„Wir seit 1984“
Der Spiegel-Journalist Jörg Römer beschreibt die Forschung des Jenaer Paläogenetikers Johannes Krause und ein Interview mit ihm im Rahmen der Spiegel-Serie „Wir seit '89“ – die dem schwindenden „Wir“-Gefühl im Osten aufhelfen soll. Die Serie hätte wohl besser „Wir seit 1984“ heißen sollen, denn sie will neben „Neusprech“ nach dem Muster von George Orwells Dystopie auch die Durchsetzung von „Neuschreib“ und „Neudenk“.
Es fängt schon mit der Überschrift an: „Ostdeutschland“ statt „Mitteldeutschland“ – die Auslöschung der Erinnerung an die Umvolkung und Abtrennung der deutschen Ostgebiete: Spitzenforschung in Ostdeutschland
Herr der Knochen
Was Wolfsburg oder Stuttgart für den Autobau sind, ist Jena für die Wissenschaft. In der Stadt in Thüringen sind ein halbes Dutzend renommierte Institute heimisch auch das von Genforscher Johannes Krause.
... Krause ist in Leinefelde in Thüringen geboren und forscht heute am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. Das Labor des 39-Jährigen hat sich auf die Analyse alter DNA spezialisiert und schafft damit eine Kombination der Disziplinen Archäologie und Genetik. Es gehört weltweit zu einer Handvoll Einrichtungen, die regelmäßig für spektakuläre Forschungsergebnisse zur Menschheitsgeschichte sorgen.
... nach dem Abitur wollte er lieber etwas mit Zukunft studieren, auch in finanzieller Hinsicht. Archäologie klang eher nach dem Gegenteil, Genforschung dagegen vielversprechend. Also schrieb er sich für Biochemie ein. Es war der Beginn einer Blitzkarriere.
Sie begann in Leipzig bei Svante Pääbo, einem schwedischen Mediziner und Biologen. Schon während des Studiums zog es Krause an das Institut des Schweden, der als Gründervater der Archäogenetik gilt. ...
Dort arbeitet er an der Erforschung alter Erbsubstanz sogenannter ancient DNA...
Die Erkenntnisse, die Krause und sein Team dabei aus alten Knochen ziehen, haben das Potenzial, ganze Generationen von Archäologen zu frustrieren. Ihre Analyse der menschlichen Erbsubstanz hat teils völlig neue Blicke auf die Vergangenheit ermöglicht und anerkannte Theorien über den Haufen geworfen...
Die Daten zeigen beispielsweise, wie sich vor Tausenden Jahren anatolische Bauern in Europa ausbreiteten und die Landwirtschaft mitbrachten. Zuvor hatten manche Archäologen angenommen, dass sich die bis dahin in Europa lebenden Menschen ihre landwirtschaftliche Technik in Anatolien abgeschaut hatten. Nun zeigte sich, dass sich die Bevölkerung in einem langen Prozess mit den Einwanderern vermischt hatte. Genetisch tragen viele von uns Spuren dieser Menschen in sich.
Wir sind alle Migranten
Solche Erkenntnisse passen nicht jedem. Und schon gar nicht in Krauses Heimat Thüringen, in dem die AfD mit ihrem Rechtsaußen Björn Höcke bei den letzten Wahlen mehr Stimmen als die CDU erhielt und zweitstärkste Kraft wurde. Krause mischt sich auch in aktuelle Gesellschaftsdebatten ein und legt bei Diskussionen seine Daten auf den Tisch. Nach der Flüchtlingswelle vor einigen Jahren verkündete er, dass Migration schon vor Tausenden Jahren Teil der europäischen Kultur gewesen sei. Wir sind alle Migranten, war der Titel eines Interviews im SPIEGEL.
