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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Wörterbücher
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Reinhard Markner
07.02.2003 10.36
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Kiek ma eena an

Kucken ? Und ich dachte, das heißt kieken bzw. kijken.

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Sigmar Salzburg
07.02.2003 08.27
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Kucken

Gerade sehe ich im reformierten „neuen Sass“ von Dr. Johannes Saß – „Plattdeutsches Wörterbuch“ (Wachholtz 2002) – , daß es das Wort „gucken“ nicht mehr gibt. Es wird nur noch „kucken“ mit Ableitungen aufgeführt. Walter Kempowski will früher schon mitunter „kucken“ geschrieben haben. Obwohl hier im Norden immer ein k-Anlaut gesprochen wird, habe ich es schriftlich noch nie gesehen – außer im mutmaßlich von Econ/Knopp („Jahrhundertkrieg“) gefälschten Zitat aus einem Text von Oberleutnant Hans Peter Quaatz vom Deutschen Afrika-Korps: „... ich sagte: »Ach kucken Sie mal, da hinten eine Oase...«"

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Sigmar Salzburg

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Christian Melsa
19.11.2002 06.44
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Re: Keine guten Wörterbücher mehr

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Was unser alter Freund „Florian Kranz“ (wohl ein Pseudonym) damals so frohgemut niederschrieb, ist aus heutiger Sicht eine scharfe Verurteilung aller neueren Rechtschreibwörterbücher. Denn wir befinden uns zwar noch in der Übergangszeit, die bisherigen Schreibweisen werden aber fast nirgends mehr angegeben.
Wie meinen Sie das? In den beiden wichtigsten Wörterbüchern, Duden und Bertelsmann-Wahrig, sind auch in der neuesten Ausgabe die alten Schreibweisen offenbar überall noch angegeben. Oder ich habe zufällig nur die Ausnahmen erwischt beim stichprobenhaften Überprüfen.

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Walter Wittkopp
18.11.2002 23.10
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Kein Spatz fliegt ewig

Lieber Herr Reimers,
natürlich können Sie Ihre Beiträge berichtigen; sogar löschen können Sie sie:
klicken Sie unter Ihrem Beitrag auf „ändern“, das weitere* dürfte verständlich sein.
Zum Löschen klicken Sie ziemlich weit oben das Kästchen „löschen?“ an.



* Ja, ich weiß, lt. Duden _20 und _21 nur: Weitere; wat’n Quatsch!
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Walter Wittkopp

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Martin Reimers
18.11.2002 22.53
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Nez

„Das Wort ist ein Sperling – wenn man es einmal losgelassen hat, kann man es nicht mehr zurückholen.“ (russisches Sprichwort)

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Martin Reimers

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Christian Dörner
18.11.2002 22.51
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LBZ = Laut-Buchstaben-Zuordnung

Also Fälle wie rau und dass.
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Christian Dörner

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Martin Reimers
18.11.2002 22.43
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Word

Vielen Dank, Herr Dörner. Das heißt also für Schüler, die sich, nichts Schlechtes ahnend, in Medienkompetenz üben, in gut zwei Jahren: „Wer so schreibt, kriegt ’ne Fünf.“ Ich denke, wir sollten diesen Umstand öfter ins Feld führen, wann immer wir auf den desolaten Zustand der Reform der Reform der Reform . . . zu sprechen kommen.

Übrigens – was heißt eigentlich LBZ ? Im Netz finde ich zunächst nur „Leitungsbau und Bohrtechnik Zwickau GmbH“, später dann auch Landesbildungszentrum.

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Martin Reimers

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Christian Dörner
18.11.2002 22.08
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Word

Bis auf wenige Ausnahmen korrigiert Word fast nur die neuen LBZ-Vorgaben der Reformorthographie. Dazu noch Einzelfälle wie kennenlernen.
Wörter wie zufriedenstellend, nichtssagend, erfolgversprechend oder besorgniserregend läßt Word unangetastet. Die neue Zeichensetzung sowie die GKS-Regelungen versteht Word ohnehin nicht.
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Christian Dörner

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Martin Reimers
18.11.2002 21.50
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Danke, Herr Wagner, jetzt weiß ich auf jeden Fall, wie ich das Ding loswerde, wenn mich einmal eine aktuellere Software damit beglücken will.
Was mich allerdings vor allem interessieren würde – welchen Vorgaben folgt Word 2000? Wahrscheinlich immer noch dem Duden von 1996. Nomalerweise erkennt man das ja schnell an unserem lieben „Spinnefeind“ und an dem obligatorischen „wieder sehen“. Hat jemand das schon einmal ausprobiert?
Vielleicht haben die ja auch eine eigene Not-Orthographie, das wäre dann fast schon eine Rezension wert. Immerhin richten sich Hunderttausende danach.

