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Die Presse
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Sigmar Salzburg
13.12.2017 11.44
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Aberglaube [?]

Streng hüten Franzosen ihre haarsträubende Orthografie

Französisch schreiben ist tückisch, das mussten jüngst auch „Presse“-Feuilletonisten und ihre Leser merken. Es hat mit der Renaissance zu tun.

Anne-Catherine Simon
13.12.2017 um 07:55

Englische Liedtexte sind für „Presse“-Feuilletonisten vertrautes Terrain. Treten jedoch Charles Aznavour und Carla Bruni in Wien auf, kann es für Kritiker schwer werden, sich an sämtlichen orthografischen Fallen vorbei_zu_manövrieren. Leser zürnten uns zuletzt zurecht.*)

Und doch: Lassen Sie mich um Nachsicht für jene werben, die mit der französischen Rechtschreibung hadern (zu ihnen gehören nicht zuletzt viele österreichische Schüler). Denn das tun ja auch die Franzosen selbst. Ihre für Eleganz und Wohlklang berühmte Sprache hat eine berüchtigt komplizierte Orthografie. Sie wirkt skandalös unlogisch – weil so weit von der Aussprache entfernt.

Dabei hat sie sehr wohl ihre Logik; nur eben die von Renaissance-Gelehrten. Nachdem König François I. im 16. Jahrhundert statt dem Latein das Französische zur Amtssprache erhoben hatte, vereinheitlichte man die Schreibung. Bisher war diese mehr der Aussprache gefolgt, die Reformer gingen nun zurück zu den etymologischen Wurzeln. Nicht zu den direkten freilich, dem Vulgärlatein. Vielmehr hielten sie sich an einen in ihren Augen würdigeren Ahnen: das klassische Latein.

Die Académie française, im 17. Jahrhundert geschaffene oberste Sprachpflegerin, zementierte dann die neue Norm und nannte sie „alte Schreibung“. Am berühmten Rolandslied etwa, das um 1100 entstanden ist, kann man sehen, wie wenig diese angeblich alte mit den tatsächlichen alten Schreibgewohnheiten zu tun hat.

Damals wurde zum Beispiel aus „tens“ („Zeit“) die Schreibung „temps“ – nach dem lateinischen „tempus“. Das Wort für Mensch, „homme“, war bis dahin oft ohne h ausgekommen (dieses fehlt ja auch im italienischen „uomo“). Doch wegen „homo“ kam nun das obligatorische „h“. Nicht immer waren die Gelehrten dabei konsequent: Das Pronomen „on“ für „man“, verlor sein „h“, das es davor teilweise gehabt hatte.

Hier und da schlichen sich auch etymologische Fehler ein. So legten die Reformer für das Verb „wissen“ zunächst die Schreibung „sçavoir“ fest, strichen das „c“ aber wieder, als sie erkannten, dass sich das Wort nicht von „scire“, sondern vom spätlateinischen „sapere“ herleitet.

Schon im 16. Jahrhundert wollte der Schöpfer der ersten großen französischen Grammatik, Louis Meigret, die Rechtschreibung wieder vereinfachen. So wie er sind im Land der eifrigen Sprachhüter bis jetzt alle gescheitert. Eine Rechtschreibreform von 1990 ist bis heute nicht zwingend und wird kaum angewendet. Dem Französischen als Weltsprache hilft das nicht. Aber eines lässt sich nicht bestreiten: Es gibt der Sprache dafür den Reiz des Elitären – einer Schönheit, die sich nicht so leicht erobern lässt.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 13.12.2017)

diepresse.com 13.12.2017

*) Die „zu Recht/zurecht“-Fehlschreibung wird wohl auch inspiriert von der „mithilfe“-Reform.

„Die Presse“ hatte bekanntlich nach einer Leserbefragung 1999 gezögert, sich auf »unsere« „Reform“ umzustellen – zu Recht: Man kann es auch heute kaum glauben, daß es einer penetranten Kleinschreibersekte gelang, eine 100-Millionen-Sprachgemeinschaft wie am Nasenring „mithilfe“ von nutzlosen „dass“ und „Ass“ zur „Tollpatsch“-Großschreibung zu ziehen – nicht zuletzt, weil in der Bundesrepublik 64 unfähige Politiker ihrem Urinstinkt nachgaben, den Affenärschen von wichtigtuerischen „Experten“ nachzufolgen. – Wie man sieht, kommen die traditionsbewußten Franzosen und Engländer mit zehn- und zwanzigfach schwierigerer Rechtschreibung auch gut zurecht.

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Sigmar Salzburg
03.02.2014 09.19
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Die Schweigespirale

Ende der Rechtschreibung? „Wir schreiben, wie wir's uns denken“

Die Kenntnisse junger Menschen in Orthografie und Grammatik sind deutlich schlechter als früher. Unter anderem, weil im Unterricht heute weniger Wert darauf gelegt wird.

