BRIEFSCHREIBER THOMAS BERNHARD
Der SPIEGEL rezensiert ein neues Hörbuch, das den Briefwechsel zwischen dem Verleger Unseld und dem Dramatiker Thomas Bernhard wiedergibt:
Holzhacken ist mir lieber als Schreiben
…
Gute Geschäfte zu machen, das gab Bernhard kokett zu, sei für ihn wenigstens so schön ... wie Schreiben. Als sich sein Roman Verstörung 1968 zum Ladenhüter entwickelte, stichelte er gegen Unseld: "Dass ein so großer und so guter Verlag wie der Ihre aber nicht mehr als 1800 Exemplare verkaufen hat können, ist so absurd, dass das kein Mensch glaubt, wenn ich das sagte. Denn selbst wenn ich ganz allein mit meinem Rucksack durchs Land ginge, verkaufte ich in vier Wochen sicher mehr. … Als Unseld nur 2000 Mark zahlen wollte, drohte er subtil: Ich brauche etwas zum Leben, also: Wenn ich nichts habe, muss ich, wie jeder andere Mensch auch, arbeiten gehen. Dagegen habe ich nichts, im Gegenteil: Holzhacken oder Ähnliches ist mir die längste Zeit lieber als Schreiben, aber dann kann ich auch nicht daran denken, den Roman, an dem ich arbeite, weiterzubringen und so fort. Unseld beugte sich.
Spiegel online 9.2.09
Ein Blick in zugängliche Facsimiles von Originalbriefen des Dichters zeigt: Selbstverständlich verwendete er handschriftlich wie auch maschinenschriftlich unsere übliche traditionelle Rechtschreibung. In seltenen Fällen, wo wohl die ß-Type fehlte, fndet man die ß-lose Schreibung. Das Heyse-System, das vor 1900 einige Jahre in Österreich propagiert wurde, benutzte er nicht. Für die Spiegelfälscher bleibt nur die Behauptung, sie hätten die Texte nach Gehör aufgeschrieben. Wie es in der Suhrkamp-Ausgabe selbst gehandhabt wird, ist nicht ersichtlich.
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