Übrigens im PR-Jargon gibt es neuerdings schon ein eigenes Wort für die Arbeit an der eigenen Hausorthographie – man nennt das „wording“ – ist wirklich kein Witz.
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Martin Reimers

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Reinhard Markner
18.11.2002 20.35
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Ein Fan von Nik Kershaw

Florian Kranz, Schmalenbachstr. 12, 33611 Bielefeld

http://www.ids-mannheim.de/reform/Diskussionsbeitraege_kranz.html

http://www.kershaw.net/nkfd/fans/floriankranz.html

Über die Observations sur la langue françoise (1675) von Gilles Ménage
Bielefeld, Univ., Mag.-Arbeit, 1997

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J.-M. Wagner
18.11.2002 19.49
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Re: Winword

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Martin Reimers
Da ich selbst mit Word 97 arbeite, hatte ich bislang keine Gelegenheit, das entsprechende Rechtschreibprogramm zu untersuchen.
Hat sich hier eigentlich schon einmal jemand genauer damit befaßt?
Kennen Sie „den“:

http://www.rechtschreibreform.de/Rueckumstellung/Word/ ?

Wie das mit dem „Benutzerwörterbuch“ bei Word genau funktioniert, weiß ich auch nicht; es sieht aber zumindest so aus, als ließe sich prinzipiell einiges machen!
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Jan-Martin Wagner

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Theodor Ickler
18.11.2002 19.00
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Keine guten Wörterbücher mehr

„Mindestens während der Übergangszeit macht ein gutes Rechtschreibwörterbuch den Wechsel von alter zu neuer Rechtschreibung deutlich, man wird also weiter dort fündig, wo man alten Gewohnheiten entsprechend suchen würde.“
(Florian Kranz: Eine Schifffahrt mit drei f. Göttingen 1998, S.100)

Was unser alter Freund „Florian Kranz“ (wohl ein Pseudonym) damals so frohgemut niederschrieb, ist aus heutiger Sicht eine scharfe Verurteilung aller neueren Rechtschreibwörterbücher. Denn wir befinden uns zwar noch in der Übergangszeit, die bisherigen Schreibweisen werden aber fast nirgends mehr angegeben.
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Th. Ickler

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Martin Reimers
13.11.2002 21.39
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Winword

Als ich kürzlich den Chef einer nicht unbedeutenden PR-Agentur auf mein liebstes Reizthema ansprach, meinte er, sie würden die aktuelle Windows-Version als Maßstab nehmen. Da ich selbst mit Word 97 arbeite, hatte ich bislang keine Gelegenheit, das entsprechende Rechtschreibprogramm zu untersuchen.
Hat sich hier eigentlich schon einmal jemand genauer damit befaßt? Ist es eher an eines der reformierten Wörterbücher angelehnt – oder haben auch die eine hauseigene Not-Orthographie ausgerufen?

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Martin Reimers

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Theodor Ickler
02.08.2002 14.13
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Schweiß treibend

Ich will mal die Diskussion, die Herr Wrase auf dem Nachrichtenbrett gerade so erhellend vorangetrieben hat, hier irgendwo im Forum weiterführen.
Durch die CD-ROM zum Duden-Universalwörterbuch werde ich fast täglich auf neue Kuriositäten aufmerksam. Wie schon gesagt, war die völlige Gleichbehandlung von blutsaugend usw. eigentlich nur ein Verzweiflungsschritt der Kommission, nachdem wir nun mal diesen Fall so breit erörtert hatten. Was mehr im Schatten blieb, strotzt weiterhin von Inkonsequenz, zum Beispiel findet man im DUW von 2001 einerseits nur Strom sparend, Arbeit sparend, andererseits nur energiesparend. Das ist natürlich indiskutabel und wird gewiß keinen Bestand haben. Für ganz ausgebuffte Benutzer hat die unterschiedliche Behandlung von Schleim absondernd und noch Sinn, nämlich denselben, der Blut saugend und blutstillend zugrunde lag, bevor es gleichgemacht wurde. Aber insgesamt sind solche Unterscheidungen Quatsch, weil sie gar nichts mit den wirklichen Gründen der Wortbildung zu tun haben, sondern rein mechanisch festgelegt sind, um „Unsicherheiten zu beseitigen“. Das wird alles wieder verschwinden und ist zum Teil auch schon verschwunden, wegen Sinnlosigkeit und Unlernbarkeit.