01.02.2014 | 18:26 |  von EVA MALE  (Die Presse)

LiPe Eltan ich lade euich ein cu unsara wainachc Feia.“ Muss man bangen, wenn ein Kind solches schreibt? Nicht unbedingt. Dieser Satz stammt von einem Mädchen in der ersten Klasse Volksschule, nach nicht einmal vier Monaten Unterricht. Beim nächsten Mal sieht es dann schon so aus: „Ich wünsche dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr.“ Fehlerfrei, in tadelloser Schrift.

Das Beispiel ist natürlich nicht repräsentativ, nicht immer geht die Sache so gut aus. Vielmehr belegen etliche Studien, dass sich die Rechtschreibung von Schülern in den vergangenen Jahrzehnten verschlechtert hat...

Ältere Semester tippseln indes mühsam die korrekten Beistriche in ihre SMS. Warum eigentlich?
Weil es alte Schule ist. Auch die Form muss stimmen. Weil wir Liebhaber der Sprache sind und gewisse, immer wiederkehrende Fehler in Rechtschreibung und Grammatik wie Schlüsselreize auf uns wirken.

Für Benjamin Schmid (32), der einige Jahre als freiberuflicher Lektor und Übersetzer gearbeitet hat, ist so ein Fehler etwa das „Deppenleerzeichen“ (Agovis), z. B. Erdbeer Eis (ohne Bindestrich); Ihre statt ihre (3. Person); die falsche Übereinstimmung im Genus à la „eine Stadt, die seinesgleichen sucht“. Willkürlich gesetzte Beistriche, falsche Apostrophe (für's, Lotte's Beisl), dass-Fehler. ...

Die Presse 2.2.2014

Emsig werden alle denkbaren Gründe für die Verschlechterung der Schreibfertigkeiten aufgezählt, nur einer nicht: die Rechtschreibreform.

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Sigmar Salzburg
19.04.2013 17.05
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Aus einem Gastkommentar von Engelbert Washietl ...

Vier Jahre alt ist „Die Presse am Sonntag“ geworden, und die Festausgabe vom 24. März 2013 liegt schon vier Wochen auf meiner Ablage…

Regelmäßiges „Presse“-Lesen hat verjüngende Wirkung. Warum? Weil Leser die schleichende Veränderung der Sprache unbewusst aufnehmen – das ist gar nicht ironisch und im Sinn von „Sprachverfall“ gemeint. Wir sind Geschäftspartner der geheimnisvollen Evolution, von der im Wissenschaftsressort so oft die Rede ist.

Warum „selbstständig“ seit einigen Jahren mit zwei „st“ geschrieben wird, ist bloß eine Festlegung der jüngsten Rechtschreibreform und deshalb leicht zu verteidigen. Viel dunkler ist die Sprachentwicklung, wenn Wörter wie „wobei“, „obwohl“ oder „weil“, die mir immer als verbindende Teile flüssiger Sätze erschienen sind, vor allem von jungen Journalisten und bevorzugt in Glossenelementen neuartig eingesetzt werden. Zum Beispiel: „Wobei, man fragt sich auch . . .“
Siehe da, der Duden, in dem Fall der dickleibige Grammatik-Duden, ist meiner Zeit wieder einmal voraus und erwähnt die Möglichkeit einer der gesprochenen Sprache angepassten „Parakonjunktion“ nach dem Muster: „Er friert entsetzlich, obwohl: So kalt ist es gar nicht.“ Derartige Wendungen dürften „Presse“-Lesern allzu bekannt sein. Wobei, wenn sie gehäuft auftreten, wirken sie modisch gekünstelt.

diepresse.com 19.4.2013

„Gutes Deutsch ist nicht das, was im Duden steht, sondern was gebildete Deutsche für gutes Deutsch halten.“ Davon dürfte die Dudensche „Parakonjunktion“ doch weit entfernt sein.
Und zu „selb[st]ständig“ siehe hier.


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Sigmar Salzburg
25.01.2013 06.50
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Achtung, Sprachwandel:

Weib, Dirne, Neger
Von Bettina Steiner (Die Presse)

Früher war Maria „gebenedeit unter den Weibern“ und das Rotkäppchen der Brüder Grimm war eine kleine, süße Dirne. Und früher sagte man auch „Neger“. Über Sprachwandel und unsere Schwierigkeit mit ihm.