Erst kürzlich beteiligte er sich mit anderen Wissenschaftlern an der Jenaer Erklärung. Darin distanzierten sich Krause zusammen von dem aus Jena stammenden Evolutionsbiologen Ernst Haeckel und dem Begriff der Rasse. Haeckel hatte im 19. Jahrhunderts mit seiner Anordnung von Menschenrassen in einem Stammbaum zum Rassismus beigetragen...
spiegel.de 11.11.2019
1284 Wörter – „Reform“: 6 nichtsnutzige „dass“ statt daß, 1 „Prozess“ statt Prozeß, 1 „Potenzial“ statt Potential, 39-„Jährige“ statt 39jährige; traditionell: Handvoll, vielversprechend, 2 sogenannt, (Kosten dieser „Reform“ seit 1989 ca. 25 Mrd. Euro.) Der Bericht dient nebenbei vor allem der Ausgrenzung derjenigen, denen eben von fast einem Viertel der thüringischen Wähler Vertrauen und Zustimmung geschenkt worden ist. Der Name Björn Höcke darf nicht fehlen.
Rechtzeitig vor der Wahl war die „Jenaer Erklärung“ der Anthropologen veröffentlicht worden, in der die Abschaffung des Wortes „Rasse“ gefordert wurde – eine Marotte der Genetiker seit Luigi Cavalli-Sforza. Wie dann der alle erschlagende Begriff des „Rassismus“ der linken Einheitsrassisten aufrechterhalten werden kann bleibt offen.
Der noch recht junge Prof. Johannes Krause hat der „Erklärung“ zugestimmt, vielleicht sogar mitgewirkt. Hätte er das nicht, wären sicher die Zuschüsse für sein Institut gefährdet gewesen oder vielleicht sogar seine Stellung.
Daß der Begriff „Rasse“ heute wissenschaftlich nicht brauchbar ist, weil das menschliche Genom keine deutliche Abgrenzung zuläßt, besagt nicht, daß das Wort nicht nützlich ist. Wie sonst könnte man die Gleichbehandlung aller Staatsbürger nach dem Grundgesetz einfach ausdrücken?
GG 3.3 „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Man hat ja sogar „die Würde des Menschen“ an den Anfang des Grundgesetzes gesetzt, obwohl der Begriff noch schlechter einzugrenzen ist.
In der Jenaer Erklärung wird der Begriff „Rasse“ für Haustiere zugelassen, weil durch menschliche Zuchtwahl ein einheitliches Genom erzeugt worden sei. Aber genau das nimmt die Forschung jetzt auch für die blonde Haarfarbe an – natürlich in freiwilliger Zuchtwahl.
Die „vermeintlichen“ menschlichen Rassen seien nur ein Zufallsprodukt der geographischen Gegebenheiten. Aber entstand nicht das „schottische Hochlandrind“ auch unter dem Zwang der geographischen Verhältnisse, mit geringer Nachhilfe der Züchter?
Krause hat 2010 die einstige Existenz des Denisova-Menschen in ein paar Milligramm seines Knochenmaterials entdeckt. Seither wissen wir, woher das Höhen-Gen der Tibeter stammt. Sind sie damit nicht eine besondere Rasse?
Die Anthropologen machen den Evolutionsbiologen Ernst Haeckel mit seiner Einteilung der Menschheit für den „Rassismus“ seit dem 19. Jahrhundert verantwortlich.
Nun, Kopernikus hatte um 1540 gemeint, die Planeten vollführten Kreisbahnen um die Sonne. Soll man nun nach Kepler, Newton und Einstein nicht mehr sagen dürfen, Planeten, Kometen und Asteroiden „umkreisen“ die Sonne?
Leider bestärkt Krause mit seinem Schlagwort „Wir sind alle Migranten“ auch die One-World- und Antirassisnus-Ideologen in ihrem irren Eifer, möglichst schnell die erwünschte Einheitsrasse herzustellen, in der es dann Rassenkonflikte nicht mehr geben könne.
Wanderungen, die vor 8000 Jahren im recht menschenleeren Europa möglich waren, können nicht mit den Unterwanderungen der heutigen Staaten durch Millionenheere verglichen werden. Damals wurden ganze Populationen verdrängt und ausgelöscht. Das als „Kultur Europas“ zu bezeichnen ist doch etwas gewagt.
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