Ich habe schon lange den Verdacht, daß der Bertelsmann-Konzern die Rechtschreibreform nur benutzt, um die Konkurrenz plattzumachen und seine Herrschaft zu festigen. Wie gleichgülitg ihm die Sache inhaltlich ist, konnte man immer schon beobachten. Auf der Internetseite wird seit Jahren eine unveränderte Liste geänderter Wörter dargeboten. Dort liest man immer noch, daß aufsehenerregend zu Aufsehen erregend wird, und ähnliche Sachen. Die Bertelsmannwörterbücher sind längst darüber hinaus, aber wen schert es?
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Th. Ickler

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Christian Melsa
15.06.2002 18.20
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Die im Rechtschreib-Duden seit 1915 entwickelte und später mit einer Vielzahl von Sonderregelungen belastete Darstellung wird vor allem dadurch überschaubarer, dass von der Getrenntschreibung als dem Normalfall ausgegangen wird. An die Stelle schwer handhabbarer inhaltlicher Kriterien (Zusammenschreibung „wenn ein neuer Begriff entsteht“ oder „wenn die Bedeutung des Substantivs verblasst ist“) treten grammatische Proben (Erweiterbarkeit, Steigerbarkeit usw.).
(Dr. Klaus Heller, Sprachreport Extra zum Thema Rechtschreibreform, Dezember 1998)

Welch Ironie des Schicksals ist es doch, daß die der alten Rechtschreibung entgegengebrachten Schmähurteile auf die neue Rechtschreibung noch sehr viel mehr zutreffen. Die Reformer vernichten sich gewissermaßen mit den eigenen Waffen. Im Vergleich der aktuellen Rechtschreibwörterbuch-Ausgaben von Duden und Bertelsmann hier eine weitere Stichprobe: Die Ausführungen zu Verben mit dem Erstglied fest. Was sagen zunächst einmal die Infokästen?
Duden 2000Wahrig 2002
fest
- fes|te Kosten; fes|ter Wohnsitz; fes|tes Gehalt
Schreibung in Verbindung mit Partizipien [^K58]:
- die fest geschnürte [alte Schreibung festgeschnürte] Schlinge; fes|ter geschnürt
fest angestellte Mitarbeiterinnen, fest besoldete Beamte, eine fest gefügte Meinung, fest umrissene Begriffe usw. [alte Schreibungen festangestellt, festbesoldet usw.]
aber zum festgesetzten Zeitpunkt


Schreibung in Verbindung mit Verben [^K56]:
– fest stehen (festen Stand haben); aber feststehen (sicher sein, entschieden sein)
– eine Schleife [ganz] fest binden; aber festbinden (anbinden); die Kuh ist festgebunden
vgl. festbeißen, festbleiben, festfahren, festhalten, festheften, festklammern, festlegen, festnageln, festnehmen, festschreiben, festsetzen, festsitzen, festziehen usw.
fest angestellt: Fügungen aus Adjektiv und Verb/Partizip, bei denen das Adjektiv mit wie erfragbar ist, werden getrennt geschrieben: die fest angestellte Mitarbeiterin; substantiviert: die fest Angestellten (neben: die Festangestellten). Ebenso: der fest besoldete Beamte, die fest gefügte Ansicht, die fest verwurzelte Tradition. § 34 E3 (3)
festhalten, festnehmen, festsetzen: Gefüge aus Adjektiv und Verb, in denen das Adjektiv weder steigerbar noch erweiterbar ist (festhalten = schriftlich fixieren, festschreiben = bestimmen, festsetzen = bestimmen), werden zusammengeschrieben: Er hat die Vereinbarung festgehalten.
Die Polizei hat ihn festgenommen
(= verhaftet). Das konnten wir letzte Woche festsetzen. § 34 (2.2)


An den Beispielen unter den Partizipien fällt auf, daß Wahrig entweder bei Duden abguckt (wie das schon bei der Umschlaggestaltung höchst offensichtlich der Fall ist) oder beide auf eine gemeinsame Quelle zurückgreifen.