... „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache“, schrieb Wittgenstein. Eine Sprache, die nur von einem einzelnen Menschen gesprochen wird, verfehlt ihren Zweck …

Böse Anglizismen?
… Sprache ist Heimat. Es ist die Heimat unserer Kindheit und Jugend.
Vor allem Anglizismen sind manchem ein Dorn im Auge, wobei oft übersehen wird, dass englische Begriffe die deutschen nicht unbedingt verdrängen, sondern ergänzen – das Mail bezeichnet die elektronische Post, nicht die papierene, das Game das Computerspiel …

Die neuen Wörter, ob geliebt oder ungeliebt, sind eine wichtige Kraft des Sprachwandels – aber nicht die einzige: Wörter verändern ihre Bedeutung, oft sogar radikal. Im Althochdeutschen bezeichnete „thiorna“ die Jungfrau. „Es war einmal eine kleine, süße Dirne“, schrieben die Brüder Grimm. Später verstand man – Dialekte ausgenommen – unter Dirne eine Prostituierte (wobei diese Bedeutung vom Aussterben bedroht zu sein scheint – „Nutte“ und die „Hure“ haben ihr den Rang abgelaufen). Ähnliches passierte dem „Weib“. Das Althochdeutsche versteht unter „wib“ die Ehefrau ganz generell, später nur mehr die Frau aus einer niederen Schicht. Die Bezeichnung „frouwe“ war dem Adel vorbehalten. Aber wie es so ist: Der Mensch schmeichelt gern – immer häufiger wurden Weiber als Frauen angesprochen, weshalb ein neuer Begriff nötig war, um den hohen Rang zu betonen: Die Dame war geboren. Die Frau wurde die Norm, das Wib vulgär. Wie auch bei der „Dirn“ bewahrten übrigens die Dialekte die ursprüngliche Bedeutung: „A nett's Dirndl“ ist in Tirol immer noch ein nettes Mädchen, „a guats Wib“ in Vorarlberg eine tolle Frau.

Als weiteres Beispiel für Pejorisierung, also Abwertung, wird gern das Wort „Neger“ angeführt. Es hat seine Wurzeln im Lateinischen und hätte ursprünglich nichts weiter bedeutetet als: schwarz. Heißt es. Aber war diese Bezeichnung tatsächlich neutral? Der Begriff kam im 16. Jahrhundert im Zuge des Sklavenhandels in Portugal und Spanien („negro“) auf. Es war die Bezeichnung für eine Ware. Und wo man nicht den Sklave meinte, meinte man ein Volk, über das man sich erhob. Der Brockhaus von 1839 definiert den „Charakter des Negers“ als eine Mischung von „Regsamkeit und Schlaffheit“. Afrikanische Musik sei „roher Lärm“, der Glaube „gröbster Aberglaube“.

Die Geschichte des Begriffs ist also von der Geschichte des Sklavenhandels, des Kolonialismus nicht zu trennen. Die Denunzierung des Wortes „Neger“ geht einher mit dem Zurückdrängen des Rassismus in den USA. Martin Luther King hat seine berühmten Worte „I have a dream“ 1963 formuliert: In der Folge setzten sich die Bezeichnungen „Schwarze“ oder „Afroamerikaner“ durch. Sprache wandelt sich auch hier nicht willkürlich – sie spiegelt gesellschaftliche Prozesse wider.

Doch Wandel braucht oft Zeit: Menschen beharren gern darauf, so sprechen zu dürfen, wie sie es in der Kindheit und Jugend getan haben – und Kinderbücher, die man damals geliebt hat, sieht man ebenfalls ungern verändert. Das hat mit Nostalgie zu tun. Ein anderer Bremsfaktor des Wandels zeigte sich etwa bei den Debatten um die Rechtschreibreform: Man ist in seiner Sprache nicht nur heimisch, man beherrscht sie auch, man weiß um lateinische oder griechische Wurzeln, weiß um Ableitungen. Dieses Wissen soll nicht verloren gehen. Je gebildeter, desto skeptischer scheinen Menschen gegenüber sprachlichen Veränderungen zu sein.

„Dieses Weib“ – das klingt rüde
Bis sich eine neue Bedeutung, bis sich ein neues Wort durchgesetzt hat, dauert es. Aber irgendwann ist es so weit: Keiner würde eine anwesende Frau heute rüde als „dieses Weib“ bezeichnen, sogar Maria im Rosenkranz ist längst „gebenedeit unter den Frauen“. Und wenn man die Grimm'schen Kinder- und Hausmärchen liest, wird man immer häufiger feststellen: Aus Rotkäppchen, der süßen Dirne, ist ohne großes Aufsehen ein „Mädchen“ geworden.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 25.01.2013)

diepresse.com 25.1.2013

Alte Texte sollten nicht verändert werden, damit die Bedeutungsbreite ihrer Wörter erhalten bleibt. „Süßes Mädchen“ klingt fade neben „süße Dirne“, wo – jedenfalls im Norddeutschen – auf Platt „soite Deern“ noch allgegenwärtig ist.

