszuhandelnden* Konditionen begrüßen muss....
Vor dem Club, in dem die AfD ihre Wahlparty veranstaltet, sammeln sich die ersten sogenannten Gegendemonstranten. Als wir zum zweiten Mal zum ARD-Hauptstadtstudio, zur sogenannten Elefantenrunde fahren, wälzt sich bereits auf der anderen Straßenseite der vorwiegend schwarze Lindwurm in Gegenrichtung auf die AfD-Party zu. Ganz! – Berlin! – hasst die AfD! skandieren die Marschierer....
Der Fahrer ist mit ins Wartezimmer gekommen, bedient sich bei den Häppchen, spricht die hiermit geflügelten Worte: Das ist das Beste, was ich jemals für meine Gebühren* bekommen habe, und trollt sich, seinen Wagen zu bewachen. Im Vorzimmer wird Katja Kipping für die Sendung geschminkt; mannhaft unterdrücke ich das indiskrete Verlangen, ein Händi-Foto von ihr zu machen...
Wie schön Frau Kipping immer von "Geflüchteten"* spricht! Wie lange mag solch eine Dressur dauern? ...
Mit ermüdlicher Beharrlichkeit werfen die Etablierten-Vertreter Jörg Meuthen die angeblichen und tatsächlichen rassistischen Entgleisungen von AfD-Mitgliedern vor. Es handelt sich dabei übrigens stets um Worte, während die Rechtsbrüche der Kanzlerin konkrete Taten sind ...
Einige der geschäftig in den Gängen umhereilenden öffentlich-rechtlichen Angestellten heben im unbeobachteten Moment den Daumen, als sie Meuthen hinausgehen sehen. Offenbar hasst doch nicht ganz Berlin die AfD...
Als die Lebensgefährtin von Meuthen mit ihrer siebenjährigen Tochter, eskortiert von Security und Polizei, zum benachbarten Hotel läuft, werden sie von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis* beschimpft und attackiert. Das Kind ist danach völlig verstört.
Später bricht Meuthen selbst auf, ebenfalls von einem uniformierten Kordon geschützt, und der Mob rastet völlig aus. Pfiffe, Schreie, besessene, wutverzerrte Gesichter – ein Goya-Capriccio anno 2017. Die Kobolde rennen neben dem Oppositionstrüppchen her, brüllen Nazis raus!, Haut ab!, AfD – Rassistenpack! und ähnliche Urworte orphisch; einige versuchen, in den Kordon zu drängen.
Man sieht staunend und betroffen: Manche dieser Bakchen würden den AfD-Vorsitzenden gern zerreißen, ihn auf dem Altar ihres perversen Antifaschismus, der längst dem Original zum Verwechseln ähnlich sieht, dem Götzen der Diversity, Vielfalt, Buntheit und Menschenfreundlichkeit zum Opfer bringen. Der Kampf gegen die vermeintlichen Nazis bringt lauter neue echte hervor...
Am Rande: Wieviel Courage erfordert es, sich gegen die AfD zu bekennen? Null. Welche Gefahr droht bei einer Demo gegen rechts? Keine. Was aber gewinnt man? Ein gutes Gewissen, zivilgesellschaftliche“ Anerkennung, Aufstieg auf der Tugendskala, Sinn, Lob vom Parteisekretär, ggfs. Kohle von Frau Schwesig, ggfs. Sündenablass, in jedem Fall Herdenbehagen. Es ist pures Wellness...
acta-diurna 25.9.2017 Es folgt Klonovskys Sicht auf den Fall Petry.
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