Bei Duden bleibt im Kasten der Grund ungenannt, aus dem festgesetzt, zusammengeschrieben werden soll. Die Dudenregel, auf die verwiesen wird (K 58), besagt: „Partizipien richten sich generell nach den zugrunde liegenden Verbindungen mit Verben.“ Bei diesen Grundformen kommt dann die Dudenregel K 56 zum Zuge, die §34 E3 (3) / §34 E4 des amtlichen Regelwerks entspricht, also das Steigerbarkeits-/Erweiterbarkeitskriterium, auf das auch der Infokasten im Wahrig verweist. Dort wird komischerweise ein Kriterium „Adjektiv mit wie erfragbar“ genannt. Davon ist im amtlichen Regelwerk keine Rede. Außerdem: Welches Adjektiv soll denn nicht mit wie erfragbar sein?

Also soll es wohl festgesetzt heißen, weil es auch festsetzen heißt. Aber warum dann fest besoldet? Dann müßte ja fest besolden die richtige Schreibung sein. Dieser Infinitiv taucht als Lemma interessanterweise in beiden Wörterbüchern nicht auf. Aber festbesoldet ist ein Zustand, der entweder voll zutrifft oder gar nicht, es gibt da keine graduellen Abstufungen, auf die sich eine Steigerung oder Erweiterung des Erstgliedes beziehen könnte. Ähnlich seltsam ist, daß es zwar fest geschnürt, aber festbinden heißen soll. Wiederum fehlen hier in beiden Wörterbüchern die passenden Pendants fest schnüren bzw. festgebunden, die die Unstimmigkeit noch etwas auffälliger gemacht hätten. Andererseits sind die Partizipien hin und wieder auch in den Beispielsätzen zu den Infinitiv-Stichwörtern zu finden (z.B. bei festfahren im Wahrig, s.u.), und Wahrig hat sogar das Stichwort festwurzeln, das bei Duden fehlt, wohl als Grundlage für fest verwurzelt, obwohl das dann plötzlich wieder getrennt geschrieben werden soll.
Für den umgekehrten Fall, eine bezüglich dem Infokasten unerklärliche Zusammenschreibung, findet sich im Duden u.a. festbleiben. Anscheinend hält man es beim Duden für ausgeschlossen, daß jemand oder etwas auch noch fester bleiben oder ganz fest bleiben könnte. Schaut man beim Stichwort nach, ist dort auch eine spezielle Bedeutungsangabe verzeichnet. Aber sollten die „schwer handhabbaren inhaltlichen Kriterien“ nicht von der Reform beseitigt werden? Im folgenden eine Vergleichstabelle der betroffenen Stichworteinträge in Duden und Wahrig (inkl. Bedeutungsangaben):

Duden 2000Wahrig 2002
fest s. Kastenfest; fest angestellt; er ist fest besoldet; fest geschnürte Schuhe; fest kochende Kartoffeln; er hat fest umrissene Vorstellungen; sie ist hier fest verwurzelt; fest binden; aber: -> festbinden; fest halten; aber: -> festhalten; fest stehen; aber: -> feststehen
fest angestelltfest angestellt
der/die fest Angestellte, auch Festangestellte-
festbacken (ankleben); der Schnee backt fest, hat festgebackt, festzubackenfestbacken der Schnee backt fest
festbeißen, sich (auch für sich ausdauernd mit etwas beschäftigen); der Hund hat sich festgebissen; wir haben uns an dem Problem festgebissenfestbeißen sich in etwas verbeißen
fest besoldetfest besoldet
der/die fest Besoldete, auch Festbesoldete-
festbinden anbinden); die Kuh ist festgebunden, aber die Schuhe [ganz] fest bindenfestbinden anbinden
festbleiben (nicht nachgeben); er ist in seinem Entschluss festgeblieben-
festfahren sich festfahrenfestfahren eine festgefahrene Diskussion (wieder in Gang bringen)
festfressen, sich; der Kolben hat sich festgefressen-
fest gefügt, fest geschnürtfest geschnürt
festhaken sich festhaken-
festhalten die Aussage wurde [schriftlich] festgehalten; man hat sie zwei Stunden auf der Wache festgehalten; aber das Kind [ganz] fest haltenfesthalten schriftlich fixieren
festheften-
festklammern; sich festklammern-
festkleben; um das Foto festzuklebenfestkleben
festklopfen; (ugs. für festlegen, besiegeln); festknoten; ein festgeknotetes Seil-
fest kochendfest kochend
festlaufen; das Schiff ist festgelaufen-
festlegen; (auch für anordnen); sie hat die Hausordnung festgelegt; sich festlegen (sich binden); sie hat sich mit dieser Äußerung festgelegtfestlegen wir haben die Tagesordnung festgelegt
festliegen; auf einer Sandbank festliegenfestliegen
festmachen; (auch für vereinbaren); um die Taue festzumachenfestmachen befestigen, bindend vereinbaren
festnageln; (ugs. auch für jmd. auf etwas festlegen); ich nag[e]le festfestnageln ich nagele, nagle es fest
festnähen; um einen Knopf festzunähen-
die Festnahme; festnehmen (verhaften)Festnahme / festnehmen vorläufig gefangen nehmen
festrennen, sich; vgl. festbeißen, sich-
festsaugen, sich-
festschnallen, sich festschnallenfestschnallen
-festschrauben
festschreiben; dieser Punkt wurde im Vertrag festgeschrieben; Festschreibungfestschreiben durch eine schriftliche (oder auch mündliche) Vereinbarung vorläufig festlegen
festsetzen (bestimmen, anordnen; gefangen setzen); er wurde nach dieser Straftat festgesetzt; Festsetzungfestsetzen / Festsetzung
festsitzen (ugs. für nicht weiterkommen); sie haben festgesessenfestsitzen
feststecken; sie hat ihre Haare festgestecktfeststecken
feststehen (festgelegt, sicher, gewiss sein); fest steht, dass ... [^K47]; es hat festgestanden, dass ..., aber: [ganz] fest stehen (festen Stand haben); feststehend (festgelegt, sicher, gewiss)feststehen sicher sein, festgelegt, vereinbart sein; fest steht, dass ...; es hat festgestanden, dass ...
feststellbar-
feststellen (ermitteln, [be]merken, nachdrücklich aussprechen)feststellen
festtreten; um das Erdreich festzutreten-
fest umrissen-
fest verwurzeltfest verwurzelt
festverzinslichfestverzinslich
festwachsen; [an der Wand] festgewachsenes Efeufestwachsen
-festwurzeln
festziehen-