Mit Neger „…meinte man ein Volk, über das man sich erhob“. Welch ein Unsinn: 1500 Jahre lang meinte man auch mit „Juden“ ein Volk, über das man sich erhob. Dennoch hat man das Wort nicht aus dem Verkehr gezogen.

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Sigmar Salzburg
19.05.2012 11.46
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Leserbrief von 2003, aber immer noch zutreffend

Quentchen kommt von Quint

Die neue Rechtschreibung ist inkonsistent und komplizierter als die bisherige. Warum werden „Greuel“ und „Quentchen“ mit ä geschrieben („Gräuel, Quäntchen“), obwohl etymologisch falsch? („Quentchen“ kommt bekanntlich nicht von „Quantum“, sondern vom alten Gewicht „Quint“, einem Fünftel Lot.) Warum werden die Redewendungen „im allgemeinen, im übrigen“ groß geschrieben („im Allgemeinen, im Übrigen“), wodurch diesen mehr Gewicht verliehen wird, als ihnen zukommt? Soll norddeutsch „Geschoss“ oder süddeutsch „Geschoß" geschrieben werden? „So genannt“ und „sogenannt“ sind nicht dasselbe. In Wörtern griechischen Ursprungs sollte nicht willkürlich einmal „ph“ und einmal „f“, sondern einheitlich „ph“ geschrieben werden („Katastrophe, Philosophie, Geographie“). Die neue Orthographie wurde hinter verschlossenen Türen ohne Diskussion in der Öffentlichkeit ausgeheckt (vielleicht zur Steigerung der Gewinne der Verlage bzw. zur Ankurbelung des Buchhandels?) und ist daher abzulehnen.

Dr. Oswald Soukop
Kuala Lumpur, Malaysia

Presse Archiv 09.04.2003

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Norbert Lindenthal
31.07.2006 05.41
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Duden bricht Rechtschreibfrieden

Die Presse, 31.7.2006

Duden bricht Rechtschreibfrieden

VON ANNE-CATHERINE SIMON (Die Presse) 31.07.2006

Die 24. Auflage gibt Empfehlungen bei Varianten ab. Große Verlage wollen übernehmen. Rechtschreibrat-Vorsitzender ist empört: Duden unterläuft Endergebnisse der Reform.



Empfehlungen im neuen Duden. | (c) AP
[Port|mo|nee]

Wien. Endlich wieder einheitliche Regelungen sollte die „Reform der Reform“ der deutschen Rechtschreibung bringen. Doch unmittelbar vor Inkrafttreten der letzten noch strittigen Teile am 1. August (mit zweijähriger Übergangsregelung für die Schulen) sind die Hoffnungen auf den „Rechtschreibfrieden“ wieder vom Tisch. Denn mit den aktualisierten Wörterbüchern, die rechtzeitig vor Schulbeginn erschienen sind, ist das Chaos erst recht perfekt.



Grund ist der Duden. In seiner am 22. Juli erschienenen 24. Ausgabe wartet er erstmals mit „Duden-Empfehlungen“ auf. Sie werden in allen Fällen gegeben, bei denen die neue Rechtschreibung mehrere Schreibweisen erlaubt. Das sind in der nun offiziellen Rechtschreibung rund 3000 Wörter.

Damit droht eine Neuauflage des Orthografie-Wirrwarrs. Sollte eigentlich mit dem Abschluss der Reform endlich die zehnjährige Ära der „Hausorthografien“ beendet und die Einheitlichkeit der Rechtschreibung wiederhergestellt werden, könnte sich nun wieder eine Parallelnorm etablieren; zumal einige der wichtigsten deutschen Zeitungsverlage wie „Springer“ und „Süddeutsche“ schon zu Beginn 2006 angekündigt haben, den Duden-Empfehlungen zu folgen.

Hinzu kommt, dass der Duden, laut Auflagenkontrolle mit über 90 Prozent klarer Marktführer in Deutschland, auch in den deutschen Schulen verwendet wird – über 60.000 Lehrer haben das Prüfexemplar schon erhalten. In Österreichs Schulen ist dagegen das Österreichische Wörterbuch verbindlich. Die ebenfalls bereits erschienene Neuauflage enthält keine Varianten-Empfehlungen.

Der Duden-Verlag unterlaufe bewusst die Rechtschreib-Beschlüsse, empört sich der frühere bayerische Kultusminister und Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung „Die Welt“ (Freitagausgabe). Er habe den Eindruck, der Duden-Verlag wolle sich bewusst absetzen, um seinen Monopolanspruch geltend zu machen. „Hier einen Kampf zu eröffnen macht keinen Sinn. Wir brauchen endlich Ruhe an der Rechtschreibfront!“ Reform-Gegner und Ex-Ratsmitglied Theodor Ickler sieht endgültig das „Ende der deutschen Einheitsorthografie“ gekommen.

Man wolle nicht Unfrieden stiften, sondern im Gegenteil zum orthografischen Konsens beitragen, betont man dagegen im Duden-Verlag. „Wer sich an die Empfehlungen hält, stellt eine einheitliche Rechtschreibung sicher und muss sich nicht selbst die Mühe machen, eigene Festlegungen zu treffen“, argumentiert Duden-Redaktionsleiter Matthias Wermke.

Angesichts des finanziellen Erfolgs fällt Gelassenheit leicht: Schon am ersten Verkaufstag seien „trotz 35 Grad Hitze“ deutlich über 10.000 Exemplare verkauft worden, erzählt Duden-Sprecher Klaus Holoch der „Presse“. „Die Menschen freuen sich total über diese Empfehlungen. Wenn sich alle danach richten, ist der Rechtschreibfriede gesichert.“ Dass die Duden-Redaktion die Empfehlungen im Alleingang vornehme, müsse man verstehen: „Die Welt der Wörterbücher ist auch ein Markt.“

Der Wust an zulässigen Varianten in den ab 1. August geltenden Rechtschreib-Regeln betrifft vor allem einen der meist kritisierten Punkte der ursprünglichen Reform: die Getrennt- und Zusammenschreibung (sowie, damit verbunden, die Groß- und Kleinschreibung). Nach heftiger Kritik hatte der Rechtschreibrat in vielen Bereichen alte Schreibungen wieder eingeführt, dabei aber die Reformschreibweise von 1996 als ebenfalls erlaubt beibehalten. „Einheitlichkeit per se war auch nicht das Ziel“, meint Zehetmair. „Wir wollen ja die Sprache beobachten, und dann sehen wir, was sich durchsetzt.“

>>Klicken Sie hier um die Übersichtsgrafik zu öffnen

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1
05.01.2006 00.10
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Da werden Weiber zu Hyänen
und treiben mit Entsetzen Scherz
– Friedrich Schiller, Die Glocke


>>Quergeschrieben:
Anarchie im Blätterwald
VON DORIS KNECHT (Die Presse) 05.01.2006
Die neuen Rechtschreibregeln sind seit August letzten Jahres gültig. Aber scheinbar nicht für alle.

D ie Verantwortlichen für den „Spie gel“ haben sich mit Beginn des neu en Jahres entschlossen, dass sich nun auch das Hamburger Wochenblatt nach der neuen Rechtschreibung richtet: Hurra. Endlich Vernunft.

Hat das Theater um die Rechtschreibreform nun bald ein Ende? Leider nicht. Noch immer stemmen sich große Zeitungen wie „Süddeutsche“ und „Frankfurter Allgemeine“ in unseliger Allianz gegen die Rechtschreibreform, noch immer tun die literatischen Verlage so, als hätte etwas derartiges wie eine Reform nie statt gefunden: Wie geschrieben, wie formuliert, also: wie gelesen wird, bestimmen – den Anschein hat es jedenfalls – ein paar Verlagsleiter, Lektoren und Chefredakteure. Nicht ein Gesetz, das in fast ganz Deutschland und in ganz Österreich im August vergangenen Jahres in Kraft trat, an dem verschiedene, aus Fachleuten zusammengesetzte Kommissionen in zahllosen Reformschritten fast zwanzig Jahre lang getüftelt haben.

Mit durchaus kritisierbarem Ergebnis: Die Reform ist einerseits zahnlos, andererseits voller neuer Regelungen, von denen einige Logik und Verbindlichkeit vermissen lassen, was die Sache für die Anwender durchaus kompliziert macht. Aber auch die Straßenverkehrsordnung hat kritikable Schwächen, und dass einzelne Verkehrsteilnehmer mit einzelnen Regeln unzufrieden sind und sich darüber hinwegsetzen, ist normal, wird aber auch normal geahndet und gestraft. Es ist allerdings undenkbar, dass Fahrschulen andere oder eigene Verkehrsregeln lehren oder dass in großen Zeitungen zum allgemeinen Zuwiderhandeln aufgerufen würde.

Bei der Rechtschreibreform ist genau das der Fall. Zwar behauptet das österreichische Unterrichtsministerium, dass 64 Prozent der Österreicher die neuen Rechtschreibregeln anwenden und sogar 78 Prozent der Lehrer sie wegen ihrer Vereinfachungen schätzen: Bleiben 36 Prozent unwillige Bevölkerung und 22 Prozent unwillige Lehrer. Insofern dürfte das, was der „Spiegel“ diese Woche aus Deutschland berichtet, auch in Österreich passieren: Denn in Deutschland werde, so der „Spiegel“, die Nichteinhaltung dieses verbindlichen Gesetzes als gesunde Querulanz oder als ziviler Ungehorsam geradezu zelebriert. Selbstverständlich finden sich immer ein paar alte Sturschädel, die das unterstützen. Enzensberger, Grass, Reich-Ranicki, die üblichen Verdächtigen, die hier in einer merkwürdigen Anwandlung von Schriftsprachkonservativismus auf dem Gewohnten und Gehabten beharren.