Wie man sieht, ist beinahe der gute alte Zustand wiederhergestellt. Nur ein paar Einzelfälle widerstreben dem noch geradezu dickköpfig. Bemerkenswert ist also, daß nicht alle Einträge dem gleichen Prinzip folgen, sondern manche sich eher an die Reformregel halten, bei Steiger- bzw. Erweiterbarkeit des Erstglieds Getrenntschreibung gelten zu lassen, die meisten anderen das aber ignorieren und offenbar das bislang gebräuchliche, bedeutungsorientierte Kriterium bzw. das Schema des Ergebniszusatzes heranziehen. Diese Zuordnung scheint aber rein willkürlich zu sein und läßt sich nur durch Nachschlagen ermitteln (und dann mühsam auswendig lernen, bis zur nächsten Revision). Zwar sind die einzigen Fälle von Getrenntschreibung alle Partizipien, aber da deren Schreibung sich laut Neuregelung nach dem Infinitiv richten soll, dürfte das eigentlich keine Rolle spielen. Die zugrundeliegenden Infinitive müßten also ebenfalls getrennt geschrieben werden, aber da die nicht verzeichnet sind, läßt sich das nicht nachprüfen. Dafür sind bei den Beispielsätzen einiger Stichwörter, etwa eine festgefahrene Diskussion oder ein festgeknotetes Seil, die Partizipien genau wie die Infinitive zusammengeschrieben.

Weder das alte noch das neue Prinzip wird durchgängig befolgt. Vielmehr scheint man zwar zur Einsicht gekommen zu sein, daß das Erweiterbarkeits-/Steigerbarkeitskriterium konsequent durchgeführt dann doch allzu eigenartige Schreibungen verursachen würde und auch nicht der Aussageabsicht entspricht, die man in der Rede durch entsprechend markierende Betonung solcher Wörter ausdrückt. Auf eine ganze Menge zusammengeschriebener Stichwörter ließe es sich nämlich mit derselben Berechtigung anwenden wie auf jene, die getrenntgeschrieben aufgeführt sind. Hätte man von der Anwendung dieses Kriteriums aber völlig abgesehen, wäre ja alles wieder wie gehabt, und das darf natürlich wiederum auch nicht sein. Da läßt man lieber noch eine Prise Getrenntschreibung zu, selbst wenn sie nicht einmal durch das Reformregelwerk in allen Fällen korrekt begründbar ist. Das Resultat: Wie Theodor Ickler schon sagte, nichts Halbes und nichts Ganzes. Ein irrwitziger Eiertanz, um nur ja die Unbrauchbarkeit des Reformregelwerks nicht absolut offensichtlich werden zu lassen.

– geändert durch Christian Melsa am 17.06.2002, 06.06 –

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