Aber so geht es nun einfach nicht weiter. Es geht hier nicht um ein paar beleidigte alte Intellektuelle. Es muss jetzt Schluss sein mit der Anarchie: Denn es geht vor allem darum, was den Kindern in den Schulen beigebracht wird. Und es ist fatal, dass literarische Verlage und niveauorientierte Zeitungen Kindern den Eindruck vermitteln, dass ihre Schulbildung auf einem Irrtum beruht, während sie die Wahrheit gepachtet haben. Wenigstens der „Spiegel“ kam jetzt zur Vernunft.

Doris Knecht ist Journalistin in Wien und Zürich.


LESERBRIEFE
Von ebepe am Mittwoch, 04.01.06 um 21:43
Unglaublich
Einen so unglaublichen Beitrag in einem Qualitätsorgan wie der Presse liest man selten! Man kann Frau Doris Knecht nur empfehlen, sich vor Veröffentlichung solch unqualifizierter Beiträge erst einmal ausgiebig zu informieren, zu recherchieren! Ein Rechtschreibgesetz? Woher hat die Frau diesen Schwachsinn? Und der Spiegel schrieb seit vielen Jahren reformiert (obwohl er 2004 ankündigte, ganz zur unreformierten Schreibung zurückkehren zu wollen). Der Spiegel möchte jetzt nur vorab die neuesten Empfehlungen des „Rates für deutsche Rechtschreibung“ umsetzten, schon bevor diese durch die Politik irgendwann in Kraft gesetzt werden! Wer die Vorschläge des Rates ansieht, erkennt schnell, daß das ein Schritt zurück ist, in Richtung vernünftiger Schreibung! Fast schon so, wie sie früher einmal sehr bewährt war! Das meint Spiegel Chefredakteur Stefan Aust, wenn er sagt: „Sie sind eine Rückkehr zur Vernunft“ <<
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=m&ressort=q&id=530307

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Detlef Lindenthal
03.01.2006 23.10
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DiePresse.com

>>„Spiegel“ schreibt jetzt auch neu

Mit der dieswöchigen Ausgabe fügt sich der bislang störrische „Spiegel“ weitgehend der Rechtschreibreform. Die ungeliebten Neuerungen werden jedoch nicht vollständig umgesetzt, bloß die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung werden berücksichtigt. Diese Ergebnisse – sie gingen aus einer noch laufenden Untersuchung einer Kommission rund um den bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair hervor – „sind eine Rückkehr zur Vernunft“, so „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust.<<
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=km&id=529893

______

Oh, wie kann Österreichs „Presse“ lügen!
>>„Spiegel“ schreibt jetzt auch neu ... ... fügt sich der bislang störrische „Spiegel“ weitgehend der Rechtschreibreform ... <<
Wo, bitte, und wann war der Spiegel, dies Anpaßling- und Intrigantenblatt, „störrisch“? Hat er etwa in den vergangenen Jahren nicht „reformiert“ („neu“) geschreiben?
Nicht mal die Anführungszeichen und Gedankenstriche kann die „Presse“ richtig setzen.
An welcher Stelle hat der Spiegel die Demokratie verteidigt? Ihr in den Rücken gefallen ist er.
__________________
Detlef Lindenthal

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1
22.08.2005 21.59
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(Quadratur-Quatsch)

>>Töchter und Söhne Mannheims
Der klügste Schritt zur Rechtschreibreform wäre wohl, sie in eine weniger zwanghafte Stadt zu verlegen.
VON KURT SCHOLZ (Die Presse), 23.08.2005

Mannheim ist die quadratischste Stadt der Welt. Der Grundriss, das Straßenpflaster, die Reklametafeln, alles quadratisch. Noch nie hat sich in Mannheim jemand verirrt. Wenn die Mannheimer spazieren gehen, sagen sie: „Ich geh mal ums Quadrat.“ Das Zentrum Mannheims kennt keine herkömmlichen Straßennamen. Wo in anderen Städten die Gassen nach berühmten Menschen benannt sind, gibt es nur Buchstaben und Zahlen. Das Straßennetz beginnt mit „A“, dann folgt „B“, darauf „C“ usw. Die Querstraßen heißen „1“, dann „2“, „3“, usf.

Das großherzogliche Schloss hatte, klar, die Adresse „A 1“. Das Rathaus nur „E 5“, das Stadthaus „N 1“. Mannheim ist eine Quadratestadt. Als man vor einigen Jahren ein Mahnmal für die zerstörte Synagoge (einst in " F 2“) errichtete, war es – erraten – quadratisch. Es steht auf „P 2“. Die Stadt ist ein Schachbrett – lauter Quadrate. Wahrscheinlich sind auch die Kochtöpfe quadratisch in Mannheim.

Man muss sich schon gut auskennen, um in Mannheim auf Ausnahmen zu stoßen. So gibt es zum Beispiel keine J-Straße (um Verwechslungen mit dem „I“ zu vermeiden), und ab und zu sind zwei Quadrate zu einem verschmolzen. Die Zählung der Hausnummern erfolgt bei den Quadraten A-K gegen den Uhrzeiger, bei L-U dagegen im Uhrzeigersinn. Ganz einfach, nicht? Quadratisch, praktisch, Mannheim?

Es kann kein Zufall sein, dass die wichtigsten Einrichtungen der deutschen Rechtschreibung hier ihren Sitz haben. Irgend etwas muss sie dorthin gezogen haben, und irgend etwas prägt sie dort offenbar. Der Duden-Verlag ist seit 1953 in Mannheim, er verschmolz zum Bibliographischen Institut + F.A. Brockhaus, und auch der Vatikan der deutschen Orthographie, das Institut für deutsche Sprache, befindet sich in Mannheim. In ihm wird unsere Rechtschreibung reformiert, unter der Adresse R 5; 6 – 13. Über hundert Mitarbeiter arbeiten dort an GRAMMIS („Grundlagen eines grammatischen Informationssystems“) oder dem VALBU („Valenzwörterbuch deutscher Verben“). Es gibt „Untersuchungen zur kommunikativen sozialen Stilistik“, Wissbegierige können sich über „Modalpartikel an der Schnittstelle zwischen Syntax und Prosodie“ informieren oder, wenn sie es einfacher wünschen, einem „Kurzen Kompositionsstammvariantenvarianzparametervortrag“ lauschen.

Mannheim ist das Mekka, das A und O der deutschen Rechtschreibung. Irgendwie aber dürfte es einen geheimnisvollen Zusammenhang zwischen dem ausnahmegespickten Ordnungszwang dieser Stadt und der Rechtschreibreform geben. Vielleicht fühlt man sich nur wohl, wenn man zwar einerseits quadratisch normiert, aber gleichzeitig, wie im Stadtplan, auch Dreiecke, Rhomben und Trapeze zu „Mannheimer Quadraten“ macht? Wahrscheinlich wäre der klügste Schritt zur Rechtschreibreform, sie in eine weniger zwanghafte Stadt zu verlegen. Die Quadratur Mannheims ist gelungen. Auf die des Kreises und der Rechtschreibung warten wir noch.

Kurt Scholz ist Restitutionsbeauftragter der Stadt Wien und war langjähriger Wr. Stadtschulratspräsident. <<

http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=m&ressort=q&id=501764

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Ursula Morin
20.01.2005 22.03
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Unerwachsene Frauen

Wie nennt man denn nun in der Schweiz politisch korrekt die „unmündigen“ Frauen so im Alter von 0 – 15 Jahren etwa?

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margel
20.01.2005 11.51
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200prozentig

Auch in den amtlichen Schriftstücken der Schweizer Behörden, z.B. den Erläuterungen zu Abstimmungen, fällt auf, daß die Geschlechterneutralität pedantisch genau bis zur Lächerlichkeit gewahrt wird. Dazu folgende Mutmaßung: Schriftdeutsch, wie in der Schweiz das Hochdeutsche genannt wird, ist den Deutschschweizern eine Fremdsprache, die eben nur geschrieben wird. Und so bemühen sie sich genauso wie im Französischen und Italienischen um besondere Exaktheit, und diese wird zur Zeit eben von der Reformschreibung bzw. der im großen „Nachbarkanton“ gepflegten politischen Korrektheit vorgegeben. Eigentlich erstaunlich bei der sonst so demonstrativ gezeigten Eigenständigkeit und Abgrenzungfreude. – Ganz gelingt es aber nicht immer, sonst hätten die Enteriche (Erpel) als gute Schneckenvertilger ebenfalls erwähnt werden müssen. Ein bedenklicher Fall von Sexismus...

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rrbth
20.01.2005 08.49
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Die Schweizer und _ihr_ „geschlechtergerechtes Deutsch“ und ihr fehlendes „ß“

Servus,
leider gibt es zur Innenitis wohl keinen eigenen Faden, vielleicht sollte mal einer dazu eröffnet werden ...

Ich habe eben den „Leitfaden zur sprachlichen Gleichbehandlung im Deutschen“ („vom Bundesrat zur Kenntnis genommen am 23. August 1995“) überflogen.

Erstens stolpere ich beim Lesen immer über „ss“ nach langen Vokalen und Diphthongen. Dabei frage ich mich, ob mich das vor der RSR auch so stark gestört hätte, denn da markierte das „ß“ ja noch nicht ausschließlich einen vorausgehenden langen Vokal oder Diphthong.

Zweitens habe ich neben vielen anderen lustigen Stellen in diesem Text auch das gefunden:
„Schiffahrt“ und „Schifffahrt“ und „Schifffsjunge“. Für diesen „Schiff(f)ahrtsberuf“ haben die fleissigen Schweizer leider keine „geschlechtergerechte“ Formulierung gefunden, vielleicht deshalb, weil „das Wort -mädchen an eine nicht erwachsene, unmündige Frau denken“ läßt und „eine abwertende Komponente“ enthält.

Und drittens:
Zur Kongruenz fällt den Schweizern folgendes ein:
„Die Kongruenzregeln gelten im Deutschen fast ausnahmslos: Die Substantive und ihre Bezugswörter müssen im grammatischen Geschlecht übereinstimmen:
Auftraggeberin ist die Stadt Bern.
Auftraggeber ist der Spitalverband.
Auftraggeber/Auftraggeberin ist das Landesmuseum (beide Formen verwendbar).
Enten sind gute Schneckenvertilgerinnen.
Gelegentlich treten grammatisches und natürliches Geschlecht in Konkurrenz zueinander; in diesem Fall ist das natürliche Geschlecht massgebend:
Das Mädchen war eine gute Vertreterin der Anliegen ihrer Gruppe. Sie war bei allen beliebt.“

Hm; stimmt das so? Ich hätte geschrieben: „Enten sind gute Schneckenvertilger.“
Weshalb kann das Landesmuseum sowohl weiblich als auch männlich sein?
Das letzte Beispiel ist schlecht, weil man (!) das „sie“ auf „Vertreterin“ beziehen kann. Und gibt es nicht gerade vom Schweizer Gottfried Keller eine Novelle, in der er nahezu penetrant ein „kleines Ding von Mädchen“ „es“ nennt?

Die Gleichbehandlung von Frau und Mann in der Gesetzes- und
Verwaltungssprache:
http://www.admin.ch/ch/d/bk/sp/leitfgle/leitf_gle.pdf

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Fritz Koch
19.08.2004 20.48
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Ein einheitliches Plural-s wäre geschlechtsunabhängig.

Es wäre zwar sehr ungewohnt, aber nicht schlimmer als die übrigen Zumutungen der Rechtschreibreform, also zumindest für Reformanhänger zumutbar.

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Norbert Lindenthal
19.08.2004 19.39
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Die Presse

Rechtschreibdebatte:
Geschlechtsneutral statt ß-ss

(diepresse.com) 19.08.2004

Die ÖH und der Kärntner SPÖ-Abgeordnete Herwig Seiser wollen die Debatte um die Rechtschreibung in eine neue Richtung lenken: Hin zur Vereinheitlichung geschlechtsneutraler Formulierungen.

Die Debatte um Groß- oder Kleinschreibung, "ß" oder „ss“ und weitere Aspekte der deutschen Rechtschreibreform wird um eine neue Facette bereichert: Die Vereinheitlichung geschlechtsneutraler Formulierungen. Eine solche forderte der Kärntner SPÖ-Abgeordnete Herwig Seiser von den „Hütern und Hüterinnen der deutschen Sprache“ in einer Aussendung.

Derzeit gebe es wegen verschiedenster geschlechtsneutraler Schreibweisen Verwirrung. So würden diese „von AbsolventInnen über der/die Lehrer/in bis hin zu einE BegünstigteR reichen und oftmals als Ausrede dafür dienen, dass der Einfachheit und Verständlichkeit halber ausschließlich männliche Formulierungen gewählt werden“. Seiser forderte, dass in diesem „Krieg der Geschlechterformulierungen“ Ordnung geschaffen werden müsse. Dies wäre „ein kleiner Schritt für einen Mann, aber ein großer Schritt für die Sprache der weiblichen Menschheit“.

Zuspruch für den Vorschlag kommt von der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Die stellvertretende ÖH-Chefin Patrice Fuchs meinte dazu in einer Aussendung: „Endlich gehen die Diskussionen um die Rechtschreibreform bzw. die Rücknahme dieser in eine produktive und sinnvolle Richtung“. Denn an Stelle „sinnloser, zeitraubender Debatten über ss oder ß werden endlich jene Dinge angesprochen, die wirklich ein Problem in der deutschen Sprache darstellen“. (eko)

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Fritz Koch
18.08.2004 19.43
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Wurde das Schottische Englisch

von der EU als eigene Sprache anerkannt?

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